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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Der saure oder Bessemerprozess bis 1880.
Bethlehem legte schon vor 1873 den Boden der Giessgrube auf die
Hüttensohle, so dass die Eisenbahnen von allen Seiten Zugang hatten.
In Österreich hatte F. Bleichsteiner 1871 und 18771) auf die
Wichtigkeit der Anordnung der Bessemerhütten hingewiesen und
Vorschläge gemacht. In England machte Mich. Scott 1878 Ver-
besserungsvorschläge. Er legte besonderen Wert auf Raumersparnis
und wollte ohne Giesspfanne arbeiten, indem er den flüssigen Stahl
durch Rinnen einer mehrteiligen Form zuleitete, worin die Blöcke mit
aufsteigendem Strom gegossen wurden.

Der Betrieb erfuhr in den siebziger Jahren überhaupt zahl-
reiche Verbesserungen.

1871 waren in Schweden noch stehende Öfen in Betrieb.
Diesen wurde das Roheisen direkt aus dem Hochofen zugeleitet. Die
Konverter, die man eingeführt hatte, fassten nur 2,3 bis 3,9 Tonnen,
und die schwedischen Bessemerhütten wurden alle, ausser zu Sandwiken,
mit Wasserkraft betrieben.

In Deutschland war die Blasezeit der Chargen grösser als in
England, was hauptsächlich an der geringeren Düsenfläche lag.

Bis 1871 war das aus den Cumberländer Hämatiterzen erblasene
Roheisen fast in ausschliesslicher Anwendung für den Bessemerprozess
in England, Deutschland und Frankreich. In Schweden lieferten die
einheimischen phosphorarmen Magneterze ein gutes, reines Roheisen
von geringem Siliciumgehalt, wodurch es sich mehr für das alte Ver-
fahren, d. h. für die Stahlerzeugung mit Unterbrechung des Blasens
im richtigen Moment der Entkohlung eignete. Ähnlich lieferten die
vorzüglichen Erze der österreichischen Alpenländer ein gutes Bessemer-
roheisen. Desgleichen erwiesen sich die reichen Erze der Vereinigten
Staaten, besonders die vom Oberen See, als sehr geeignet für Bessemer-
roheisen.

Die Abhängigkeit von dem Cumberländer Hämatitroheisen war
sowohl für Grossbritannien, wie für den grössten Teil des europäischen
Kontinents immer noch ein grosses Hindernis für die Entwickelung
und den Aufschwung der Bessemerindustrie. Man suchte deshalb
nach geeigneten fremden Erzen und fand diese in Spanien, Algier und
Elba. Besonders bewährten sich die altberühmten Erze von Som-
morostro bei Bilbao als vorzüglich geeignet für Bessemerroheisen.
Infolgedessen erlangte der Eisenerzbergbau und der Erzhandel in

1) Siehe Kärntner Zeitschrift für Eisenhüttenwesen 1877, S. 409.

Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
Bethlehem legte schon vor 1873 den Boden der Gieſsgrube auf die
Hüttensohle, so daſs die Eisenbahnen von allen Seiten Zugang hatten.
In Österreich hatte F. Bleichsteiner 1871 und 18771) auf die
Wichtigkeit der Anordnung der Bessemerhütten hingewiesen und
Vorschläge gemacht. In England machte Mich. Scott 1878 Ver-
besserungsvorschläge. Er legte besonderen Wert auf Raumersparnis
und wollte ohne Gieſspfanne arbeiten, indem er den flüssigen Stahl
durch Rinnen einer mehrteiligen Form zuleitete, worin die Blöcke mit
aufsteigendem Strom gegossen wurden.

Der Betrieb erfuhr in den siebziger Jahren überhaupt zahl-
reiche Verbesserungen.

1871 waren in Schweden noch stehende Öfen in Betrieb.
Diesen wurde das Roheisen direkt aus dem Hochofen zugeleitet. Die
Konverter, die man eingeführt hatte, faſsten nur 2,3 bis 3,9 Tonnen,
und die schwedischen Bessemerhütten wurden alle, auſser zu Sandwiken,
mit Wasserkraft betrieben.

In Deutschland war die Blasezeit der Chargen gröſser als in
England, was hauptsächlich an der geringeren Düsenfläche lag.

