Stahlhütte, und man schmiedete mit ihm Stahlblöcke von 120 Tonnen Gewicht. Hämmer von 100 Tonnen Fallgewicht wurden in der Folge errichtet zu Rive de Gier in Frankreich und zu Terni in Italien.
Alle diese wurden an Grösse übertroffen durch den 1891 zu Bethlehem in den Vereinigten Staaten von Amerika von John Fritz gebauten Riesenhammer von 125 Tonnen Fallgewicht (Fig. 310 a. v. S.), dessen Amboss 475 Tonnen und dessen Chabotte 1400 Tonnen wogen, so dass das Gesamtgewicht dieser Teile 2000 Tonnen betrug.
Die schwierige Frage der Fundamentierung solch mächtiger Hämmer wurde schon Anfang der siebziger Jahre dadurch glücklich gelöst, dass man das Fundament des Hammergerüstes von dem Funda- ment von Amboss und Chabotte vollständig trennte.
Der grosse Hammer des italienischen Stahlwerks zu Terni von 100 Tonnen Hammergewicht und 5 Fuss Hub, 1885 von der Ge- sellschaft John Cockerill erbaut, wurde mit Pressluft betrieben 1), die von vier Gruppen Dubois-Francoisschen Luftverdichtungs- pumpen geliefert wurde. Der Hammer war von allen Seiten leicht zugänglich.
Hinsichtlich der Steuerung haben sich bei schweren Hämmern Ventilsteuerung, bei leichten Hämmern, besonders Schnellhämmern mit Handsteuerung, Schieber oder Hähne am besten bewährt. Die Muschelschieber pflegt man möglichst mit Druckentlastung einzu- richten.
Durch zweckmässige Steuerung zeichnete sich ein 1873 in Wien ausgestellter Dampfhammer von W. und C. Seller, der sowohl automatisch als von Hand gesteuert werden konnte, aus, ebenso der Schnellhammer von Keller und Banning mit Schiebersteuerung und Expansion (1873), desgleichen der 1874 bekannt gewordene Schnell- hammer von Massey in Manchester 2), der mit Oberdampf arbeitete, 200 bis 400 Schläge in der Minute machte und mit Hand- und Selbststeuerung versehen war. Der um diese Zeit eingeführte Napier- sche Schieber war ein Röhrenschieber.
Frischen Oberdampf wendete man mit Vorteil bei Schnellhämmern an, während bei schweren Hämmern nur Unterdampf zum Heben des Fallgewichtes benutzt und der Schlag nur durch das Gewicht des fallenden Hammerbären bewirkt wurde.
1) Mitteilungen darüber von Franz Kuppelwieser in Österreich. Zeitschr- für Berg- und Hüttenwesen 1887, S. 106.
2) Siehe Kerpely, Fortschritte des Eisenhüttenwesens 1874, S. 277.
Die mechanische Formgebung.
Stahlhütte, und man schmiedete mit ihm Stahlblöcke von 120 Tonnen Gewicht. Hämmer von 100 Tonnen Fallgewicht wurden in der Folge errichtet zu Rive de Gier in Frankreich und zu Terni in Italien.
Alle diese wurden an Gröſse übertroffen durch den 1891 zu Bethlehem in den Vereinigten Staaten von Amerika von John Fritz gebauten Riesenhammer von 125 Tonnen Fallgewicht (Fig. 310 a. v. S.), dessen Amboſs 475 Tonnen und dessen Chabotte 1400 Tonnen wogen, so daſs das Gesamtgewicht dieser Teile 2000 Tonnen betrug.
Die schwierige Frage der Fundamentierung solch mächtiger Hämmer wurde schon Anfang der siebziger Jahre dadurch glücklich gelöst, daſs man das Fundament des Hammergerüstes von dem Funda- ment von Amboſs und Chabotte vollständig trennte.
Der groſse Hammer des italienischen Stahlwerks zu Terni von 100 Tonnen Hammergewicht und 5 Fuſs Hub, 1885 von der Ge- sellschaft John Cockerill erbaut, wurde mit Preſsluft betrieben 1), die von vier Gruppen Dubois-Françoisschen Luftverdichtungs- pumpen geliefert wurde. Der Hammer war von allen Seiten leicht zugänglich.
