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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Physik des Eisens seit 1871.

Neuerdings wurden in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
Normalvorschriften, Probestücke und Prüfungsmethoden für Eisen und
Stahl 1) angenommen und dem internationalen Kongress für die
Methoden der Materialprüfung zur Annahme empfohlen. Diese Vor-
schriften gehen sehr ins Einzelne und setzen auch Grenzen für die
chemische Zusammensetzung fest. Hiergegen erhob R. A. Hadfield
Einsprache.

Es ist nicht möglich, auf die zahlreichen Untersuchungen zur
Ermittelung der Festigkeitsziffern besonderer Eisensorten, welche in
den letzten 25 Jahren angestellt worden sind, hier einzugehen.
Ausser den bereits angeführten erwähnen wir nur noch die über
Thomasstahl von Witkowitz von Kuppelwieser 1881, die von schwe-
dischen Flussstahlplatten im Jern. Kont. Annal. 1881 veröffentlichten,
die 1884 von Stumm in Neunkirchen veranlassten und von
Bauschinger ausgeführten, die von H. Wild in Peine und von
Kreutzpointner in Amerika 1887 mit Thomasstahlblech und von
James Riley und Parker in Glasgow in demselben Jahre mit Herd-
flussstahlblech angestellten, sowie endlich die gründliche Prüfung des
Flusseisenmaterials der Fordoner Brücke von Mehrtens 2).

Bei den vielen Festigkeitsuntersuchungen waren manche andere
neue Wahrnehmungen gemacht worden. Schon 1873 hatte Bau-
schinger
gefunden, dass durch die Inanspruchnahme bis zum
Zerreissen eine Erhöhung der Zugfestigkeit eintritt. Ein Stück Flach-
eisen, das beim ersten Zug bei 32000 kg zerriss, hielt beim zweiten
Versuch 44000 kg aus. Hier wirkt der starke Zug ähnlich wie die
mechanische Bearbeitung. Professor Thurston bestätigte dies durch
Versuche, dagegen fand er auch, dass Draht bei andauernder Belastung,
welche erheblich unter der Bruchbelastung blieb, zerriss. Bau-
schinger
veröffentlichte 1886 weitere Versuche über die Veränderung
der Elastizitätsgrenze bei längerer Belastung.

Wichtige Versuche wurden über die Festigkeit des Eisens bei
verschiedenen Temperaturen
angestellt. Dass im allgemeinen
die Festigkeit mit der Erhitzung abnimmt, war allgemein bekannt,
dass dies aber nicht regelmässig geschieht, hatten Versuche von
G. Pisati und Saporito-Ricca 1877 erwiesen. Valtons Versuche
auf den Demidoffschen Hütten hatten um dieselbe Zeit bewiesen,
dass die grössere Brüchigkeit bei beginnender Rotglut, bei sogenannter

1) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 974, 1017.
2) Daselbst 1892, Nr. 13 und 1893, Nr. 7.
Physik des Eisens seit 1871.

Neuerdings wurden in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
Normalvorschriften, Probestücke und Prüfungsmethoden für Eisen und
Stahl 1) angenommen und dem internationalen Kongreſs für die
Methoden der Materialprüfung zur Annahme empfohlen. Diese Vor-
schriften gehen sehr ins Einzelne und setzen auch Grenzen für die
chemische Zusammensetzung fest. Hiergegen erhob R. A. Hadfield
Einsprache.

Es ist nicht möglich, auf die zahlreichen Untersuchungen zur
Ermittelung der Festigkeitsziffern besonderer Eisensorten, welche in
den letzten 25 Jahren angestellt worden sind, hier einzugehen.
Auſser den bereits angeführten erwähnen wir nur noch die über
Thomasstahl von Witkowitz von Kuppelwieser 1881, die von schwe-
dischen Fluſsstahlplatten im Jern. Kont. Annal. 1881 veröffentlichten,
die 1884 von Stumm in Neunkirchen veranlaſsten und von
Bauschinger ausgeführten, die von H. Wild in Peine und von
Kreutzpointner in Amerika 1887 mit Thomasstahlblech und von
James Riley und Parker in Glasgow in demselben Jahre mit Herd-
fluſsstahlblech angestellten, sowie endlich die gründliche Prüfung des
Fluſseisenmaterials der Fordoner Brücke von Mehrtens 2).

