Guss erster Schmelzung, d. h. unmittelbar aus dem Hochofen, sich fast auf die Hälfte und relativ von 17,3 auf 3,1 Prozent verminderte.
Dass dieser Aufschwung in der Erzeugung auch von Fortschritten im Betriebe begleitet war, ist selbstverständlich. Diese betreffen zunächst die Grundlage des Giessereibetriebes des Roheisens, dessen Kenntnis und Herstellung eine bessere geworden ist.
Die grosse Erfindung John Bessemers hatte auch hierauf ihren Einfluss. Sie zwang zu genauerer chemischer Untersuchung der Roh- eisensorten und dadurch wurde über die Rolle, welche die einzelnen Beimengungen, namentlich das Silicium, spielten, Licht verbreitet. Die gewonnenen Resultate gewährten Einblicke in das Verhalten des Giessereiroheisens und man lernte die Wichtigkeit der chemischen Analyse auch auf diesem Gebiete zu würdigen. Während man in den siebziger Jahren die Güte des Giessereiroheisens nur nach dem Bruchansehen beurteilte, geschieht das jetzt schon seit längerer Zeit nach der chemischen Zusammensetzung und man verlangt wie beim Bessemereisen Angabe des Gehaltes von gebundenem und ungebundenem Kohlenstoff, von Silicium, Phosphor, Schwefel und Mangan. Man lernte die Bedingungen für zweckentsprechende Er- zeugung verschiedenartiger Gusswaren 1) genauer kennen. Dadurch wurde die empirische Gattierung im Kupolofen durch eine wissen- schaftliche ersetzt, was die Güte der erzeugten Gusswaren günstig beeinflusste.
Von Wichtigkeit war auch die Feststellung der chemischen Ver- änderungen, welche ein Roheisen durch Umschmelzen erleidet. Dies hat Bergrat Jüngst für Gleiwitzer Roheisen bei wiederholtem Um- schmelzen mit Koks in einem Ibrügger Kupolofen durch Analyse 1885 festgestellt. Das Ergebnis war das folgende:
[Tabelle]
1) Vergl. Abhandlung von R. Akerman in Jernkontors Annalen 1889, deutsch in Stahl und Eisen 1889, S. 863, 932.
Die Eisengieſserei seit 1870.
Guſs erster Schmelzung, d. h. unmittelbar aus dem Hochofen, sich fast auf die Hälfte und relativ von 17,3 auf 3,1 Prozent verminderte.
Daſs dieser Aufschwung in der Erzeugung auch von Fortschritten im Betriebe begleitet war, ist selbstverständlich. Diese betreffen zunächst die Grundlage des Gieſsereibetriebes des Roheisens, dessen Kenntnis und Herstellung eine bessere geworden ist.
Die groſse Erfindung John Bessemers hatte auch hierauf ihren Einfluſs. Sie zwang zu genauerer chemischer Untersuchung der Roh- eisensorten und dadurch wurde über die Rolle, welche die einzelnen Beimengungen, namentlich das Silicium, spielten, Licht verbreitet. Die gewonnenen Resultate gewährten Einblicke in das Verhalten des Gieſsereiroheisens und man lernte die Wichtigkeit der chemischen Analyse auch auf diesem Gebiete zu würdigen. Während man in den siebziger Jahren die Güte des Gieſsereiroheisens nur nach dem Bruchansehen beurteilte, geschieht das jetzt schon seit längerer Zeit nach der chemischen Zusammensetzung und man verlangt wie beim Bessemereisen Angabe des Gehaltes von gebundenem und ungebundenem Kohlenstoff, von Silicium, Phosphor, Schwefel und Mangan. Man lernte die Bedingungen für zweckentsprechende Er- zeugung verschiedenartiger Guſswaren 1) genauer kennen. Dadurch wurde die empirische Gattierung im Kupolofen durch eine wissen- schaftliche ersetzt, was die Güte der erzeugten Guſswaren günstig beeinfluſste.
