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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.

T. Williamson verband 1884 den Konverter mit einer Regene-
rativfeuerung. Nachdem er eine Zeit lang wie gewöhnlich Wind durch
das Eisen geblasen, senkte er den Konverter und liess die heissen
Regeneratorgase über das Metallbad streichen (Engl. Pat. 1884,
Nr. 6082; D. R. P. Nr. 31236).

Schon im Jahre 1882 hatte sich J. Reese in den Vereinigten
Staaten den "Duplexprozess" patentieren lassen, der darin bestand
dass Roheisen zuerst in einer Bessemerbirne entsiliziert und entkohlt,
alsdann in einem Flammofen oder offenen Herde mit basischem
Futter entphosphort wurde. Dies Verfahren, welches indes keines-
wegs neu war, indem es schon seit Jahren in Neuberg in Steiermark
angewendet worden war 1), stand längere Zeit der Einführung des
Thomasprozesses in Amerika im Wege.

Ein ganz ähnliches Verfahren, Entkieselung und Entkohlung im
Konverter und Entphosphorung im Martinofen empfahl, T. Valton
1884 2). Statt der Entphosphorung im Martinofen wurde von anderer
Seite der Kruppsche Apparat (S. 580) in Vorschlag gebracht. Zu
Longwy wendete man (1887) die Kombination mit dem Martinofen
an, um blasenfreien Guss zu bekommen.

Das Harmetsche Verfahren, d. h. die Entkieselung in einer
sauren und die Entphosphorung in einer basischen Birne führte 1885
Paul Kuppelwieser mit Erfolg in Witkowitz ein.

Carlsson zu Ulfshytta (1886) unterbrach das Blasen beim
Beginne der Kohlenstoffverbrennung, goss einen bestimmten Teil
der Charge als "Reduktionsmetall" aus, blies dann zu Ende, setzte
Ferromangan und so viel von dem Reduktionsmetall, als der ge-
wünschten Stahlsorte entsprach, zu. Er konnte hierdurch aus dem-
selben Roheisen Flusseisen von beliebigem Härtegrad herstellen.

Inzwischen hatte man besonders auf den nordamerikanischen
Stahlwerken eine noch höhere Leistung der Konverter erreicht. Nach
J. von Ehrenwerth 3) wurden auf der Cambriahütte in zwei 8-Tonnen-
Konvertern bei regelmässigem Betrieb in sechs Arbeitstagen bei
551 Chargen 4069,818 Tonnen oder im Jahre 20349,099 Tonnen
erblasen.

Ähnliche Produktionsziffern erreichte man in England, während
die vier alpinen Bessemerhütten in Österreich, Zeltweg, Heft, Pravali

1) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 626; vergl. auch Delafond, Der basische
Prozess in Creuzot, Annales des Mines 1882, I, p. 366.
2) Siehe Genie civil 1884.
3) Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 1881, S. 253.
Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.

T. Williamson verband 1884 den Konverter mit einer Regene-
rativfeuerung. Nachdem er eine Zeit lang wie gewöhnlich Wind durch
das Eisen geblasen, senkte er den Konverter und lieſs die heiſsen
Regeneratorgase über das Metallbad streichen (Engl. Pat. 1884,
Nr. 6082; D. R. P. Nr. 31236).

Schon im Jahre 1882 hatte sich J. Reese in den Vereinigten
Staaten den „Duplexprozeſs“ patentieren lassen, der darin bestand
daſs Roheisen zuerst in einer Bessemerbirne entsiliziert und entkohlt,
alsdann in einem Flammofen oder offenen Herde mit basischem
Futter entphosphort wurde. Dies Verfahren, welches indes keines-
wegs neu war, indem es schon seit Jahren in Neuberg in Steiermark
angewendet worden war 1), stand längere Zeit der Einführung des
Thomasprozesses in Amerika im Wege.

Ein ganz ähnliches Verfahren, Entkieselung und Entkohlung im
Konverter und Entphosphorung im Martinofen empfahl, T. Valton
1884 2). Statt der Entphosphorung im Martinofen wurde von anderer
Seite der Kruppsche Apparat (S. 580) in Vorschlag gebracht. Zu
Longwy wendete man (1887) die Kombination mit dem Martinofen
an, um blasenfreien Guſs zu bekommen.

