bekannt waren. 1847 hatte bereits Bischof über Versuche, die er mit bestem Erfolg angestellt hatte, um durch Zusatz eines Kiesel- gehaltes zu weissem Roheisen graues Eisen zu bilden und den Einfluss des Mangans zu hemmen, berichtet 1). Die Versuche, Stäbe von diesem Eisen zu zerbrechen, hatten eine bei weitem grössere Haltbarkeit als die von Stäben aus schottischem Eisen dargethan. Ebenso hatte A. Ledebur wiederholt auf die Wichtigkeit des Siliciums für das Giessereiroheisen hingewiesen und bereits 1884 vorgeschlagen, nicht mehr nach dem Bruchansehen, welches zu völlig irrigen Schlussfolgerungen führen könne, sondern nach dem Siliciumgehalt zu sondern und zu verkaufen 2).
Trotzdem hat erst Turners Vortrag im Jahre 1886 den eigent- lichen Anstoss zu der lebhaften Erörterung über die Bedeutung des Siliciums im Roheisen gegeben. Die Zeit war dafür reif und da man bereits Eisensilicid oder Ferrosilicium mit 17 Prozent Siliciumgehalt für die Flusseisenbereitung im grossen darstellte, so lag es nahe, das- selbe zunächst versuchsweise auch dem Gusseisen zuzusetzen. Diese praktische Anwendung machte der Franzose F. Gautier, welcher auf Grund der Versuche von Wood Ferrosilicium als einen geeigneten Zusatz zu Giessereieisen erklärte und folgende Sätze aufstellte: 1. In weissem Eisen scheidet ein Zusatz von Silicium den gebundenen Kohlenstoff in Form von Graphit aus und bewirkt die Entstehung von grauem Roheisen. 2. In grauem Roheisen verändert die Ab- scheidung von Silicium den Graphit in gebundenen Kohlenstoff und bewirkt weisses Roheisen.
Das Streben in Frankreich unter Gautiers Führung ging dahin, aus weissem Eisen durch Zusatz von Ferrosilicium ein Graueisen zu erzeugen, das durch seine Güte das schottische Roheisen ersetzen sollte. Da sich nun alsbald die geschäftliche Reklame der Sache bemächtigte und starke Übertreibungen in Um- lauf gesetzt wurden, so liess der Verein deutscher Eisengiessereien mit Unterstützung der preussischen Regierung 1887 durch Bergrat Jüngst zu Gleiwitz sehr gründliche Versuchsschmelzen 3) anstellen, auf welche wir hier nur verweisen können, welche aber den gün- stigen Einfluss eines begrenzten Siliciumzusatzes bestätigten und den Beweis lieferten, dass man mit weissem Roheisen durch Zusatz von
1) Siehe Bergwerksfreund 1847, Bd. XII, S. 2.
2) Siehe Glasers Annalen, Bd. XV, S. 41.
3) Schmelzversuche mit Ferrosilicium, Berlin 1890 (Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XXXVIII).
Die Eisengieſserei seit 1870.
bekannt waren. 1847 hatte bereits Bischof über Versuche, die er mit bestem Erfolg angestellt hatte, um durch Zusatz eines Kiesel- gehaltes zu weiſsem Roheisen graues Eisen zu bilden und den Einfluſs des Mangans zu hemmen, berichtet 1). Die Versuche, Stäbe von diesem Eisen zu zerbrechen, hatten eine bei weitem gröſsere Haltbarkeit als die von Stäben aus schottischem Eisen dargethan. Ebenso hatte A. Ledebur wiederholt auf die Wichtigkeit des Siliciums für das Gieſsereiroheisen hingewiesen und bereits 1884 vorgeschlagen, nicht mehr nach dem Bruchansehen, welches zu völlig irrigen Schluſsfolgerungen führen könne, sondern nach dem Siliciumgehalt zu sondern und zu verkaufen 2).
Trotzdem hat erst Turners Vortrag im Jahre 1886 den eigent- lichen Anstoſs zu der lebhaften Erörterung über die Bedeutung des Siliciums im Roheisen gegeben. Die Zeit war dafür reif und da man bereits Eisensilicid oder Ferrosilicium mit 17 Prozent Siliciumgehalt für die Fluſseisenbereitung im groſsen darstellte, so lag es nahe, das- selbe zunächst versuchsweise auch dem Guſseisen zuzusetzen. Diese praktische Anwendung machte der Franzose F. Gautier, welcher auf Grund der Versuche von Wood Ferrosilicium als einen geeigneten Zusatz zu Gieſsereieisen erklärte und folgende Sätze aufstellte: 1. In weiſsem Eisen scheidet ein Zusatz von Silicium den gebundenen Kohlenstoff in Form von Graphit aus und bewirkt die Entstehung von grauem Roheisen. 2. In grauem Roheisen verändert die Ab- scheidung von Silicium den Graphit in gebundenen Kohlenstoff und bewirkt weiſses Roheisen.
