dieser neuen Einteilung und Zeit und Umstände ihrer Einführung werden wir später zurückkommen.
Der grosse Aufschwung der Roheisenproduktion hing aufs engste zusammen mit den technischen Fortschritten, sowohl der Roheisen- bereitung selbst, als besonders der Verarbeitung des Eisens zu Guss- waren, Schweisseisen, vornehmlich aber zu Flusseisen. Hinsichtlich des schmiedbaren Eisens stellt sich die ganze Periode als der sieg- reiche Kampf des Flusseisens gegen das Schweisseisen dar.
Im Jahre 1870 hatte die Flusseisenproduktion der Welt nur 673 Kil.-T. betragen, die Schweisseisenproduktion dagegen 6749 Kil.-T. Letzteres Quantum erhöhte sich bis 1882 auf 9135 Kil.-T. Von dieser Zeit an nahm es aber langsam ab, so dass es 1892 nur noch 7577 Kil.-T. betrug. Seitdem ging die Schweisseisenerzeugung noch mehr zurück, doch fehlen hierüber zuverlässige Angaben. Sie dürfte 1897 5000 Kil.-T. betragen haben. Die Flusseisenproduktion vermehrte sich dagegen von Jahr zu Jahr und stieg von 1870 bis 1880 von 673 Kil.-T. auf 4192 Kil.-T., bis 1890 auf 11632 Kil.-T. und betrug 1899 25844 Kil.-T.
Die Flusseisenerzeugung überholte die des Schweisseisens im Jahre 1887 und übertraf sie 1890 bereits um 3186 Kil.-T., 1899 um mehr als 20000 Kil.-T. Die starke Zunahme seit 1880 rührt von der Erfindung des Thomasverfahrens her. An dem grossen Aufschwung in den neunziger Jahren hatte der Martinprozess einen wichtigen Anteil.
Der Grund des Sieges des Flusseisens über das Schweisseisen lag in den überlegenen Eigenschaften des ersteren, wodurch es für die meisten Verwendungen geeigneter und relativ billiger war. Dies gilt besonders von dem Thomaseisen, welches noch mehr wie das Bessemer- eisen in Wettbewerb mit dem Schweisseisen trat. Das Bessemereisen hatte allerdings auch schon die Ausbreitung des Schweisseisens, ins- besondere des Puddeleisens gehemmt, aber wegen seiner Härte und geringeren Schweissbarkeit konnte es das Schweisseisen doch nur teilweise ersetzen. Aus diesem Grunde erfuhr die Schweisseisen- erzeugung der Erde bis zum Jahre 1882 immer noch eine Steigerung, von da an trat aber infolge der erfolgreichen Konkurrenz des Thomas- eisens eine, wenn auch anfänglich nur geringe, Abnahme in der Schweisseisenerzeugung ein. Nachfolgende Tabelle giebt hierüber näheren Aufschluss.
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Einleitung 1870 bis 1900.
dieser neuen Einteilung und Zeit und Umstände ihrer Einführung werden wir später zurückkommen.
Der groſse Aufschwung der Roheisenproduktion hing aufs engste zusammen mit den technischen Fortschritten, sowohl der Roheisen- bereitung selbst, als besonders der Verarbeitung des Eisens zu Guſs- waren, Schweiſseisen, vornehmlich aber zu Fluſseisen. Hinsichtlich des schmiedbaren Eisens stellt sich die ganze Periode als der sieg- reiche Kampf des Fluſseisens gegen das Schweiſseisen dar.
Im Jahre 1870 hatte die Fluſseisenproduktion der Welt nur 673 Kil.-T. betragen, die Schweiſseisenproduktion dagegen 6749 Kil.-T. Letzteres Quantum erhöhte sich bis 1882 auf 9135 Kil.-T. Von dieser Zeit an nahm es aber langsam ab, so daſs es 1892 nur noch 7577 Kil.-T. betrug. Seitdem ging die Schweiſseisenerzeugung noch mehr zurück, doch fehlen hierüber zuverlässige Angaben. Sie dürfte 1897 5000 Kil.-T. betragen haben. Die Fluſseisenproduktion vermehrte sich dagegen von Jahr zu Jahr und stieg von 1870 bis 1880 von 673 Kil.-T. auf 4192 Kil.-T., bis 1890 auf 11632 Kil.-T. und betrug 1899 25844 Kil.-T.
