einem Jahrhundert als wirksamstes Reinigungsmittel des Eisens bekannt und geschätzt. Durch den Bessemerprozess hatte das kohlen- stoffhaltige Manganeisen eine noch grössere Bedeutung erlangt und man stellte es im grossen dar entweder als Spiegeleisen mit bis zu 20 Prozent Mangan, oder als Ferromangan von 20 bis 83 Prozent Mangangehalt. Durch die Darstellung und Verwendung wie durch besondere Untersuchungen war man mit dem Verhalten und den Wirkungen des Mangans näher bekannt geworden.
Die Manganoxydverbindungen sind für sich schwer reduzier- und schmelzbar, bei Gegenwart von Eisen und Kohle werden sie aber unschwer reduziert, und das Mangan legiert sich in jedem Verhältnis mit dem Eisen. Zur Herstellung sehr manganreicher Legierungen sind so hohe Temperaturen erforderlich, dass Mangan anfängt sich zu verflüchtigen und an der Luft zu braunrotem Manganoxyduloxyd zu verbrennen. Mangan-Eisenlegierungen mit mehr als 88 Prozent Mangan zerfallen nach dem Erstarren in Pulver und zwar ohne chemische Ver- änderung durch den Austritt aufgelöster Gase. Gegen Kohlenstoff verhält sich das Mangan ganz ähnlich wie das Eisen, nur vermag es mehr davon aufzunehmen, doch nicht über 7 bis höchstens 7,5 Prozent. Es erhöht deshalb auch in seinen Legierungen mit Eisen die Kohlen- stoffaufnahme. Mangan reinigt das Eisen von Silicium dadurch, dass es sich leicht oxydiert, eine starke Base bildet, die zu Kieselsäure grosse Verwandtschaft hat und mit dieser leicht- und dünnflüssige Silikate giebt. Die Reinigung des Eisens von Schwefel durch Bildung von leichtflüssigem Schwefelmangan haben wir schon erwähnt.
Diese reinigende Kraft ist die wichtigste Eigenschaft des Mangans in der Eisenindustrie, doch wirkt ein geringer Mangangehalt auch günstig auf die Härte und Festigkeit des Eisens ein. Manganstahl hatte man deshalb schon früher dargestellt. R. A. Hadfield hat in einer wichtigen Arbeit 1) die Einwirkung des Mangans auf die Härte des Kohlenstoffeisens genauer untersucht. Er fand, dass die Härtezunahme nicht proportional der Manganzunahme ist. Die Härte des Manganstahls von mässigem Kohlenstoffgehalt unter 1 Prozent steigt bis zu einem Mangangehalt von 6 Prozent. 6 prozentiger Manganstahl wird von keinem Werkzeug angegriffen. Von da an sinkt der Härtegrad bis zu einem Gehalt von 10 Prozent Mangan; hierauf nimmt er wieder zu und erreicht bei 22 Prozent
1) On manganese steel, Journ. of the Iron and Steel Institute 1888, II, 41; Transactions of the American Institute of Mining Engineers XIII, 233, XV, 461.
Chemie.
einem Jahrhundert als wirksamstes Reinigungsmittel des Eisens bekannt und geschätzt. Durch den Bessemerprozeſs hatte das kohlen- stoffhaltige Manganeisen eine noch gröſsere Bedeutung erlangt und man stellte es im groſsen dar entweder als Spiegeleisen mit bis zu 20 Prozent Mangan, oder als Ferromangan von 20 bis 83 Prozent Mangangehalt. Durch die Darstellung und Verwendung wie durch besondere Untersuchungen war man mit dem Verhalten und den Wirkungen des Mangans näher bekannt geworden.
Die Manganoxydverbindungen sind für sich schwer reduzier- und schmelzbar, bei Gegenwart von Eisen und Kohle werden sie aber unschwer reduziert, und das Mangan legiert sich in jedem Verhältnis mit dem Eisen. Zur Herstellung sehr manganreicher Legierungen sind so hohe Temperaturen erforderlich, daſs Mangan anfängt sich zu verflüchtigen und an der Luft zu braunrotem Manganoxyduloxyd zu verbrennen. Mangan-Eisenlegierungen mit mehr als 88 Prozent Mangan zerfallen nach dem Erstarren in Pulver und zwar ohne chemische Ver- änderung durch den Austritt aufgelöster Gase. Gegen Kohlenstoff verhält sich das Mangan ganz ähnlich wie das Eisen, nur vermag es mehr davon aufzunehmen, doch nicht über 7 bis höchstens 7,5 Prozent. Es erhöht deshalb auch in seinen Legierungen mit Eisen die Kohlen- stoffaufnahme. Mangan reinigt das Eisen von Silicium dadurch, daſs es sich leicht oxydiert, eine starke Base bildet, die zu Kieselsäure groſse Verwandtschaft hat und mit dieser leicht- und dünnflüssige Silikate giebt. Die Reinigung des Eisens von Schwefel durch Bildung von leichtflüssigem Schwefelmangan haben wir schon erwähnt.
