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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Walzwerke.
blockte in 9 bis 12 Stichen in fünf bis sechs Kalibern, wobei das
Walzstück jedes Kaliber zweimal, um 90° gedreht, durchlief. Hier-
bei walzte man meist grössere Blöcke für zwei bis drei Schienen,
die dann zerteilt, gewärmt und in einem Trio fertiggewalzt wurden.
Die so erzeugten Schienen waren gleichmässiger als die unter dem
Hammer vorgeblockten.

Am vorteilhaftesten war es selbstverständlich, gleich dichte Blöcke
zu giessen und diese in einer Hitze zu Schienen auszuwalzen, was,
wie erwähnt, in Triowalzwerken geschah. Hierbei kam die Ge-
schwindigkeit der Arbeitsflächen wesentlich in Betracht, weshalb man
möglichst grossen Walzendurchmesser, rasche Umdrehung und dem-
entsprechend starke Maschinen konstruierte. Vorwalzen von 1400
bis 1500 mm und Fertigwalzen von 1800 bis 1900 mm Ballenlänge
bei 650 mm Durchmesser und 100 Umdrehungen in der Minute er-
forderten 1800 Pferdekräfte. Nach einer anderen Angabe 1) betrug
der Kraftbedarf für Walzen, die in der Minute je eine Schiene fertig
walzen, bei Schwungradmaschinen 1068,7, bei Maschinen ohne Schwung-
rad 1364,5 Pferdestärke.

Man machte die Mittelwalze der Schienentrios öfter aus Stahl.
Da die harten Stahlschienen das Lochen nicht vertrugen, so wurden
die Löcher gebohrt oder neuerdings häufiger gefräst. Der Verein
deutscher Eisenbahnverwaltungen schrieb vor: Zerreissfestigkeit nicht
unter 50 kg pro Quadratmillimeter, Kontraktion nicht unter 20 Pro-
zent. Bei einer Belastungsprobe von 20000 kg durfte keine bleibende
Durchbiegung erfolgen; bei der Biegprobe musste die Schiene auf
Kopf oder Fuss gelagert 5 mm Durchbiegung ohne Bruch oder Riss
vertragen. Bei der Schlagprobe durfte die Schiene bei 4 m Fallhöhe,
500 kg Fallgewicht und 1 m Stützpunkt bei den ersten zwei Schlägen
nicht brechen, bei 2,5 m Fallhöhe keine Beschädigung zeigen; seitlich
mussten sich die Schienen bei 3 m Länge auf 22,5 mm durchbiegen
lassen.

Der Verein deutscher Eisenhüttenleute liess 1881 von einer Kom-
mission, bestehend aus den Herren Blass, Daelen und Kollmann,
durch Versuche den Arbeitsbedarf und die Arbeitspressungen der
Walzwerke feststellen 2).

Von Verbesserungen in der Zeit von 1881 bis 1885 seien genannt:
Eine hydraulische Druck- und Reguliervorrichtung für die Oberwalzen

1) Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ingenieure, Bd. 22, S. 467.
2) Siehe J. Lüders, Kraftverbrauch und Arbeitspressung bei Walzprozessen,
Stahl und Eisen 1884, S. 697.

Die Walzwerke.
blockte in 9 bis 12 Stichen in fünf bis sechs Kalibern, wobei das
Walzstück jedes Kaliber zweimal, um 90° gedreht, durchlief. Hier-
bei walzte man meist gröſsere Blöcke für zwei bis drei Schienen,
die dann zerteilt, gewärmt und in einem Trio fertiggewalzt wurden.
Die so erzeugten Schienen waren gleichmäſsiger als die unter dem
Hammer vorgeblockten.

Am vorteilhaftesten war es selbstverständlich, gleich dichte Blöcke
zu gieſsen und diese in einer Hitze zu Schienen auszuwalzen, was,
wie erwähnt, in Triowalzwerken geschah. Hierbei kam die Ge-
schwindigkeit der Arbeitsflächen wesentlich in Betracht, weshalb man
möglichst groſsen Walzendurchmesser, rasche Umdrehung und dem-
entsprechend starke Maschinen konstruierte. Vorwalzen von 1400
bis 1500 mm und Fertigwalzen von 1800 bis 1900 mm Ballenlänge
bei 650 mm Durchmesser und 100 Umdrehungen in der Minute er-
forderten 1800 Pferdekräfte. Nach einer anderen Angabe 1) betrug
der Kraftbedarf für Walzen, die in der Minute je eine Schiene fertig
walzen, bei Schwungradmaschinen 1068,7, bei Maschinen ohne Schwung-
rad 1364,5 Pferdestärke.