Die Fluſseisenerzeugung überholte die des Schweiſseisens im Jahre 1887 und übertraf sie 1890 bereits um 3186 Kil.-T., 1899 um mehr als 20000 Kil.-T. Die starke Zunahme seit 1880 rührt von der Erfindung des Thomasverfahrens her. An dem groſsen Aufschwung in den neunziger Jahren hatte der Martinprozeſs einen wichtigen Anteil.
Der Grund des Sieges des Fluſseisens über das Schweiſseisen lag in den überlegenen Eigenschaften des ersteren, wodurch es für die meisten Verwendungen geeigneter und relativ billiger war. Dies gilt besonders von dem Thomaseisen, welches noch mehr wie das Bessemer- eisen in Wettbewerb mit dem Schweiſseisen trat. Das Bessemereisen hatte allerdings auch schon die Ausbreitung des Schweiſseisens, ins- besondere des Puddeleisens gehemmt, aber wegen seiner Härte und geringeren Schweiſsbarkeit konnte es das Schweiſseisen doch nur teilweise ersetzen. Aus diesem Grunde erfuhr die Schweiſseisen- erzeugung der Erde bis zum Jahre 1882 immer noch eine Steigerung, von da an trat aber infolge der erfolgreichen Konkurrenz des Thomas- eisens eine, wenn auch anfänglich nur geringe, Abnahme in der Schweiſseisenerzeugung ein. Nachfolgende Tabelle giebt hierüber näheren Aufschluſs.
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Einleitung 1870 bis 1900.
dieser neuen Einteilung und Zeit und Umstände ihrer Einführung
werden wir später zurückkommen.
Der groſse Aufschwung der Roheisenproduktion hing aufs engste
zusammen mit den technischen Fortschritten, sowohl der Roheisen-
bereitung selbst, als besonders der Verarbeitung des Eisens zu Guſs-
waren, Schweiſseisen, vornehmlich aber zu Fluſseisen. Hinsichtlich
des schmiedbaren Eisens stellt sich die ganze Periode als der sieg-
reiche Kampf des Fluſseisens gegen das Schweiſseisen dar.
Im Jahre 1870 hatte die Fluſseisenproduktion der Welt nur
673 Kil.-T. betragen, die Schweiſseisenproduktion dagegen 6749 Kil.-T.
Letzteres Quantum erhöhte sich bis 1882 auf 9135 Kil.-T. Von dieser
Zeit an nahm es aber langsam ab, so daſs es 1892 nur noch 7577 Kil.-T.
betrug. Seitdem ging die Schweiſseisenerzeugung noch mehr zurück,
doch fehlen hierüber zuverlässige Angaben. Sie dürfte 1897 5000
Kil.-T. betragen haben. Die Fluſseisenproduktion vermehrte sich
dagegen von Jahr zu Jahr und stieg von 1870 bis 1880 von
673 Kil.-T. auf 4192 Kil.-T., bis 1890 auf 11632 Kil.-T. und betrug
1899 25844 Kil.-T.
Die Fluſseisenerzeugung überholte die des Schweiſseisens im
Jahre 1887 und übertraf sie 1890 bereits um 3186 Kil.-T., 1899 um
mehr als 20000 Kil.-T. Die starke Zunahme seit 1880 rührt von
der Erfindung des Thomasverfahrens her. An dem groſsen Aufschwung
in den neunziger Jahren hatte der Martinprozeſs einen wichtigen
Anteil.
Der Grund des Sieges des Fluſseisens über das Schweiſseisen lag
in den überlegenen Eigenschaften des ersteren, wodurch es für die
meisten Verwendungen geeigneter und relativ billiger war. Dies gilt
besonders von dem Thomaseisen, welches noch mehr wie das Bessemer-
eisen in Wettbewerb mit dem Schweiſseisen trat. Das Bessemereisen
hatte allerdings auch schon die Ausbreitung des Schweiſseisens, ins-
besondere des Puddeleisens gehemmt, aber wegen seiner Härte und
geringeren Schweiſsbarkeit konnte es das Schweiſseisen doch nur
teilweise ersetzen. Aus diesem Grunde erfuhr die Schweiſseisen-
erzeugung der Erde bis zum Jahre 1882 immer noch eine Steigerung,
von da an trat aber infolge der erfolgreichen Konkurrenz des Thomas-
eisens eine, wenn auch anfänglich nur geringe, Abnahme in der
Schweiſseisenerzeugung ein. Nachfolgende Tabelle giebt hierüber
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/323>, abgerufen am 27.11.2024.
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