mit hydraulischem Kran und 3 weiteren hydraulischen Kranen, welche über die Giessgrube schwangen, um die Gussformen hin- und weg- zustellen, die Blöcke wegzuheben und zu verladen. Eine gekuppelte grosse Gebläsemaschine blies 266 bis 310 cbm Luft von 25 Pfund Druck auf den Quadratzoll in der Minute. Für die Hydraulik arbeitete eine gekuppelte Worthington-Pumpe mit zwei Wassercylindern von 9 Zoll Weite und 24 Zoll Hub. Die Dampfkessel entsprachen 800 Pferdekräften. Zum Einschmelzen des Roheisens dienten 3 Kupol- öfen, zum Schmelzen des Spiegeleisens 2 Flammöfen. Zwischen den Kupolöfen und der Birne war eine Wage angebracht, welche gestattete, die Giesspfanne zu wiegen, wodurch das Gewicht der Charge genau festgestellt werden konnte. Man machte täglich 6 bis 18, zuweilen bis 24 Chargen von 5 Tonnen Einsatz. Eine solche Anlage kostete etwa 200000 Dollar. Sehr wichtig war die Anordnung der Birnen zu dem Giessraum. Meistens hatte man kreisförmige Giessgruben, welche Form durch den an einem hydraulisch heb- und senkbaren Kolben befestigten, im Kreise schwingenden Tragarm der Giesspfanne bedingt war. Die beiden Konverter stellte man nach der Anordnung von John Brown in Sheffield anfangs meist parallel und in solcher Ent- fernung voneinander auf, dass sie gekippt den von der Giesspfanne beschriebenen Kreis so trafen, dass diese Punkte mit dem Mittelpunkt verbunden einen Winkel von 90° ergaben.
Von dieser Anordnung ging man in Dowlais bereits in den sechziger Jahren ab, indem man die beiden Birnen gerade gegenüber stellte, so dass sie um 180° gegeneinander verstellt waren. Wo man mehr als zwei Birnen verwendete, stellte man zuweilen noch eine dritte Birne zwischen den beiden gegenüberstehenden auf, wie dies z. B. in Hörde geschah. Zu Barrow stellte man die drei Birnen näher zusammen, so dass sie nur einen Winkel von 60°, zusammen also von 120° bildeten. Sobald noch mehr Birnen betrieben wurden, war es zweckmässig, dieselben parallel in eine Reihe zu stellen. Die Giess- grube mit der kreisförmig schwingenden Giesspfanne fiel dann fort und wurde durch eine auf einem Geleise fahrbare Giesspfanne ersetzt. Diese Anordnung wurde zuerst auf dem Kruppschen Stahlwerke in Essen eingeführt, wo je fünf oder sechs Birnen in einer Reihe lagen. Die grösseren Stahlwerke in den Vereinigten Staaten adoptierten diese Aufstellung und bildeten sie weiter aus. Sie legten die Birnen hoch über die Hüttensohlen und führten besondere Plattformen um sie herum, wodurch sie leicht zugänglich wurden. Die Kräne konnten frei schwingen; die Funkenessen hemmten nicht. John Fritz zu
Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
mit hydraulischem Kran und 3 weiteren hydraulischen Kranen, welche über die Gieſsgrube schwangen, um die Guſsformen hin- und weg- zustellen, die Blöcke wegzuheben und zu verladen. Eine gekuppelte groſse Gebläsemaschine blies 266 bis 310 cbm Luft von 25 Pfund Druck auf den Quadratzoll in der Minute. Für die Hydraulik arbeitete eine gekuppelte Worthington-Pumpe mit zwei Wassercylindern von 9 Zoll Weite und 24 Zoll Hub. Die Dampfkessel entsprachen 800 Pferdekräften. Zum Einschmelzen des Roheisens dienten 3 Kupol- öfen, zum Schmelzen des Spiegeleisens 2 Flammöfen. Zwischen den Kupolöfen und der Birne war eine Wage angebracht, welche gestattete, die Gieſspfanne zu wiegen, wodurch das Gewicht der Charge genau festgestellt werden konnte. Man machte täglich 6 bis 18, zuweilen bis 24 Chargen von 5 Tonnen Einsatz. Eine solche Anlage kostete etwa 200000 Dollar. Sehr wichtig war die Anordnung der Birnen zu dem Gieſsraum. Meistens hatte man kreisförmige Gieſsgruben, welche Form durch den an einem hydraulisch heb- und senkbaren Kolben befestigten, im Kreise schwingenden Tragarm der Gieſspfanne bedingt war. Die beiden Konverter stellte man nach der Anordnung von John Brown in Sheffield anfangs meist parallel und in solcher Ent- fernung voneinander auf, daſs sie gekippt den von der Gieſspfanne beschriebenen Kreis so trafen, daſs diese Punkte mit dem Mittelpunkt verbunden einen Winkel von 90° ergaben.
