Die grossen Verbesserungen der Walzwerke erhöhten die Leistung in den einzelnen Zweigen der Eisen- und Stahlverarbeitung, besonders der Formeisen-, Blech- und Drahtfabrikation.
Bei Formeisen kommt in erster Linie die Schienenfabri- kation in Betracht. Bei dieser hatte sich der Flussstahl glänzend bewährt und schon in den siebziger Jahren das Schweisseisen mehr und mehr zurückgedrängt. Nach Veröffentlichungen aus dem Jahre 1878 mussten auf der Köln-Mindener Bahn nach 15-jähriger starker Benutzung ausgewechselt werden: Feinkornschienen 82 Prozent, eiserne 74 Prozent, Puddelstahlschienen 41,61 Prozent, Bessemer- schienen 7,71 Prozent. Die Abnutzung der letzteren auf jeden Milli- meter entsprach 6065000 Tonnen Bruttolast, ein sehr günstiges Resultat. Ähnliche Ermittelungen auf der Nicolaibahn in Russland ergeben für die Auswechselung von Feinkornschienen in 15 Jahren 76,7 Prozent, cementierte Schienen 63,3 Prozent, Puddelstahlschienen 33,3 Prozent, Bessemerstahlschienen 3,4 Prozent.
Nach Cox hielten auf der Philadelphia-Readingbahn Eisen- schienen 180 Millionen Tonnen, Stahlschienen 484 Millionen Tonnen Güterverkehr (trafik) aus.
Nach den Beobachtungen von Baurat Rüppell1) in Köln betrug die durchschnittliche jährliche Auswechselung:
1868/72 1,58 Tausendstel auf die Gesamtmasse
1873/77 0,85 " " " "
1878/82 0,25 " " " "
1883/87 0,12 " " " "
In Russland durften seit 1875 nur Stahlschienen verlegt werden. In den Vereinigten Staaten waren 1873 nur 1/6 Stahlschienen, 1883 dagegen 19/20. Der Preis war in dieser Zeit von 108 auf 30 Dollar pro Tonne gesunken.
Überhaupt waren Stahlschienen nur noch wenig teurer als Eisen- schienen. Im September 1876 wurden in Deutschland Stahlschienen für 155,50 Mark die Tonne vergeben; Puddelstahlschienen waren teurer als Bessemerstahlschienen. Infolgedessen nahm der Verbrauch von Flussstahlschienen von Jahr zu Jahr zu. Beispielsweise betrug derselbe in Frankreich:
1) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 68, 125.
Eisenbahnschienen und -schwellen.
Eisenbahnschienen und -schwellen.
Die groſsen Verbesserungen der Walzwerke erhöhten die Leistung in den einzelnen Zweigen der Eisen- und Stahlverarbeitung, besonders der Formeisen-, Blech- und Drahtfabrikation.
Bei Formeisen kommt in erster Linie die Schienenfabri- kation in Betracht. Bei dieser hatte sich der Fluſsstahl glänzend bewährt und schon in den siebziger Jahren das Schweiſseisen mehr und mehr zurückgedrängt. Nach Veröffentlichungen aus dem Jahre 1878 muſsten auf der Köln-Mindener Bahn nach 15-jähriger starker Benutzung ausgewechselt werden: Feinkornschienen 82 Prozent, eiserne 74 Prozent, Puddelstahlschienen 41,61 Prozent, Bessemer- schienen 7,71 Prozent. Die Abnutzung der letzteren auf jeden Milli- meter entsprach 6065000 Tonnen Bruttolast, ein sehr günstiges Resultat. Ähnliche Ermittelungen auf der Nicolaibahn in Ruſsland ergeben für die Auswechselung von Feinkornschienen in 15 Jahren 76,7 Prozent, cementierte Schienen 63,3 Prozent, Puddelstahlschienen 33,3 Prozent, Bessemerstahlschienen 3,4 Prozent.
