verblies, erzeugte durchschnittlich pro Tag und Ofen 1880: 109573 kg, 1885: 143767 kg, 1890: 192000 kg, 1894: 212009 kg, 1896: 243883 kg. Das sind Leistungen, welche, wenn man den geringen Gehalt der Erze in Betracht zieht, den amerikanischen wohl an die Seite zu stellen sein dürften.
Die Zahl der Hochöfen in Preussen hatte von 1871 bis 1881 ab- genommen, dagegen war die durchschnittliche Leistung der Kokshoch- öfen von 4500 auf 14000 Tonnen im Jahre gestiegen 1).
In den elf Jahren von 1882 bis 1893 hatte sich die Leistung der deutschen Hochöfen nahezu verdoppelt. 1882 zählte man 261 Hoch- öfen mit 3381000 Tonnen Produktion, 1893 204 Hochöfen mit 4986000 Tonnen Erzeugung, demnach war sie auf den Ofen von 12954 Tonnen auf 24441 Tonnen gestiegen. 1896 erzeugten 220 Hochöfen in 10846 Betriebswochen 6372575 Tonnen Roheisen.
Alle diese Erfolge europäischer Hochöfen wurden aber in den Schatten gestellt durch die grossartigen Leistungen der neuesten Hoch- ofenanlagen in den Vereinigten Staaten. Im Jahre 1896 erreichten die neuen Hochöfen der Edgar-Thomson-Werke bei Pittsburgh (Pa.) eine Wochenproduktion von 3000 Tonnen und eine Tagesleistung von 428 Tonnen 2). Der betreffende Hochofen 3) hatte eine Höhe von 27,45 m, 6,10 m Kohlensack, 75° Rastwinkel, 4,88 m Gicht, 3,96 m Gestell und acht Formen, welche 2590 mm über dem Bodenstein lagen und 152 mm vor die Innenkante des Gestells vorsprangen; die Düsen hatten 203 mm Weite. Die Cowper-Apparate erwärmten den Wind auf etwa 650° C. Jeder Ofen wurde von zwei vertikalen Gebläse- maschinen bedient mit Dampfcylindern von 1016 mm Durchmesser, Windcylindern von 2134 mm, welche im ganzen 728 cbm Wind in der Minute mit 0,7 kg Pressung lieferten. Der Koksverbrauch betrug nur 843/1000. Charakteristisch war das weite Gestell und die verhältnis- mässig enge Rast, wodurch der steile Rastwinkel bedingt war.
Diese damals erstaunliche Leistung wurde aber bei weitem über- troffen durch die Hochöfen der ebenfalls von Carnegie & Co. neu erbauten Hochöfen von Duquesne, die Anfang 1897 in Betrieb kamen. Jeder der vier Hochöfen hatte eine Höhe von 30,48 m, 6,7 m Kohlen- sackweite, 4,28 m im Gestell und 5,18 m in der Gicht. Die Öfen Nr. I und II hatten zehn Düsen von 177,8 mm, die Öfen III und IV
1) Siehe Dürre in Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1884, S. 271.
2) Siehe Stahl und Eisen 1895, S. 1048.
3) A. a. O. 1896, S. 571.
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Hochöfen.
verblies, erzeugte durchschnittlich pro Tag und Ofen 1880: 109573 kg, 1885: 143767 kg, 1890: 192000 kg, 1894: 212009 kg, 1896: 243883 kg. Das sind Leistungen, welche, wenn man den geringen Gehalt der Erze in Betracht zieht, den amerikanischen wohl an die Seite zu stellen sein dürften.
Die Zahl der Hochöfen in Preuſsen hatte von 1871 bis 1881 ab- genommen, dagegen war die durchschnittliche Leistung der Kokshoch- öfen von 4500 auf 14000 Tonnen im Jahre gestiegen 1).
In den elf Jahren von 1882 bis 1893 hatte sich die Leistung der deutschen Hochöfen nahezu verdoppelt. 1882 zählte man 261 Hoch- öfen mit 3381000 Tonnen Produktion, 1893 204 Hochöfen mit 4986000 Tonnen Erzeugung, demnach war sie auf den Ofen von 12954 Tonnen auf 24441 Tonnen gestiegen. 1896 erzeugten 220 Hochöfen in 10846 Betriebswochen 6372575 Tonnen Roheisen.
