Eine andere Wirkung der Ausbreitung der Flusseisenbereitung auf den Hochofenbetrieb bestand darin, dass die Öfen mehr wie früher nur auf eine bestimmte Sorte Roheisen betrieben wurden und da der Konsum der grossen Konverter ein sehr gesteigerter war, so trat das Bestreben nach hoher Produktion der Hochöfen noch mehr in den Vordergrund wie vordem. Ganz besonders kam dies in den Ver- einigten Staaten von Nordamerika zur Erscheinung; der dortige forcierte Betrieb erregte Aufsehen und blieb nicht ohne Einfluss auf die Eisenwerke Europas.
Bei der grösseren Höhe der Kokshochöfen hatte das Rösten der Erze wenig ökonomischen Vorteil, indem sich die Röstung im allge- meinen genügend und billiger im Hochofen selbst vollzog. Man wendete eine besondere Röstung der Erze deshalb meistens nur noch für Holzkohlenöfen und für gewisse Erz- und Eisensorten, namentlich für Eisenspate, die auf Spiegeleisen verschmolzen wurden, dann aber auch für Magneteisensteine und die Erze des Clevelanddistriktes an. Dagegen hat sich ein Vorwärmen der Beschickung auf manchen Hütten als vorteilhaft erwiesen 1), z. B. zu Rokitzan, wo es L. Nessel 1875 eingeführt hatte. Das Trocknen der Holzkohle vor dem Auf- geben bewährte sich in Schweden 2).
Der Koksbetrieb überflügelte noch mehr wie früher den Betrieb mit Holzkohlen oder mit rohen Steinkohlen. Der Versuch, die Stein- kohlen im oberen Teil des Hochofens durch Gichtgase zu ver- koken, hatte keinen besonderen Vorteil gewährt und ist der Ferrie- ofen, der zu Anfang der siebziger Jahre in England Aufsehen erregte und auf mehreren Eisenwerken eingeführt wurde, wieder verschwunden. Ebensowenig haben die Vorschläge für Gas- 3) und Petroleumhoch- öfen 4) bis jetzt einen Erfolg gehabt.
Zu Kalan in Siebenbürgen schmolz man 1872 mit drei Viertel Braunkohlen und einem Viertel Holzkohlen, später (1874) mit Braun- kohle und Koks. Ebenso seit 1874 zu Zeltweg, wo 40 Prozent Koks durch Braunkohlen ersetzt wurden. In Vorderenberg setzte man 1882 ebenfalls Braunkohlen zu 5).
Nessel brachte 1875 einen liegenden Hochofen mit mechanischer
1) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1887, S. 489.
2) Siehe Österreich. Berg- und Hüttenmänn. Zeitschr. 1877, S. 179.
3) Gashochofen von Fr. Reiser, siehe Polyt. Centralblatt 1875, S. 170; von Berard, D. R. P. Nr. 5900 vom 22. Oktober 1878.
4) Über einen Petroleumhochofen von Ch. Plagge siehe Dinglers polyt. Journ. 1876, II, S. 213.
5)Friederici in Österreich. Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1882.
Hochöfen.
Eine andere Wirkung der Ausbreitung der Fluſseisenbereitung auf den Hochofenbetrieb bestand darin, daſs die Öfen mehr wie früher nur auf eine bestimmte Sorte Roheisen betrieben wurden und da der Konsum der groſsen Konverter ein sehr gesteigerter war, so trat das Bestreben nach hoher Produktion der Hochöfen noch mehr in den Vordergrund wie vordem. Ganz besonders kam dies in den Ver- einigten Staaten von Nordamerika zur Erscheinung; der dortige forcierte Betrieb erregte Aufsehen und blieb nicht ohne Einfluſs auf die Eisenwerke Europas.
Bei der gröſseren Höhe der Kokshochöfen hatte das Rösten der Erze wenig ökonomischen Vorteil, indem sich die Röstung im allge- meinen genügend und billiger im Hochofen selbst vollzog. Man wendete eine besondere Röstung der Erze deshalb meistens nur noch für Holzkohlenöfen und für gewisse Erz- und Eisensorten, namentlich für Eisenspate, die auf Spiegeleisen verschmolzen wurden, dann aber auch für Magneteisensteine und die Erze des Clevelanddistriktes an. Dagegen hat sich ein Vorwärmen der Beschickung auf manchen Hütten als vorteilhaft erwiesen 1), z. B. zu Rokitzan, wo es L. Nessel 1875 eingeführt hatte. Das Trocknen der Holzkohle vor dem Auf- geben bewährte sich in Schweden 2).
