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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.
in dieser Zeit erlangt. Die vorzüglichen Leistungen der Amerikaner
im Guss von Hartgussrädern haben wir schon früher hervorgehoben.
Diese werden in den Vereinigten Staaten nicht nur für Eisenbahn-
Güterwagen, sondern auch für Personenwagen und selbst für Lokomo-
tiven verwendet. Die 1847 gegründete Rädergiesserei von A. Whitney
& Sons
in Philadelphia verschmolz 1875 täglich 30 bis 40 Tonnen
Roheisen, was der Produktion von 12 bis 16 kleinerer Holzkohlen-
hochöfen gleichkam. Man verwendete nur bestes Holzkohlenroheisen
aus Alabama, doch setzte man damals 5 bis 10 Prozent Anthrazit-
roheisen zu. Ausser dem Material ist die Abkühlung besonders wichtig.
Diese wird in cylindrischen Kühlöfen vorgenommen. Die noch heissen
Räder werden in den glühenden Ofen eingesetzt, dann wird noch
zwei bis drei Stunden gefeuert und hierauf der Ofen mit den Rädern
zwei bis drei Tage abkühlen lassen. Die Räder werden durch die
Schlagprobe geprüft, besonders wird die Nabe mit schweren Hämmern
geschlagen; dann erst werden sie ausgebohrt. Die Räder laufen meist
32000 bis 60000 englische Meilen und mehr. 1886 führte Wilh.
Sellers
in Philadelphia verbesserte Metallformen, deren Wände ein
ungehindertes Schwinden des Metalls gestatteten, ein. Zahlreiche
andere Verbesserungen wurden in den folgenden Jahren in Amerika
patentiert 1). Von diesen ist die von J. M. Barr in Milwaukee 1890
erfundene bewegliche Gussform mit Ringkanal, durch den während
des Giessens Dampf, nach dem Giessen kaltes Wasser geleitet wird,
zu erwähnen, weil sie in den neunziger Jahren vielfache Anwendung
gefunden hat.

In Deutschland hat sich besonders Gruson in Buckau-Magdeburg
auf den Guss von Hartgussrädern verlegt und in den zehn Jahren
von 1881 bis 1890 390000 Stück nach 700 Modellen gegossen. In
Amerika hat jetzt die Pulman-Gesellschaft in Milwaukee die grösste
Produktion. Für Hartgusszahnräder erhielt J. R. Weeldon in
Wolverhampton ein Patent. Gebr. Glöckner zu Tschirndorf in
Österreich erzeugten Ende der siebziger Jahre einen blasenfreien
Hartguss dadurch, dass sie erst Roheisen im Frischfeuer oder Puddel-
ofen einschmolzen und dieses gefeinte Roheisen dann im Kupolofen
aufgaben. Benj. Davis Martin goss 1888 Hartgusswalzen in der
Weise, dass er erst eine Walze von kleinerem Durchmesser anfertigte,
diese dann erwärmt in die Walzenform einsetzte und Eisen um die-
selbe goss. Die Härtung ging hierbei von innen nach aussen vor

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 1018; 1895, S. 1050.

Die Eisengieſserei seit 1870.
in dieser Zeit erlangt. Die vorzüglichen Leistungen der Amerikaner
im Guſs von Hartguſsrädern haben wir schon früher hervorgehoben.
Diese werden in den Vereinigten Staaten nicht nur für Eisenbahn-
Güterwagen, sondern auch für Personenwagen und selbst für Lokomo-
tiven verwendet. Die 1847 gegründete Rädergieſserei von A. Whitney
& Sons
in Philadelphia verschmolz 1875 täglich 30 bis 40 Tonnen
Roheisen, was der Produktion von 12 bis 16 kleinerer Holzkohlen-
hochöfen gleichkam. Man verwendete nur bestes Holzkohlenroheisen
aus Alabama, doch setzte man damals 5 bis 10 Prozent Anthrazit-
roheisen zu. Auſser dem Material ist die Abkühlung besonders wichtig.
Diese wird in cylindrischen Kühlöfen vorgenommen. Die noch heiſsen
Räder werden in den glühenden Ofen eingesetzt, dann wird noch
zwei bis drei Stunden gefeuert und hierauf der Ofen mit den Rädern
zwei bis drei Tage abkühlen lassen. Die Räder werden durch die
Schlagprobe geprüft, besonders wird die Nabe mit schweren Hämmern
geschlagen; dann erst werden sie ausgebohrt. Die Räder laufen meist
32000 bis 60000 englische Meilen und mehr. 1886 führte Wilh.
Sellers
in Philadelphia verbesserte Metallformen, deren Wände ein
ungehindertes Schwinden des Metalls gestatteten, ein. Zahlreiche
andere Verbesserungen wurden in den folgenden Jahren in Amerika
patentiert 1). Von diesen ist die von J. M. Barr in Milwaukee 1890
erfundene bewegliche Guſsform mit Ringkanal, durch den während
des Gieſsens Dampf, nach dem Gieſsen kaltes Wasser geleitet wird,
zu erwähnen, weil sie in den neunziger Jahren vielfache Anwendung
gefunden hat.

