eingeführte System sich mehr und mehr Anerkennung verschafft und wurde weiter ausgebildet. Öfen mit Kondensation wurden konstruiert von Haupart, Carves, Pernolet, Pawels (Pauwells) und Dubochet, de Vathaire, Semet und Renaut.
Anfang der siebziger Jahre wurden auf den Pariser Gasanstalten zu Ivry und La Villette Öfen nach Knabschem System unter dem Namen Pauwells- und Dubochet-Öfen erbaut. Carves zu St. Etienne baute 1876 seine verbesserten Öfen mit Wandheizung und Konden- sation zu Basseges, nachdem er früher schon eine Anlage von 88 Knab- öfen auf der Kokerei du Marais bei St. Etienne gemacht hatte. Carves System, durch welches man Koks, Teer und Ammoniakwasser gewann, bewährte sich, und es wurde ihm 1879 die Erbauung einer An- lage zu Terre-noire übertragen. Die Carvesöfen bestanden aus einem System nebeneinander liegender hoher, enger Kammern mit horizon- talen Seiten- und Bodenzügen. Die Verkokungsprodukte wurden durch ein Rohr in der Mitte der Gewölbe abgezogen und passierten Kühl- röhren und Scrubbers, ähnlich wie bei der Gasfabrikation. Durch den Erfolg begann man auch in Deutschland auf diese neue Ofenart auf- merksam zu werden. A. Hüssener in Dortmund empfahl sie zuerst und die Gebrüder Möller bauten die ersten 1880 auf ihrer Kokerei zu Brackwede. 1881 bildete sich die Aktiengesellschaft für Kohlen- destillation zu Essen, welche sofort 50 Carvesöfen aufführte. 1881 wurde durch A. Hüssener zu Bulmke bei Gelsenkirchen eine Anlage von verbesserten Carveskoksöfen mit Gewinnung der Nebenprodukte errichtet.
In England hielt man dagegen an den Bienenkorböfen fest. Jameson1) verband damit eine teilweise Gewinnung der Neben- produkte in der Weise, dass er die Verbrennung von oben nach unten fortschreiten liess, einen durchlöcherten Boden anbrachte, unter dem sich eine Anzahl Kanäle befanden, die zu einem Saugrohre führten, aus welchem die Destillationsprodukte durch Exhaustoren (blowers) abgesaugt wurden 2). Der so erhaltene Teer enthielt nur die zwischen 250 und 350° siedenden Öle, kein Naphtalin und kein Anthracen. Infolgedessen war er viel geringwertiger als gewöhnlicher Teer.
Doch führte schon damals H. Simon Carvesöfen auf der Koks- anstalt von Mss. Pease bei Crooke (Durham) ein 3). Man nennt
1) D. R. P. vom 6. Juni 1883; siehe Stahl und Eisen 1883, S. 564.
2) Näheres s. Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1884, S. 263.
3) Siehe Journal of the Iron and Steel Inst. 1883; Eisen und Stahl 1882, Heft 7 und 10.
Brennmaterial.
eingeführte System sich mehr und mehr Anerkennung verschafft und wurde weiter ausgebildet. Öfen mit Kondensation wurden konstruiert von Haupart, Carvés, Pernolet, Pawels (Pauwells) und Dubochet, de Vathaire, Semet und Renaut.
Anfang der siebziger Jahre wurden auf den Pariser Gasanstalten zu Ivry und La Villette Öfen nach Knabschem System unter dem Namen Pauwells- und Dubochet-Öfen erbaut. Carvés zu St. Etienne baute 1876 seine verbesserten Öfen mit Wandheizung und Konden- sation zu Basséges, nachdem er früher schon eine Anlage von 88 Knab- öfen auf der Kokerei du Marais bei St. Etienne gemacht hatte. Carvés System, durch welches man Koks, Teer und Ammoniakwasser gewann, bewährte sich, und es wurde ihm 1879 die Erbauung einer An- lage zu Terre-noire übertragen. Die Carvésöfen bestanden aus einem System nebeneinander liegender hoher, enger Kammern mit horizon- talen Seiten- und Bodenzügen. Die Verkokungsprodukte wurden durch ein Rohr in der Mitte der Gewölbe abgezogen und passierten Kühl- röhren und Scrubbers, ähnlich wie bei der Gasfabrikation. Durch den Erfolg begann man auch in Deutschland auf diese neue Ofenart auf- merksam zu werden. A. Hüssener in Dortmund empfahl sie zuerst und die Gebrüder Möller bauten die ersten 1880 auf ihrer Kokerei zu Brackwede. 1881 bildete sich die Aktiengesellschaft für Kohlen- destillation zu Essen, welche sofort 50 Carvésöfen aufführte. 1881 wurde durch A. Hüssener zu Bulmke bei Gelsenkirchen eine Anlage von verbesserten Carvéskoksöfen mit Gewinnung der Nebenprodukte errichtet.