Nach Cox hielten auf der Philadelphia-Readingbahn Eisen- schienen 180 Millionen Tonnen, Stahlschienen 484 Millionen Tonnen Güterverkehr (trafik) aus.
Nach den Beobachtungen von Baurat Rüppell1) in Köln betrug die durchschnittliche jährliche Auswechselung:
1868/72 1,58 Tausendstel auf die Gesamtmasse
1873/77 0,85 „ „ „ „
1878/82 0,25 „ „ „ „
1883/87 0,12 „ „ „ „
In Ruſsland durften seit 1875 nur Stahlschienen verlegt werden. In den Vereinigten Staaten waren 1873 nur ⅙ Stahlschienen, 1883 dagegen 19/20. Der Preis war in dieser Zeit von 108 auf 30 Dollar pro Tonne gesunken.
Überhaupt waren Stahlschienen nur noch wenig teurer als Eisen- schienen. Im September 1876 wurden in Deutschland Stahlschienen für 155,50 Mark die Tonne vergeben; Puddelstahlschienen waren teurer als Bessemerstahlschienen. Infolgedessen nahm der Verbrauch von Fluſsstahlschienen von Jahr zu Jahr zu. Beispielsweise betrug derselbe in Frankreich:
1) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 68, 125.
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Eisenbahnschienen und -schwellen.
Eisenbahnschienen und -schwellen.
Die groſsen Verbesserungen der Walzwerke erhöhten die Leistung
in den einzelnen Zweigen der Eisen- und Stahlverarbeitung, besonders
der Formeisen-, Blech- und Drahtfabrikation.
Bei Formeisen kommt in erster Linie die Schienenfabri-
kation in Betracht. Bei dieser hatte sich der Fluſsstahl glänzend
bewährt und schon in den siebziger Jahren das Schweiſseisen mehr
und mehr zurückgedrängt. Nach Veröffentlichungen aus dem Jahre
1878 muſsten auf der Köln-Mindener Bahn nach 15-jähriger starker
Benutzung ausgewechselt werden: Feinkornschienen 82 Prozent,
eiserne 74 Prozent, Puddelstahlschienen 41,61 Prozent, Bessemer-
schienen 7,71 Prozent. Die Abnutzung der letzteren auf jeden Milli-
meter entsprach 6065000 Tonnen Bruttolast, ein sehr günstiges
Resultat. Ähnliche Ermittelungen auf der Nicolaibahn in Ruſsland
ergeben für die Auswechselung von Feinkornschienen in 15 Jahren
76,7 Prozent, cementierte Schienen 63,3 Prozent, Puddelstahlschienen
33,3 Prozent, Bessemerstahlschienen 3,4 Prozent.
Nach Cox hielten auf der Philadelphia-Readingbahn Eisen-
schienen 180 Millionen Tonnen, Stahlschienen 484 Millionen Tonnen
Güterverkehr (trafik) aus.
Nach den Beobachtungen von Baurat Rüppell 1) in Köln betrug
die durchschnittliche jährliche Auswechselung:
1868/72 1,58 Tausendstel auf die Gesamtmasse
1873/77 0,85 „ „ „ „
1878/82 0,25 „ „ „ „
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In Ruſsland durften seit 1875 nur Stahlschienen verlegt werden.
In den Vereinigten Staaten waren 1873 nur ⅙ Stahlschienen, 1883
dagegen 19/20. Der Preis war in dieser Zeit von 108 auf 30 Dollar
pro Tonne gesunken.
Überhaupt waren Stahlschienen nur noch wenig teurer als Eisen-
schienen. Im September 1876 wurden in Deutschland Stahlschienen
für 155,50 Mark die Tonne vergeben; Puddelstahlschienen waren
teurer als Bessemerstahlschienen. Infolgedessen nahm der Verbrauch
von Fluſsstahlschienen von Jahr zu Jahr zu. Beispielsweise betrug
derselbe in Frankreich:
1) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 68, 125.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/839>, abgerufen am 22.11.2024.
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