Der Koksbetrieb überflügelte noch mehr wie früher den Betrieb mit Holzkohlen oder mit rohen Steinkohlen. Der Versuch, die Stein- kohlen im oberen Teil des Hochofens durch Gichtgase zu ver- koken, hatte keinen besonderen Vorteil gewährt und ist der Ferrie- ofen, der zu Anfang der siebziger Jahre in England Aufsehen erregte und auf mehreren Eisenwerken eingeführt wurde, wieder verschwunden. Ebensowenig haben die Vorschläge für Gas- 3) und Petroleumhoch- öfen 4) bis jetzt einen Erfolg gehabt.
Zu Kalan in Siebenbürgen schmolz man 1872 mit drei Viertel Braunkohlen und einem Viertel Holzkohlen, später (1874) mit Braun- kohle und Koks. Ebenso seit 1874 zu Zeltweg, wo 40 Prozent Koks durch Braunkohlen ersetzt wurden. In Vorderenberg setzte man 1882 ebenfalls Braunkohlen zu 5).
Nessel brachte 1875 einen liegenden Hochofen mit mechanischer
1) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1887, S. 489.
2) Siehe Österreich. Berg- und Hüttenmänn. Zeitschr. 1877, S. 179.
3) Gashochofen von Fr. Reiser, siehe Polyt. Centralblatt 1875, S. 170; von Bèrard, D. R. P. Nr. 5900 vom 22. Oktober 1878.
4) Über einen Petroleumhochofen von Ch. Plagge siehe Dinglers polyt. Journ. 1876, II, S. 213.
5)Friederici in Österreich. Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1882.
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Hochöfen.
Eine andere Wirkung der Ausbreitung der Fluſseisenbereitung auf
den Hochofenbetrieb bestand darin, daſs die Öfen mehr wie früher
nur auf eine bestimmte Sorte Roheisen betrieben wurden und da der
Konsum der groſsen Konverter ein sehr gesteigerter war, so trat das
Bestreben nach hoher Produktion der Hochöfen noch mehr in den
Vordergrund wie vordem. Ganz besonders kam dies in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika zur Erscheinung; der dortige
forcierte Betrieb erregte Aufsehen und blieb nicht ohne Einfluſs auf
die Eisenwerke Europas.
Bei der gröſseren Höhe der Kokshochöfen hatte das Rösten der
Erze wenig ökonomischen Vorteil, indem sich die Röstung im allge-
meinen genügend und billiger im Hochofen selbst vollzog. Man
wendete eine besondere Röstung der Erze deshalb meistens nur noch
für Holzkohlenöfen und für gewisse Erz- und Eisensorten, namentlich
für Eisenspate, die auf Spiegeleisen verschmolzen wurden, dann aber
auch für Magneteisensteine und die Erze des Clevelanddistriktes an.
Dagegen hat sich ein Vorwärmen der Beschickung auf manchen
Hütten als vorteilhaft erwiesen 1), z. B. zu Rokitzan, wo es L. Nessel
1875 eingeführt hatte. Das Trocknen der Holzkohle vor dem Auf-
geben bewährte sich in Schweden 2).
Der Koksbetrieb überflügelte noch mehr wie früher den Betrieb
mit Holzkohlen oder mit rohen Steinkohlen. Der Versuch, die Stein-
kohlen im oberen Teil des Hochofens durch Gichtgase zu ver-
koken, hatte keinen besonderen Vorteil gewährt und ist der Ferrie-
ofen, der zu Anfang der siebziger Jahre in England Aufsehen erregte
und auf mehreren Eisenwerken eingeführt wurde, wieder verschwunden.
Ebensowenig haben die Vorschläge für Gas- 3) und Petroleumhoch-
öfen 4) bis jetzt einen Erfolg gehabt.
Zu Kalan in Siebenbürgen schmolz man 1872 mit drei Viertel
Braunkohlen und einem Viertel Holzkohlen, später (1874) mit Braun-
kohle und Koks. Ebenso seit 1874 zu Zeltweg, wo 40 Prozent Koks
durch Braunkohlen ersetzt wurden. In Vorderenberg setzte man
1882 ebenfalls Braunkohlen zu 5).
Nessel brachte 1875 einen liegenden Hochofen mit mechanischer
1) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1887, S. 489.
2) Siehe Österreich. Berg- und Hüttenmänn. Zeitschr. 1877, S. 179.
3) Gashochofen von Fr. Reiser, siehe Polyt. Centralblatt 1875, S. 170; von
Bèrard, D. R. P. Nr. 5900 vom 22. Oktober 1878.
4) Über einen Petroleumhochofen von Ch. Plagge siehe Dinglers polyt.
Journ. 1876, II, S. 213.
5) Friederici in Österreich. Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1882.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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