Am 18. Dezember 1891 erhielt Otto Klatte in Neuwied ein Patent auf das Walzen von Ketten ohne Schweissung aus Kreuzstäben. Das Walzwerk hatte vier Walzen mit Erhöhungen, welche die Öffnungen in die diagonal gelagerten Rippen des Kreuzstabes eindrückten (D. R. P. Nr. 65549). Bereits im Jahre 1881 hatte der Obermeister Oury in Cherbourg ungeschweisste Ketten aus Kreuzeisen durch Bohren, Stanzen, Schmieden und Gesenkschlagen hergestellt (D. R. P. Nr. 16652). Reid & Co. nahm diese Fabrikation in England auf. H. Rongier in Birmingham nahm 1889 ein ähnliches Patent zur Herstellung von Stegketten unter Anwendung von Pressen. Das Klattesche Walz- verfahren ist genau beschrieben in dem Augustheft 1894 von "Stahl und Eisen".
Aus dem Jahre 1892 ist das Feinblechwalzwerk von Karl Wittgenstein in Wien, welches auf der Rudolfshütte bei Teplitz erfolgreich arbeitete, hervorzuheben. Es diente zum Walzen von Blechen aus Flussstahlblöcken und bestand aus einem Trio-Universal- walzwerk, auf dem Platinen vorgewalzt wurden, und aus einem Laut- schen Trio mit fünf hintereinandergelagerten Duos zum Fertigwalzen. Der Antrieb geschah durch zwei kräftige Dampfmaschinen. Die Fluss- stahlingots wurden von 50 auf 11/2 mm Dicke und von 0,6 m auf 40 bis 50 m Länge ausgewalzt 1).
Das damals breiteste Trio-Blechwalzwerk von 3350 mm Ballen- länge hatte S. T. Wellman in Thurlow erbaut 2).
Patente wurden 1892 noch erteilt auf ein Blockwalzwerk von A. Robert in Tilleur (Belgien), aus zwei horizontalen und zwei vertikalen Walzen bestehend, wodurch weder Reversion noch Überheben nötig wurde (D. R. P. Nr. 69487 3); -- auf ein Universalwalzwerk von H. Aiken (Amer. Pat. Nr. 484767); -- auf ein eigenartiges Walzwerk von John A. Potter in Munhall (Pa.), bei dem zwei dünnere an- getriebene Walzen sich oben und unten gegen dicke Schleppwalzen stützten (Amer. Pat. Nr. 477821 4); -- auf ein Walzwerk von Kratz & Strassmann in Barmen (D. R. P. Nr. 63307) zum Wickeln und Schweissen von Röhren aus Bändern und Stäben; -- auf ein Riffelblech- walzwerk von C. Löhr in Meggen (D. R. P. Nr. 68691); -- auf ein Blechwalzwerk von H. Hewitt in Birmingham, bei dem drei Walzen- paare in einem Gerüst angeordnet waren (Engl. Pat. 1892, Nr. 1444);
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 999.
2) Daselbst 1892, S. 782.
3 Daselbst 1893, S. 1056.
4 Daselbst 1893, S. 85.
Die Walzwerke.
Am 18. Dezember 1891 erhielt Otto Klatte in Neuwied ein Patent auf das Walzen von Ketten ohne Schweiſsung aus Kreuzstäben. Das Walzwerk hatte vier Walzen mit Erhöhungen, welche die Öffnungen in die diagonal gelagerten Rippen des Kreuzstabes eindrückten (D. R. P. Nr. 65549). Bereits im Jahre 1881 hatte der Obermeister Oury in Cherbourg ungeschweiſste Ketten aus Kreuzeisen durch Bohren, Stanzen, Schmieden und Gesenkschlagen hergestellt (D. R. P. Nr. 16652). Reid & Co. nahm diese Fabrikation in England auf. H. Rongier in Birmingham nahm 1889 ein ähnliches Patent zur Herstellung von Stegketten unter Anwendung von Pressen. Das Klattesche Walz- verfahren ist genau beschrieben in dem Augustheft 1894 von „Stahl und Eisen“.
Aus dem Jahre 1892 ist das Feinblechwalzwerk von Karl Wittgenstein in Wien, welches auf der Rudolfshütte bei Teplitz erfolgreich arbeitete, hervorzuheben. Es diente zum Walzen von Blechen aus Fluſsstahlblöcken und bestand aus einem Trio-Universal- walzwerk, auf dem Platinen vorgewalzt wurden, und aus einem Laut- schen Trio mit fünf hintereinandergelagerten Duos zum Fertigwalzen. Der Antrieb geschah durch zwei kräftige Dampfmaschinen. Die Fluſs- stahlingots wurden von 50 auf 1½ mm Dicke und von 0,6 m auf 40 bis 50 m Länge ausgewalzt 1).
