ein Teil der Feuergase, der nicht zur Heizung der Wärmespeicher er- forderlich war, in den Gaserzeuger zurückgeführt und hier in Brenngas umgewandelt, wodurch eine nicht unbeträchtliche Brennstoffersparnis erzielt wurde. Diese Konstruktion hat auf mehreren Werken in Eng- land Anwendung gefunden.
Verschiedene neuere Verbesserungen der Schweissöfen und des Schweissverfahrens werden später noch Erwähnung finden.
Das Flusseisen. I. Das Windfrischen.
A. Der saure oder Bessemerprozess bis 1880.
Das Flusseisen setzte seinen Siegeslauf seit 1870 mit beschleunigter Geschwindigkeit fort. Von Jahr zu Jahr vermehrte sich die Zahl der Konverter und die Grösse ihrer Produktion. Zu dem raschen Auf- schwung Anfang der siebziger Jahre trugen verschiedene Um- stände bei. Zunächst war es das Bedürfnis nach Massenerzeugung. Eine weitere Veranlassung lag darin, dass im Februar 1870 H. Bessemers Patent erlosch, und dass damit die hohe Licenz- gebühr (royalty) von 1 £ pro Tonne, welche er in England bezogen hatte, und die entsprechenden Abgaben in anderen Ländern wegfielen. Manche Werke hatten diese Frist abgewartet, um mit der Einführung des Verfahrens zu beginnen. Eine andere Ursache war der rasche und nicht nur für Deutschland, sondern für den Weltfrieden glückliche Verlauf des deutsch-französischen Krieges von 1870 und der Sturz Napoleons, dessen Politik unablässig den Frieden bedroht hatte. Ein allgemeiner Aufschwung von Handel und Industrie und die Ver- grösserung und Neugründung zahlreicher Eisenwerke war die Folge davon. Dieser Aufschwung war so unaufhaltsam, dass er rasch die Grenzen des Bedürfnisses überflügelte, worauf dann 1873 eine Handels- krisis eintrat und eine Periode des Niederganges folgte. Bei der Flusseisenfabrikation machte sich dieser Niedergang aber nicht fühlbar. Trotz des allgemeinen Rückschlags nahm der Bedarf an Flusseisen von Jahr zu Jahr zu. In welch steigendem Masse dies in dem Zeit- raume von 1870 bis 1880 geschah, ist aus nachstehender Tabelle zu ersehen.
Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
ein Teil der Feuergase, der nicht zur Heizung der Wärmespeicher er- forderlich war, in den Gaserzeuger zurückgeführt und hier in Brenngas umgewandelt, wodurch eine nicht unbeträchtliche Brennstoffersparnis erzielt wurde. Diese Konstruktion hat auf mehreren Werken in Eng- land Anwendung gefunden.
Verschiedene neuere Verbesserungen der Schweiſsöfen und des Schweiſsverfahrens werden später noch Erwähnung finden.
Das Fluſseisen. I. Das Windfrischen.
A. Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
Das Fluſseisen setzte seinen Siegeslauf seit 1870 mit beschleunigter Geschwindigkeit fort. Von Jahr zu Jahr vermehrte sich die Zahl der Konverter und die Gröſse ihrer Produktion. Zu dem raschen Auf- schwung Anfang der siebziger Jahre trugen verschiedene Um- stände bei. Zunächst war es das Bedürfnis nach Massenerzeugung. Eine weitere Veranlassung lag darin, daſs im Februar 1870 H. Bessemers Patent erlosch, und daſs damit die hohe Licenz- gebühr (royalty) von 1 £ pro Tonne, welche er in England bezogen hatte, und die entsprechenden Abgaben in anderen Ländern wegfielen. Manche Werke hatten diese Frist abgewartet, um mit der Einführung des Verfahrens zu beginnen. Eine andere Ursache war der rasche und nicht nur für Deutschland, sondern für den Weltfrieden glückliche Verlauf des deutsch-französischen Krieges von 1870 und der Sturz Napoleons, dessen Politik unablässig den Frieden bedroht hatte. Ein allgemeiner Aufschwung von Handel und Industrie und die Ver- gröſserung und Neugründung zahlreicher Eisenwerke war die Folge davon. Dieser Aufschwung war so unaufhaltsam, daſs er rasch die Grenzen des Bedürfnisses überflügelte, worauf dann 1873 eine Handels- krisis eintrat und eine Periode des Niederganges folgte. Bei der Fluſseisenfabrikation machte sich dieser Niedergang aber nicht fühlbar. Trotz des allgemeinen Rückschlags nahm der Bedarf an Fluſseisen von Jahr zu Jahr zu. In welch steigendem Maſse dies in dem Zeit- raume von 1870 bis 1880 geschah, ist aus nachstehender Tabelle zu ersehen.
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Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
ein Teil der Feuergase, der nicht zur Heizung der Wärmespeicher er-
forderlich war, in den Gaserzeuger zurückgeführt und hier in Brenngas
umgewandelt, wodurch eine nicht unbeträchtliche Brennstoffersparnis
erzielt wurde. Diese Konstruktion hat auf mehreren Werken in Eng-
land Anwendung gefunden.
Verschiedene neuere Verbesserungen der Schweiſsöfen und des
Schweiſsverfahrens werden später noch Erwähnung finden.
Das Fluſseisen.
I. Das Windfrischen.
A. Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
Das Fluſseisen setzte seinen Siegeslauf seit 1870 mit beschleunigter
Geschwindigkeit fort. Von Jahr zu Jahr vermehrte sich die Zahl der
Konverter und die Gröſse ihrer Produktion. Zu dem raschen Auf-
schwung Anfang der siebziger Jahre trugen verschiedene Um-
stände bei. Zunächst war es das Bedürfnis nach Massenerzeugung.
Eine weitere Veranlassung lag darin, daſs im Februar 1870
H. Bessemers Patent erlosch, und daſs damit die hohe Licenz-
gebühr (royalty) von 1 £ pro Tonne, welche er in England bezogen
hatte, und die entsprechenden Abgaben in anderen Ländern wegfielen.
Manche Werke hatten diese Frist abgewartet, um mit der Einführung
des Verfahrens zu beginnen. Eine andere Ursache war der rasche
und nicht nur für Deutschland, sondern für den Weltfrieden glückliche
Verlauf des deutsch-französischen Krieges von 1870 und der Sturz
Napoleons, dessen Politik unablässig den Frieden bedroht hatte.
Ein allgemeiner Aufschwung von Handel und Industrie und die Ver-
gröſserung und Neugründung zahlreicher Eisenwerke war die Folge
davon. Dieser Aufschwung war so unaufhaltsam, daſs er rasch die
Grenzen des Bedürfnisses überflügelte, worauf dann 1873 eine Handels-
krisis eintrat und eine Periode des Niederganges folgte. Bei der
Fluſseisenfabrikation machte sich dieser Niedergang aber nicht fühlbar.
Trotz des allgemeinen Rückschlags nahm der Bedarf an Fluſseisen
von Jahr zu Jahr zu. In welch steigendem Maſse dies in dem Zeit-
raume von 1870 bis 1880 geschah, ist aus nachstehender Tabelle zu
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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