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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Einleitung 1870 bis 1900.
und den Vereinigten Staaten eine abgeänderte Einteilung, welche
zwar weniger logisch, dem Sprachgebrauch aber angepasster war,
annahm. Dr. Wedding, der an der Einführung der erstgenannten
Einteilung einen hervorragenden Anteil hat, nennt die ersteren deshalb
die germanische Namenbezeichnung, während er die andere, nach-
folgende Einteilung die amerikanische oder neuerdings die romanische
Namenbezeichnung nennt1). Diese ist wie folgt:

[Tabelle]

Bei dieser Einteilung fällt alles Flusseisen unter "Stahl" und
wird hier das, was in der germanischen Namenbezeichnung Fluss-
schmiedeeisen heisst, nicht härtbarer Stahl genannt, was freilich ein
starker Widerspruch ist, indem doch gerade die Härtbarkeit von jeher
das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des Stahls war. Es muss
erwähnt werden, dass für diese Einteilung wenigstens in den Vereinigten
Staaten zollpolitische Gründe mitgewirkt haben. Im Anschluss an
diese Einteilung unterschied man bei den amerikanischen Eisenbahnen
alles Eisen in 1. Roheisen, 2. Gusseisen, 3. Schweisseisen, 4. Schweiss-
stahl, 5. Flusseisen, 6. Flussstahl; die Bezeichnungen Schmiedeeisen
und Gussstahl fielen fort.

Die technischen Fortschritte, welche die ausserordentlichen
Leistungen der letzten 25 Jahre ermöglichten und welche sich auf alle
Gebiete der Eisenindustrie erstrecken, werden wir in den folgenden
Abschnitten erörtern. Diese Fortschritte wurden erzielt durch
chemisch-metallurgische Verbesserungen, unter denen die Anwendung
basischer Auskleidungen von besonderer Wichtigkeit waren, durch
Verbesserungen der Brennstoffe und der Verbrennung, wodurch es
gelang, höhere Temperaturen in grösseren Apparaten dauernd zu
erzielen und endlich durch Verbesserung der mechanischen Hülfs-
mittel, worunter namentlich die immer mannigfaltigere und grossartigere
Verwendung des hydraulischen Druckes hervorzuheben ist.

Anregung zu diesen Fortschritten gaben die immer allgemeinere
Verwendung des Eisens und die Steigerung der Anforderungen an die
Qualität des Produktes. Letztere zwangen dazu, die Eisenfabrikate
viel genauer zu untersuchen und zu prüfen wie früher. Die Hütten-
laboratorien erhielten eine erhöhte Wichtigkeit und Bedeutung und

1) Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., I, S. 21.

Einleitung 1870 bis 1900.
und den Vereinigten Staaten eine abgeänderte Einteilung, welche
zwar weniger logisch, dem Sprachgebrauch aber angepaſster war,
annahm. Dr. Wedding, der an der Einführung der erstgenannten
Einteilung einen hervorragenden Anteil hat, nennt die ersteren deshalb
die germanische Namenbezeichnung, während er die andere, nach-
folgende Einteilung die amerikanische oder neuerdings die romanische
Namenbezeichnung nennt1). Diese ist wie folgt:

[Tabelle]

Bei dieser Einteilung fällt alles Fluſseisen unter „Stahl“ und
wird hier das, was in der germanischen Namenbezeichnung Fluſs-
schmiedeeisen heiſst, nicht härtbarer Stahl genannt, was freilich ein
starker Widerspruch ist, indem doch gerade die Härtbarkeit von jeher
das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des Stahls war. Es muſs
erwähnt werden, daſs für diese Einteilung wenigstens in den Vereinigten
Staaten zollpolitische Gründe mitgewirkt haben. Im Anschluſs an
diese Einteilung unterschied man bei den amerikanischen Eisenbahnen
alles Eisen in 1. Roheisen, 2. Guſseisen, 3. Schweiſseisen, 4. Schweiſs-
stahl, 5. Fluſseisen, 6. Fluſsstahl; die Bezeichnungen Schmiedeeisen
und Guſsstahl fielen fort.