Von dieser Anordnung ging man in Dowlais bereits in den sechziger Jahren ab, indem man die beiden Birnen gerade gegenüber stellte, so daſs sie um 180° gegeneinander verstellt waren. Wo man mehr als zwei Birnen verwendete, stellte man zuweilen noch eine dritte Birne zwischen den beiden gegenüberstehenden auf, wie dies z. B. in Hörde geschah. Zu Barrow stellte man die drei Birnen näher zusammen, so daſs sie nur einen Winkel von 60°, zusammen also von 120° bildeten. Sobald noch mehr Birnen betrieben wurden, war es zweckmäſsig, dieselben parallel in eine Reihe zu stellen. Die Gieſs- grube mit der kreisförmig schwingenden Gieſspfanne fiel dann fort und wurde durch eine auf einem Geleise fahrbare Gieſspfanne ersetzt. Diese Anordnung wurde zuerst auf dem Kruppschen Stahlwerke in Essen eingeführt, wo je fünf oder sechs Birnen in einer Reihe lagen. Die gröſseren Stahlwerke in den Vereinigten Staaten adoptierten diese Aufstellung und bildeten sie weiter aus. Sie legten die Birnen hoch über die Hüttensohlen und führten besondere Plattformen um sie herum, wodurch sie leicht zugänglich wurden. Die Kräne konnten frei schwingen; die Funkenessen hemmten nicht. John Fritz zu
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Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
mit hydraulischem Kran und 3 weiteren hydraulischen Kranen, welche
über die Gieſsgrube schwangen, um die Guſsformen hin- und weg-
zustellen, die Blöcke wegzuheben und zu verladen. Eine gekuppelte
groſse Gebläsemaschine blies 266 bis 310 cbm Luft von 25 Pfund
Druck auf den Quadratzoll in der Minute. Für die Hydraulik arbeitete
eine gekuppelte Worthington-Pumpe mit zwei Wassercylindern von
9 Zoll Weite und 24 Zoll Hub. Die Dampfkessel entsprachen
800 Pferdekräften. Zum Einschmelzen des Roheisens dienten 3 Kupol-
öfen, zum Schmelzen des Spiegeleisens 2 Flammöfen. Zwischen den
Kupolöfen und der Birne war eine Wage angebracht, welche gestattete,
die Gieſspfanne zu wiegen, wodurch das Gewicht der Charge genau
festgestellt werden konnte. Man machte täglich 6 bis 18, zuweilen
bis 24 Chargen von 5 Tonnen Einsatz. Eine solche Anlage kostete
etwa 200000 Dollar. Sehr wichtig war die Anordnung der Birnen zu
dem Gieſsraum. Meistens hatte man kreisförmige Gieſsgruben, welche
Form durch den an einem hydraulisch heb- und senkbaren Kolben
befestigten, im Kreise schwingenden Tragarm der Gieſspfanne bedingt
war. Die beiden Konverter stellte man nach der Anordnung von
John Brown in Sheffield anfangs meist parallel und in solcher Ent-
fernung voneinander auf, daſs sie gekippt den von der Gieſspfanne
beschriebenen Kreis so trafen, daſs diese Punkte mit dem Mittelpunkt
verbunden einen Winkel von 90° ergaben.
Von dieser Anordnung ging man in Dowlais bereits in den
sechziger Jahren ab, indem man die beiden Birnen gerade gegenüber
stellte, so daſs sie um 180° gegeneinander verstellt waren. Wo man
mehr als zwei Birnen verwendete, stellte man zuweilen noch eine
dritte Birne zwischen den beiden gegenüberstehenden auf, wie dies
z. B. in Hörde geschah. Zu Barrow stellte man die drei Birnen näher
zusammen, so daſs sie nur einen Winkel von 60°, zusammen also von
120° bildeten. Sobald noch mehr Birnen betrieben wurden, war es
zweckmäſsig, dieselben parallel in eine Reihe zu stellen. Die Gieſs-
grube mit der kreisförmig schwingenden Gieſspfanne fiel dann fort
und wurde durch eine auf einem Geleise fahrbare Gieſspfanne ersetzt.
Diese Anordnung wurde zuerst auf dem Kruppschen Stahlwerke in
Essen eingeführt, wo je fünf oder sechs Birnen in einer Reihe lagen.
Die gröſseren Stahlwerke in den Vereinigten Staaten adoptierten diese
Aufstellung und bildeten sie weiter aus. Sie legten die Birnen hoch
über die Hüttensohlen und führten besondere Plattformen um sie
herum, wodurch sie leicht zugänglich wurden. Die Kräne konnten
frei schwingen; die Funkenessen hemmten nicht. John Fritz zu
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/637>, abgerufen am 22.11.2024.
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