In England hielt man dagegen an den Bienenkorböfen fest. Jameson1) verband damit eine teilweise Gewinnung der Neben- produkte in der Weise, daſs er die Verbrennung von oben nach unten fortschreiten lieſs, einen durchlöcherten Boden anbrachte, unter dem sich eine Anzahl Kanäle befanden, die zu einem Saugrohre führten, aus welchem die Destillationsprodukte durch Exhaustoren (blowers) abgesaugt wurden 2). Der so erhaltene Teer enthielt nur die zwischen 250 und 350° siedenden Öle, kein Naphtalin und kein Anthracen. Infolgedessen war er viel geringwertiger als gewöhnlicher Teer.
Doch führte schon damals H. Simon Carvésöfen auf der Koks- anstalt von Mss. Pease bei Crooke (Durham) ein 3). Man nennt
1) D. R. P. vom 6. Juni 1883; siehe Stahl und Eisen 1883, S. 564.
2) Näheres s. Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1884, S. 263.
3) Siehe Journal of the Iron and Steel Inst. 1883; Eisen und Stahl 1882, Heft 7 und 10.
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von Haupart, Carvés, Pernolet, Pawels (Pauwells) und Dubochet,
de Vathaire, Semet und Renaut.
Anfang der siebziger Jahre wurden auf den Pariser Gasanstalten
zu Ivry und La Villette Öfen nach Knabschem System unter dem
Namen Pauwells- und Dubochet-Öfen erbaut. Carvés zu St. Etienne
baute 1876 seine verbesserten Öfen mit Wandheizung und Konden-
sation zu Basséges, nachdem er früher schon eine Anlage von 88 Knab-
öfen auf der Kokerei du Marais bei St. Etienne gemacht hatte.
Carvés System, durch welches man Koks, Teer und Ammoniakwasser
gewann, bewährte sich, und es wurde ihm 1879 die Erbauung einer An-
lage zu Terre-noire übertragen. Die Carvésöfen bestanden aus einem
System nebeneinander liegender hoher, enger Kammern mit horizon-
talen Seiten- und Bodenzügen. Die Verkokungsprodukte wurden durch
ein Rohr in der Mitte der Gewölbe abgezogen und passierten Kühl-
röhren und Scrubbers, ähnlich wie bei der Gasfabrikation. Durch den
Erfolg begann man auch in Deutschland auf diese neue Ofenart auf-
merksam zu werden. A. Hüssener in Dortmund empfahl sie zuerst
und die Gebrüder Möller bauten die ersten 1880 auf ihrer Kokerei
zu Brackwede. 1881 bildete sich die Aktiengesellschaft für Kohlen-
destillation zu Essen, welche sofort 50 Carvésöfen aufführte. 1881
wurde durch A. Hüssener zu Bulmke bei Gelsenkirchen eine Anlage
von verbesserten Carvéskoksöfen mit Gewinnung der Nebenprodukte
errichtet.
In England hielt man dagegen an den Bienenkorböfen fest.
Jameson 1) verband damit eine teilweise Gewinnung der Neben-
produkte in der Weise, daſs er die Verbrennung von oben nach unten
fortschreiten lieſs, einen durchlöcherten Boden anbrachte, unter dem
sich eine Anzahl Kanäle befanden, die zu einem Saugrohre führten,
aus welchem die Destillationsprodukte durch Exhaustoren (blowers)
abgesaugt wurden 2). Der so erhaltene Teer enthielt nur die zwischen
250 und 350° siedenden Öle, kein Naphtalin und kein Anthracen.
Infolgedessen war er viel geringwertiger als gewöhnlicher Teer.
Doch führte schon damals H. Simon Carvésöfen auf der Koks-
anstalt von Mss. Pease bei Crooke (Durham) ein 3). Man nennt
1) D. R. P. vom 6. Juni 1883; siehe Stahl und Eisen 1883, S. 564.
2) Näheres s. Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1884, S. 263.
3) Siehe Journal of the Iron and Steel Inst. 1883; Eisen und Stahl 1882,
Heft 7 und 10.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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