Dampfstrahlgebläse von unten mitten in den Ofen eingeblasen. Ausser- dem sind diese Gaserzeuger mit Wasch- und Reinigungsapparaten und endlich mit einem Gasometer versehen. Schmidhammer schlug 1894 Doppelöfen zur Mischgaserzeugung vor.
Ein wichtiges Brennmaterial für den Eisenhüttenmann sind die dem Hochofen entweichenden Gichtgase. Sie haben den Nachteil, dass sie einerseits durch mitgerissene feste Teile, Gichtstaub, verunreinigt, andererseits durch einen hohen Gehalt an Stickstoff (ca. 68 Gewichts- prozente), Kohlensäure (ca. 17 Gewichtsprozente) und Wasserdampf (ca. 10 Gewichtsprozente) verdünnt sind. Der Gichtstaub wird durch Staubfänger und Waschvorrichtungen, worauf wir später zurück- kommen werden, entfernt. Der Wasserdampf lässt sich durch Ab- kühlen niederschlagen, wobei allerdings die mitgeführte Wärme verloren geht. Um die Kohlensäure, welche durch die Reduktion der Erze im Ofen entstanden ist, wieder in Kohlenoxydgas zurückzuführen, hat man das Durchleiten der Gase durch glühende Kohlen vor- geschlagen. Besonders hat Josef von Ehrenwerth 1883 die Re- generierung der Hochofengase in einer besonderen Schrift behandelt 1). Auch der Wasserdampf wurde hierbei zersetzt und nutzbar gemacht. Trotzdem hat diese Regenerierung der Hochofengase bis jetzt keine Anwendung gefunden. Neuerdings ist aber durch das Bestreben, die Hochofengase unmittelbar zur Krafterzeugung zu verwenden, wieder die Aufmerksamkeit hierauf gelenkt worden 2).
Über die Gasfeuerungsanlagen werden wir erst später bei den Fortschritten der Eisen- und Stahlbereitung Mitteilung machen.
Dass auch die Elektrizität unter Umständen zur Wärmeerzeugung benutzt wird und dass durch die Umsetzung des elektrischen Stromes in Wärme bis dahin unerreichte Hitzegrade erzeugt werden können, haben wir bereits erwähnt.
In der Regel ist der Kohlenstoff in den verschiedenen Formen, in denen uns ihn die Natur bietet, der gebräuchliche Brennstoff für uns. Jeder elementare Körper, der sich mit Sauerstoff verbindet, kann aber als Wärmeerzeuger dienen. In diesem Sinne wirken Silicium bei dem sauren und Phosphor bei dem basischen Bessemer- prozess. Aber auch durch blosse Umsetzung eines Metalls mit dem Oxyde eines anderen, das eine niedrigere Verbrennungswärme erzeugt, kann nutzbare Wärme frei werden. Hierauf beruht das neue Ver-
1)von Ehrenwerth, Die Regenerierung der Hochofengase, Leipzig 1883, bei Arthur Felix.
2) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 1140.
Brennmaterial.
Dampfstrahlgebläse von unten mitten in den Ofen eingeblasen. Auſser- dem sind diese Gaserzeuger mit Wasch- und Reinigungsapparaten und endlich mit einem Gasometer versehen. Schmidhammer schlug 1894 Doppelöfen zur Mischgaserzeugung vor.
Ein wichtiges Brennmaterial für den Eisenhüttenmann sind die dem Hochofen entweichenden Gichtgase. Sie haben den Nachteil, daſs sie einerseits durch mitgerissene feste Teile, Gichtstaub, verunreinigt, andererseits durch einen hohen Gehalt an Stickstoff (ca. 68 Gewichts- prozente), Kohlensäure (ca. 17 Gewichtsprozente) und Wasserdampf (ca. 10 Gewichtsprozente) verdünnt sind. Der Gichtstaub wird durch Staubfänger und Waschvorrichtungen, worauf wir später zurück- kommen werden, entfernt. Der Wasserdampf läſst sich durch Ab- kühlen niederschlagen, wobei allerdings die mitgeführte Wärme verloren geht. Um die Kohlensäure, welche durch die Reduktion der Erze im Ofen entstanden ist, wieder in Kohlenoxydgas zurückzuführen, hat man das Durchleiten der Gase durch glühende Kohlen vor- geschlagen. Besonders hat Josef von Ehrenwerth 1883 die Re- generierung der Hochofengase in einer besonderen Schrift behandelt 1). Auch der Wasserdampf wurde hierbei zersetzt und nutzbar gemacht. Trotzdem hat diese Regenerierung der Hochofengase bis jetzt keine Anwendung gefunden. Neuerdings ist aber durch das Bestreben, die Hochofengase unmittelbar zur Krafterzeugung zu verwenden, wieder die Aufmerksamkeit hierauf gelenkt worden 2).