Alle diese Erfolge europäischer Hochöfen wurden aber in den Schatten gestellt durch die groſsartigen Leistungen der neuesten Hoch- ofenanlagen in den Vereinigten Staaten. Im Jahre 1896 erreichten die neuen Hochöfen der Edgar-Thomson-Werke bei Pittsburgh (Pa.) eine Wochenproduktion von 3000 Tonnen und eine Tagesleistung von 428 Tonnen 2). Der betreffende Hochofen 3) hatte eine Höhe von 27,45 m, 6,10 m Kohlensack, 75° Rastwinkel, 4,88 m Gicht, 3,96 m Gestell und acht Formen, welche 2590 mm über dem Bodenstein lagen und 152 mm vor die Innenkante des Gestells vorsprangen; die Düsen hatten 203 mm Weite. Die Cowper-Apparate erwärmten den Wind auf etwa 650° C. Jeder Ofen wurde von zwei vertikalen Gebläse- maschinen bedient mit Dampfcylindern von 1016 mm Durchmesser, Windcylindern von 2134 mm, welche im ganzen 728 cbm Wind in der Minute mit 0,7 kg Pressung lieferten. Der Koksverbrauch betrug nur 843/1000. Charakteristisch war das weite Gestell und die verhältnis- mäſsig enge Rast, wodurch der steile Rastwinkel bedingt war.
Diese damals erstaunliche Leistung wurde aber bei weitem über- troffen durch die Hochöfen der ebenfalls von Carnegie & Co. neu erbauten Hochöfen von Duquesne, die Anfang 1897 in Betrieb kamen. Jeder der vier Hochöfen hatte eine Höhe von 30,48 m, 6,7 m Kohlen- sackweite, 4,28 m im Gestell und 5,18 m in der Gicht. Die Öfen Nr. I und II hatten zehn Düsen von 177,8 mm, die Öfen III und IV
1) Siehe Dürre in Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1884, S. 271.
2) Siehe Stahl und Eisen 1895, S. 1048.
3) A. a. O. 1896, S. 571.
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Hochöfen.
verblies, erzeugte durchschnittlich pro Tag und Ofen 1880: 109573 kg,
1885: 143767 kg, 1890: 192000 kg, 1894: 212009 kg, 1896: 243883 kg.
Das sind Leistungen, welche, wenn man den geringen Gehalt der Erze
in Betracht zieht, den amerikanischen wohl an die Seite zu stellen
sein dürften.
Die Zahl der Hochöfen in Preuſsen hatte von 1871 bis 1881 ab-
genommen, dagegen war die durchschnittliche Leistung der Kokshoch-
öfen von 4500 auf 14000 Tonnen im Jahre gestiegen 1).
In den elf Jahren von 1882 bis 1893 hatte sich die Leistung der
deutschen Hochöfen nahezu verdoppelt. 1882 zählte man 261 Hoch-
öfen mit 3381000 Tonnen Produktion, 1893 204 Hochöfen mit
4986000 Tonnen Erzeugung, demnach war sie auf den Ofen von
12954 Tonnen auf 24441 Tonnen gestiegen. 1896 erzeugten 220
Hochöfen in 10846 Betriebswochen 6372575 Tonnen Roheisen.
Alle diese Erfolge europäischer Hochöfen wurden aber in den
Schatten gestellt durch die groſsartigen Leistungen der neuesten Hoch-
ofenanlagen in den Vereinigten Staaten. Im Jahre 1896 erreichten
die neuen Hochöfen der Edgar-Thomson-Werke bei Pittsburgh (Pa.)
eine Wochenproduktion von 3000 Tonnen und eine Tagesleistung von
428 Tonnen 2). Der betreffende Hochofen 3) hatte eine Höhe von
27,45 m, 6,10 m Kohlensack, 75° Rastwinkel, 4,88 m Gicht, 3,96 m
Gestell und acht Formen, welche 2590 mm über dem Bodenstein
lagen und 152 mm vor die Innenkante des Gestells vorsprangen; die
Düsen hatten 203 mm Weite. Die Cowper-Apparate erwärmten den
Wind auf etwa 650° C. Jeder Ofen wurde von zwei vertikalen Gebläse-
maschinen bedient mit Dampfcylindern von 1016 mm Durchmesser,
Windcylindern von 2134 mm, welche im ganzen 728 cbm Wind in der
Minute mit 0,7 kg Pressung lieferten. Der Koksverbrauch betrug nur
843/1000. Charakteristisch war das weite Gestell und die verhältnis-
mäſsig enge Rast, wodurch der steile Rastwinkel bedingt war.
Diese damals erstaunliche Leistung wurde aber bei weitem über-
troffen durch die Hochöfen der ebenfalls von Carnegie & Co. neu
erbauten Hochöfen von Duquesne, die Anfang 1897 in Betrieb kamen.
Jeder der vier Hochöfen hatte eine Höhe von 30,48 m, 6,7 m Kohlen-
sackweite, 4,28 m im Gestell und 5,18 m in der Gicht. Die Öfen
Nr. I und II hatten zehn Düsen von 177,8 mm, die Öfen III und IV
1) Siehe Dürre in Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1884, S. 271.
2) Siehe Stahl und Eisen 1895, S. 1048.
3) A. a. O. 1896, S. 571.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/531>, abgerufen am 22.11.2024.
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