Die massanalytischen Phosphorbestimmungen, welche von Pisani, von der Pfordten, Cheever, M. A. von Reis 1886, C. Reinhardt 1887 und Emmerton 1891 vorgeschlagen wurden, und die auf der Reduktion des Phosphormolybdats durch Zink und Titrieren mit Permanganat beruhen, haben ebensowenig Verbreitung gefunden wie die kolorimetrische Probe von Namias (1890), welche auf der blauen Färbung der Lösung des Phosphormolybdats durch Hyposulfit beruht.
Über die neueren Untersuchungsmethoden für die weniger regel- mässig auftretenden Beimischungen des Eisens, als Kupfer, Nickel, Kobalt, Chrom, Vanadin, Aluminium, Arsen, Antimon, Zinn, Wolfram und Titan, verweisen wir auf Weddings Handbuch der Eisenhütten- kunde, 2. Auflage, I, S. 717 bis 744. Für die Bestimmung des Nickels im Nickelstahl hat B. Neumann unlängst eine elektrolytische Schnell- probe empfohlen 1). R. Fieber hat neuerdings eine kolorimetrische Bestimmung in Vorschlag gebracht 2).
Die technische Gasanalyse, welche ebenfalls eine grosse Be- deutung erlangt hat, ist besonders durch Orsat3) und Winkler4) so vereinfacht worden, dass sie von jedem gebildeten Techniker vor- genommen werden kann. Diese haben Apparate konstruiert, in denen die Absorption der Gase vorgenommen und gemessen werden kann. Kohlensäure wird durch Ätzkali, Sauerstoff durch Pyrogallussäure, Kohlenoxydgas durch Kupferchlorürlösung absorbiert. Wasserstoff wird über Palladiumschwamm verbrannt und als Wasser gewogen; der Rest ist Stickstoff. Man zerlegt in dieser Weise ebensowohl die Gase im Eisen, wie die im Hochofen oder die Generator- und Ver- brennungsgase.
Die Gase im Eisen können diesem auf verschiedene Weise ent- zogen werden, entweder durch Aussaugen, wie es Graham zuerst angegeben hat, oder durch Anbohren unter Wasser nach Fr. Müllers Verfahren (1882) oder durch Erhitzen (Parry 1874 5).
Der Orsatsche Apparat wurde 1878 dadurch verbessert, dass er noch mit einem Platinrohr zur Verbrennung und Bestimmung von Kohlenwasserstoffen verbunden wurde. Winklers Apparat wurde
1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 909.
2) Siehe Chem.-Ztg. 1900, S. 393.
3) M. Orsat, Note sur l'analyses industrielles des gaz; Annales des Mines 1875, VIII, p. 501.
4) Siehe Dinglers pol. Journ. 219, S. 420.
5 Siehe Archiv für Pharmacie 1874, II, S. 280.
Chemie.
Die maſsanalytischen Phosphorbestimmungen, welche von Pisani, von der Pfordten, Cheever, M. A. von Reis 1886, C. Reinhardt 1887 und Emmerton 1891 vorgeschlagen wurden, und die auf der Reduktion des Phosphormolybdats durch Zink und Titrieren mit Permanganat beruhen, haben ebensowenig Verbreitung gefunden wie die kolorimetrische Probe von Namias (1890), welche auf der blauen Färbung der Lösung des Phosphormolybdats durch Hyposulfit beruht.
Über die neueren Untersuchungsmethoden für die weniger regel- mäſsig auftretenden Beimischungen des Eisens, als Kupfer, Nickel, Kobalt, Chrom, Vanadin, Aluminium, Arsen, Antimon, Zinn, Wolfram und Titan, verweisen wir auf Weddings Handbuch der Eisenhütten- kunde, 2. Auflage, I, S. 717 bis 744. Für die Bestimmung des Nickels im Nickelstahl hat B. Neumann unlängst eine elektrolytische Schnell- probe empfohlen 1). R. Fieber hat neuerdings eine kolorimetrische Bestimmung in Vorschlag gebracht 2).
