der basischen Äquivalente so verhalten, wie es die durch den Sili- cierungsgrad der zu bildenden Schlacke angegebene Verhältniszahl vorschreibt. Dieses etwas umständliche Verfahren hat Platz1) ver- einfacht, indem er sich darauf beschränkt, gewisse Gewichtsverhält- nisse zwischen Säuren (SiO2 und Al2O3) und Basen herzustellen.
Man suchte den Eisengehalt in der Beschickung zu erhöhen und die Schlackenmenge zu vermindern; während man früher annahm, dass Schlacke zu Eisen mindestens wie 1 : 1 sich verhalten mussten, galt 1880 0,6 : 1 für ausreichend.
Das Vorwärmen der Hochöfen und das Anblasen suchte man möglichst zu beschleunigen; so erzielte man beispielsweise bei einem 24,3 m hohen Hochofen in Alabama den ersten Abstich am vierten Tage nach Beginn des Vorwärmens.
Für das Abstechen des Roheisens hat man in Amerika zum Öffnen und zum Schliessen des Stichlochs Maschinen konstruiert 2).
Das Schliessen des Stichlochs geschieht jetzt in den Ver- einigten Staaten durch Dampfdruck mittels der sogenannten Thon- kanone 3). Dadurch werden Reparaturen und Stillstände vermindert. Die amerikanische Stichstopfmaschine ist jetzt auch in Witkowitz eingeführt. Das Einformen der Masseln geschieht jetzt meist so, dass man immer ein ganzes Masselbett, d. h. ein Stück Laufrinne mit einer Anzahl Masselformen, gleichzeitig einformt.
Ferner wendete man zuerst in Amerika sowohl zum Ausheben der Masseln, als zum Zerteilen derselben Maschinen an. Solche Masselbrecher waren in den Vereinigten Staaten schon 1882 in Anwendung 4).
Zum Ausheben der Masseln hatten Hughes & Gowthorp 1889 auf der Ausstellung in Pittsburg einen riesigen Elektromagneten in Form einer Glocke von 3300 kg Tragfähigkeit ausgestellt. Auf der Hochofenhütte der Dowlais-Gesellschaft bei Cardiff werden die noch zusammenhängenden Masseln mittels eines elektrisch betriebenen Laufkrahns aus den Gussbetten gehoben und dann auf den von Martin und James 1892 erfundenen hydraulischen Masselbrechern (E. P. 1892, Nr. 12873) 5) gebrochen.
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 2.
2) Daselbst 1892, S. 1090; 1896, S. 88; 1897, S. 642.
3) Daselbst 1900, S. 474.
4) Daselbst II, S. 77.
5) Daselbst 1892, S. 881.
Hochöfen.
der basischen Äquivalente so verhalten, wie es die durch den Sili- cierungsgrad der zu bildenden Schlacke angegebene Verhältniszahl vorschreibt. Dieses etwas umständliche Verfahren hat Platz1) ver- einfacht, indem er sich darauf beschränkt, gewisse Gewichtsverhält- nisse zwischen Säuren (SiO2 und Al2O3) und Basen herzustellen.
Man suchte den Eisengehalt in der Beschickung zu erhöhen und die Schlackenmenge zu vermindern; während man früher annahm, daſs Schlacke zu Eisen mindestens wie 1 : 1 sich verhalten muſsten, galt 1880 0,6 : 1 für ausreichend.
Das Vorwärmen der Hochöfen und das Anblasen suchte man möglichst zu beschleunigen; so erzielte man beispielsweise bei einem 24,3 m hohen Hochofen in Alabama den ersten Abstich am vierten Tage nach Beginn des Vorwärmens.
Für das Abstechen des Roheisens hat man in Amerika zum Öffnen und zum Schlieſsen des Stichlochs Maschinen konstruiert 2).