Bis 1871 war das aus den Cumberländer Hämatiterzen erblasene
Roheisen fast in ausschlieſslicher Anwendung für den Bessemerprozeſs
in England, Deutschland und Frankreich. In Schweden lieferten die
einheimischen phosphorarmen Magneterze ein gutes, reines Roheisen
von geringem Siliciumgehalt, wodurch es sich mehr für das alte Ver-
fahren, d. h. für die Stahlerzeugung mit Unterbrechung des Blasens
im richtigen Moment der Entkohlung eignete. Ähnlich lieferten die
vorzüglichen Erze der österreichischen Alpenländer ein gutes Bessemer-
roheisen. Desgleichen erwiesen sich die reichen Erze der Vereinigten
Staaten, besonders die vom Oberen See, als sehr geeignet für Bessemer-
roheisen.

Die Abhängigkeit von dem Cumberländer Hämatitroheisen war
sowohl für Groſsbritannien, wie für den gröſsten Teil des europäischen
Kontinents immer noch ein groſses Hindernis für die Entwickelung
und den Aufschwung der Bessemerindustrie. Man suchte deshalb
nach geeigneten fremden Erzen und fand diese in Spanien, Algier und
Elba. Besonders bewährten sich die altberühmten Erze von Som-
morostro bei Bilbao als vorzüglich geeignet für Bessemerroheisen.
Infolgedessen erlangte der Eisenerzbergbau und der Erzhandel in

1) Siehe Kärntner Zeitschrift für Eisenhüttenwesen 1877, S. 409.
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[622/0638] Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880. Bethlehem legte schon vor 1873 den Boden der Gieſsgrube auf die Hüttensohle, so daſs die Eisenbahnen von allen Seiten Zugang hatten. In Österreich hatte F. Bleichsteiner 1871 und 1877 1) auf die Wichtigkeit der Anordnung der Bessemerhütten hingewiesen und Vorschläge gemacht. In England machte Mich. Scott 1878 Ver- besserungsvorschläge. Er legte besonderen Wert auf Raumersparnis und wollte ohne Gieſspfanne arbeiten, indem er den flüssigen Stahl durch Rinnen einer mehrteiligen Form zuleitete, worin die Blöcke mit aufsteigendem Strom gegossen wurden. Der Betrieb erfuhr in den siebziger Jahren überhaupt zahl- reiche Verbesserungen. 1871 waren in Schweden noch stehende Öfen in Betrieb. Diesen wurde das Roheisen direkt aus dem Hochofen zugeleitet. Die Konverter, die man eingeführt hatte, faſsten nur 2,3 bis 3,9 Tonnen, und die schwedischen Bessemerhütten wurden alle, auſser zu Sandwiken, mit Wasserkraft betrieben. In Deutschland war die Blasezeit der Chargen gröſser als in England, was hauptsächlich an der geringeren Düsenfläche lag. Bis 1871 war das aus den Cumberländer Hämatiterzen erblasene Roheisen fast in ausschlieſslicher Anwendung für den Bessemerprozeſs in England, Deutschland und Frankreich. In Schweden lieferten die einheimischen phosphorarmen Magneterze ein gutes, reines Roheisen von geringem Siliciumgehalt, wodurch es sich mehr für das alte Ver- fahren, d. h. für die Stahlerzeugung mit Unterbrechung des Blasens im richtigen Moment der Entkohlung eignete. Ähnlich lieferten die vorzüglichen Erze der österreichischen Alpenländer ein gutes Bessemer- roheisen. Desgleichen erwiesen sich die reichen Erze der Vereinigten Staaten, besonders die vom Oberen See, als sehr geeignet für Bessemer- roheisen. Die Abhängigkeit von dem Cumberländer Hämatitroheisen war sowohl für Groſsbritannien, wie für den gröſsten Teil des europäischen Kontinents immer noch ein groſses Hindernis für die Entwickelung und den Aufschwung der Bessemerindustrie. Man suchte deshalb nach geeigneten fremden Erzen und fand diese in Spanien, Algier und Elba. Besonders bewährten sich die altberühmten Erze von Som- morostro bei Bilbao als vorzüglich geeignet für Bessemerroheisen. Infolgedessen erlangte der Eisenerzbergbau und der Erzhandel in 1) Siehe Kärntner Zeitschrift für Eisenhüttenwesen 1877, S. 409.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/638>, abgerufen am 25.11.2024.