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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Walzwerke.
Gussstahl hergestellten Walzen betrug 4 m, das Gewicht der beiden
Walzen 90 Tonnen. Das Vorschieben und Wenden der Platten
geschieht selbstthätig durch Rollen und Daumen. Die Bedienung
der Dampfmaschine erfolgt von einer über derselben befindlichen
Steuerbühne aus. Bemerkenswert war auch die 1890/91 von der
Duisburger Maschinen-Aktien-Gesellschaft, vormals Bechem & Keet-
mann
, erbaute Reversierwalzwerksanlage des Hörder Bergwerks- und
Hüttenvereins zu Hörde 1). Sie zeichnete sich durch eine ausgiebige
Verwendung der Hydraulik aus, namentlich waren sowohl die Ober-
walzen der Block- und Fertigstrassen hydraulisch ausbalanziert, als
auch die Druckschrauben durch hydraulische Cylinder mit Plunger
angestellt. Die Blockstrasse wurde durch eine Zwillings-, die Fertig-
strasse durch eine Drillings-Reversiermaschine von Ehrhardt &
Sehmer
zu Schleifmühle bei Saarbrücken bewegt. Ausgedehnte
Rollgänge vermittelten den Transport des Walzguts zwischen den
Strassen und den Rollöfen, Scheren, der Adjustage und dem
Lagerplatz.

Patente auf verbesserte Rollbahnen nahmen 1891 Henry Aiken
in Pittsburg (Pa.) (Amer. Pat. Nr. 439925) 2) und Thomas J. Price 3)
in Danville (Pa.) (Amer. Pat. Nr. 441895). H. Aiken und James
Morgan
in Pittsburg (Amer. Pat. Nr. 450868) erfanden auch eine
hydraulische Druckschrauben-Anstellung für Luppenwalzwerke 4).

Reinhard Mannesmann jun. liess sich am 4. Februar 1891 ein
Verfahren des Auswalzens von mit Sand oder ähnlichen zusammen-
drückbaren Substanzen gefüllten Röhren schützen (D. R. P. Nr. 58410).
Derselbe verbesserte 1896 sein bereits erwähntes schrittweises Walz-
verfahren, das "Pilgerwalzwerk", wobei die Pilgerschrittbewegung der
Arbeitsflächen der Walzen zum Teil durch Verschiebung der Walzen
bewirkt wurde (D. R. P. Nr. 86162 und 88638). -- Ferner nennen
wir noch das Scheibenräderwalzwerk von J. R. Jones, Phila-
delphia (Amer. Pat. Nr. 457946 5), Blockwender für Rollbahnen von
Fr. W. Wood, Baltimore (Amer. Pat. Nr. 457946) und eine Roll-
vorrichtung für Walzwerksscheren von Franz Leonhard (D. R. P.
Nr. 61683).


1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 12, 181.
2) Daselbst 1891, S. 423.
3) A. a. O. S. 424.
4) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 550; Stahl
und Eisen 1891, S. 249.
5) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 342.

Die Walzwerke.
Guſsstahl hergestellten Walzen betrug 4 m, das Gewicht der beiden
Walzen 90 Tonnen. Das Vorschieben und Wenden der Platten
geschieht selbstthätig durch Rollen und Daumen. Die Bedienung
der Dampfmaschine erfolgt von einer über derselben befindlichen
Steuerbühne aus. Bemerkenswert war auch die 1890/91 von der
Duisburger Maschinen-Aktien-Gesellschaft, vormals Bechem & Keet-
mann
, erbaute Reversierwalzwerksanlage des Hörder Bergwerks- und
Hüttenvereins zu Hörde 1). Sie zeichnete sich durch eine ausgiebige
Verwendung der Hydraulik aus, namentlich waren sowohl die Ober-
walzen der Block- und Fertigstraſsen hydraulisch ausbalanziert, als
auch die Druckschrauben durch hydraulische Cylinder mit Plunger
angestellt. Die Blockstraſse wurde durch eine Zwillings-, die Fertig-
straſse durch eine Drillings-Reversiermaschine von Ehrhardt &
Sehmer
zu Schleifmühle bei Saarbrücken bewegt. Ausgedehnte
Rollgänge vermittelten den Transport des Walzguts zwischen den
Straſsen und den Rollöfen, Scheren, der Adjustage und dem
Lagerplatz.

