Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
Metall vor dem Zusatz der Entkohlungsmittel mit kieselsäurereichen Substanzen (Schlacke, Glas, Quarz, Feldspat) in einer Pfanne oder einem anderen passenden Gefäss mischte und etwa eine Stunde lang stehen liess, wodurch sich die gebildeten Oxyde grossenteils ver- schlackten. Der Zusatz von Kohlungsmittel war dann entsprechend geringer (D. R. P. Nr. 52848).
Alle die angeführten Verbesserungen und Verbesserungsvorschläge beziehen sich auf den Konverterprozess im allgemeinen, dagegen sind für den basischen Prozess, der von Jahr zu Jahr eine grössere Wichtigkeit erlangte, eine Reihe von besonderen Erfindungen zur Verbesserung desselben seit 1885 zu erwähnen. Sie beziehen sich zunächst auf die basische Ausfütterung. Gressler in Düsseldorf empfahl 1885 die Herstellung basischer Ziegel aus Magnesiasulfat, statt aus Chlormagnesium. Einen ähnlichen Vorschlag hatte G. Eschellmann in Mannheim (D. R. P. Nr. 17058) schon 1881 gemacht. W. F. Batho in Westminster wollte dem basischen Futter durch Draht, Bohrspäne und Blechschnitzel einen grösseren Halt geben. In Österreich verwendete man vielfach gebrannten Kalk statt Dolomit zur Herstellung der basischen Konverterfutter, so z. B. zu Teplitz und Kladno. E. Bertrand zu Kladno nahm ein Patent auf Herstellung basischer Ziegel für Birnenfutter, das 1890 von der Pottstown Iron Company zu Pottstown, Pa., erworben wurde 1). Sehr gut bewährten sich Futter aus gebranntem Magnesit vom Veitsch- thal in Steiermark. Dieser besteht in natürlichem Zustande aus 90 bis 96 Prozent kohlensaurer Magnesia, 0,5 bis 2 Prozent kohlen- saurem Kalk, 3 bis 6 Prozent kohlensaurem Eisenoxydul, 0 bis 1 Pro- zent Kieselsäure und bis 0,5 Prozent Manganoxyd. Der Magnesit lässt sich leichter vollständig totbrennen als der Dolomit. Der stei- rische Magnesit frittet dabei vollständig zusammen 2). Die gefrittete Masse wird gemahlen und dann zu Ziegel geformt.
Ausser dem Magnesit von Veitsch und dem von Euböa kam in Oberschlesien solcher von Frankenstein und in Schweden der bei Christiania gefundene zur Anwendung. Die Magnesitfutter sind den Dolomitfuttern vorzuziehen 3), aber teurer.
Vygen & Co. zu Duisburg verarbeiten mit Erfolg den aus Abfalllaugen von Stassfurt hergestellten Magnesit. Natürlich muss
1) Siehe D. C. Bischof in Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 1893, Nr. 3.
2) Eng. and Min. Journ. 1890, vol. 50, no. 11.
3) Siehe Wedding, Stahl und Eisen 1893, S. 279.
Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
Metall vor dem Zusatz der Entkohlungsmittel mit kieselsäurereichen Substanzen (Schlacke, Glas, Quarz, Feldspat) in einer Pfanne oder einem anderen passenden Gefäſs mischte und etwa eine Stunde lang stehen lieſs, wodurch sich die gebildeten Oxyde groſsenteils ver- schlackten. Der Zusatz von Kohlungsmittel war dann entsprechend geringer (D. R. P. Nr. 52848).
Alle die angeführten Verbesserungen und Verbesserungsvorschläge beziehen sich auf den Konverterprozeſs im allgemeinen, dagegen sind für den basischen Prozeſs, der von Jahr zu Jahr eine gröſsere Wichtigkeit erlangte, eine Reihe von besonderen Erfindungen zur Verbesserung desselben seit 1885 zu erwähnen. Sie beziehen sich zunächst auf die basische Ausfütterung. Greſsler in Düsseldorf empfahl 1885 die Herstellung basischer Ziegel aus Magnesiasulfat, statt aus Chlormagnesium. Einen ähnlichen Vorschlag hatte G. Eschellmann in Mannheim (D. R. P. Nr. 17058) schon 1881 gemacht. W. F. Batho in Westminster wollte dem basischen Futter durch Draht, Bohrspäne und Blechschnitzel einen gröſseren Halt geben. In Österreich verwendete man vielfach gebrannten Kalk statt Dolomit zur Herstellung der basischen Konverterfutter, so z. B. zu Teplitz und Kladno. E. Bertrand zu Kladno nahm ein Patent auf Herstellung basischer Ziegel für Birnenfutter, das 1890 von der Pottstown Iron Company zu Pottstown, Pa., erworben wurde 1). Sehr gut bewährten sich Futter aus gebranntem Magnesit vom Veitsch- thal in Steiermark. Dieser besteht in natürlichem Zustande aus 90 bis 96 Prozent kohlensaurer Magnesia, 0,5 bis 2 Prozent kohlen- saurem Kalk, 3 bis 6 Prozent kohlensaurem Eisenoxydul, 0 bis 1 Pro- zent Kieselsäure und bis 0,5 Prozent Manganoxyd. Der Magnesit läſst sich leichter vollständig totbrennen als der Dolomit. Der stei- rische Magnesit frittet dabei vollständig zusammen 2). Die gefrittete Masse wird gemahlen und dann zu Ziegel geformt.
