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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.

Im März 1890 kam in Witkowitz die neue Anlage, wobei fünf
Martinöfen von je 20 Tonnen Einsatz mit einem Konverter verbunden
waren, in Betrieb. Die fünf Gasflammöfen waren in einer Reihe zu
dem Konverter so aufgestellt, dass die mit vorgefrischtem Metall ge-
füllten Pfannen durch einen hydraulischen Elevator unmittelbar vor
die Öfen gehoben werden konnten. Das Durchblasen dauerte zwei
Minuten und wurde dadurch das Roheisen an Güte dem Koksroh-
eisen der Alpenländer nahe gebracht. Es enthielt an Prozenten:

[Tabelle]

Auch kam es wärmer in den Herd. Die Charge betrug 90 Pro-
zent Roheisen und nur 10 Prozent Alteisen und Erze. In den drei
Öfen wurden in 24 Stunden durchschnittlich 17 Chargen gemacht.
Der Brennstoffaufwand betrug dabei nur 10 bis 12 kg auf 100 kg
Ingoteisen. Das Hüttenwerk Trynietz führte einige Zeit danach den-
selben Betrieb ein.

L. Pszezolka 1) in Gratz reinigte besonders das durch den
basischen Prozess erzeugte Flussmetall, welches oxydiertes Eisen gelöst
enthält und ungleich in der Masse ist, durch Einrühren kieselsäure-
haltiger Substanzen, wie Schlacken, Glas, Quarz, Flussspat etc., welche
die Oxyde auflösen und das Metall verbessern.

Auf die Wichtigkeit der Zusammensetzung der Schlacken im
Moment des Ausgiessens hat Calbraith 2) in Chesterfield hingewiesen
und hierauf eine Reinigungsmethode gegründet. Er arbeitet mit zwei
Pfannen, in deren eine die nötigen Zusätze zur Reinigung eingetragen
sind. In diese wird das Eisen aus der anderen Pfanne eingegossen,
bis die Schlacke den richtigen Zustand der Basicität zeigt.

In England war der Roheisenerzprozess mit saurem Herd noch sehr
verbreitet; dabei hatte man aber weit grössere Öfen wie früher, so
dass man meist mit 25 Tonnen Einsatz arbeitete. In den Vereinigten
Staaten hatte man Öfen bis zu 30 Tonnen Einsatz gebaut, doch hatten
sich die Öfen mit 20 Tonnen Einsatz am besten bewährt, wobei die

1) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 611.
2) Siehe Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenkunde 1890, S. 375.
Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.

Im März 1890 kam in Witkowitz die neue Anlage, wobei fünf
Martinöfen von je 20 Tonnen Einsatz mit einem Konverter verbunden
waren, in Betrieb. Die fünf Gasflammöfen waren in einer Reihe zu
dem Konverter so aufgestellt, daſs die mit vorgefrischtem Metall ge-
füllten Pfannen durch einen hydraulischen Elevator unmittelbar vor
die Öfen gehoben werden konnten. Das Durchblasen dauerte zwei
Minuten und wurde dadurch das Roheisen an Güte dem Koksroh-
eisen der Alpenländer nahe gebracht. Es enthielt an Prozenten:

[Tabelle]

Auch kam es wärmer in den Herd. Die Charge betrug 90 Pro-
zent Roheisen und nur 10 Prozent Alteisen und Erze. In den drei
Öfen wurden in 24 Stunden durchschnittlich 17 Chargen gemacht.
Der Brennstoffaufwand betrug dabei nur 10 bis 12 kg auf 100 kg
Ingoteisen. Das Hüttenwerk Trynietz führte einige Zeit danach den-
selben Betrieb ein.

L. Pszezolka 1) in Gratz reinigte besonders das durch den
basischen Prozeſs erzeugte Fluſsmetall, welches oxydiertes Eisen gelöst
enthält und ungleich in der Masse ist, durch Einrühren kieselsäure-
haltiger Substanzen, wie Schlacken, Glas, Quarz, Fluſsspat etc., welche
die Oxyde auflösen und das Metall verbessern.

Auf die Wichtigkeit der Zusammensetzung der Schlacken im
Moment des Ausgieſsens hat Calbraith 2) in Chesterfield hingewiesen
und hierauf eine Reinigungsmethode gegründet. Er arbeitet mit zwei
Pfannen, in deren eine die nötigen Zusätze zur Reinigung eingetragen
sind. In diese wird das Eisen aus der anderen Pfanne eingegossen,
bis die Schlacke den richtigen Zustand der Basicität zeigt.

In England war der Roheisenerzprozeſs mit saurem Herd noch sehr
verbreitet; dabei hatte man aber weit gröſsere Öfen wie früher, so
daſs man meist mit 25 Tonnen Einsatz arbeitete. In den Vereinigten
Staaten hatte man Öfen bis zu 30 Tonnen Einsatz gebaut, doch hatten
sich die Öfen mit 20 Tonnen Einsatz am besten bewährt, wobei die

1) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 611.
2) Siehe Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenkunde 1890, S. 375.
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[716/0732] Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870. Im März 1890 kam in Witkowitz die neue Anlage, wobei fünf Martinöfen von je 20 Tonnen Einsatz mit einem Konverter verbunden waren, in Betrieb. Die fünf Gasflammöfen waren in einer Reihe zu dem Konverter so aufgestellt, daſs die mit vorgefrischtem Metall ge- füllten Pfannen durch einen hydraulischen Elevator unmittelbar vor die Öfen gehoben werden konnten. Das Durchblasen dauerte zwei Minuten und wurde dadurch das Roheisen an Güte dem Koksroh- eisen der Alpenländer nahe gebracht. Es enthielt an Prozenten: Auch kam es wärmer in den Herd. Die Charge betrug 90 Pro- zent Roheisen und nur 10 Prozent Alteisen und Erze. In den drei Öfen wurden in 24 Stunden durchschnittlich 17 Chargen gemacht. Der Brennstoffaufwand betrug dabei nur 10 bis 12 kg auf 100 kg Ingoteisen. Das Hüttenwerk Trynietz führte einige Zeit danach den- selben Betrieb ein. L. Pszezolka 1) in Gratz reinigte besonders das durch den basischen Prozeſs erzeugte Fluſsmetall, welches oxydiertes Eisen gelöst enthält und ungleich in der Masse ist, durch Einrühren kieselsäure- haltiger Substanzen, wie Schlacken, Glas, Quarz, Fluſsspat etc., welche die Oxyde auflösen und das Metall verbessern. Auf die Wichtigkeit der Zusammensetzung der Schlacken im Moment des Ausgieſsens hat Calbraith 2) in Chesterfield hingewiesen und hierauf eine Reinigungsmethode gegründet. Er arbeitet mit zwei Pfannen, in deren eine die nötigen Zusätze zur Reinigung eingetragen sind. In diese wird das Eisen aus der anderen Pfanne eingegossen, bis die Schlacke den richtigen Zustand der Basicität zeigt. In England war der Roheisenerzprozeſs mit saurem Herd noch sehr verbreitet; dabei hatte man aber weit gröſsere Öfen wie früher, so daſs man meist mit 25 Tonnen Einsatz arbeitete. In den Vereinigten Staaten hatte man Öfen bis zu 30 Tonnen Einsatz gebaut, doch hatten sich die Öfen mit 20 Tonnen Einsatz am besten bewährt, wobei die 1) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 611. 2) Siehe Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenkunde 1890, S. 375.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/732>, abgerufen am 25.11.2024.