Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881. Charge bei Beginn des Blasens musste um so höher sein. Die Birnenund Pfannen blieben dabei heiss. Man erzielte 1890 auf diese Weise 7 Chargen zu 10 Tonnen in einer Stunde, oder 61 Chargen zu 5 Tonnen in acht Stunden, woraus sich eine Chargendauer von ca. acht Minuten ergiebt. Auf den Edgar-Thomson-Werken wurden z. B. im September 1890 in der Nachtschicht bei 81 Chargen 870 Tonnen Stahl gemacht. Ebenso wurde der mechanische Betrieb namentlich [Abbildung]
Fig. 277. durch vorzügliche Einrichtungen zur Bewegung der Rohmaterialienimmer mehr ausgebildet. Law, Howe und Ward in Chicago nahmen 1889 ein Patent (Nr. 405422) auf Bessemeranlagen mit ausschliess- lich mechanischem Betriebe. Henry M. Howe von Boston charak- terisierte bei dem Meeting des Iron and Steel Institutes in New York am 2. Oktober 1890 den Bessemerbetrieb der Vereinigten Staaten wie folgt: Grosse Produktion, geringer Siliciumgehalt des Roheisens (selten über 1,78 Prozent, zuweilen nur 0,6 bis 0,9 Prozent), infolgedessen niedrige Anfangstemperatur. Die grosse Produktion wird erzielt durch starkes Blasen, rasche Chargen, kurze Pausen. Eins bedingt das andere. Kurze Chargen verlangen niedrigen Silicium- gehalt und rasches Blasen. Dieses erfordert wieder starke Maschinen und strenge Organisation. Heute übertrifft das Durchschnittsausbringen bei weitem das beste Einzelausbringen von 1876. Der geringe Silicium- gehalt ist ökonomisch vorteilhaft, es braucht weniger im Konverter verbrannt zu werden, infolgedessen ist der Verbrauch an feuerfesten Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881. Charge bei Beginn des Blasens muſste um so höher sein. Die Birnenund Pfannen blieben dabei heiſs. Man erzielte 1890 auf diese Weise 7 Chargen zu 10 Tonnen in einer Stunde, oder 61 Chargen zu 5 Tonnen in acht Stunden, woraus sich eine Chargendauer von ca. acht Minuten ergiebt. Auf den Edgar-Thomson-Werken wurden z. B. im September 1890 in der Nachtschicht bei 81 Chargen 870 Tonnen Stahl gemacht. Ebenso wurde der mechanische Betrieb namentlich [Abbildung]
Fig. 277. durch vorzügliche Einrichtungen zur Bewegung der Rohmaterialienimmer mehr ausgebildet. Law, Howe und Ward in Chicago nahmen 1889 ein Patent (Nr. 405422) auf Bessemeranlagen mit ausschlieſs- lich mechanischem Betriebe. Henry M. Howe von Boston charak- terisierte bei dem Meeting des Iron and Steel Institutes in New York am 2. Oktober 1890 den Bessemerbetrieb der Vereinigten Staaten wie folgt: Groſse Produktion, geringer Siliciumgehalt des Roheisens (selten über 1,78 Prozent, zuweilen nur 0,6 bis 0,9 Prozent), infolgedessen niedrige Anfangstemperatur. Die groſse Produktion wird erzielt durch starkes Blasen, rasche Chargen, kurze Pausen. Eins bedingt das andere. Kurze Chargen verlangen niedrigen Silicium- gehalt und rasches Blasen. Dieses erfordert wieder starke Maschinen und strenge Organisation. Heute übertrifft das Durchschnittsausbringen bei weitem das beste Einzelausbringen von 1876. Der geringe Silicium- gehalt ist ökonomisch vorteilhaft, es braucht weniger im Konverter verbrannt zu werden, infolgedessen ist der Verbrauch an feuerfesten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0700" n="684"/><fw place="top" type="header">Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.