Das Streben in Frankreich unter Gautiers Führung ging dahin, aus weiſsem Eisen durch Zusatz von Ferrosilicium ein Graueisen zu erzeugen, das durch seine Güte das schottische Roheisen ersetzen sollte. Da sich nun alsbald die geschäftliche Reklame der Sache bemächtigte und starke Übertreibungen in Um- lauf gesetzt wurden, so lieſs der Verein deutscher Eisengieſsereien mit Unterstützung der preuſsischen Regierung 1887 durch Bergrat Jüngst zu Gleiwitz sehr gründliche Versuchsschmelzen 3) anstellen, auf welche wir hier nur verweisen können, welche aber den gün- stigen Einfluſs eines begrenzten Siliciumzusatzes bestätigten und den Beweis lieferten, daſs man mit weiſsem Roheisen durch Zusatz von
1) Siehe Bergwerksfreund 1847, Bd. XII, S. 2.
2) Siehe Glasers Annalen, Bd. XV, S. 41.
3) Schmelzversuche mit Ferrosilicium, Berlin 1890 (Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XXXVIII).
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Die Eisengieſserei seit 1870.
bekannt waren. 1847 hatte bereits Bischof über Versuche, die er
mit bestem Erfolg angestellt hatte, um durch Zusatz eines Kiesel-
gehaltes zu weiſsem Roheisen graues Eisen zu bilden und den
Einfluſs des Mangans zu hemmen, berichtet 1). Die Versuche, Stäbe
von diesem Eisen zu zerbrechen, hatten eine bei weitem gröſsere
Haltbarkeit als die von Stäben aus schottischem Eisen dargethan.
Ebenso hatte A. Ledebur wiederholt auf die Wichtigkeit des Siliciums
für das Gieſsereiroheisen hingewiesen und bereits 1884 vorgeschlagen,
nicht mehr nach dem Bruchansehen, welches zu völlig irrigen
Schluſsfolgerungen führen könne, sondern nach dem Siliciumgehalt
zu sondern und zu verkaufen 2).
Trotzdem hat erst Turners Vortrag im Jahre 1886 den eigent-
lichen Anstoſs zu der lebhaften Erörterung über die Bedeutung des
Siliciums im Roheisen gegeben. Die Zeit war dafür reif und da man
bereits Eisensilicid oder Ferrosilicium mit 17 Prozent Siliciumgehalt
für die Fluſseisenbereitung im groſsen darstellte, so lag es nahe, das-
selbe zunächst versuchsweise auch dem Guſseisen zuzusetzen. Diese
praktische Anwendung machte der Franzose F. Gautier, welcher auf
Grund der Versuche von Wood Ferrosilicium als einen geeigneten
Zusatz zu Gieſsereieisen erklärte und folgende Sätze aufstellte: 1. In
weiſsem Eisen scheidet ein Zusatz von Silicium den gebundenen
Kohlenstoff in Form von Graphit aus und bewirkt die Entstehung
von grauem Roheisen. 2. In grauem Roheisen verändert die Ab-
scheidung von Silicium den Graphit in gebundenen Kohlenstoff und
bewirkt weiſses Roheisen.
Das Streben in Frankreich unter Gautiers Führung ging
dahin, aus weiſsem Eisen durch Zusatz von Ferrosilicium ein
Graueisen zu erzeugen, das durch seine Güte das schottische
Roheisen ersetzen sollte. Da sich nun alsbald die geschäftliche
Reklame der Sache bemächtigte und starke Übertreibungen in Um-
lauf gesetzt wurden, so lieſs der Verein deutscher Eisengieſsereien
mit Unterstützung der preuſsischen Regierung 1887 durch Bergrat
Jüngst zu Gleiwitz sehr gründliche Versuchsschmelzen 3) anstellen,
auf welche wir hier nur verweisen können, welche aber den gün-
stigen Einfluſs eines begrenzten Siliciumzusatzes bestätigten und den
Beweis lieferten, daſs man mit weiſsem Roheisen durch Zusatz von
1) Siehe Bergwerksfreund 1847, Bd. XII, S. 2.
2) Siehe Glasers Annalen, Bd. XV, S. 41.
3) Schmelzversuche mit Ferrosilicium, Berlin 1890 (Sonderabdruck aus der
Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XXXVIII).
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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