Diese reinigende Kraft ist die wichtigste Eigenschaft des Mangans in der Eisenindustrie, doch wirkt ein geringer Mangangehalt auch günstig auf die Härte und Festigkeit des Eisens ein. Manganstahl hatte man deshalb schon früher dargestellt. R. A. Hadfield hat in einer wichtigen Arbeit 1) die Einwirkung des Mangans auf die Härte des Kohlenstoffeisens genauer untersucht. Er fand, daſs die Härtezunahme nicht proportional der Manganzunahme ist. Die Härte des Manganstahls von mäſsigem Kohlenstoffgehalt unter 1 Prozent steigt bis zu einem Mangangehalt von 6 Prozent. 6 prozentiger Manganstahl wird von keinem Werkzeug angegriffen. Von da an sinkt der Härtegrad bis zu einem Gehalt von 10 Prozent Mangan; hierauf nimmt er wieder zu und erreicht bei 22 Prozent
1) On manganese steel, Journ. of the Iron and Steel Institute 1888, II, 41; Transactions of the American Institute of Mining Engineers XIII, 233, XV, 461.
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Chemie.
einem Jahrhundert als wirksamstes Reinigungsmittel des Eisens
bekannt und geschätzt. Durch den Bessemerprozeſs hatte das kohlen-
stoffhaltige Manganeisen eine noch gröſsere Bedeutung erlangt und
man stellte es im groſsen dar entweder als Spiegeleisen mit bis zu
20 Prozent Mangan, oder als Ferromangan von 20 bis 83 Prozent
Mangangehalt. Durch die Darstellung und Verwendung wie durch
besondere Untersuchungen war man mit dem Verhalten und den
Wirkungen des Mangans näher bekannt geworden.
Die Manganoxydverbindungen sind für sich schwer reduzier- und
schmelzbar, bei Gegenwart von Eisen und Kohle werden sie aber
unschwer reduziert, und das Mangan legiert sich in jedem Verhältnis
mit dem Eisen. Zur Herstellung sehr manganreicher Legierungen
sind so hohe Temperaturen erforderlich, daſs Mangan anfängt sich zu
verflüchtigen und an der Luft zu braunrotem Manganoxyduloxyd zu
verbrennen. Mangan-Eisenlegierungen mit mehr als 88 Prozent Mangan
zerfallen nach dem Erstarren in Pulver und zwar ohne chemische Ver-
änderung durch den Austritt aufgelöster Gase. Gegen Kohlenstoff
verhält sich das Mangan ganz ähnlich wie das Eisen, nur vermag es
mehr davon aufzunehmen, doch nicht über 7 bis höchstens 7,5 Prozent.
Es erhöht deshalb auch in seinen Legierungen mit Eisen die Kohlen-
stoffaufnahme. Mangan reinigt das Eisen von Silicium dadurch, daſs
es sich leicht oxydiert, eine starke Base bildet, die zu Kieselsäure
groſse Verwandtschaft hat und mit dieser leicht- und dünnflüssige
Silikate giebt. Die Reinigung des Eisens von Schwefel durch Bildung
von leichtflüssigem Schwefelmangan haben wir schon erwähnt.
Diese reinigende Kraft ist die wichtigste Eigenschaft des Mangans
in der Eisenindustrie, doch wirkt ein geringer Mangangehalt auch
günstig auf die Härte und Festigkeit des Eisens ein. Manganstahl
hatte man deshalb schon früher dargestellt. R. A. Hadfield
hat in einer wichtigen Arbeit 1) die Einwirkung des Mangans
auf die Härte des Kohlenstoffeisens genauer untersucht. Er fand,
daſs die Härtezunahme nicht proportional der Manganzunahme
ist. Die Härte des Manganstahls von mäſsigem Kohlenstoffgehalt
unter 1 Prozent steigt bis zu einem Mangangehalt von 6 Prozent.
6 prozentiger Manganstahl wird von keinem Werkzeug angegriffen.
Von da an sinkt der Härtegrad bis zu einem Gehalt von 10 Prozent
Mangan; hierauf nimmt er wieder zu und erreicht bei 22 Prozent
1) On manganese steel, Journ. of the Iron and Steel Institute 1888, II, 41;
Transactions of the American Institute of Mining Engineers XIII, 233, XV, 461.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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