Bei den vielen Festigkeitsuntersuchungen waren manche andere
neue Wahrnehmungen gemacht worden. Schon 1873 hatte Bau-
schinger
gefunden, daſs durch die Inanspruchnahme bis zum
Zerreiſsen eine Erhöhung der Zugfestigkeit eintritt. Ein Stück Flach-
eisen, das beim ersten Zug bei 32000 kg zerriſs, hielt beim zweiten
Versuch 44000 kg aus. Hier wirkt der starke Zug ähnlich wie die
mechanische Bearbeitung. Professor Thurston bestätigte dies durch
Versuche, dagegen fand er auch, daſs Draht bei andauernder Belastung,
welche erheblich unter der Bruchbelastung blieb, zerriſs. Bau-
schinger
veröffentlichte 1886 weitere Versuche über die Veränderung
der Elastizitätsgrenze bei längerer Belastung.

Wichtige Versuche wurden über die Festigkeit des Eisens bei
verschiedenen Temperaturen
angestellt. Daſs im allgemeinen
die Festigkeit mit der Erhitzung abnimmt, war allgemein bekannt,
daſs dies aber nicht regelmäſsig geschieht, hatten Versuche von
G. Pisati und Saporito-Ricca 1877 erwiesen. Valtons Versuche
auf den Demidoffschen Hütten hatten um dieselbe Zeit bewiesen,
daſs die gröſsere Brüchigkeit bei beginnender Rotglut, bei sogenannter

1) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 974, 1017.
2) Daselbst 1892, Nr. 13 und 1893, Nr. 7.
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[397/0413] Physik des Eisens seit 1871. Neuerdings wurden in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Normalvorschriften, Probestücke und Prüfungsmethoden für Eisen und Stahl 1) angenommen und dem internationalen Kongreſs für die Methoden der Materialprüfung zur Annahme empfohlen. Diese Vor- schriften gehen sehr ins Einzelne und setzen auch Grenzen für die chemische Zusammensetzung fest. Hiergegen erhob R. A. Hadfield Einsprache. Es ist nicht möglich, auf die zahlreichen Untersuchungen zur Ermittelung der Festigkeitsziffern besonderer Eisensorten, welche in den letzten 25 Jahren angestellt worden sind, hier einzugehen. Auſser den bereits angeführten erwähnen wir nur noch die über Thomasstahl von Witkowitz von Kuppelwieser 1881, die von schwe- dischen Fluſsstahlplatten im Jern. Kont. Annal. 1881 veröffentlichten, die 1884 von Stumm in Neunkirchen veranlaſsten und von Bauschinger ausgeführten, die von H. Wild in Peine und von Kreutzpointner in Amerika 1887 mit Thomasstahlblech und von James Riley und Parker in Glasgow in demselben Jahre mit Herd- fluſsstahlblech angestellten, sowie endlich die gründliche Prüfung des Fluſseisenmaterials der Fordoner Brücke von Mehrtens 2). Bei den vielen Festigkeitsuntersuchungen waren manche andere neue Wahrnehmungen gemacht worden. Schon 1873 hatte Bau- schinger gefunden, daſs durch die Inanspruchnahme bis zum Zerreiſsen eine Erhöhung der Zugfestigkeit eintritt. Ein Stück Flach- eisen, das beim ersten Zug bei 32000 kg zerriſs, hielt beim zweiten Versuch 44000 kg aus. Hier wirkt der starke Zug ähnlich wie die mechanische Bearbeitung. Professor Thurston bestätigte dies durch Versuche, dagegen fand er auch, daſs Draht bei andauernder Belastung, welche erheblich unter der Bruchbelastung blieb, zerriſs. Bau- schinger veröffentlichte 1886 weitere Versuche über die Veränderung der Elastizitätsgrenze bei längerer Belastung. Wichtige Versuche wurden über die Festigkeit des Eisens bei verschiedenen Temperaturen angestellt. Daſs im allgemeinen die Festigkeit mit der Erhitzung abnimmt, war allgemein bekannt, daſs dies aber nicht regelmäſsig geschieht, hatten Versuche von G. Pisati und Saporito-Ricca 1877 erwiesen. Valtons Versuche auf den Demidoffschen Hütten hatten um dieselbe Zeit bewiesen, daſs die gröſsere Brüchigkeit bei beginnender Rotglut, bei sogenannter 1) Siehe Stahl und Eisen 1900, S. 974, 1017. 2) Daselbst 1892, Nr. 13 und 1893, Nr. 7.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/413>, abgerufen am 22.11.2024.