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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.
zuweilen erst gepuddelte Rohschienen für den Martinprozess eigens
und mit Vorteil darstelle.

Was das Gewicht des Roheisens und der Abfälle betraf, so hielt
man sich im allgemeinen an die Angaben Martins, doch schwankte
der Roheiseneinsatz von 150 bis 1200 kg. Die Einsätze der Abfälle
waren im Verhältnis zu dem Roheisen damals noch nicht so hoch
wie später. Aus den angeführten Beispielen stellen wir nachfolgende
zusammen.

[Tabelle]

Im Verhältnis zum Bessemerkonverter erzeugten 16 Flammöfen
im Jahr etwa die gleiche Menge Flussstahl wie ein Konverter mittlerer
Grösse.

Das Produkt war meist (stahlartig. Nach einer Analyse von
Lill 1) hatte ein Martinstahl von Neuberg 1873 folgende Zusammen-
setzung: Kohlenstoff 0,687, Silicium 0,046, Phosphor 0,036, Schwefel
0,008, Kupfer 0,404, Mangan 0,119, Eisen 98,700. Für Kesselbleche
erzeugte man auf dem Stahlwerke Trenton in New Jersey Offenen-
Herd-Stahl von nur 0,120 Kohlenstoffgehalt.

Bis 1875 wurde fast aller Martinstahl für die Schienenfabrikation
verwendet, durch die Verwendung des Ferromangans zur Rückkohlung
lernte man verschiedene Sorten herstellen und die Produktion zu
steigern.

Über die chemischen Veränderungen des Eisens bei dem Schmelzen
auf saurem Herde hat Kollmann 1879 Untersuchungen zu Gute-
hoffnungshütte angestellt und veröffentlicht 2). Desgleichen in dem-

1) Siehe Österreich. Jahrbuch XXI.
2) Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses 1880, S. 221;
Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1894, S. 961.

Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.
zuweilen erst gepuddelte Rohschienen für den Martinprozeſs eigens
und mit Vorteil darstelle.

Was das Gewicht des Roheisens und der Abfälle betraf, so hielt
man sich im allgemeinen an die Angaben Martins, doch schwankte
der Roheiseneinsatz von 150 bis 1200 kg. Die Einsätze der Abfälle
waren im Verhältnis zu dem Roheisen damals noch nicht so hoch
wie später. Aus den angeführten Beispielen stellen wir nachfolgende
zusammen.

[Tabelle]

Im Verhältnis zum Bessemerkonverter erzeugten 16 Flammöfen
im Jahr etwa die gleiche Menge Fluſsstahl wie ein Konverter mittlerer
Gröſse.

Das Produkt war meist (stahlartig. Nach einer Analyse von
Lill 1) hatte ein Martinstahl von Neuberg 1873 folgende Zusammen-
setzung: Kohlenstoff 0,687, Silicium 0,046, Phosphor 0,036, Schwefel
0,008, Kupfer 0,404, Mangan 0,119, Eisen 98,700. Für Kesselbleche
erzeugte man auf dem Stahlwerke Trenton in New Jersey Offenen-
Herd-Stahl von nur 0,120 Kohlenstoffgehalt.

Bis 1875 wurde fast aller Martinstahl für die Schienenfabrikation
verwendet, durch die Verwendung des Ferromangans zur Rückkohlung
lernte man verschiedene Sorten herstellen und die Produktion zu
steigern.

Über die chemischen Veränderungen des Eisens bei dem Schmelzen
auf saurem Herde hat Kollmann 1879 Untersuchungen zu Gute-
hoffnungshütte angestellt und veröffentlicht 2). Desgleichen in dem-

1) Siehe Österreich. Jahrbuch XXI.
2) Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleiſses 1880, S. 221;
Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1894, S. 961.
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[699/0715] Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870. zuweilen erst gepuddelte Rohschienen für den Martinprozeſs eigens und mit Vorteil darstelle. Was das Gewicht des Roheisens und der Abfälle betraf, so hielt man sich im allgemeinen an die Angaben Martins, doch schwankte der Roheiseneinsatz von 150 bis 1200 kg. Die Einsätze der Abfälle waren im Verhältnis zu dem Roheisen damals noch nicht so hoch wie später. Aus den angeführten Beispielen stellen wir nachfolgende zusammen. Im Verhältnis zum Bessemerkonverter erzeugten 16 Flammöfen im Jahr etwa die gleiche Menge Fluſsstahl wie ein Konverter mittlerer Gröſse. Das Produkt war meist (stahlartig. Nach einer Analyse von Lill 1) hatte ein Martinstahl von Neuberg 1873 folgende Zusammen- setzung: Kohlenstoff 0,687, Silicium 0,046, Phosphor 0,036, Schwefel 0,008, Kupfer 0,404, Mangan 0,119, Eisen 98,700. Für Kesselbleche erzeugte man auf dem Stahlwerke Trenton in New Jersey Offenen- Herd-Stahl von nur 0,120 Kohlenstoffgehalt. Bis 1875 wurde fast aller Martinstahl für die Schienenfabrikation verwendet, durch die Verwendung des Ferromangans zur Rückkohlung lernte man verschiedene Sorten herstellen und die Produktion zu steigern. Über die chemischen Veränderungen des Eisens bei dem Schmelzen auf saurem Herde hat Kollmann 1879 Untersuchungen zu Gute- hoffnungshütte angestellt und veröffentlicht 2). Desgleichen in dem- 1) Siehe Österreich. Jahrbuch XXI. 2) Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleiſses 1880, S. 221; Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1894, S. 961.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/715>, abgerufen am 24.11.2024.