Vergleichung der Farbentöne einer Lösung des kohlenstoffhaltigen Rückstandes aus salpetersaurer Eisenlösung in Ätzkali. Zur Farben- vergleichung hat er ebenfalls einen besonderen Apparat 1) konstruiert. Weitere kolorimetrische Kohlenstoffbestimmungen wurden vorgeschla- gen (1888) von Ridsdale und (1894) von Walter G. McMillan2).
Die kolorimetrischen Proben geben nur den Gehalt an gebundenem Kohlenstoff (Härtungskohle, Karbid) an, infolgedessen fallen sie meist etwas zu niedrig aus 3). Den Graphit bestimmt man durch Lösen des Eisens in kochender Salzsäure unter Luftabschluss und nachheriges Verbrennen und Wiegen als Kohlensäure. Der Gehalt an gebundenem Kohlenstoff ergiebt sich aus der Differenz von Gesamtkohlenstoff und Graphit.
Eine neue Aufgabe stellte die Forderung, die verschiedenen Kohlenstoffformen im Eisen nebeneinander zu bestimmen. Hierüber hat Hans Jüptner von Johnsdorf Versuche angestellt 4). Karbid- kohlenstoff entweicht nach A. Ledebur beim Lösen des gehärteten Stahls in Schwefelsäure, die mit der zehnfachen Menge Wasser ver- dünnt ist, während Graphit zurückbleibt. Müller scheidet Karbid- kohle durch stark verdünnte Schwefelsäure ab.
Das Silicium im Eisen wird in der Regel durch Auflösen in Salpetersäure und entweder Eindampfen mit Schwefelsäure, Erhitzen des Rückstandes und Wiegen, oder durch Zusatz von Salzsäure, Ab- dampfen, Verdünnen, Filtrieren, Schmelzen des Rückstandes mit Natriumkaliumkarbonat und Bestimmung der Kieselsäure in der Schmelzmasse in der üblichen Weise ermittelt.
L. Blum schlug 1883 Lösen in Bromsalzsäure und Verbrennen des Rückstandes im Platinschiffchen vor, welches Verfahren von von Jüptner und O. Gmelin empfohlen wurde. Th. Turner empfahl 1883 die Verflüchtigung von Eisen und Silicium im Chlor- strom und Einleiten der flüchtigen Chloride in Wasser, wodurch Sili- ciumchlorid zersetzt und Kieselsäure abgeschieden wird, welche man bestimmt.
Als besonders schnelles Verfahren gab Jos. Morgan (1887) Glühen der Eisenprobe in einer Muffel bei Hellrotglut an, wodurch Silicium in Kieselsäure übergeführt wird, die man dann aus der Lösung abfiltriert. Dieses Verfahren ist nach Drown in Amerika jetzt eingeführt.
1) Siehe a. a. O., S. 667.
2) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 1073.
3) H. J. Howes' Missing carbon, Journ. Iron and Steel Inst. 1896, I, p. 170.
4) Siehe Österreich. Zeitschr. 1897, S. 341.
Chemie.
Vergleichung der Farbentöne einer Lösung des kohlenstoffhaltigen Rückstandes aus salpetersaurer Eisenlösung in Ätzkali. Zur Farben- vergleichung hat er ebenfalls einen besonderen Apparat 1) konstruiert. Weitere kolorimetrische Kohlenstoffbestimmungen wurden vorgeschla- gen (1888) von Ridsdale und (1894) von Walter G. McMillan2).
Die kolorimetrischen Proben geben nur den Gehalt an gebundenem Kohlenstoff (Härtungskohle, Karbid) an, infolgedessen fallen sie meist etwas zu niedrig aus 3). Den Graphit bestimmt man durch Lösen des Eisens in kochender Salzsäure unter Luftabschluſs und nachheriges Verbrennen und Wiegen als Kohlensäure. Der Gehalt an gebundenem Kohlenstoff ergiebt sich aus der Differenz von Gesamtkohlenstoff und Graphit.
Eine neue Aufgabe stellte die Forderung, die verschiedenen Kohlenstoffformen im Eisen nebeneinander zu bestimmen. Hierüber hat Hans Jüptner von Johnsdorf Versuche angestellt 4). Karbid- kohlenstoff entweicht nach A. Ledebur beim Lösen des gehärteten Stahls in Schwefelsäure, die mit der zehnfachen Menge Wasser ver- dünnt ist, während Graphit zurückbleibt. Müller scheidet Karbid- kohle durch stark verdünnte Schwefelsäure ab.
