bietet grosses geschichtliches Interesse dar. In England, wo die Er- findung (1878) ins Leben getreten war, blieb sie lange auf die Eston- hütte bei Middlesborough, der Firma Bolckow, Vaughan & Co. gehörig, und das Stahlwerk von Brown, Bayley & Dixon zu Sheffield beschränkt. Zu bemerken ist nur, dass das erstgenannte Werk 1880 eine neue Anlage mit 15-Tonnen-Konvertern erbaute.
Ausserhalb Englands kam das Thomasverfahren 1) in Deutsch- land zur Ausführung und zwar 1879 bei dem Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein und von Rheinischen Stahlwerken bei Ruhrort. In demselben Jahre erwarben noch de Wendel & Co. zu Hayingen und Gebrüder Stumm zu Neunkirchen das Patent und errichteten Anlagen. In demselben Jahre 1879 gingen in Österreich-Ungarn die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft zu Kladno, die Eisenhüttengewerk- schaft zu Witkowitz, in Frankreich Schneider & Co. zu Le Creuzot (seit November 1879), die Stahlgesellschaft zu Longwy und de Wendel & Co. zu Joeuf, in Belgien die Stahlwerke von Angleur bei Ougree, zunächst meist versuchsweise, zum basischen Konverterbetrieb über. Im Jahre 1880 folgten in Deutschland die Eisenwerke Rothe Erde bei Aachen, der Bochumer Verein zu Bochum, die Maximilianshütte bei Rosenberg in Bayern, die Burbacher Hütte und von Gienanth in Kaiserslautern; in Österreich-Ungarn die Kaiser-Franz-Josephs-Hütte bei Tryinetz (Ternitz) und das Teplitzer Walzwerk, welches Roheisen von der Ilseder Hütte verblies; in England arbeiteten John Brown & Co. und Bailey & Dixon mit je einem basischen Konverter. In Frankreich erwarben die Werke von Denain, von St. Chaumond und Montatair, die der Nord-Ostgesellschaft, von Chatillon und Commentry das Patentrecht.
1881 wurden folgende Thomaswerke gegründet: in Deutschland das der Gutehoffnungshütte bei Oberhausen, das Peiner Walzwerk, das im September 1882 die ersten Chargen blies, das der Dortmunder Union bei Dortmund, das der Gesellschaft Phönix bei Ruhrort. In England trat die North-Eastern Steel Company, bei welcher Thomas und Gilchrist sich beteiligten, ins Leben, kam aber erst am 31. Mai 1883 in Betrieb. Ein anderes Werk errichtete die Lilleshall-Gesell- schaft bei Shifnal. In Frankreich baute die Nord-Ostbahngesellschaft ein Thomaswerk bei Valenciennes. In Belgien führte die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing vorübergehend den basischen Betrieb ein.
1882 standen nach einem Vortrage von P. E. Gilchrist im Monat Oktober in England 9, auf dem Kontinent 25 Konverter, die
1) Vergl. P. v. Tunner, Bericht der österr. Kommission zum Studium der Entphosphorung, Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1880, S. 319.
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
bietet groſses geschichtliches Interesse dar. In England, wo die Er- findung (1878) ins Leben getreten war, blieb sie lange auf die Eston- hütte bei Middlesborough, der Firma Bolckow, Vaughan & Co. gehörig, und das Stahlwerk von Brown, Bayley & Dixon zu Sheffield beschränkt. Zu bemerken ist nur, daſs das erstgenannte Werk 1880 eine neue Anlage mit 15-Tonnen-Konvertern erbaute.
Auſserhalb Englands kam das Thomasverfahren 1) in Deutsch- land zur Ausführung und zwar 1879 bei dem Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein und von Rheinischen Stahlwerken bei Ruhrort. In demselben Jahre erwarben noch de Wendel & Co. zu Hayingen und Gebrüder Stumm zu Neunkirchen das Patent und errichteten Anlagen. In demselben Jahre 1879 gingen in Österreich-Ungarn die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft zu Kladno, die Eisenhüttengewerk- schaft zu Witkowitz, in Frankreich Schneider & Co. zu Le Creuzot (seit November 1879), die Stahlgesellschaft zu Longwy und de Wendel & Co. zu Joeuf, in Belgien die Stahlwerke von Angleur bei Ougrée, zunächst meist versuchsweise, zum basischen Konverterbetrieb über. Im Jahre 1880 folgten in Deutschland die Eisenwerke Rothe Erde bei Aachen, der Bochumer Verein zu Bochum, die Maximilianshütte bei Rosenberg in Bayern, die Burbacher Hütte und von Gienanth in Kaiserslautern; in Österreich-Ungarn die Kaiser-Franz-Josephs-Hütte bei Tryinetz (Ternitz) und das Teplitzer Walzwerk, welches Roheisen von der Ilseder Hütte verblies; in England arbeiteten John Brown & Co. und Bailey & Dixon mit je einem basischen Konverter. In Frankreich erwarben die Werke von Denain, von St. Chaumond und Montatair, die der Nord-Ostgesellschaft, von Chatillon und Commentry das Patentrecht.