Das Schlieſsen des Stichlochs geschieht jetzt in den Ver- einigten Staaten durch Dampfdruck mittels der sogenannten Thon- kanone 3). Dadurch werden Reparaturen und Stillstände vermindert. Die amerikanische Stichstopfmaschine ist jetzt auch in Witkowitz eingeführt. Das Einformen der Masseln geschieht jetzt meist so, daſs man immer ein ganzes Masselbett, d. h. ein Stück Laufrinne mit einer Anzahl Masselformen, gleichzeitig einformt.
Ferner wendete man zuerst in Amerika sowohl zum Ausheben der Masseln, als zum Zerteilen derselben Maschinen an. Solche Masselbrecher waren in den Vereinigten Staaten schon 1882 in Anwendung 4).
Zum Ausheben der Masseln hatten Hughes & Gowthorp 1889 auf der Ausstellung in Pittsburg einen riesigen Elektromagneten in Form einer Glocke von 3300 kg Tragfähigkeit ausgestellt. Auf der Hochofenhütte der Dowlais-Gesellschaft bei Cardiff werden die noch zusammenhängenden Masseln mittels eines elektrisch betriebenen Laufkrahns aus den Guſsbetten gehoben und dann auf den von Martin und James 1892 erfundenen hydraulischen Masselbrechern (E. P. 1892, Nr. 12873) 5) gebrochen.
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 2.
2) Daselbst 1892, S. 1090; 1896, S. 88; 1897, S. 642.
3) Daselbst 1900, S. 474.
4) Daselbst II, S. 77.
5) Daselbst 1892, S. 881.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0504"n="488"/><fwplace="top"type="header">Hochöfen.</fw><lb/>
der basischen Äquivalente so verhalten, wie es die durch den Sili-<lb/>
cierungsgrad der zu bildenden Schlacke angegebene Verhältniszahl<lb/>
vorschreibt. Dieses etwas umständliche Verfahren hat <hirendition="#g">Platz</hi><noteplace="foot"n="1)">Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 2.</note> ver-<lb/>
einfacht, indem er sich darauf beschränkt, gewisse Gewichtsverhält-<lb/>
nisse zwischen Säuren (SiO<hirendition="#sup">2</hi> und Al<hirendition="#sup">2</hi>O<hirendition="#sup">3</hi>) und Basen herzustellen.</p><lb/><p>Man suchte den Eisengehalt in der Beschickung zu erhöhen und<lb/>
die Schlackenmenge zu vermindern; während man früher annahm,<lb/>
daſs Schlacke zu Eisen mindestens wie 1 : 1 sich verhalten muſsten,<lb/>
galt 1880 0,6 : 1 für ausreichend.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Vorwärmen</hi> der Hochöfen und das <hirendition="#g">Anblasen</hi> suchte man<lb/>
möglichst zu beschleunigen; so erzielte man beispielsweise bei einem<lb/>
24,3 m hohen Hochofen in Alabama den ersten Abstich am vierten<lb/>
Tage nach Beginn des Vorwärmens.</p><lb/><p>Für das <hirendition="#g">Abstechen</hi> des Roheisens hat man in Amerika zum<lb/>
Öffnen und zum Schlieſsen des Stichlochs Maschinen konstruiert <noteplace="foot"n="2)">Daselbst 1892, S. 1090; 1896, S. 88; 1897, S. 642.</note>.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Schlieſsen des Stichlochs</hi> geschieht jetzt in den Ver-<lb/>
einigten Staaten durch Dampfdruck mittels der sogenannten Thon-<lb/>
kanone <noteplace="foot"n="3)">Daselbst 1900, S. 474.</note>. Dadurch werden Reparaturen und Stillstände vermindert.<lb/>
Die amerikanische Stichstopfmaschine ist jetzt auch in Witkowitz<lb/>
eingeführt. Das Einformen der Masseln geschieht jetzt meist so, daſs<lb/>
man immer ein ganzes Masselbett, d. h. ein Stück Laufrinne mit einer<lb/>