Die technischen Fortschritte, welche die auſserordentlichen
Leistungen der letzten 25 Jahre ermöglichten und welche sich auf alle
Gebiete der Eisenindustrie erstrecken, werden wir in den folgenden
Abschnitten erörtern. Diese Fortschritte wurden erzielt durch
chemisch-metallurgische Verbesserungen, unter denen die Anwendung
basischer Auskleidungen von besonderer Wichtigkeit waren, durch
Verbesserungen der Brennstoffe und der Verbrennung, wodurch es
gelang, höhere Temperaturen in gröſseren Apparaten dauernd zu
erzielen und endlich durch Verbesserung der mechanischen Hülfs-
mittel, worunter namentlich die immer mannigfaltigere und groſsartigere
Verwendung des hydraulischen Druckes hervorzuheben ist.

Anregung zu diesen Fortschritten gaben die immer allgemeinere
Verwendung des Eisens und die Steigerung der Anforderungen an die
Qualität des Produktes. Letztere zwangen dazu, die Eisenfabrikate
viel genauer zu untersuchen und zu prüfen wie früher. Die Hütten-
laboratorien erhielten eine erhöhte Wichtigkeit und Bedeutung und

1) Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., I, S. 21.
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[315/0331] Einleitung 1870 bis 1900. und den Vereinigten Staaten eine abgeänderte Einteilung, welche zwar weniger logisch, dem Sprachgebrauch aber angepaſster war, annahm. Dr. Wedding, der an der Einführung der erstgenannten Einteilung einen hervorragenden Anteil hat, nennt die ersteren deshalb die germanische Namenbezeichnung, während er die andere, nach- folgende Einteilung die amerikanische oder neuerdings die romanische Namenbezeichnung nennt 1). Diese ist wie folgt: Bei dieser Einteilung fällt alles Fluſseisen unter „Stahl“ und wird hier das, was in der germanischen Namenbezeichnung Fluſs- schmiedeeisen heiſst, nicht härtbarer Stahl genannt, was freilich ein starker Widerspruch ist, indem doch gerade die Härtbarkeit von jeher das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des Stahls war. Es muſs erwähnt werden, daſs für diese Einteilung wenigstens in den Vereinigten Staaten zollpolitische Gründe mitgewirkt haben. Im Anschluſs an diese Einteilung unterschied man bei den amerikanischen Eisenbahnen alles Eisen in 1. Roheisen, 2. Guſseisen, 3. Schweiſseisen, 4. Schweiſs- stahl, 5. Fluſseisen, 6. Fluſsstahl; die Bezeichnungen Schmiedeeisen und Guſsstahl fielen fort. Die technischen Fortschritte, welche die auſserordentlichen Leistungen der letzten 25 Jahre ermöglichten und welche sich auf alle Gebiete der Eisenindustrie erstrecken, werden wir in den folgenden Abschnitten erörtern. Diese Fortschritte wurden erzielt durch chemisch-metallurgische Verbesserungen, unter denen die Anwendung basischer Auskleidungen von besonderer Wichtigkeit waren, durch Verbesserungen der Brennstoffe und der Verbrennung, wodurch es gelang, höhere Temperaturen in gröſseren Apparaten dauernd zu erzielen und endlich durch Verbesserung der mechanischen Hülfs- mittel, worunter namentlich die immer mannigfaltigere und groſsartigere Verwendung des hydraulischen Druckes hervorzuheben ist. Anregung zu diesen Fortschritten gaben die immer allgemeinere Verwendung des Eisens und die Steigerung der Anforderungen an die Qualität des Produktes. Letztere zwangen dazu, die Eisenfabrikate viel genauer zu untersuchen und zu prüfen wie früher. Die Hütten- laboratorien erhielten eine erhöhte Wichtigkeit und Bedeutung und 1) Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., I, S. 21.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/331>, abgerufen am 26.11.2024.