Die technische Gasanalyse, welche ebenfalls eine groſse Be- deutung erlangt hat, ist besonders durch Orsat3) und Winkler4) so vereinfacht worden, daſs sie von jedem gebildeten Techniker vor- genommen werden kann. Diese haben Apparate konstruiert, in denen die Absorption der Gase vorgenommen und gemessen werden kann. Kohlensäure wird durch Ätzkali, Sauerstoff durch Pyrogallussäure, Kohlenoxydgas durch Kupferchlorürlösung absorbiert. Wasserstoff wird über Palladiumschwamm verbrannt und als Wasser gewogen; der Rest ist Stickstoff. Man zerlegt in dieser Weise ebensowohl die Gase im Eisen, wie die im Hochofen oder die Generator- und Ver- brennungsgase.
Die Gase im Eisen können diesem auf verschiedene Weise ent- zogen werden, entweder durch Aussaugen, wie es Graham zuerst angegeben hat, oder durch Anbohren unter Wasser nach Fr. Müllers Verfahren (1882) oder durch Erhitzen (Parry 1874 5).
Der Orsatsche Apparat wurde 1878 dadurch verbessert, daſs er noch mit einem Platinrohr zur Verbrennung und Bestimmung von Kohlenwasserstoffen verbunden wurde. Winklers Apparat wurde
1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 909.
2) Siehe Chem.-Ztg. 1900, S. 393.
3) M. Orsat, Note sur l’analyses industrielles des gaz; Annales des Mines 1875, VIII, p. 501.
4) Siehe Dinglers pol. Journ. 219, S. 420.
5 Siehe Archiv für Pharmacie 1874, II, S. 280.
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Die maſsanalytischen Phosphorbestimmungen, welche von
Pisani, von der Pfordten, Cheever, M. A. von Reis 1886,
C. Reinhardt 1887 und Emmerton 1891 vorgeschlagen wurden,
und die auf der Reduktion des Phosphormolybdats durch Zink und
Titrieren mit Permanganat beruhen, haben ebensowenig Verbreitung
gefunden wie die kolorimetrische Probe von Namias (1890), welche
auf der blauen Färbung der Lösung des Phosphormolybdats durch
Hyposulfit beruht.
Über die neueren Untersuchungsmethoden für die weniger regel-
mäſsig auftretenden Beimischungen des Eisens, als Kupfer, Nickel,
Kobalt, Chrom, Vanadin, Aluminium, Arsen, Antimon, Zinn, Wolfram
und Titan, verweisen wir auf Weddings Handbuch der Eisenhütten-
kunde, 2. Auflage, I, S. 717 bis 744. Für die Bestimmung des Nickels
im Nickelstahl hat B. Neumann unlängst eine elektrolytische Schnell-
probe empfohlen 1). R. Fieber hat neuerdings eine kolorimetrische
Bestimmung in Vorschlag gebracht 2).
Die technische Gasanalyse, welche ebenfalls eine groſse Be-
deutung erlangt hat, ist besonders durch Orsat 3) und Winkler 4) so
vereinfacht worden, daſs sie von jedem gebildeten Techniker vor-
genommen werden kann. Diese haben Apparate konstruiert, in denen
die Absorption der Gase vorgenommen und gemessen werden kann.
Kohlensäure wird durch Ätzkali, Sauerstoff durch Pyrogallussäure,
Kohlenoxydgas durch Kupferchlorürlösung absorbiert. Wasserstoff
wird über Palladiumschwamm verbrannt und als Wasser gewogen;
der Rest ist Stickstoff. Man zerlegt in dieser Weise ebensowohl die
Gase im Eisen, wie die im Hochofen oder die Generator- und Ver-
brennungsgase.
Die Gase im Eisen können diesem auf verschiedene Weise ent-
zogen werden, entweder durch Aussaugen, wie es Graham zuerst
angegeben hat, oder durch Anbohren unter Wasser nach Fr. Müllers
Verfahren (1882) oder durch Erhitzen (Parry 1874 5).
Der Orsatsche Apparat wurde 1878 dadurch verbessert, daſs er
noch mit einem Platinrohr zur Verbrennung und Bestimmung von
Kohlenwasserstoffen verbunden wurde. Winklers Apparat wurde
1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 909.
2) Siehe Chem.-Ztg. 1900, S. 393.
3) M. Orsat, Note sur l’analyses industrielles des gaz; Annales des Mines
1875, VIII, p. 501.
4) Siehe Dinglers pol. Journ. 219, S. 420.
5 Siehe Archiv für Pharmacie 1874, II, S. 280.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/382>, abgerufen am 24.11.2024.
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