form verschiedene Bestandteile, wovon der eine nach dem rhombischen, der andere nach dem quadratischen System krystallisierte. Er hielt das erstere für Viertelkarburet (Fe4 C), das andere für kohlenstofffreies Eisen.
Stets wird das Kleingefüge in vielfacher Weise beeinflusst sowohl durch mechanische Einmengungen, wie Schlacken und Gasblasen, als durch chemische Bestandteile, wie Mangan, Silicium, Schwefel, Alu- minium, Arsen, Phosphor u. s. w., was besonders Professor Arnold 1894 nachgewiesen hat. Dagegen verneint Kreuzpointner die vielfach angenommene Gefügsänderung durch mechanische Einwirkungen.
Nachfolgende Figuren zeigen charakteristische mikroskopische Bilder des Kleingefüges der wichtigsten Eisensorten (nach Wedding): Fig. 130 (S. 381) graphitisches Roheisen, Fig. 131 weisses Roh- eisen, Fig. 132 gefeintes Eisen, Fig. 133 Spiegeleisen, Fig. 134 Tiegelgussstahl, Fig. 135 Fluss- eisen von 0,12 Prozent Kohlen- stoff, Fig. 136 sehniges Schweiss- eisen mit viel Schlacken.
In der Weiterentwickelung der mikroskopischen Analyse des Stahls kam auch F. Osmond dazu, eine grössere Anzahl be- stimmter Bestandteile im Stahl anzunehmen 1). Er unterschied:
1. Ferrit (nach Howe) als
[Abbildung]
Fig. 136.
nahezu reines Eisen, das beim Polieren matt bleibt und keine Fär- bung annimmt.
2. Cementit nach (Howe), eine Kohlenstoffeisenverbindung, die dem Drittelkarburet von Karsten und dem Karbid von Abel, Müller und anderen entspricht. Sie hat die Zusammensetzung Fe3 C und erscheint im Cementstahl in grösseren Lamellen, die sich leicht isolieren lassen.
3. Sorbit entspricht dem Perlit von M. Howe. Osmond gab dieser kohlenstoffhaltigen Verbindung den Namen, weil Sorby ihn als perl- artigen Bestandteil (pearly constituent) bezeichnete und zwar deshalb, weil er bei schief einfallendem Licht Perlmutterglanz zeigt. Dies rührt
1) Bullet. d. 1. Societe d'Encourag. 1895, Maiheft.
Physik des Eisens seit 1871.
form verschiedene Bestandteile, wovon der eine nach dem rhombischen, der andere nach dem quadratischen System krystallisierte. Er hielt das erstere für Viertelkarburet (Fe4 C), das andere für kohlenstofffreies Eisen.
Stets wird das Kleingefüge in vielfacher Weise beeinfluſst sowohl durch mechanische Einmengungen, wie Schlacken und Gasblasen, als durch chemische Bestandteile, wie Mangan, Silicium, Schwefel, Alu- minium, Arsen, Phosphor u. s. w., was besonders Professor Arnold 1894 nachgewiesen hat. Dagegen verneint Kreuzpointner die vielfach angenommene Gefügsänderung durch mechanische Einwirkungen.
Nachfolgende Figuren zeigen charakteristische mikroskopische Bilder des Kleingefüges der wichtigsten Eisensorten (nach Wedding): Fig. 130 (S. 381) graphitisches Roheisen, Fig. 131 weiſses Roh- eisen, Fig. 132 gefeintes Eisen, Fig. 133 Spiegeleisen, Fig. 134 Tiegelguſsstahl, Fig. 135 Fluſs- eisen von 0,12 Prozent Kohlen- stoff, Fig. 136 sehniges Schweiſs- eisen mit viel Schlacken.
In der Weiterentwickelung der mikroskopischen Analyse des Stahls kam auch F. Osmond dazu, eine gröſsere Anzahl be- stimmter Bestandteile im Stahl anzunehmen 1). Er unterschied:
1. Ferrit (nach Howe) als
[Abbildung]
Fig. 136.
nahezu reines Eisen, das beim Polieren matt bleibt und keine Fär- bung annimmt.
2. Cementit nach (Howe), eine Kohlenstoffeisenverbindung, die dem Drittelkarburet von Karsten und dem Karbid von Abel, Müller und anderen entspricht. Sie hat die Zusammensetzung Fe3 C und erscheint im Cementstahl in gröſseren Lamellen, die sich leicht isolieren lassen.
3. Sorbit entspricht dem Perlit von M. Howe. Osmond gab dieser kohlenstoffhaltigen Verbindung den Namen, weil Sorby ihn als perl- artigen Bestandteil (pearly constituent) bezeichnete und zwar deshalb, weil er bei schief einfallendem Licht Perlmutterglanz zeigt. Dies rührt
1) Bullet. d. 1. Société d’Encourag. 1895, Maiheft.
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Physik des Eisens seit 1871.
form verschiedene Bestandteile, wovon der eine nach dem rhombischen,
der andere nach dem quadratischen System krystallisierte. Er hielt
das erstere für Viertelkarburet (Fe4 C), das andere für kohlenstofffreies
Eisen.
Stets wird das Kleingefüge in vielfacher Weise beeinfluſst sowohl
durch mechanische Einmengungen, wie Schlacken und Gasblasen, als
durch chemische Bestandteile, wie Mangan, Silicium, Schwefel, Alu-
minium, Arsen, Phosphor u. s. w., was besonders Professor Arnold 1894
nachgewiesen hat. Dagegen verneint Kreuzpointner die vielfach
angenommene Gefügsänderung durch mechanische Einwirkungen.
Nachfolgende Figuren zeigen charakteristische mikroskopische
Bilder des Kleingefüges der wichtigsten Eisensorten (nach Wedding):
Fig. 130 (S. 381) graphitisches
Roheisen, Fig. 131 weiſses Roh-
eisen, Fig. 132 gefeintes Eisen,
Fig. 133 Spiegeleisen, Fig. 134
Tiegelguſsstahl, Fig. 135 Fluſs-
eisen von 0,12 Prozent Kohlen-
stoff, Fig. 136 sehniges Schweiſs-
eisen mit viel Schlacken.
In der Weiterentwickelung
der mikroskopischen Analyse
des Stahls kam auch F. Osmond
dazu, eine gröſsere Anzahl be-
stimmter Bestandteile im Stahl
anzunehmen 1). Er unterschied:
1. Ferrit (nach Howe) als
[Abbildung Fig. 136.]
nahezu reines Eisen, das beim Polieren matt bleibt und keine Fär-
bung annimmt.
2. Cementit nach (Howe), eine Kohlenstoffeisenverbindung, die
dem Drittelkarburet von Karsten und dem Karbid von Abel,
Müller und anderen entspricht. Sie hat die Zusammensetzung Fe3 C
und erscheint im Cementstahl in gröſseren Lamellen, die sich leicht
isolieren lassen.
3. Sorbit entspricht dem Perlit von M. Howe. Osmond gab dieser
kohlenstoffhaltigen Verbindung den Namen, weil Sorby ihn als perl-
artigen Bestandteil (pearly constituent) bezeichnete und zwar deshalb,
weil er bei schief einfallendem Licht Perlmutterglanz zeigt. Dies rührt
1) Bullet. d. 1. Société d’Encourag. 1895, Maiheft.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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