Patente auf verbesserte Rollbahnen nahmen 1891 Henry Aiken
in Pittsburg (Pa.) (Amer. Pat. Nr. 439925) 2) und Thomas J. Price 3)
in Danville (Pa.) (Amer. Pat. Nr. 441895). H. Aiken und James
Morgan
in Pittsburg (Amer. Pat. Nr. 450868) erfanden auch eine
hydraulische Druckschrauben-Anstellung für Luppenwalzwerke 4).

Reinhard Mannesmann jun. lieſs sich am 4. Februar 1891 ein
Verfahren des Auswalzens von mit Sand oder ähnlichen zusammen-
drückbaren Substanzen gefüllten Röhren schützen (D. R. P. Nr. 58410).
Derselbe verbesserte 1896 sein bereits erwähntes schrittweises Walz-
verfahren, das „Pilgerwalzwerk“, wobei die Pilgerschrittbewegung der
Arbeitsflächen der Walzen zum Teil durch Verschiebung der Walzen
bewirkt wurde (D. R. P. Nr. 86162 und 88638). — Ferner nennen
wir noch das Scheibenräderwalzwerk von J. R. Jones, Phila-
delphia (Amer. Pat. Nr. 457946 5), Blockwender für Rollbahnen von
Fr. W. Wood, Baltimore (Amer. Pat. Nr. 457946) und eine Roll-
vorrichtung für Walzwerksscheren von Franz Leonhard (D. R. P.
Nr. 61683).


1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 12, 181.
2) Daselbst 1891, S. 423.
3) A. a. O. S. 424.
4) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 550; Stahl
und Eisen 1891, S. 249.
5) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 342.
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[814/0830] Die Walzwerke. Guſsstahl hergestellten Walzen betrug 4 m, das Gewicht der beiden Walzen 90 Tonnen. Das Vorschieben und Wenden der Platten geschieht selbstthätig durch Rollen und Daumen. Die Bedienung der Dampfmaschine erfolgt von einer über derselben befindlichen Steuerbühne aus. Bemerkenswert war auch die 1890/91 von der Duisburger Maschinen-Aktien-Gesellschaft, vormals Bechem & Keet- mann, erbaute Reversierwalzwerksanlage des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins zu Hörde 1). Sie zeichnete sich durch eine ausgiebige Verwendung der Hydraulik aus, namentlich waren sowohl die Ober- walzen der Block- und Fertigstraſsen hydraulisch ausbalanziert, als auch die Druckschrauben durch hydraulische Cylinder mit Plunger angestellt. Die Blockstraſse wurde durch eine Zwillings-, die Fertig- straſse durch eine Drillings-Reversiermaschine von Ehrhardt & Sehmer zu Schleifmühle bei Saarbrücken bewegt. Ausgedehnte Rollgänge vermittelten den Transport des Walzguts zwischen den Straſsen und den Rollöfen, Scheren, der Adjustage und dem Lagerplatz. Patente auf verbesserte Rollbahnen nahmen 1891 Henry Aiken in Pittsburg (Pa.) (Amer. Pat. Nr. 439925) 2) und Thomas J. Price 3) in Danville (Pa.) (Amer. Pat. Nr. 441895). H. Aiken und James Morgan in Pittsburg (Amer. Pat. Nr. 450868) erfanden auch eine hydraulische Druckschrauben-Anstellung für Luppenwalzwerke 4). Reinhard Mannesmann jun. lieſs sich am 4. Februar 1891 ein Verfahren des Auswalzens von mit Sand oder ähnlichen zusammen- drückbaren Substanzen gefüllten Röhren schützen (D. R. P. Nr. 58410). Derselbe verbesserte 1896 sein bereits erwähntes schrittweises Walz- verfahren, das „Pilgerwalzwerk“, wobei die Pilgerschrittbewegung der Arbeitsflächen der Walzen zum Teil durch Verschiebung der Walzen bewirkt wurde (D. R. P. Nr. 86162 und 88638). — Ferner nennen wir noch das Scheibenräderwalzwerk von J. R. Jones, Phila- delphia (Amer. Pat. Nr. 457946 5), Blockwender für Rollbahnen von Fr. W. Wood, Baltimore (Amer. Pat. Nr. 457946) und eine Roll- vorrichtung für Walzwerksscheren von Franz Leonhard (D. R. P. Nr. 61683). 1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 12, 181. 2) Daselbst 1891, S. 423. 3) A. a. O. S. 424. 4) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 550; Stahl und Eisen 1891, S. 249. 5) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 342.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/830>, abgerufen am 28.07.2024.