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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.

Um 1878 konstruierte Heinrich Krigar in Hannover sein
zweiachsiges Patentschraubengebläse (D. R. P. Nr. 4121), das ein ver-
besserter Roots blower war. Die grösseren machen 100 bis 175 Um-
drehungen in der Minute.

1882 erbaute Stewart in Amerika sein einachsiges Kapselgebläse,
welches in den Vereinigten Staaten Verbreitung fand.

Man wendete bei Kupolöfen höchstens eine Pressung des Windes
von 55 cm Wassersäule an. Doch haben neuerdings Krigar und
Ihssen 1) und C. H. Jäger Hochdruckgebläse erfunden, die Verbreitung
gefunden haben. Das Jägergebläse ist Fig. 221, 222 in Ansicht und

[Abbildung] Fig. 221.
[Abbildung] Fig. 222.
Querschnitt dargestellt. Die Drehkörper dichten gut in breiten
Flächen, und es kann eine Windpressung von einer halben Atmo-
sphäre erzielt werden.

Für die Herbertzöfen kamen Dampfstrahlgebläse in Anwendung.
Ein solches war zuerst 1870 C. W. Siemens in London patentiert
worden. Verbesserte Gebläse der Art für Hüttenbetrieb brachten
die Gebrüder Körting in Hannover zur Einführung.

Wenden wir uns zu den Fortschritten der Formerei. Man ver-
suchte die natürlichen Formsande durch künstliche Surrogate zu
ersetzen. Pet. Gallas schlug 1888 einen künstlichen Formsand aus
19 Tln. reinem Sand und 2 Tln. gepulvertem Harz vor und J. Patrick
ebenfalls in Frankfurt 1889 ein Gemisch aus Sand und Teer. In
England wendete man schon länger einen Formsand aus gewaschenem
Sand und Teer an.

Besonders bedient man sich neuerdings zur Herstellung der

1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 70.
Die Eisengieſserei seit 1870.

Um 1878 konstruierte Heinrich Krigar in Hannover sein
zweiachsiges Patentschraubengebläse (D. R. P. Nr. 4121), das ein ver-
besserter Roots blower war. Die gröſseren machen 100 bis 175 Um-
drehungen in der Minute.

1882 erbaute Stewart in Amerika sein einachsiges Kapselgebläse,
welches in den Vereinigten Staaten Verbreitung fand.

Man wendete bei Kupolöfen höchstens eine Pressung des Windes
von 55 cm Wassersäule an. Doch haben neuerdings Krigar und
Ihssen 1) und C. H. Jäger Hochdruckgebläse erfunden, die Verbreitung
gefunden haben. Das Jägergebläse ist Fig. 221, 222 in Ansicht und

[Abbildung] Fig. 221.
[Abbildung] Fig. 222.
Querschnitt dargestellt. Die Drehkörper dichten gut in breiten
Flächen, und es kann eine Windpressung von einer halben Atmo-
sphäre erzielt werden.

Für die Herbertzöfen kamen Dampfstrahlgebläse in Anwendung.
Ein solches war zuerst 1870 C. W. Siemens in London patentiert
worden. Verbesserte Gebläse der Art für Hüttenbetrieb brachten
die Gebrüder Körting in Hannover zur Einführung.

Wenden wir uns zu den Fortschritten der Formerei. Man ver-
suchte die natürlichen Formsande durch künstliche Surrogate zu
ersetzen. Pet. Gallas schlug 1888 einen künstlichen Formsand aus
19 Tln. reinem Sand und 2 Tln. gepulvertem Harz vor und J. Patrick
ebenfalls in Frankfurt 1889 ein Gemisch aus Sand und Teer. In
England wendete man schon länger einen Formsand aus gewaschenem
Sand und Teer an.

Besonders bedient man sich neuerdings zur Herstellung der

1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 70.
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[540/0556] Die Eisengieſserei seit 1870. Um 1878 konstruierte Heinrich Krigar in Hannover sein zweiachsiges Patentschraubengebläse (D. R. P. Nr. 4121), das ein ver- besserter Roots blower war. Die gröſseren machen 100 bis 175 Um- drehungen in der Minute. 1882 erbaute Stewart in Amerika sein einachsiges Kapselgebläse, welches in den Vereinigten Staaten Verbreitung fand. Man wendete bei Kupolöfen höchstens eine Pressung des Windes von 55 cm Wassersäule an. Doch haben neuerdings Krigar und Ihssen 1) und C. H. Jäger Hochdruckgebläse erfunden, die Verbreitung gefunden haben. Das Jägergebläse ist Fig. 221, 222 in Ansicht und [Abbildung Fig. 221.] [Abbildung Fig. 222.] Querschnitt dargestellt. Die Drehkörper dichten gut in breiten Flächen, und es kann eine Windpressung von einer halben Atmo- sphäre erzielt werden. Für die Herbertzöfen kamen Dampfstrahlgebläse in Anwendung. Ein solches war zuerst 1870 C. W. Siemens in London patentiert worden. Verbesserte Gebläse der Art für Hüttenbetrieb brachten die Gebrüder Körting in Hannover zur Einführung. Wenden wir uns zu den Fortschritten der Formerei. Man ver- suchte die natürlichen Formsande durch künstliche Surrogate zu ersetzen. Pet. Gallas schlug 1888 einen künstlichen Formsand aus 19 Tln. reinem Sand und 2 Tln. gepulvertem Harz vor und J. Patrick ebenfalls in Frankfurt 1889 ein Gemisch aus Sand und Teer. In England wendete man schon länger einen Formsand aus gewaschenem Sand und Teer an. Besonders bedient man sich neuerdings zur Herstellung der 1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 70.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/556>, abgerufen am 22.11.2024.