Über die Gasfeuerungsanlagen werden wir erst später bei den Fortschritten der Eisen- und Stahlbereitung Mitteilung machen.
Daſs auch die Elektrizität unter Umständen zur Wärmeerzeugung benutzt wird und daſs durch die Umsetzung des elektrischen Stromes in Wärme bis dahin unerreichte Hitzegrade erzeugt werden können, haben wir bereits erwähnt.
In der Regel ist der Kohlenstoff in den verschiedenen Formen, in denen uns ihn die Natur bietet, der gebräuchliche Brennstoff für uns. Jeder elementare Körper, der sich mit Sauerstoff verbindet, kann aber als Wärmeerzeuger dienen. In diesem Sinne wirken Silicium bei dem sauren und Phosphor bei dem basischen Bessemer- prozeſs. Aber auch durch bloſse Umsetzung eines Metalls mit dem Oxyde eines anderen, das eine niedrigere Verbrennungswärme erzeugt, kann nutzbare Wärme frei werden. Hierauf beruht das neue Ver-
1)von Ehrenwerth, Die Regenerierung der Hochofengase, Leipzig 1883, bei Arthur Felix.
2) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 1140.
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Dampfstrahlgebläse von unten mitten in den Ofen eingeblasen. Auſser-
dem sind diese Gaserzeuger mit Wasch- und Reinigungsapparaten und
endlich mit einem Gasometer versehen. Schmidhammer schlug
1894 Doppelöfen zur Mischgaserzeugung vor.
Ein wichtiges Brennmaterial für den Eisenhüttenmann sind die
dem Hochofen entweichenden Gichtgase. Sie haben den Nachteil, daſs
sie einerseits durch mitgerissene feste Teile, Gichtstaub, verunreinigt,
andererseits durch einen hohen Gehalt an Stickstoff (ca. 68 Gewichts-
prozente), Kohlensäure (ca. 17 Gewichtsprozente) und Wasserdampf
(ca. 10 Gewichtsprozente) verdünnt sind. Der Gichtstaub wird durch
Staubfänger und Waschvorrichtungen, worauf wir später zurück-
kommen werden, entfernt. Der Wasserdampf läſst sich durch Ab-
kühlen niederschlagen, wobei allerdings die mitgeführte Wärme
verloren geht. Um die Kohlensäure, welche durch die Reduktion der
Erze im Ofen entstanden ist, wieder in Kohlenoxydgas zurückzuführen,
hat man das Durchleiten der Gase durch glühende Kohlen vor-
geschlagen. Besonders hat Josef von Ehrenwerth 1883 die Re-
generierung der Hochofengase in einer besonderen Schrift behandelt 1).
Auch der Wasserdampf wurde hierbei zersetzt und nutzbar gemacht.
Trotzdem hat diese Regenerierung der Hochofengase bis jetzt keine
Anwendung gefunden. Neuerdings ist aber durch das Bestreben, die
Hochofengase unmittelbar zur Krafterzeugung zu verwenden, wieder
die Aufmerksamkeit hierauf gelenkt worden 2).
Über die Gasfeuerungsanlagen werden wir erst später bei den
Fortschritten der Eisen- und Stahlbereitung Mitteilung machen.
Daſs auch die Elektrizität unter Umständen zur Wärmeerzeugung
benutzt wird und daſs durch die Umsetzung des elektrischen Stromes
in Wärme bis dahin unerreichte Hitzegrade erzeugt werden können,
haben wir bereits erwähnt.
In der Regel ist der Kohlenstoff in den verschiedenen Formen,
in denen uns ihn die Natur bietet, der gebräuchliche Brennstoff für
uns. Jeder elementare Körper, der sich mit Sauerstoff verbindet,
kann aber als Wärmeerzeuger dienen. In diesem Sinne wirken
Silicium bei dem sauren und Phosphor bei dem basischen Bessemer-
prozeſs. Aber auch durch bloſse Umsetzung eines Metalls mit dem
Oxyde eines anderen, das eine niedrigere Verbrennungswärme erzeugt,
kann nutzbare Wärme frei werden. Hierauf beruht das neue Ver-
1) von Ehrenwerth, Die Regenerierung der Hochofengase, Leipzig 1883,
bei Arthur Felix.
2) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 1140.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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