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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.
zum Einstampfen des Sandes und 1888 auf eine verbesserte Maschine,
bei welcher sich die dicht nebeneinander stehenden Stampfer unab-
hängig voneinander in einem gemeinschaftlichen Gehäuse bewegten.
Krügers Stampfmaschine (D. R. P. Nr. 75058) mit auswechselbaren
Stampfern war durch ein Schneckengetriebe für verschiedene Höhen
verstellbar.

Hierher gehört auch die Benutzung von Walzen statt Stampfern
zum Eindrücken des Formsandes, welche namentlich die Gebrüder
Körting in Hannover 1885 beim Formen ihrer Heizkörper eingeführt
haben (D. R. P. Nr. 29840 1). Aus Skizze Fig. 229 ist das Prinzip des
Verfahrens zu erkennen.

[Abbildung] Fig. 229.

Durch die Verbindung von Form- und Stampfmaschinen mit
geeigneter Fortbewegung der fertigen Formkasten zu den Trocken-
und Schmelzöfen sind besonders da, wo Specialartikel gemacht werden,
grossartige Leistungen erzielt worden, wie z. B. auf den Werken von
M. Godin zu Guise in Frankreich, wo durch Einführung der kon-
tinuierlichen Maschinenformerei an Stelle der Handformerei im Jahre
1888 43 Arbeiter so viel leisteten wie früher 300. Das Formen geschah
in drehbar in Zapfen aufgehängten Formkasten auf beweglichen Tischen
mit hydraulischen Pressen.

Noch grossartiger war der automatische Giessereibetrieb der
Westinghouse-Luftbremsen-Gesellschaft 2) zu Wilmerding bei Pittsburg
1890. Die Giesshalle ist 97,2 m lang und 47 m breit. Sie besteht aus
drei Abteilungen, dem Giessraum von 59 m Länge, dem zweistöckigen
Putzraum und dem Sandraum. Das Formen wird auf einer Reihe von
auf Rädern laufender Tische, Fig. 230 (a. f. S.), welche untereinander so
verbunden sind, dass sie eine endlose Kette bilden, vorgenommen.
Auf der einen Aussenseite werden die Formkasten durch hydraulische
Maschinen fertiggestampft, alsdann auf einen der 158 Tische gesetzt
und auf diesen den Stichlöchern der Kupolöfen gegenüber gebracht

1) Siehe Glasers Annalen XVI, S. 10.
2) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 605; 1898, S. 461.
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Die Eisengieſserei seit 1870.
zum Einstampfen des Sandes und 1888 auf eine verbesserte Maschine,
bei welcher sich die dicht nebeneinander stehenden Stampfer unab-
hängig voneinander in einem gemeinschaftlichen Gehäuse bewegten.
Krügers Stampfmaschine (D. R. P. Nr. 75058) mit auswechselbaren
Stampfern war durch ein Schneckengetriebe für verschiedene Höhen
verstellbar.

Hierher gehört auch die Benutzung von Walzen statt Stampfern
zum Eindrücken des Formsandes, welche namentlich die Gebrüder
Körting in Hannover 1885 beim Formen ihrer Heizkörper eingeführt
haben (D. R. P. Nr. 29840 1). Aus Skizze Fig. 229 ist das Prinzip des
Verfahrens zu erkennen.

[Abbildung] Fig. 229.

Durch die Verbindung von Form- und Stampfmaschinen mit
geeigneter Fortbewegung der fertigen Formkasten zu den Trocken-
und Schmelzöfen sind besonders da, wo Specialartikel gemacht werden,
groſsartige Leistungen erzielt worden, wie z. B. auf den Werken von
M. Godin zu Guise in Frankreich, wo durch Einführung der kon-
tinuierlichen Maschinenformerei an Stelle der Handformerei im Jahre
1888 43 Arbeiter so viel leisteten wie früher 300. Das Formen geschah
in drehbar in Zapfen aufgehängten Formkasten auf beweglichen Tischen
mit hydraulischen Pressen.

Noch groſsartiger war der automatische Gieſsereibetrieb der
Westinghouse-Luftbremsen-Gesellschaft 2) zu Wilmerding bei Pittsburg
1890. Die Gieſshalle ist 97,2 m lang und 47 m breit. Sie besteht aus
drei Abteilungen, dem Gieſsraum von 59 m Länge, dem zweistöckigen
Putzraum und dem Sandraum. Das Formen wird auf einer Reihe von
auf Rädern laufender Tische, Fig. 230 (a. f. S.), welche untereinander so
verbunden sind, daſs sie eine endlose Kette bilden, vorgenommen.
Auf der einen Auſsenseite werden die Formkasten durch hydraulische
Maschinen fertiggestampft, alsdann auf einen der 158 Tische gesetzt
und auf diesen den Stichlöchern der Kupolöfen gegenüber gebracht

1) Siehe Glasers Annalen XVI, S. 10.
2) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 605; 1898, S. 461.
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[547/0563] Die Eisengieſserei seit 1870. zum Einstampfen des Sandes und 1888 auf eine verbesserte Maschine, bei welcher sich die dicht nebeneinander stehenden Stampfer unab- hängig voneinander in einem gemeinschaftlichen Gehäuse bewegten. Krügers Stampfmaschine (D. R. P. Nr. 75058) mit auswechselbaren Stampfern war durch ein Schneckengetriebe für verschiedene Höhen verstellbar. Hierher gehört auch die Benutzung von Walzen statt Stampfern zum Eindrücken des Formsandes, welche namentlich die Gebrüder Körting in Hannover 1885 beim Formen ihrer Heizkörper eingeführt haben (D. R. P. Nr. 29840 1). Aus Skizze Fig. 229 ist das Prinzip des Verfahrens zu erkennen. [Abbildung Fig. 229.] Durch die Verbindung von Form- und Stampfmaschinen mit geeigneter Fortbewegung der fertigen Formkasten zu den Trocken- und Schmelzöfen sind besonders da, wo Specialartikel gemacht werden, groſsartige Leistungen erzielt worden, wie z. B. auf den Werken von M. Godin zu Guise in Frankreich, wo durch Einführung der kon- tinuierlichen Maschinenformerei an Stelle der Handformerei im Jahre 1888 43 Arbeiter so viel leisteten wie früher 300. Das Formen geschah in drehbar in Zapfen aufgehängten Formkasten auf beweglichen Tischen mit hydraulischen Pressen. Noch groſsartiger war der automatische Gieſsereibetrieb der Westinghouse-Luftbremsen-Gesellschaft 2) zu Wilmerding bei Pittsburg 1890. Die Gieſshalle ist 97,2 m lang und 47 m breit. Sie besteht aus drei Abteilungen, dem Gieſsraum von 59 m Länge, dem zweistöckigen Putzraum und dem Sandraum. Das Formen wird auf einer Reihe von auf Rädern laufender Tische, Fig. 230 (a. f. S.), welche untereinander so verbunden sind, daſs sie eine endlose Kette bilden, vorgenommen. Auf der einen Auſsenseite werden die Formkasten durch hydraulische Maschinen fertiggestampft, alsdann auf einen der 158 Tische gesetzt und auf diesen den Stichlöchern der Kupolöfen gegenüber gebracht 1) Siehe Glasers Annalen XVI, S. 10. 2) Siehe Stahl und Eisen 1890, S. 605; 1898, S. 461. 35*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/563>, abgerufen am 22.11.2024.