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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die direkte Eisengewinnung.
darin abgeändert, dass man die Blechhülsen wegliess und das Gemenge
in die Form von Ringen oder Röhren presste. In drei Monaten hatte
man 1371,5 kg Puddelschlacke, 3675 kg Champlain-Erz, 1200 kg
Hammerschlag nach dieser Methode verarbeitet. Die Chargendauer
betrug drei Stunden, das Ausbringen aber nur 32 Prozent des ein-
gesetzten Oxydes.

Inzwischen hatte auch das getrennte Verfahren, bei welchem die
Reduktion in besonderen Gefässen, die Schmelzung des in denselben
erhaltenen Eisenschwammes aber in einem Flammofen und zwar
meist in einem Roheisenbade erfolgt, wieder grössere Beachtung
gewonnen und zu neuen Vorschlägen und Erfindungen geführt. Von
den älteren Prozessen wurde der von Chenot 1872 noch auf einem
Werk von Ybarra & Co. in Spanien fortbetrieben. Ebenso erhielt
sich der diesem und mehr noch dem Gurltschen Verfahren verwandte
Touraginprozess (S. 92) in zwei Öfen im nördlichen Spanien bis
1884. In der Weltausstellung zu Paris waren dessen Produkte aus-
gestellt. Der gewonnene Eisenschwamm wurde im Frischherde weiter
verarbeitet.

1880 war das Chenotverfahren auf der Hütte El Desierto, wo
aus Bilbaoerzen in steinernen Retorten Eisenschwamm gewonnen und
im Schweissherde zu einem weichen, für Nägel brauchbaren Eisen ver-
arbeitet wurde, im Gange.

Auf derselben Grundlage beruhte das 1873 von Thomas S. Blair
von Pittsburg beschriebene Verfahren 1). 1875 war dasselbe nach
Tunners Bericht bereits zu einem hohen Grade der Vollkommen-
heit ausgebildet. Die Reduktion der mit Kohlen gemengten reichen
Erze vom Missouri oder vom Lake Superior erfolgte mit Gas im
oberen Teile hoher schachtförmiger Räume 2), in deren unterem Teile
der reducierte Eisenschwamm bei völligem Luftabschluss abgekühlt
wurde. Dieser wurde sodann unter einer starken hydraulischen Presse
kalt in die Form cylindrischer Blöcke gepresst, welche hierauf in
einem Roheisenbade eingeschmolzen wurden. Auf Blairs Werk zu
Asinwood bei Pittsburg lieferten sechs Öfen wöchentlich 1200 Centner
Eisenschwamm. 1882 wurde dieses Verfahren auch zu Glenwood
betrieben; man verarbeitete Missourierze. Im Jahre 1881 betrieb man
nach Weddings Bericht 3) die Reduktion mit natürlichem Gas.


1) The direct Process in iron manufacture by Thomas Blair, Transactions
of the American Institute of Mining Engineers, vol. II, p. 175.
2) Siehe Wedding, Handbuch etc. 1874, III, S. 556.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 112.

Die direkte Eisengewinnung.
darin abgeändert, daſs man die Blechhülsen weglieſs und das Gemenge
in die Form von Ringen oder Röhren preſste. In drei Monaten hatte
man 1371,5 kg Puddelschlacke, 3675 kg Champlain-Erz, 1200 kg
Hammerschlag nach dieser Methode verarbeitet. Die Chargendauer
betrug drei Stunden, das Ausbringen aber nur 32 Prozent des ein-
gesetzten Oxydes.

Inzwischen hatte auch das getrennte Verfahren, bei welchem die
Reduktion in besonderen Gefäſsen, die Schmelzung des in denselben
erhaltenen Eisenschwammes aber in einem Flammofen und zwar
meist in einem Roheisenbade erfolgt, wieder gröſsere Beachtung
gewonnen und zu neuen Vorschlägen und Erfindungen geführt. Von
den älteren Prozessen wurde der von Chenot 1872 noch auf einem
Werk von Ybarra & Co. in Spanien fortbetrieben. Ebenso erhielt
sich der diesem und mehr noch dem Gurltschen Verfahren verwandte
Touraginprozeſs (S. 92) in zwei Öfen im nördlichen Spanien bis
1884. In der Weltausstellung zu Paris waren dessen Produkte aus-
gestellt. Der gewonnene Eisenschwamm wurde im Frischherde weiter
verarbeitet.

