Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
des Hochofens nach der Natur der Erze, ohne besondere Rücksicht auf die Entschwefelung, einzurichten und dann das schwefelhaltige Roheisen im Mischer durch Zusatz von Mangan oder einem mangan- reichen Eisen zu entschwefeln. Mischt man in dieser Weise schwefel- haltiges Roheisen mit manganreichem und lässt das Gemisch 20 Minuten oder länger stehen, so wird der grösste Teil des Schwefels als schwefel- und manganreiche Schlacke an der Oberfläche ab- geschieden, von wo sie leicht abgezogen werden kann. Hochofen- werke, die für den Bessemer- oder Thomasbetrieb mit Mischer arbeiten, werden also ihren Betrieb so einrichten, dass sie in einem Hochofen manganreiches Eisen erblasen, während sie alle übrigen auf gewöhnliches Roheisen gehen lassen.
So geschieht es z. B. in Hayingen für den Thomasbetrieb, und man kann die Wirkung des Mischens auf den Schwefel aus folgender Zusammenstellung erkennen:
[Tabelle]
wobei I die durchschnittliche Zusammensetzung des dem Mischer zu- geführten, II die des demselben entnommenen Materials zeigt 1). Die Schlacke enthielt 14,11 Prozent Schwefelmangan 2).
Bei schwefelreicherem Roheisen ist die Entschwefelung noch viel auffallender. Ledebur3) stellt drei Beispiele zusammen, wobei der Schwefelgehalt bei I von 0,137 auf 0,038, bei II von 0,111 auf 0,040, bei III von 0,163 auf 0,06 Prozent sank.
Der Mischer bewährte sich nicht nur für die Verwendung von Roheisen direkt vom Hochofen, sondern auch für den Kupolofen- betrieb, so z. B. 1894 auf den Werken der North-Eastern Steel Company in England. In den Vereinigten Staaten gab man den Mischern sehr grosse Dimensionen, so vergrösserte man z. B. ihre Fassung auf den Consett-Works 1895 von 200 auf 600 Tonnen. Meist gab man dem Mischer die Gestalt eines grossen Konverters,
1) Stahl und Eisen 1893, S. 626.
2) Journ. of the Iron and Steel Institute I, p. 112.
3)Ledebur, Handbuch 1894, S. 633.
Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
des Hochofens nach der Natur der Erze, ohne besondere Rücksicht auf die Entschwefelung, einzurichten und dann das schwefelhaltige Roheisen im Mischer durch Zusatz von Mangan oder einem mangan- reichen Eisen zu entschwefeln. Mischt man in dieser Weise schwefel- haltiges Roheisen mit manganreichem und läſst das Gemisch 20 Minuten oder länger stehen, so wird der gröſste Teil des Schwefels als schwefel- und manganreiche Schlacke an der Oberfläche ab- geschieden, von wo sie leicht abgezogen werden kann. Hochofen- werke, die für den Bessemer- oder Thomasbetrieb mit Mischer arbeiten, werden also ihren Betrieb so einrichten, daſs sie in einem Hochofen manganreiches Eisen erblasen, während sie alle übrigen auf gewöhnliches Roheisen gehen lassen.
So geschieht es z. B. in Hayingen für den Thomasbetrieb, und man kann die Wirkung des Mischens auf den Schwefel aus folgender Zusammenstellung erkennen:
[Tabelle]
wobei I die durchschnittliche Zusammensetzung des dem Mischer zu- geführten, II die des demselben entnommenen Materials zeigt 1). Die Schlacke enthielt 14,11 Prozent Schwefelmangan 2).
Bei schwefelreicherem Roheisen ist die Entschwefelung noch viel auffallender. Ledebur3) stellt drei Beispiele zusammen, wobei der Schwefelgehalt bei I von 0,137 auf 0,038, bei II von 0,111 auf 0,040, bei III von 0,163 auf 0,06 Prozent sank.
Der Mischer bewährte sich nicht nur für die Verwendung von Roheisen direkt vom Hochofen, sondern auch für den Kupolofen- betrieb, so z. B. 1894 auf den Werken der North-Eastern Steel Company in England. In den Vereinigten Staaten gab man den Mischern sehr groſse Dimensionen, so vergröſserte man z. B. ihre Fassung auf den Consett-Works 1895 von 200 auf 600 Tonnen. Meist gab man dem Mischer die Gestalt eines groſsen Konverters,
1) Stahl und Eisen 1893, S. 626.
2) Journ. of the Iron and Steel Institute I, p. 112.
3)Ledebur, Handbuch 1894, S. 633.
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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
des Hochofens nach der Natur der Erze, ohne besondere Rücksicht
auf die Entschwefelung, einzurichten und dann das schwefelhaltige
Roheisen im Mischer durch Zusatz von Mangan oder einem mangan-
reichen Eisen zu entschwefeln. Mischt man in dieser Weise schwefel-
haltiges Roheisen mit manganreichem und läſst das Gemisch 20
Minuten oder länger stehen, so wird der gröſste Teil des Schwefels
als schwefel- und manganreiche Schlacke an der Oberfläche ab-
geschieden, von wo sie leicht abgezogen werden kann. Hochofen-
werke, die für den Bessemer- oder Thomasbetrieb mit Mischer
arbeiten, werden also ihren Betrieb so einrichten, daſs sie in einem
Hochofen manganreiches Eisen erblasen, während sie alle übrigen
auf gewöhnliches Roheisen gehen lassen.
So geschieht es z. B. in Hayingen für den Thomasbetrieb, und
man kann die Wirkung des Mischens auf den Schwefel aus folgender
Zusammenstellung erkennen:
wobei I die durchschnittliche Zusammensetzung des dem Mischer zu-
geführten, II die des demselben entnommenen Materials zeigt 1). Die
Schlacke enthielt 14,11 Prozent Schwefelmangan 2).
Bei schwefelreicherem Roheisen ist die Entschwefelung noch viel
auffallender. Ledebur 3) stellt drei Beispiele zusammen, wobei der
Schwefelgehalt bei I von 0,137 auf 0,038, bei II von 0,111 auf 0,040,
bei III von 0,163 auf 0,06 Prozent sank.
Der Mischer bewährte sich nicht nur für die Verwendung von
Roheisen direkt vom Hochofen, sondern auch für den Kupolofen-
betrieb, so z. B. 1894 auf den Werken der North-Eastern Steel
Company in England. In den Vereinigten Staaten gab man den
Mischern sehr groſse Dimensionen, so vergröſserte man z. B. ihre
Fassung auf den Consett-Works 1895 von 200 auf 600 Tonnen.
Meist gab man dem Mischer die Gestalt eines groſsen Konverters,
1) Stahl und Eisen 1893, S. 626.
2) Journ. of the Iron and Steel Institute I, p. 112.
3) Ledebur, Handbuch 1894, S. 633.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/698>, abgerufen am 22.11.2024.
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