1881 wurden folgende Thomaswerke gegründet: in Deutschland das der Gutehoffnungshütte bei Oberhausen, das Peiner Walzwerk, das im September 1882 die ersten Chargen blies, das der Dortmunder Union bei Dortmund, das der Gesellschaft Phönix bei Ruhrort. In England trat die North-Eastern Steel Company, bei welcher Thomas und Gilchrist sich beteiligten, ins Leben, kam aber erst am 31. Mai 1883 in Betrieb. Ein anderes Werk errichtete die Lilleshall-Gesell- schaft bei Shifnal. In Frankreich baute die Nord-Ostbahngesellschaft ein Thomaswerk bei Valenciennes. In Belgien führte die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing vorübergehend den basischen Betrieb ein.
1882 standen nach einem Vortrage von P. E. Gilchrist im Monat Oktober in England 9, auf dem Kontinent 25 Konverter, die
1) Vergl. P. v. Tunner, Bericht der österr. Kommission zum Studium der Entphosphorung, Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1880, S. 319.
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
bietet groſses geschichtliches Interesse dar. In England, wo die Er-
findung (1878) ins Leben getreten war, blieb sie lange auf die Eston-
hütte bei Middlesborough, der Firma Bolckow, Vaughan & Co. gehörig,
und das Stahlwerk von Brown, Bayley & Dixon zu Sheffield
beschränkt. Zu bemerken ist nur, daſs das erstgenannte Werk 1880
eine neue Anlage mit 15-Tonnen-Konvertern erbaute.
Auſserhalb Englands kam das Thomasverfahren 1) in Deutsch-
land zur Ausführung und zwar 1879 bei dem Hörder Bergwerks- und
Hütten-Verein und von Rheinischen Stahlwerken bei Ruhrort. In
demselben Jahre erwarben noch de Wendel & Co. zu Hayingen
und Gebrüder Stumm zu Neunkirchen das Patent und errichteten
Anlagen. In demselben Jahre 1879 gingen in Österreich-Ungarn die
Prager Eisenindustrie-Gesellschaft zu Kladno, die Eisenhüttengewerk-
schaft zu Witkowitz, in Frankreich Schneider & Co. zu Le Creuzot (seit
November 1879), die Stahlgesellschaft zu Longwy und de Wendel & Co.
zu Joeuf, in Belgien die Stahlwerke von Angleur bei Ougrée, zunächst
meist versuchsweise, zum basischen Konverterbetrieb über. Im Jahre
1880 folgten in Deutschland die Eisenwerke Rothe Erde bei Aachen,
der Bochumer Verein zu Bochum, die Maximilianshütte bei Rosenberg
in Bayern, die Burbacher Hütte und von Gienanth in Kaiserslautern;
in Österreich-Ungarn die Kaiser-Franz-Josephs-Hütte bei Tryinetz
(Ternitz) und das Teplitzer Walzwerk, welches Roheisen von der Ilseder
Hütte verblies; in England arbeiteten John Brown & Co. und Bailey
& Dixon mit je einem basischen Konverter. In Frankreich erwarben
die Werke von Denain, von St. Chaumond und Montatair, die der
Nord-Ostgesellschaft, von Chatillon und Commentry das Patentrecht.
1881 wurden folgende Thomaswerke gegründet: in Deutschland
das der Gutehoffnungshütte bei Oberhausen, das Peiner Walzwerk, das
im September 1882 die ersten Chargen blies, das der Dortmunder
Union bei Dortmund, das der Gesellschaft Phönix bei Ruhrort. In
England trat die North-Eastern Steel Company, bei welcher Thomas
und Gilchrist sich beteiligten, ins Leben, kam aber erst am 31. Mai
1883 in Betrieb. Ein anderes Werk errichtete die Lilleshall-Gesell-
schaft bei Shifnal. In Frankreich baute die Nord-Ostbahngesellschaft
ein Thomaswerk bei Valenciennes. In Belgien führte die Gesellschaft
John Cockerill zu Seraing vorübergehend den basischen Betrieb ein.
1882 standen nach einem Vortrage von P. E. Gilchrist im
Monat Oktober in England 9, auf dem Kontinent 25 Konverter, die
1) Vergl. P. v. Tunner, Bericht der österr. Kommission zum Studium der
Entphosphorung, Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1880, S. 319.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/678>, abgerufen am 22.11.2024.
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