in Koks-Thontiegeln nur geringe Veränderungen beim Schmelzen, doch sind Graphittiegel für Qualitätsstahl vorzuziehen. Für basische Tiegel empfiehlt er Magnesit mit 8 Tln. Thonerde und Teer als Binde- mittel.
Diese Untersuchungen und weitere über den Einfluss des Siliciums auf den Tiegelgussstahl beim Schmelzen waren mit angeregt worden durch einen Vortrag von H. Seebohm1), in dem dieser zum erstenmal auf die Wichtigkeit des Nachkochens, in Sheffield "Killing" genannt, hinwies.
Es ist in Sheffield beim Schmelzen des guten Tiegelstahls Gebrauch, den Stahl nach dem Schmelzen im Ofen bei hoher Hitze noch eine halbe Stunde nachkochen, sich dann beruhigen und auf die erforderliche Temperatur abkühlen zu lassen, um dichte, gute Güsse zu erhalten. Gerade hierbei findet die Aufnahme von Silicium aus der Tiegelwand statt. Das reducierte Silicium wirkt hier gerade so, wie bei dem Zusatz von Eisensilicid oder Eisen-Mangansilicid zu Flusseisen zur Erzielung blasenfreier Güsse. Dass die Anwesenheit von Mangan hierbei sehr förderlich ist, hat auch Dr. Friedr. C. G Müller bei seiner weiteren Untersuchung 2) gefunden. Mangan wirkt bei der hohen Temperatur noch energischer wie das Eisen auf die Kieselsäure der Tiegelwand ein, indem es einem Teil der Kieselsäure Sauerstoff entzieht und zu Silicium reduciert, während sich das gebildete Mangan mit einem anderen Teile der Kieselsäure verschlackt (2 Mn + 3 Si O2 = Si + 2 Si Mn O3). Auf diesem Vorgang beruht die garende Wirkung bei dem Nachkochen, wobei das Silicium als Träger des Prozesses erscheint. Beste englische Gussstahlsorten enthalten bis zu 0,5 Prozent Silicium. Auch M. Böcker3) ist der Ansicht, dass Silicium und Mangan für die Herstellung von gutem Tiegelstahl un- entbehrlich seien, dagegen erhöhe der Gehalt von Silicium und Mangan keineswegs die Güte des Gussstahls. Nach Böcker soll idealer Guss- stahl nur Eisen und Kohlenstoff enthalten, jede Beimengung be- einträchtige die Güte desselben und zwar geschähe dies von den gewöhnlichen Beimengungen des Roheisens in folgender abnehmender Reihe: 1. Phosphor, 2. Schwefel, 3. Kupfer, 4. Silicium, 5. Mangan. Mangan und Silicium können erwünschte Beimengungen sein, wenn der Stahl noch weiter im Feuer verarbeitet wird, indem dann diese Körper ihn vor Verbrennen schützen.
1) Abgedruckt im Journal of the Iron and Steel Institute 1884, p. 372.
2) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 695.
3) Daselbst S. 33.
Cement- und Tiegelguſsstahl.
in Koks-Thontiegeln nur geringe Veränderungen beim Schmelzen, doch sind Graphittiegel für Qualitätsstahl vorzuziehen. Für basische Tiegel empfiehlt er Magnesit mit 8 Tln. Thonerde und Teer als Binde- mittel.
Diese Untersuchungen und weitere über den Einfluſs des Siliciums auf den Tiegelguſsstahl beim Schmelzen waren mit angeregt worden durch einen Vortrag von H. Seebohm1), in dem dieser zum erstenmal auf die Wichtigkeit des Nachkochens, in Sheffield „Killing“ genannt, hinwies.
