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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Einleitung 1870 bis 1900.
wo diese nicht mehr ausreichten, traten grosse Versuchsanstalten,
welche vom Staate an den technischen Hochschulen und Akademieen
oder auch von grösseren Verbänden ins Leben gerufen wurden, erfolg-
reich ein.

Eine weitere Anregung gaben die immer häufiger werdenden Aus-
stellungen, unter denen die grossartigen Weltausstellungen von
ganz besonderer Wirkung waren. Sie verbreiteten nicht nur technische
Kenntnisse und regten zum Wettkampf an, sondern sie erweiterten
auch den Gesichtskreis, weckten das Interesse und die Achtung vor
den Leistungen anderer Nationen, sie knüpften auf dieser Grundlage
freundschaftliche Bande und erzeugten das, was wohl die schönste
Errungenschaft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, das
Gefühl internationaler Gemeinschaft auf dem Gebiete der Technik.
Allerdings hatten die Weltausstellungen auch ihre Schattenseiten.
Dadurch, dass sie durch Schaugepränge grosse Massen von Besuchern
anzulocken suchten, und jede nachfolgende bestrebt war, die vorher-
gehende zu übertreffen, nahmen sie immer mehr den Charakter
riesiger Weltjahrmärkte an und wurden für die Aussteller immer
kostspieliger. Die Vorteile überwogen aber die Nachteile, ganz be-
sonders der erziehliche Vorteil für die Gesamtheit.

Die erste grosse Weltausstellung in dieser Periode war die zu
Wien im Jahre 1873. Sie fiel in das Ende des grossen industriellen
Aufschwungs und in den Anfang der grossen Krisis, die man deshalb
in Deutschland oft als den "Wiener Krach" bezeichnete. Die Eisen-
industrie Österreichs und Deutschlands waren auf dieser Ausstellung
vorzüglich vertreten. Die deutsche Reichsregierung hatte auf ein
würdiges Auftreten besonderen Wert gelegt, weil das geeinigte Deutsch-
land zum erstenmal an einer Weltausstellung teilnahm. Die Zahl der
Aussteller betrug 39500, die der Besucher 7254687. 1876 folgte die
grosse Weltausstellung zu Philadelphia, zugleich als Jubelfeier der
einhundertjährigen Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika (Centennial Exhibition). Sie war von Europa gut beschickt.
Von Deutschland nahmen 1001 Aussteller daran teil. Diese Aus-
stellung, welche die Veranlassung gab, dass viele europäische und
besonders auch deutsche Techniker und Eisenfachleute Amerika
besuchten und die amerikanische Eisenindustrie aus eigener An-
schauung kennen lernten, knüpfte die Bande zwischen der euro-
päischen und amerikanischen Eisenindustrie weit inniger wie zuvor,
woraus der Entwickelung des Eisenhüttenwesens beider Gebiete Vorteil
erwuchs.


Einleitung 1870 bis 1900.
wo diese nicht mehr ausreichten, traten groſse Versuchsanstalten,
welche vom Staate an den technischen Hochschulen und Akademieen
oder auch von gröſseren Verbänden ins Leben gerufen wurden, erfolg-
reich ein.

Eine weitere Anregung gaben die immer häufiger werdenden Aus-
stellungen, unter denen die groſsartigen Weltausstellungen von
ganz besonderer Wirkung waren. Sie verbreiteten nicht nur technische
Kenntnisse und regten zum Wettkampf an, sondern sie erweiterten
auch den Gesichtskreis, weckten das Interesse und die Achtung vor
den Leistungen anderer Nationen, sie knüpften auf dieser Grundlage
freundschaftliche Bande und erzeugten das, was wohl die schönste
Errungenschaft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, das
Gefühl internationaler Gemeinschaft auf dem Gebiete der Technik.
Allerdings hatten die Weltausstellungen auch ihre Schattenseiten.
Dadurch, daſs sie durch Schaugepränge groſse Massen von Besuchern
anzulocken suchten, und jede nachfolgende bestrebt war, die vorher-
gehende zu übertreffen, nahmen sie immer mehr den Charakter
riesiger Weltjahrmärkte an und wurden für die Aussteller immer
kostspieliger. Die Vorteile überwogen aber die Nachteile, ganz be-
sonders der erziehliche Vorteil für die Gesamtheit.