Hinsichtlich der Steuerung haben sich bei schweren Hämmern Ventilsteuerung, bei leichten Hämmern, besonders Schnellhämmern mit Handsteuerung, Schieber oder Hähne am besten bewährt. Die Muschelschieber pflegt man möglichst mit Druckentlastung einzu- richten.
Durch zweckmäſsige Steuerung zeichnete sich ein 1873 in Wien ausgestellter Dampfhammer von W. und C. Seller, der sowohl automatisch als von Hand gesteuert werden konnte, aus, ebenso der Schnellhammer von Keller und Banning mit Schiebersteuerung und Expansion (1873), desgleichen der 1874 bekannt gewordene Schnell- hammer von Massey in Manchester 2), der mit Oberdampf arbeitete, 200 bis 400 Schläge in der Minute machte und mit Hand- und Selbststeuerung versehen war. Der um diese Zeit eingeführte Napier- sche Schieber war ein Röhrenschieber.
Frischen Oberdampf wendete man mit Vorteil bei Schnellhämmern an, während bei schweren Hämmern nur Unterdampf zum Heben des Fallgewichtes benutzt und der Schlag nur durch das Gewicht des fallenden Hammerbären bewirkt wurde.
1) Mitteilungen darüber von Franz Kuppelwieser in Österreich. Zeitschr- für Berg- und Hüttenwesen 1887, S. 106.
2) Siehe Kerpely, Fortschritte des Eisenhüttenwesens 1874, S. 277.
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Alle diese wurden an Gröſse übertroffen durch den 1891 zu
Bethlehem in den Vereinigten Staaten von Amerika von John Fritz
gebauten Riesenhammer von 125 Tonnen Fallgewicht (Fig. 310 a. v. S.),
dessen Amboſs 475 Tonnen und dessen Chabotte 1400 Tonnen wogen,
so daſs das Gesamtgewicht dieser Teile 2000 Tonnen betrug.
Die schwierige Frage der Fundamentierung solch mächtiger
Hämmer wurde schon Anfang der siebziger Jahre dadurch glücklich
gelöst, daſs man das Fundament des Hammergerüstes von dem Funda-
ment von Amboſs und Chabotte vollständig trennte.
Der groſse Hammer des italienischen Stahlwerks zu Terni von
100 Tonnen Hammergewicht und 5 Fuſs Hub, 1885 von der Ge-
sellschaft John Cockerill erbaut, wurde mit Preſsluft betrieben 1),
die von vier Gruppen Dubois-Françoisschen Luftverdichtungs-
pumpen geliefert wurde. Der Hammer war von allen Seiten leicht
zugänglich.
Hinsichtlich der Steuerung haben sich bei schweren Hämmern
Ventilsteuerung, bei leichten Hämmern, besonders Schnellhämmern
mit Handsteuerung, Schieber oder Hähne am besten bewährt. Die
Muschelschieber pflegt man möglichst mit Druckentlastung einzu-
richten.
Durch zweckmäſsige Steuerung zeichnete sich ein 1873 in Wien
ausgestellter Dampfhammer von W. und C. Seller, der sowohl
automatisch als von Hand gesteuert werden konnte, aus, ebenso der
Schnellhammer von Keller und Banning mit Schiebersteuerung und
Expansion (1873), desgleichen der 1874 bekannt gewordene Schnell-
hammer von Massey in Manchester 2), der mit Oberdampf arbeitete,
200 bis 400 Schläge in der Minute machte und mit Hand- und
Selbststeuerung versehen war. Der um diese Zeit eingeführte Napier-
sche Schieber war ein Röhrenschieber.
Frischen Oberdampf wendete man mit Vorteil bei Schnellhämmern
an, während bei schweren Hämmern nur Unterdampf zum Heben des
Fallgewichtes benutzt und der Schlag nur durch das Gewicht des
fallenden Hammerbären bewirkt wurde.
1) Mitteilungen darüber von Franz Kuppelwieser in Österreich. Zeitschr-
für Berg- und Hüttenwesen 1887, S. 106.
2) Siehe Kerpely, Fortschritte des Eisenhüttenwesens 1874, S. 277.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/798>, abgerufen am 22.11.2024.
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