Es ist in Sheffield beim Schmelzen des guten Tiegelstahls Gebrauch, den Stahl nach dem Schmelzen im Ofen bei hoher Hitze noch eine halbe Stunde nachkochen, sich dann beruhigen und auf die erforderliche Temperatur abkühlen zu lassen, um dichte, gute Güsse zu erhalten. Gerade hierbei findet die Aufnahme von Silicium aus der Tiegelwand statt. Das reducierte Silicium wirkt hier gerade so, wie bei dem Zusatz von Eisensilicid oder Eisen-Mangansilicid zu Fluſseisen zur Erzielung blasenfreier Güsse. Daſs die Anwesenheit von Mangan hierbei sehr förderlich ist, hat auch Dr. Friedr. C. G Müller bei seiner weiteren Untersuchung 2) gefunden. Mangan wirkt bei der hohen Temperatur noch energischer wie das Eisen auf die Kieselsäure der Tiegelwand ein, indem es einem Teil der Kieselsäure Sauerstoff entzieht und zu Silicium reduciert, während sich das gebildete Mangan mit einem anderen Teile der Kieselsäure verschlackt (2 Mn + 3 Si O2 = Si + 2 Si Mn O3). Auf diesem Vorgang beruht die garende Wirkung bei dem Nachkochen, wobei das Silicium als Träger des Prozesses erscheint. Beste englische Guſsstahlsorten enthalten bis zu 0,5 Prozent Silicium. Auch M. Böcker3) ist der Ansicht, daſs Silicium und Mangan für die Herstellung von gutem Tiegelstahl un- entbehrlich seien, dagegen erhöhe der Gehalt von Silicium und Mangan keineswegs die Güte des Guſsstahls. Nach Böcker soll idealer Guſs- stahl nur Eisen und Kohlenstoff enthalten, jede Beimengung be- einträchtige die Güte desselben und zwar geschähe dies von den gewöhnlichen Beimengungen des Roheisens in folgender abnehmender Reihe: 1. Phosphor, 2. Schwefel, 3. Kupfer, 4. Silicium, 5. Mangan. Mangan und Silicium können erwünschte Beimengungen sein, wenn der Stahl noch weiter im Feuer verarbeitet wird, indem dann diese Körper ihn vor Verbrennen schützen.
1) Abgedruckt im Journal of the Iron and Steel Institute 1884, p. 372.
2) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 695.
3) Daselbst S. 33.
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Cement- und Tiegelguſsstahl.
in Koks-Thontiegeln nur geringe Veränderungen beim Schmelzen, doch
sind Graphittiegel für Qualitätsstahl vorzuziehen. Für basische Tiegel
empfiehlt er Magnesit mit 8 Tln. Thonerde und Teer als Binde-
mittel.
Diese Untersuchungen und weitere über den Einfluſs des Siliciums
auf den Tiegelguſsstahl beim Schmelzen waren mit angeregt worden
durch einen Vortrag von H. Seebohm 1), in dem dieser zum erstenmal
auf die Wichtigkeit des Nachkochens, in Sheffield „Killing“ genannt,
hinwies.
Es ist in Sheffield beim Schmelzen des guten Tiegelstahls
Gebrauch, den Stahl nach dem Schmelzen im Ofen bei hoher Hitze
noch eine halbe Stunde nachkochen, sich dann beruhigen und auf
die erforderliche Temperatur abkühlen zu lassen, um dichte, gute
Güsse zu erhalten. Gerade hierbei findet die Aufnahme von Silicium
aus der Tiegelwand statt. Das reducierte Silicium wirkt hier gerade
so, wie bei dem Zusatz von Eisensilicid oder Eisen-Mangansilicid zu
Fluſseisen zur Erzielung blasenfreier Güsse. Daſs die Anwesenheit
von Mangan hierbei sehr förderlich ist, hat auch Dr. Friedr. C. G
Müller bei seiner weiteren Untersuchung 2) gefunden. Mangan wirkt
bei der hohen Temperatur noch energischer wie das Eisen auf die
Kieselsäure der Tiegelwand ein, indem es einem Teil der Kieselsäure
Sauerstoff entzieht und zu Silicium reduciert, während sich das
gebildete Mangan mit einem anderen Teile der Kieselsäure verschlackt
(2 Mn + 3 Si O2 = Si + 2 Si Mn O3). Auf diesem Vorgang beruht die
garende Wirkung bei dem Nachkochen, wobei das Silicium als Träger
des Prozesses erscheint. Beste englische Guſsstahlsorten enthalten
bis zu 0,5 Prozent Silicium. Auch M. Böcker 3) ist der Ansicht, daſs
Silicium und Mangan für die Herstellung von gutem Tiegelstahl un-
entbehrlich seien, dagegen erhöhe der Gehalt von Silicium und Mangan
keineswegs die Güte des Guſsstahls. Nach Böcker soll idealer Guſs-
stahl nur Eisen und Kohlenstoff enthalten, jede Beimengung be-
einträchtige die Güte desselben und zwar geschähe dies von den
gewöhnlichen Beimengungen des Roheisens in folgender abnehmender
Reihe: 1. Phosphor, 2. Schwefel, 3. Kupfer, 4. Silicium, 5. Mangan.
Mangan und Silicium können erwünschte Beimengungen sein, wenn
der Stahl noch weiter im Feuer verarbeitet wird, indem dann diese
Körper ihn vor Verbrennen schützen.
1) Abgedruckt im Journal of the Iron and Steel Institute 1884, p. 372.
2) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 695.
3) Daselbst S. 33.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/752>, abgerufen am 22.11.2024.
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