Anzahl Masselformen, gleichzeitig einformt.</p><lb/><p>Ferner wendete man zuerst in Amerika sowohl zum Ausheben<lb/>
der Masseln, als zum Zerteilen derselben Maschinen an. Solche<lb/><hirendition="#g">Masselbrecher</hi> waren in den Vereinigten Staaten schon 1882 in<lb/>
Anwendung <noteplace="foot"n="4)">Daselbst II, S. 77.</note>.</p><lb/><p>Zum Ausheben der Masseln hatten <hirendition="#g">Hughes & Gowthorp</hi> 1889<lb/>
auf der Ausstellung in Pittsburg einen riesigen Elektromagneten in<lb/>
Form einer Glocke von 3300 kg Tragfähigkeit ausgestellt. Auf der<lb/>
Hochofenhütte der Dowlais-Gesellschaft bei Cardiff werden die noch<lb/>
zusammenhängenden Masseln mittels eines elektrisch betriebenen<lb/>
Laufkrahns aus den Guſsbetten gehoben und dann auf den von<lb/><hirendition="#g">Martin</hi> und <hirendition="#g">James</hi> 1892 erfundenen hydraulischen Masselbrechern<lb/>
(E. P. 1892, Nr. 12873) <noteplace="foot"n="5)">Daselbst 1892, S. 881.</note> gebrochen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[488/0504]
Hochöfen.
der basischen Äquivalente so verhalten, wie es die durch den Sili-
cierungsgrad der zu bildenden Schlacke angegebene Verhältniszahl
vorschreibt. Dieses etwas umständliche Verfahren hat Platz 1) ver-
einfacht, indem er sich darauf beschränkt, gewisse Gewichtsverhält-
nisse zwischen Säuren (SiO2 und Al2O3) und Basen herzustellen.
Man suchte den Eisengehalt in der Beschickung zu erhöhen und
die Schlackenmenge zu vermindern; während man früher annahm,
daſs Schlacke zu Eisen mindestens wie 1 : 1 sich verhalten muſsten,
galt 1880 0,6 : 1 für ausreichend.
Das Vorwärmen der Hochöfen und das Anblasen suchte man
möglichst zu beschleunigen; so erzielte man beispielsweise bei einem
24,3 m hohen Hochofen in Alabama den ersten Abstich am vierten
Tage nach Beginn des Vorwärmens.
Für das Abstechen des Roheisens hat man in Amerika zum
Öffnen und zum Schlieſsen des Stichlochs Maschinen konstruiert 2).
Das Schlieſsen des Stichlochs geschieht jetzt in den Ver-
einigten Staaten durch Dampfdruck mittels der sogenannten Thon-
kanone 3). Dadurch werden Reparaturen und Stillstände vermindert.
Die amerikanische Stichstopfmaschine ist jetzt auch in Witkowitz
eingeführt. Das Einformen der Masseln geschieht jetzt meist so, daſs
man immer ein ganzes Masselbett, d. h. ein Stück Laufrinne mit einer
Anzahl Masselformen, gleichzeitig einformt.
Ferner wendete man zuerst in Amerika sowohl zum Ausheben
der Masseln, als zum Zerteilen derselben Maschinen an. Solche
Masselbrecher waren in den Vereinigten Staaten schon 1882 in
Anwendung 4).
Zum Ausheben der Masseln hatten Hughes & Gowthorp 1889
auf der Ausstellung in Pittsburg einen riesigen Elektromagneten in
Form einer Glocke von 3300 kg Tragfähigkeit ausgestellt. Auf der
Hochofenhütte der Dowlais-Gesellschaft bei Cardiff werden die noch
zusammenhängenden Masseln mittels eines elektrisch betriebenen
Laufkrahns aus den Guſsbetten gehoben und dann auf den von
Martin und James 1892 erfundenen hydraulischen Masselbrechern
(E. P. 1892, Nr. 12873) 5) gebrochen.
1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 2.
2) Daselbst 1892, S. 1090; 1896, S. 88; 1897, S. 642.
3) Daselbst 1900, S. 474.
4) Daselbst II, S. 77.
5) Daselbst 1892, S. 881.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/504>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.