</fw><lb/> Charge bei Beginn des Blasens muſste um so höher sein. Die Birnen<lb/> und Pfannen blieben dabei heiſs. Man erzielte 1890 auf diese Weise<lb/> 7 Chargen zu 10 Tonnen in einer Stunde, oder 61 Chargen zu 5<lb/> Tonnen in acht Stunden, woraus sich eine Chargendauer von ca. acht<lb/> Minuten ergiebt. Auf den Edgar-Thomson-Werken wurden z. B. im<lb/> September 1890 in der Nachtschicht bei 81 Chargen 870 Tonnen<lb/> Stahl gemacht. Ebenso wurde der mechanische Betrieb namentlich<lb/><figure><head>Fig. 277.</head></figure><lb/> durch vorzügliche Einrichtungen zur Bewegung der Rohmaterialien<lb/> immer mehr ausgebildet. <hi rendition="#g">Law, Howe</hi> und <hi rendition="#g">Ward</hi> in Chicago nahmen<lb/> 1889 ein Patent (Nr. 405422) auf Bessemeranlagen mit ausschlieſs-<lb/> lich mechanischem Betriebe. <hi rendition="#g">Henry M. Howe</hi> von Boston charak-<lb/> terisierte bei dem Meeting des Iron and Steel Institutes in<lb/> New York am 2. Oktober 1890 den Bessemerbetrieb der Vereinigten<lb/> Staaten wie folgt: Groſse Produktion, geringer Siliciumgehalt des<lb/> Roheisens (selten über 1,78 Prozent, zuweilen nur 0,6 bis 0,9 Prozent),<lb/> infolgedessen niedrige Anfangstemperatur. Die groſse Produktion<lb/> wird erzielt durch starkes Blasen, rasche Chargen, kurze Pausen.<lb/> Eins bedingt das andere. Kurze Chargen verlangen niedrigen Silicium-<lb/> gehalt und rasches Blasen. Dieses erfordert wieder starke Maschinen<lb/> und strenge Organisation. Heute übertrifft das Durchschnittsausbringen<lb/> bei weitem das beste Einzelausbringen von 1876. Der geringe Silicium-<lb/> gehalt ist ökonomisch vorteilhaft, es braucht weniger im Konverter<lb/> verbrannt zu werden, infolgedessen ist der Verbrauch an feuerfesten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [684/0700]
Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
Charge bei Beginn des Blasens muſste um so höher sein. Die Birnen
und Pfannen blieben dabei heiſs. Man erzielte 1890 auf diese Weise
7 Chargen zu 10 Tonnen in einer Stunde, oder 61 Chargen zu 5
Tonnen in acht Stunden, woraus sich eine Chargendauer von ca. acht
Minuten ergiebt. Auf den Edgar-Thomson-Werken wurden z. B. im
September 1890 in der Nachtschicht bei 81 Chargen 870 Tonnen
Stahl gemacht. Ebenso wurde der mechanische Betrieb namentlich
[Abbildung Fig. 277.]
durch vorzügliche Einrichtungen zur Bewegung der Rohmaterialien
immer mehr ausgebildet. Law, Howe und Ward in Chicago nahmen
1889 ein Patent (Nr. 405422) auf Bessemeranlagen mit ausschlieſs-
lich mechanischem Betriebe. Henry M. Howe von Boston charak-
terisierte bei dem Meeting des Iron and Steel Institutes in
New York am 2. Oktober 1890 den Bessemerbetrieb der Vereinigten
Staaten wie folgt: Groſse Produktion, geringer Siliciumgehalt des
Roheisens (selten über 1,78 Prozent, zuweilen nur 0,6 bis 0,9 Prozent),
infolgedessen niedrige Anfangstemperatur. Die groſse Produktion
wird erzielt durch starkes Blasen, rasche Chargen, kurze Pausen.
Eins bedingt das andere. Kurze Chargen verlangen niedrigen Silicium-
gehalt und rasches Blasen. Dieses erfordert wieder starke Maschinen
und strenge Organisation. Heute übertrifft das Durchschnittsausbringen
bei weitem das beste Einzelausbringen von 1876. Der geringe Silicium-
gehalt ist ökonomisch vorteilhaft, es braucht weniger im Konverter
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Zitationshilfe: | Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/700>, abgerufen am 16.07.2024. |