Das Harmetsche Verfahren, d. h. die Entkieselung in einer
sauren und die Entphosphorung in einer basischen Birne führte 1885
Paul Kuppelwieser mit Erfolg in Witkowitz ein.

Carlsson zu Ulfshytta (1886) unterbrach das Blasen beim
Beginne der Kohlenstoffverbrennung, goſs einen bestimmten Teil
der Charge als „Reduktionsmetall“ aus, blies dann zu Ende, setzte
Ferromangan und so viel von dem Reduktionsmetall, als der ge-
wünschten Stahlsorte entsprach, zu. Er konnte hierdurch aus dem-
selben Roheisen Fluſseisen von beliebigem Härtegrad herstellen.

Inzwischen hatte man besonders auf den nordamerikanischen
Stahlwerken eine noch höhere Leistung der Konverter erreicht. Nach
J. von Ehrenwerth 3) wurden auf der Cambriahütte in zwei 8-Tonnen-
Konvertern bei regelmäſsigem Betrieb in sechs Arbeitstagen bei
551 Chargen 4069,818 Tonnen oder im Jahre 20349,099 Tonnen
erblasen.

Ähnliche Produktionsziffern erreichte man in England, während
die vier alpinen Bessemerhütten in Österreich, Zeltweg, Heft, Prâvali

1) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 626; vergl. auch Delafond, Der basische
Prozeſs in Creuzot, Annales des Mines 1882, I, p. 366.
2) Siehe Genie civil 1884.
3) Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 1881, S. 253.
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[677/0693] Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881. T. Williamson verband 1884 den Konverter mit einer Regene- rativfeuerung. Nachdem er eine Zeit lang wie gewöhnlich Wind durch das Eisen geblasen, senkte er den Konverter und lieſs die heiſsen Regeneratorgase über das Metallbad streichen (Engl. Pat. 1884, Nr. 6082; D. R. P. Nr. 31236). Schon im Jahre 1882 hatte sich J. Reese in den Vereinigten Staaten den „Duplexprozeſs“ patentieren lassen, der darin bestand daſs Roheisen zuerst in einer Bessemerbirne entsiliziert und entkohlt, alsdann in einem Flammofen oder offenen Herde mit basischem Futter entphosphort wurde. Dies Verfahren, welches indes keines- wegs neu war, indem es schon seit Jahren in Neuberg in Steiermark angewendet worden war 1), stand längere Zeit der Einführung des Thomasprozesses in Amerika im Wege. Ein ganz ähnliches Verfahren, Entkieselung und Entkohlung im Konverter und Entphosphorung im Martinofen empfahl, T. Valton 1884 2). Statt der Entphosphorung im Martinofen wurde von anderer Seite der Kruppsche Apparat (S. 580) in Vorschlag gebracht. Zu Longwy wendete man (1887) die Kombination mit dem Martinofen an, um blasenfreien Guſs zu bekommen. Das Harmetsche Verfahren, d. h. die Entkieselung in einer sauren und die Entphosphorung in einer basischen Birne führte 1885 Paul Kuppelwieser mit Erfolg in Witkowitz ein. Carlsson zu Ulfshytta (1886) unterbrach das Blasen beim Beginne der Kohlenstoffverbrennung, goſs einen bestimmten Teil der Charge als „Reduktionsmetall“ aus, blies dann zu Ende, setzte Ferromangan und so viel von dem Reduktionsmetall, als der ge- wünschten Stahlsorte entsprach, zu. Er konnte hierdurch aus dem- selben Roheisen Fluſseisen von beliebigem Härtegrad herstellen. Inzwischen hatte man besonders auf den nordamerikanischen Stahlwerken eine noch höhere Leistung der Konverter erreicht. Nach J. von Ehrenwerth 3) wurden auf der Cambriahütte in zwei 8-Tonnen- Konvertern bei regelmäſsigem Betrieb in sechs Arbeitstagen bei 551 Chargen 4069,818 Tonnen oder im Jahre 20349,099 Tonnen erblasen. Ähnliche Produktionsziffern erreichte man in England, während die vier alpinen Bessemerhütten in Österreich, Zeltweg, Heft, Prâvali 1) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 626; vergl. auch Delafond, Der basische Prozeſs in Creuzot, Annales des Mines 1882, I, p. 366. 2) Siehe Genie civil 1884. 3) Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 1881, S. 253.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/693>, abgerufen am 22.11.2024.