1880 war das Chenotverfahren auf der Hütte El Desierto, wo
aus Bilbaoerzen in steinernen Retorten Eisenschwamm gewonnen und
im Schweiſsherde zu einem weichen, für Nägel brauchbaren Eisen ver-
arbeitet wurde, im Gange.

Auf derselben Grundlage beruhte das 1873 von Thomas S. Blair
von Pittsburg beschriebene Verfahren 1). 1875 war dasselbe nach
Tunners Bericht bereits zu einem hohen Grade der Vollkommen-
heit ausgebildet. Die Reduktion der mit Kohlen gemengten reichen
Erze vom Missouri oder vom Lake Superior erfolgte mit Gas im
oberen Teile hoher schachtförmiger Räume 2), in deren unterem Teile
der reducierte Eisenschwamm bei völligem Luftabschluſs abgekühlt
wurde. Dieser wurde sodann unter einer starken hydraulischen Presse
kalt in die Form cylindrischer Blöcke gepreſst, welche hierauf in
einem Roheisenbade eingeschmolzen wurden. Auf Blairs Werk zu
Asinwood bei Pittsburg lieferten sechs Öfen wöchentlich 1200 Centner
Eisenschwamm. 1882 wurde dieses Verfahren auch zu Glenwood
betrieben; man verarbeitete Missourierze. Im Jahre 1881 betrieb man
nach Weddings Bericht 3) die Reduktion mit natürlichem Gas.


1) The direct Process in iron manufacture by Thomas Blair, Transactions
of the American Institute of Mining Engineers, vol. II, p. 175.
2) Siehe Wedding, Handbuch etc. 1874, III, S. 556.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 112.
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[571/0587] Die direkte Eisengewinnung. darin abgeändert, daſs man die Blechhülsen weglieſs und das Gemenge in die Form von Ringen oder Röhren preſste. In drei Monaten hatte man 1371,5 kg Puddelschlacke, 3675 kg Champlain-Erz, 1200 kg Hammerschlag nach dieser Methode verarbeitet. Die Chargendauer betrug drei Stunden, das Ausbringen aber nur 32 Prozent des ein- gesetzten Oxydes. Inzwischen hatte auch das getrennte Verfahren, bei welchem die Reduktion in besonderen Gefäſsen, die Schmelzung des in denselben erhaltenen Eisenschwammes aber in einem Flammofen und zwar meist in einem Roheisenbade erfolgt, wieder gröſsere Beachtung gewonnen und zu neuen Vorschlägen und Erfindungen geführt. Von den älteren Prozessen wurde der von Chenot 1872 noch auf einem Werk von Ybarra & Co. in Spanien fortbetrieben. Ebenso erhielt sich der diesem und mehr noch dem Gurltschen Verfahren verwandte Touraginprozeſs (S. 92) in zwei Öfen im nördlichen Spanien bis 1884. In der Weltausstellung zu Paris waren dessen Produkte aus- gestellt. Der gewonnene Eisenschwamm wurde im Frischherde weiter verarbeitet. 1880 war das Chenotverfahren auf der Hütte El Desierto, wo aus Bilbaoerzen in steinernen Retorten Eisenschwamm gewonnen und im Schweiſsherde zu einem weichen, für Nägel brauchbaren Eisen ver- arbeitet wurde, im Gange. Auf derselben Grundlage beruhte das 1873 von Thomas S. Blair von Pittsburg beschriebene Verfahren 1). 1875 war dasselbe nach Tunners Bericht bereits zu einem hohen Grade der Vollkommen- heit ausgebildet. Die Reduktion der mit Kohlen gemengten reichen Erze vom Missouri oder vom Lake Superior erfolgte mit Gas im oberen Teile hoher schachtförmiger Räume 2), in deren unterem Teile der reducierte Eisenschwamm bei völligem Luftabschluſs abgekühlt wurde. Dieser wurde sodann unter einer starken hydraulischen Presse kalt in die Form cylindrischer Blöcke gepreſst, welche hierauf in einem Roheisenbade eingeschmolzen wurden. Auf Blairs Werk zu Asinwood bei Pittsburg lieferten sechs Öfen wöchentlich 1200 Centner Eisenschwamm. 1882 wurde dieses Verfahren auch zu Glenwood betrieben; man verarbeitete Missourierze. Im Jahre 1881 betrieb man nach Weddings Bericht 3) die Reduktion mit natürlichem Gas. 1) The direct Process in iron manufacture by Thomas Blair, Transactions of the American Institute of Mining Engineers, vol. II, p. 175. 2) Siehe Wedding, Handbuch etc. 1874, III, S. 556. 3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 112.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/587>, abgerufen am 25.11.2024.