Das Silicium im Eisen wird in der Regel durch Auflösen in Salpetersäure und entweder Eindampfen mit Schwefelsäure, Erhitzen des Rückstandes und Wiegen, oder durch Zusatz von Salzsäure, Ab- dampfen, Verdünnen, Filtrieren, Schmelzen des Rückstandes mit Natriumkaliumkarbonat und Bestimmung der Kieselsäure in der Schmelzmasse in der üblichen Weise ermittelt.
L. Blum schlug 1883 Lösen in Bromsalzsäure und Verbrennen des Rückstandes im Platinschiffchen vor, welches Verfahren von von Jüptner und O. Gmelin empfohlen wurde. Th. Turner empfahl 1883 die Verflüchtigung von Eisen und Silicium im Chlor- strom und Einleiten der flüchtigen Chloride in Wasser, wodurch Sili- ciumchlorid zersetzt und Kieselsäure abgeschieden wird, welche man bestimmt.
Als besonders schnelles Verfahren gab Jos. Morgan (1887) Glühen der Eisenprobe in einer Muffel bei Hellrotglut an, wodurch Silicium in Kieselsäure übergeführt wird, die man dann aus der Lösung abfiltriert. Dieses Verfahren ist nach Drown in Amerika jetzt eingeführt.
1) Siehe a. a. O., S. 667.
2) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 1073.
3) H. J. Howes’ Missing carbon, Journ. Iron and Steel Inst. 1896, I, p. 170.
4) Siehe Österreich. Zeitschr. 1897, S. 341.
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Vergleichung der Farbentöne einer Lösung des kohlenstoffhaltigen
Rückstandes aus salpetersaurer Eisenlösung in Ätzkali. Zur Farben-
vergleichung hat er ebenfalls einen besonderen Apparat 1) konstruiert.
Weitere kolorimetrische Kohlenstoffbestimmungen wurden vorgeschla-
gen (1888) von Ridsdale und (1894) von Walter G. McMillan 2).
Die kolorimetrischen Proben geben nur den Gehalt an gebundenem
Kohlenstoff (Härtungskohle, Karbid) an, infolgedessen fallen sie meist
etwas zu niedrig aus 3). Den Graphit bestimmt man durch Lösen des
Eisens in kochender Salzsäure unter Luftabschluſs und nachheriges
Verbrennen und Wiegen als Kohlensäure. Der Gehalt an gebundenem
Kohlenstoff ergiebt sich aus der Differenz von Gesamtkohlenstoff und
Graphit.
Eine neue Aufgabe stellte die Forderung, die verschiedenen
Kohlenstoffformen im Eisen nebeneinander zu bestimmen. Hierüber
hat Hans Jüptner von Johnsdorf Versuche angestellt 4). Karbid-
kohlenstoff entweicht nach A. Ledebur beim Lösen des gehärteten
Stahls in Schwefelsäure, die mit der zehnfachen Menge Wasser ver-
dünnt ist, während Graphit zurückbleibt. Müller scheidet Karbid-
kohle durch stark verdünnte Schwefelsäure ab.
Das Silicium im Eisen wird in der Regel durch Auflösen in
Salpetersäure und entweder Eindampfen mit Schwefelsäure, Erhitzen
des Rückstandes und Wiegen, oder durch Zusatz von Salzsäure, Ab-
dampfen, Verdünnen, Filtrieren, Schmelzen des Rückstandes mit
Natriumkaliumkarbonat und Bestimmung der Kieselsäure in der
Schmelzmasse in der üblichen Weise ermittelt.
L. Blum schlug 1883 Lösen in Bromsalzsäure und Verbrennen
des Rückstandes im Platinschiffchen vor, welches Verfahren von
von Jüptner und O. Gmelin empfohlen wurde. Th. Turner
empfahl 1883 die Verflüchtigung von Eisen und Silicium im Chlor-
strom und Einleiten der flüchtigen Chloride in Wasser, wodurch Sili-
ciumchlorid zersetzt und Kieselsäure abgeschieden wird, welche man
bestimmt.
Als besonders schnelles Verfahren gab Jos. Morgan (1887)
Glühen der Eisenprobe in einer Muffel bei Hellrotglut an, wodurch
Silicium in Kieselsäure übergeführt wird, die man dann aus der
Lösung abfiltriert. Dieses Verfahren ist nach Drown in Amerika jetzt
eingeführt.
1) Siehe a. a. O., S. 667.
2) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 1073.
3) H. J. Howes’ Missing carbon, Journ. Iron and Steel Inst. 1896, I, p. 170.
4) Siehe Österreich. Zeitschr. 1897, S. 341.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/374>, abgerufen am 24.11.2024.
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