Das damals breiteste Trio-Blechwalzwerk von 3350 mm Ballen- länge hatte S. T. Wellman in Thurlow erbaut 2).
Patente wurden 1892 noch erteilt auf ein Blockwalzwerk von A. Robert in Tilleur (Belgien), aus zwei horizontalen und zwei vertikalen Walzen bestehend, wodurch weder Reversion noch Überheben nötig wurde (D. R. P. Nr. 69487 3); — auf ein Universalwalzwerk von H. Aiken (Amer. Pat. Nr. 484767); — auf ein eigenartiges Walzwerk von John A. Potter in Munhall (Pa.), bei dem zwei dünnere an- getriebene Walzen sich oben und unten gegen dicke Schleppwalzen stützten (Amer. Pat. Nr. 477821 4); — auf ein Walzwerk von Kratz & Strassmann in Barmen (D. R. P. Nr. 63307) zum Wickeln und Schweiſsen von Röhren aus Bändern und Stäben; — auf ein Riffelblech- walzwerk von C. Löhr in Meggen (D. R. P. Nr. 68691); — auf ein Blechwalzwerk von H. Hewitt in Birmingham, bei dem drei Walzen- paare in einem Gerüst angeordnet waren (Engl. Pat. 1892, Nr. 1444);
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 999.
2) Daselbst 1892, S. 782.
3 Daselbst 1893, S. 1056.
4 Daselbst 1893, S. 85.
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Die Walzwerke.
Am 18. Dezember 1891 erhielt Otto Klatte in Neuwied ein Patent
auf das Walzen von Ketten ohne Schweiſsung aus Kreuzstäben. Das
Walzwerk hatte vier Walzen mit Erhöhungen, welche die Öffnungen
in die diagonal gelagerten Rippen des Kreuzstabes eindrückten (D. R. P.
Nr. 65549). Bereits im Jahre 1881 hatte der Obermeister Oury in
Cherbourg ungeschweiſste Ketten aus Kreuzeisen durch Bohren, Stanzen,
Schmieden und Gesenkschlagen hergestellt (D. R. P. Nr. 16652).
Reid & Co. nahm diese Fabrikation in England auf. H. Rongier in
Birmingham nahm 1889 ein ähnliches Patent zur Herstellung von
Stegketten unter Anwendung von Pressen. Das Klattesche Walz-
verfahren ist genau beschrieben in dem Augustheft 1894 von „Stahl
und Eisen“.
Aus dem Jahre 1892 ist das Feinblechwalzwerk von Karl
Wittgenstein in Wien, welches auf der Rudolfshütte bei Teplitz
erfolgreich arbeitete, hervorzuheben. Es diente zum Walzen von
Blechen aus Fluſsstahlblöcken und bestand aus einem Trio-Universal-
walzwerk, auf dem Platinen vorgewalzt wurden, und aus einem Laut-
schen Trio mit fünf hintereinandergelagerten Duos zum Fertigwalzen.
Der Antrieb geschah durch zwei kräftige Dampfmaschinen. Die Fluſs-
stahlingots wurden von 50 auf 1½ mm Dicke und von 0,6 m auf 40
bis 50 m Länge ausgewalzt 1).
Das damals breiteste Trio-Blechwalzwerk von 3350 mm Ballen-
länge hatte S. T. Wellman in Thurlow erbaut 2).
Patente wurden 1892 noch erteilt auf ein Blockwalzwerk von
A. Robert in Tilleur (Belgien), aus zwei horizontalen und zwei
vertikalen Walzen bestehend, wodurch weder Reversion noch Überheben
nötig wurde (D. R. P. Nr. 69487 3); — auf ein Universalwalzwerk von
H. Aiken (Amer. Pat. Nr. 484767); — auf ein eigenartiges Walzwerk
von John A. Potter in Munhall (Pa.), bei dem zwei dünnere an-
getriebene Walzen sich oben und unten gegen dicke Schleppwalzen
stützten (Amer. Pat. Nr. 477821 4); — auf ein Walzwerk von Kratz
& Strassmann in Barmen (D. R. P. Nr. 63307) zum Wickeln und
Schweiſsen von Röhren aus Bändern und Stäben; — auf ein Riffelblech-
walzwerk von C. Löhr in Meggen (D. R. P. Nr. 68691); — auf ein
Blechwalzwerk von H. Hewitt in Birmingham, bei dem drei Walzen-
paare in einem Gerüst angeordnet waren (Engl. Pat. 1892, Nr. 1444);
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 999.
2) Daselbst 1892, S. 782.
3 Daselbst 1893, S. 1056.
4 Daselbst 1893, S. 85.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/831>, abgerufen am 22.11.2024.
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