Von Wichtigkeit war auch die Feststellung der chemischen Ver- änderungen, welche ein Roheisen durch Umschmelzen erleidet. Dies hat Bergrat Jüngst für Gleiwitzer Roheisen bei wiederholtem Um- schmelzen mit Koks in einem Ibrügger Kupolofen durch Analyse 1885 festgestellt. Das Ergebnis war das folgende:
[Tabelle]
1) Vergl. Abhandlung von R. Åkerman in Jernkontors Annalen 1889, deutsch in Stahl und Eisen 1889, S. 863, 932.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0542"n="526"/><fwplace="top"type="header">Die Eisengieſserei seit 1870.</fw><lb/>
Guſs erster Schmelzung, d. h. unmittelbar aus dem Hochofen, sich<lb/>
fast auf die Hälfte und relativ von 17,3 auf 3,1 Prozent verminderte.</p><lb/><p>Daſs dieser Aufschwung in der Erzeugung auch von Fortschritten<lb/>
im Betriebe begleitet war, ist selbstverständlich. Diese betreffen<lb/>
zunächst die Grundlage des Gieſsereibetriebes des Roheisens, dessen<lb/>
Kenntnis und Herstellung eine bessere geworden ist.</p><lb/><p>Die groſse Erfindung <hirendition="#g">John Bessemers</hi> hatte auch hierauf ihren<lb/>
Einfluſs. Sie zwang zu genauerer chemischer Untersuchung der Roh-<lb/>
eisensorten und dadurch wurde über die Rolle, welche die einzelnen<lb/>
Beimengungen, namentlich das Silicium, spielten, Licht verbreitet.<lb/>
Die gewonnenen Resultate gewährten Einblicke in das Verhalten<lb/>
des Gieſsereiroheisens und man lernte die Wichtigkeit der chemischen<lb/>
Analyse auch auf diesem Gebiete zu würdigen. Während man in<lb/>
den siebziger Jahren die Güte des Gieſsereiroheisens nur nach dem<lb/>
Bruchansehen beurteilte, geschieht das jetzt schon seit längerer<lb/>
Zeit nach der chemischen Zusammensetzung und man verlangt<lb/>
wie beim Bessemereisen Angabe des Gehaltes von gebundenem und<lb/>
ungebundenem Kohlenstoff, von Silicium, Phosphor, Schwefel und<lb/>
Mangan. Man lernte die Bedingungen für zweckentsprechende Er-<lb/>
zeugung verschiedenartiger Guſswaren <noteplace="foot"n="1)">Vergl. Abhandlung von R. <hirendition="#g">Åkerman</hi> in Jernkontors Annalen 1889, deutsch<lb/>
in Stahl und Eisen 1889, S. 863, 932.</note> genauer kennen. Dadurch<lb/>
wurde die empirische Gattierung im Kupolofen durch eine wissen-<lb/>
schaftliche ersetzt, was die Güte der erzeugten Guſswaren günstig<lb/>
beeinfluſste.</p><lb/><p>Von Wichtigkeit war auch die Feststellung der chemischen Ver-<lb/>
änderungen, welche ein Roheisen durch Umschmelzen erleidet. Dies<lb/>
hat Bergrat <hirendition="#g">Jüngst</hi> für Gleiwitzer Roheisen bei wiederholtem Um-<lb/>
schmelzen mit Koks in einem Ibrügger Kupolofen durch Analyse 1885<lb/>
festgestellt. Das Ergebnis war das folgende:<lb/><table><row><cell/></row></table></p></div></div></body></text></TEI>
[526/0542]
Die Eisengieſserei seit 1870.
Guſs erster Schmelzung, d. h. unmittelbar aus dem Hochofen, sich
fast auf die Hälfte und relativ von 17,3 auf 3,1 Prozent verminderte.
Daſs dieser Aufschwung in der Erzeugung auch von Fortschritten
im Betriebe begleitet war, ist selbstverständlich. Diese betreffen
zunächst die Grundlage des Gieſsereibetriebes des Roheisens, dessen
Kenntnis und Herstellung eine bessere geworden ist.
Die groſse Erfindung John Bessemers hatte auch hierauf ihren
Einfluſs. Sie zwang zu genauerer chemischer Untersuchung der Roh-
eisensorten und dadurch wurde über die Rolle, welche die einzelnen
Beimengungen, namentlich das Silicium, spielten, Licht verbreitet.
Die gewonnenen Resultate gewährten Einblicke in das Verhalten
des Gieſsereiroheisens und man lernte die Wichtigkeit der chemischen
Analyse auch auf diesem Gebiete zu würdigen. Während man in
den siebziger Jahren die Güte des Gieſsereiroheisens nur nach dem
Bruchansehen beurteilte, geschieht das jetzt schon seit längerer
Zeit nach der chemischen Zusammensetzung und man verlangt
wie beim Bessemereisen Angabe des Gehaltes von gebundenem und
ungebundenem Kohlenstoff, von Silicium, Phosphor, Schwefel und
Mangan. Man lernte die Bedingungen für zweckentsprechende Er-
zeugung verschiedenartiger Guſswaren 1) genauer kennen. Dadurch
wurde die empirische Gattierung im Kupolofen durch eine wissen-
schaftliche ersetzt, was die Güte der erzeugten Guſswaren günstig
beeinfluſste.
Von Wichtigkeit war auch die Feststellung der chemischen Ver-
änderungen, welche ein Roheisen durch Umschmelzen erleidet. Dies
hat Bergrat Jüngst für Gleiwitzer Roheisen bei wiederholtem Um-
schmelzen mit Koks in einem Ibrügger Kupolofen durch Analyse 1885
festgestellt. Das Ergebnis war das folgende:
1) Vergl. Abhandlung von R. Åkerman in Jernkontors Annalen 1889, deutsch
in Stahl und Eisen 1889, S. 863, 932.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/542>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.