Summe von Silicium und Phosphor mindestens 2,5 Prozent betragen. Wo man mit siliciumarmem Roheisen arbeitete, musste man das Eisen möglichst heiss geschmolzen in die Birne bringen, weil die Ver- brennung des Kohlenstoffs, wie schon früher erwähnt, dem Metallbade keine genügende Wärme zuführt. Je nach der Zusammensetzung des Roheisens, besonders in Bezug auf die Wärmestoffe Silicium und Phos- phor, nahm auch der Thomasprozess einen verschiedenen Verlauf.
Die Eigentümlichkeiten des Thomasprozesses bedingten auch manche Änderungen in der allgemeinen Anordnung. Die rasche Zer- störung der Birnenböden und die häufige Auswechselung derselben
[Abbildung]
Fig. 267.
machte es notwendig, drei Birnen statt der bisherigen zwei zu ge- meinschaftlichem Betriebe zu verbinden. Zur Vorbereitung der Böden wurden eine besondere Bodenreparaturwerkstätte und geräumige Trocken- oder Brennöfen für die Böden nötig. Die verbreiteten Giess- gruben erwiesen sich, besonders wegen der schwierigen Entfernung der Schlacken, als unbequem. Man legte den Boden der Giessgrube auf die Höhe der Hüttensohle und suchte den Giessraum ganz von dem Konverterraume zu trennen, wie dies bei der Anlage der Thomas- hütte zu Peine 1881 durchgeführt wurde. Obgleich das Thomasver- fahren in Amerika wenig Anwendung fand, so war es doch der Amerikaner A. Holley, der 1880 die zweckmässigsten Vorschläge für
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Summe von Silicium und Phosphor mindestens 2,5 Prozent betragen. Wo man mit siliciumarmem Roheisen arbeitete, muſste man das Eisen möglichst heiſs geschmolzen in die Birne bringen, weil die Ver- brennung des Kohlenstoffs, wie schon früher erwähnt, dem Metallbade keine genügende Wärme zuführt. Je nach der Zusammensetzung des Roheisens, besonders in Bezug auf die Wärmestoffe Silicium und Phos- phor, nahm auch der Thomasprozeſs einen verschiedenen Verlauf.
Die Eigentümlichkeiten des Thomasprozesses bedingten auch manche Änderungen in der allgemeinen Anordnung. Die rasche Zer- störung der Birnenböden und die häufige Auswechselung derselben
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Fig. 267.
machte es notwendig, drei Birnen statt der bisherigen zwei zu ge- meinschaftlichem Betriebe zu verbinden. Zur Vorbereitung der Böden wurden eine besondere Bodenreparaturwerkstätte und geräumige Trocken- oder Brennöfen für die Böden nötig. Die verbreiteten Gieſs- gruben erwiesen sich, besonders wegen der schwierigen Entfernung der Schlacken, als unbequem. Man legte den Boden der Gieſsgrube auf die Höhe der Hüttensohle und suchte den Gieſsraum ganz von dem Konverterraume zu trennen, wie dies bei der Anlage der Thomas- hütte zu Peine 1881 durchgeführt wurde. Obgleich das Thomasver- fahren in Amerika wenig Anwendung fand, so war es doch der Amerikaner A. Holley, der 1880 die zweckmäſsigsten Vorschläge für
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Summe von Silicium und Phosphor mindestens 2,5 Prozent betragen.
Wo man mit siliciumarmem Roheisen arbeitete, muſste man das Eisen
möglichst heiſs geschmolzen in die Birne bringen, weil die Ver-
brennung des Kohlenstoffs, wie schon früher erwähnt, dem Metallbade
keine genügende Wärme zuführt. Je nach der Zusammensetzung des
Roheisens, besonders in Bezug auf die Wärmestoffe Silicium und Phos-
phor, nahm auch der Thomasprozeſs einen verschiedenen Verlauf.
Die Eigentümlichkeiten des Thomasprozesses bedingten auch
manche Änderungen in der allgemeinen Anordnung. Die rasche Zer-
störung der Birnenböden und die häufige Auswechselung derselben
[Abbildung Fig. 267.]
machte es notwendig, drei Birnen statt der bisherigen zwei zu ge-
meinschaftlichem Betriebe zu verbinden. Zur Vorbereitung der Böden
wurden eine besondere Bodenreparaturwerkstätte und geräumige
Trocken- oder Brennöfen für die Böden nötig. Die verbreiteten Gieſs-
gruben erwiesen sich, besonders wegen der schwierigen Entfernung der
Schlacken, als unbequem. Man legte den Boden der Gieſsgrube auf
die Höhe der Hüttensohle und suchte den Gieſsraum ganz von dem
Konverterraume zu trennen, wie dies bei der Anlage der Thomas-
hütte zu Peine 1881 durchgeführt wurde. Obgleich das Thomasver-
fahren in Amerika wenig Anwendung fand, so war es doch der
Amerikaner A. Holley, der 1880 die zweckmäſsigsten Vorschläge für
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/675>, abgerufen am 22.11.2024.
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