Auſser dem Magnesit von Veitsch und dem von Euböa kam in Oberschlesien solcher von Frankenstein und in Schweden der bei Christiania gefundene zur Anwendung. Die Magnesitfutter sind den Dolomitfuttern vorzuziehen 3), aber teurer.
Vygen & Co. zu Duisburg verarbeiten mit Erfolg den aus Abfalllaugen von Staſsfurt hergestellten Magnesit. Natürlich muſs
1) Siehe D. C. Bischof in Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 1893, Nr. 3.
2) Eng. and Min. Journ. 1890, vol. 50, no. 11.
3) Siehe Wedding, Stahl und Eisen 1893, S. 279.
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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
Metall vor dem Zusatz der Entkohlungsmittel mit kieselsäurereichen
Substanzen (Schlacke, Glas, Quarz, Feldspat) in einer Pfanne oder
einem anderen passenden Gefäſs mischte und etwa eine Stunde lang
stehen lieſs, wodurch sich die gebildeten Oxyde groſsenteils ver-
schlackten. Der Zusatz von Kohlungsmittel war dann entsprechend
geringer (D. R. P. Nr. 52848).
Alle die angeführten Verbesserungen und Verbesserungsvorschläge
beziehen sich auf den Konverterprozeſs im allgemeinen, dagegen
sind für den basischen Prozeſs, der von Jahr zu Jahr eine gröſsere
Wichtigkeit erlangte, eine Reihe von besonderen Erfindungen zur
Verbesserung desselben seit 1885 zu erwähnen. Sie beziehen sich
zunächst auf die basische Ausfütterung. Greſsler in Düsseldorf
empfahl 1885 die Herstellung basischer Ziegel aus Magnesiasulfat,
statt aus Chlormagnesium. Einen ähnlichen Vorschlag hatte
G. Eschellmann in Mannheim (D. R. P. Nr. 17058) schon 1881
gemacht. W. F. Batho in Westminster wollte dem basischen Futter
durch Draht, Bohrspäne und Blechschnitzel einen gröſseren Halt
geben. In Österreich verwendete man vielfach gebrannten Kalk statt
Dolomit zur Herstellung der basischen Konverterfutter, so z. B. zu
Teplitz und Kladno. E. Bertrand zu Kladno nahm ein Patent auf
Herstellung basischer Ziegel für Birnenfutter, das 1890 von der
Pottstown Iron Company zu Pottstown, Pa., erworben wurde 1). Sehr
gut bewährten sich Futter aus gebranntem Magnesit vom Veitsch-
thal in Steiermark. Dieser besteht in natürlichem Zustande aus
90 bis 96 Prozent kohlensaurer Magnesia, 0,5 bis 2 Prozent kohlen-
saurem Kalk, 3 bis 6 Prozent kohlensaurem Eisenoxydul, 0 bis 1 Pro-
zent Kieselsäure und bis 0,5 Prozent Manganoxyd. Der Magnesit
läſst sich leichter vollständig totbrennen als der Dolomit. Der stei-
rische Magnesit frittet dabei vollständig zusammen 2). Die gefrittete
Masse wird gemahlen und dann zu Ziegel geformt.
Auſser dem Magnesit von Veitsch und dem von Euböa kam in
Oberschlesien solcher von Frankenstein und in Schweden der bei
Christiania gefundene zur Anwendung. Die Magnesitfutter sind den
Dolomitfuttern vorzuziehen 3), aber teurer.
Vygen & Co. zu Duisburg verarbeiten mit Erfolg den aus
Abfalllaugen von Staſsfurt hergestellten Magnesit. Natürlich muſs
1) Siehe D. C. Bischof in Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 1893,
Nr. 3.
2) Eng. and Min. Journ. 1890, vol. 50, no. 11.
3) Siehe Wedding, Stahl und Eisen 1893, S. 279.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/703>, abgerufen am 23.11.2024.
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