In Deutschland hat sich besonders Gruson in Buckau-Magdeburg
auf den Guſs von Hartguſsrädern verlegt und in den zehn Jahren
von 1881 bis 1890 390000 Stück nach 700 Modellen gegossen. In
Amerika hat jetzt die Pulman-Gesellschaft in Milwaukee die gröſste
Produktion. Für Hartguſszahnräder erhielt J. R. Weeldon in
Wolverhampton ein Patent. Gebr. Glöckner zu Tschirndorf in
Österreich erzeugten Ende der siebziger Jahre einen blasenfreien
Hartguſs dadurch, daſs sie erst Roheisen im Frischfeuer oder Puddel-
ofen einschmolzen und dieses gefeinte Roheisen dann im Kupolofen
aufgaben. Benj. Davis Martin goſs 1888 Hartguſswalzen in der
Weise, daſs er erst eine Walze von kleinerem Durchmesser anfertigte,
diese dann erwärmt in die Walzenform einsetzte und Eisen um die-
selbe goſs. Die Härtung ging hierbei von innen nach auſsen vor

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 1018; 1895, S. 1050.
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[556/0572] Die Eisengieſserei seit 1870. in dieser Zeit erlangt. Die vorzüglichen Leistungen der Amerikaner im Guſs von Hartguſsrädern haben wir schon früher hervorgehoben. Diese werden in den Vereinigten Staaten nicht nur für Eisenbahn- Güterwagen, sondern auch für Personenwagen und selbst für Lokomo- tiven verwendet. Die 1847 gegründete Rädergieſserei von A. Whitney & Sons in Philadelphia verschmolz 1875 täglich 30 bis 40 Tonnen Roheisen, was der Produktion von 12 bis 16 kleinerer Holzkohlen- hochöfen gleichkam. Man verwendete nur bestes Holzkohlenroheisen aus Alabama, doch setzte man damals 5 bis 10 Prozent Anthrazit- roheisen zu. Auſser dem Material ist die Abkühlung besonders wichtig. Diese wird in cylindrischen Kühlöfen vorgenommen. Die noch heiſsen Räder werden in den glühenden Ofen eingesetzt, dann wird noch zwei bis drei Stunden gefeuert und hierauf der Ofen mit den Rädern zwei bis drei Tage abkühlen lassen. Die Räder werden durch die Schlagprobe geprüft, besonders wird die Nabe mit schweren Hämmern geschlagen; dann erst werden sie ausgebohrt. Die Räder laufen meist 32000 bis 60000 englische Meilen und mehr. 1886 führte Wilh. Sellers in Philadelphia verbesserte Metallformen, deren Wände ein ungehindertes Schwinden des Metalls gestatteten, ein. Zahlreiche andere Verbesserungen wurden in den folgenden Jahren in Amerika patentiert 1). Von diesen ist die von J. M. Barr in Milwaukee 1890 erfundene bewegliche Guſsform mit Ringkanal, durch den während des Gieſsens Dampf, nach dem Gieſsen kaltes Wasser geleitet wird, zu erwähnen, weil sie in den neunziger Jahren vielfache Anwendung gefunden hat. In Deutschland hat sich besonders Gruson in Buckau-Magdeburg auf den Guſs von Hartguſsrädern verlegt und in den zehn Jahren von 1881 bis 1890 390000 Stück nach 700 Modellen gegossen. In Amerika hat jetzt die Pulman-Gesellschaft in Milwaukee die gröſste Produktion. Für Hartguſszahnräder erhielt J. R. Weeldon in Wolverhampton ein Patent. Gebr. Glöckner zu Tschirndorf in Österreich erzeugten Ende der siebziger Jahre einen blasenfreien Hartguſs dadurch, daſs sie erst Roheisen im Frischfeuer oder Puddel- ofen einschmolzen und dieses gefeinte Roheisen dann im Kupolofen aufgaben. Benj. Davis Martin goſs 1888 Hartguſswalzen in der Weise, daſs er erst eine Walze von kleinerem Durchmesser anfertigte, diese dann erwärmt in die Walzenform einsetzte und Eisen um die- selbe goſs. Die Härtung ging hierbei von innen nach auſsen vor 1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 1018; 1895, S. 1050.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/572>, abgerufen am 25.11.2024.