Die erste groſse Weltausstellung in dieser Periode war die zu
Wien im Jahre 1873. Sie fiel in das Ende des groſsen industriellen
Aufschwungs und in den Anfang der groſsen Krisis, die man deshalb
in Deutschland oft als den „Wiener Krach“ bezeichnete. Die Eisen-
industrie Österreichs und Deutschlands waren auf dieser Ausstellung
vorzüglich vertreten. Die deutsche Reichsregierung hatte auf ein
würdiges Auftreten besonderen Wert gelegt, weil das geeinigte Deutsch-
land zum erstenmal an einer Weltausstellung teilnahm. Die Zahl der
Aussteller betrug 39500, die der Besucher 7254687. 1876 folgte die
groſse Weltausstellung zu Philadelphia, zugleich als Jubelfeier der
einhundertjährigen Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika (Centennial Exhibition). Sie war von Europa gut beschickt.
Von Deutschland nahmen 1001 Aussteller daran teil. Diese Aus-
stellung, welche die Veranlassung gab, daſs viele europäische und
besonders auch deutsche Techniker und Eisenfachleute Amerika
besuchten und die amerikanische Eisenindustrie aus eigener An-
schauung kennen lernten, knüpfte die Bande zwischen der euro-
päischen und amerikanischen Eisenindustrie weit inniger wie zuvor,
woraus der Entwickelung des Eisenhüttenwesens beider Gebiete Vorteil
erwuchs.


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[316/0332] Einleitung 1870 bis 1900. wo diese nicht mehr ausreichten, traten groſse Versuchsanstalten, welche vom Staate an den technischen Hochschulen und Akademieen oder auch von gröſseren Verbänden ins Leben gerufen wurden, erfolg- reich ein. Eine weitere Anregung gaben die immer häufiger werdenden Aus- stellungen, unter denen die groſsartigen Weltausstellungen von ganz besonderer Wirkung waren. Sie verbreiteten nicht nur technische Kenntnisse und regten zum Wettkampf an, sondern sie erweiterten auch den Gesichtskreis, weckten das Interesse und die Achtung vor den Leistungen anderer Nationen, sie knüpften auf dieser Grundlage freundschaftliche Bande und erzeugten das, was wohl die schönste Errungenschaft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, das Gefühl internationaler Gemeinschaft auf dem Gebiete der Technik. Allerdings hatten die Weltausstellungen auch ihre Schattenseiten. Dadurch, daſs sie durch Schaugepränge groſse Massen von Besuchern anzulocken suchten, und jede nachfolgende bestrebt war, die vorher- gehende zu übertreffen, nahmen sie immer mehr den Charakter riesiger Weltjahrmärkte an und wurden für die Aussteller immer kostspieliger. Die Vorteile überwogen aber die Nachteile, ganz be- sonders der erziehliche Vorteil für die Gesamtheit. Die erste groſse Weltausstellung in dieser Periode war die zu Wien im Jahre 1873. Sie fiel in das Ende des groſsen industriellen Aufschwungs und in den Anfang der groſsen Krisis, die man deshalb in Deutschland oft als den „Wiener Krach“ bezeichnete. Die Eisen- industrie Österreichs und Deutschlands waren auf dieser Ausstellung vorzüglich vertreten. Die deutsche Reichsregierung hatte auf ein würdiges Auftreten besonderen Wert gelegt, weil das geeinigte Deutsch- land zum erstenmal an einer Weltausstellung teilnahm. Die Zahl der Aussteller betrug 39500, die der Besucher 7254687. 1876 folgte die groſse Weltausstellung zu Philadelphia, zugleich als Jubelfeier der einhundertjährigen Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nord- amerika (Centennial Exhibition). Sie war von Europa gut beschickt. Von Deutschland nahmen 1001 Aussteller daran teil. Diese Aus- stellung, welche die Veranlassung gab, daſs viele europäische und besonders auch deutsche Techniker und Eisenfachleute Amerika besuchten und die amerikanische Eisenindustrie aus eigener An- schauung kennen lernten, knüpfte die Bande zwischen der euro- päischen und amerikanischen Eisenindustrie weit inniger wie zuvor, woraus der Entwickelung des Eisenhüttenwesens beider Gebiete Vorteil erwuchs.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/332>, abgerufen am 26.11.2024.