Man machte die Mittelwalze der Schienentrios öfter aus Stahl.
Da die harten Stahlschienen das Lochen nicht vertrugen, so wurden
die Löcher gebohrt oder neuerdings häufiger gefräst. Der Verein
deutscher Eisenbahnverwaltungen schrieb vor: Zerreiſsfestigkeit nicht
unter 50 kg pro Quadratmillimeter, Kontraktion nicht unter 20 Pro-
zent. Bei einer Belastungsprobe von 20000 kg durfte keine bleibende
Durchbiegung erfolgen; bei der Biegprobe muſste die Schiene auf
Kopf oder Fuſs gelagert 5 mm Durchbiegung ohne Bruch oder Riſs
vertragen. Bei der Schlagprobe durfte die Schiene bei 4 m Fallhöhe,
500 kg Fallgewicht und 1 m Stützpunkt bei den ersten zwei Schlägen
nicht brechen, bei 2,5 m Fallhöhe keine Beschädigung zeigen; seitlich
muſsten sich die Schienen bei 3 m Länge auf 22,5 mm durchbiegen
lassen.

Der Verein deutscher Eisenhüttenleute lieſs 1881 von einer Kom-
mission, bestehend aus den Herren Blaſs, Daelen und Kollmann,
durch Versuche den Arbeitsbedarf und die Arbeitspressungen der
Walzwerke feststellen 2).

Von Verbesserungen in der Zeit von 1881 bis 1885 seien genannt:
Eine hydraulische Druck- und Reguliervorrichtung für die Oberwalzen

1) Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ingenieure, Bd. 22, S. 467.
2) Siehe J. Lüders, Kraftverbrauch und Arbeitspressung bei Walzprozessen,
Stahl und Eisen 1884, S. 697.
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[797/0813] Die Walzwerke. blockte in 9 bis 12 Stichen in fünf bis sechs Kalibern, wobei das Walzstück jedes Kaliber zweimal, um 90° gedreht, durchlief. Hier- bei walzte man meist gröſsere Blöcke für zwei bis drei Schienen, die dann zerteilt, gewärmt und in einem Trio fertiggewalzt wurden. Die so erzeugten Schienen waren gleichmäſsiger als die unter dem Hammer vorgeblockten. Am vorteilhaftesten war es selbstverständlich, gleich dichte Blöcke zu gieſsen und diese in einer Hitze zu Schienen auszuwalzen, was, wie erwähnt, in Triowalzwerken geschah. Hierbei kam die Ge- schwindigkeit der Arbeitsflächen wesentlich in Betracht, weshalb man möglichst groſsen Walzendurchmesser, rasche Umdrehung und dem- entsprechend starke Maschinen konstruierte. Vorwalzen von 1400 bis 1500 mm und Fertigwalzen von 1800 bis 1900 mm Ballenlänge bei 650 mm Durchmesser und 100 Umdrehungen in der Minute er- forderten 1800 Pferdekräfte. Nach einer anderen Angabe 1) betrug der Kraftbedarf für Walzen, die in der Minute je eine Schiene fertig walzen, bei Schwungradmaschinen 1068,7, bei Maschinen ohne Schwung- rad 1364,5 Pferdestärke. Man machte die Mittelwalze der Schienentrios öfter aus Stahl. Da die harten Stahlschienen das Lochen nicht vertrugen, so wurden die Löcher gebohrt oder neuerdings häufiger gefräst. Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen schrieb vor: Zerreiſsfestigkeit nicht unter 50 kg pro Quadratmillimeter, Kontraktion nicht unter 20 Pro- zent. Bei einer Belastungsprobe von 20000 kg durfte keine bleibende Durchbiegung erfolgen; bei der Biegprobe muſste die Schiene auf Kopf oder Fuſs gelagert 5 mm Durchbiegung ohne Bruch oder Riſs vertragen. Bei der Schlagprobe durfte die Schiene bei 4 m Fallhöhe, 500 kg Fallgewicht und 1 m Stützpunkt bei den ersten zwei Schlägen nicht brechen, bei 2,5 m Fallhöhe keine Beschädigung zeigen; seitlich muſsten sich die Schienen bei 3 m Länge auf 22,5 mm durchbiegen lassen. Der Verein deutscher Eisenhüttenleute lieſs 1881 von einer Kom- mission, bestehend aus den Herren Blaſs, Daelen und Kollmann, durch Versuche den Arbeitsbedarf und die Arbeitspressungen der Walzwerke feststellen 2). Von Verbesserungen in der Zeit von 1881 bis 1885 seien genannt: Eine hydraulische Druck- und Reguliervorrichtung für die Oberwalzen 1) Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ingenieure, Bd. 22, S. 467. 2) Siehe J. Lüders, Kraftverbrauch und Arbeitspressung bei Walzprozessen, Stahl und Eisen 1884, S. 697.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/813>, abgerufen am 22.11.2024.