Die Leistungsfähigkeit betrug demnach 26500 Tonnen = 350000 Centner im Jahr, während die wirkliche Produktion nur an 150000 Centner betragen hatte.
Die schwedischen Bessemerwerke arbeiteten mit feststehenden Konvertern auf Qualität. Sie entnahmen ihr Roheisen, welches nicht über 1 Prozent Silicium, aber 2 und mehr Prozent Mangan enthielt, direkt von dem Hochofen.
1867 hatten K. Styffe und L. Rinman den Martinprozess auf der Pariser Ausstellung kennen gelernt. Rinman ging auf P. E. Martins Einladung hin nach Sireuil. Nach seiner Rückkehr gewährte das Jernkontor Styffe und Rinman die Mittel, um in einem kleinen Siemensofen zu Munkfors in Wermeland Versuche an- zustellen, die günstig ausfielen.
1868 führten C. A. Rettig und L. Rinman auf dem ersterem gehörigen Eisenwerk Kilafors den Martinprozess ein mit Siemens' Regeneratoren und Lundinschen Gasöfen mit Kondensation. Die Aufgabe, Qualitätsstahl zu erzeugen, wurde gelöst. Die Öfen waren aber sehr klein, für 213- bis 227 kg-Chargen, und hatten sehr hohen Brennstoffverbrauch, 375 bis 560 kg für je 100 kg Stahl. Ein zweites Werk baute dann Rinman zu Hellefors.
Russland 1861 bis 1870.
Die Eisenindustrie Russlands hatte zu Anfang der sechziger Jahre unter demselben schweren Druck zu leiden, wie die der übrigen auf Holzkohlenbetrieb angewiesenen Staaten, der noch wesentlich ver- stärkt wurde durch die Aufhebung der Leibeigenschaft, welche ihr viele Arbeitskräfte entzog. Die Arbeiter der russischen Eisenhütten, namentlich der im Ural, waren vordem fast alle Leibeigene. Die
Ruſsland 1861 bis 1870.
[Tabelle]
Die Leistungsfähigkeit betrug demnach 26500 Tonnen = 350000 Centner im Jahr, während die wirkliche Produktion nur an 150000 Centner betragen hatte.
Die schwedischen Bessemerwerke arbeiteten mit feststehenden Konvertern auf Qualität. Sie entnahmen ihr Roheisen, welches nicht über 1 Prozent Silicium, aber 2 und mehr Prozent Mangan enthielt, direkt von dem Hochofen.
1867 hatten K. Styffe und L. Rinman den Martinprozeſs auf der Pariser Ausstellung kennen gelernt. Rinman ging auf P. E. Martins Einladung hin nach Sireuil. Nach seiner Rückkehr gewährte das Jernkontor Styffe und Rinman die Mittel, um in einem kleinen Siemensofen zu Munkfors in Wermeland Versuche an- zustellen, die günstig ausfielen.
1868 führten C. A. Rettig und L. Rinman auf dem ersterem gehörigen Eisenwerk Kilafors den Martinprozeſs ein mit Siemens’ Regeneratoren und Lundinschen Gasöfen mit Kondensation. Die Aufgabe, Qualitätsstahl zu erzeugen, wurde gelöst. Die Öfen waren aber sehr klein, für 213- bis 227 kg-Chargen, und hatten sehr hohen Brennstoffverbrauch, 375 bis 560 kg für je 100 kg Stahl. Ein zweites Werk baute dann Rinman zu Hellefors.
Ruſsland 1861 bis 1870.
Die Eisenindustrie Ruſslands hatte zu Anfang der sechziger Jahre unter demselben schweren Druck zu leiden, wie die der übrigen auf Holzkohlenbetrieb angewiesenen Staaten, der noch wesentlich ver- stärkt wurde durch die Aufhebung der Leibeigenschaft, welche ihr viele Arbeitskräfte entzog. Die Arbeiter der russischen Eisenhütten, namentlich der im Ural, waren vordem fast alle Leibeigene. Die
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Ruſsland 1861 bis 1870.
Die Leistungsfähigkeit betrug demnach 26500 Tonnen =
350000 Centner im Jahr, während die wirkliche Produktion nur an
150000 Centner betragen hatte.
Die schwedischen Bessemerwerke arbeiteten mit feststehenden
Konvertern auf Qualität. Sie entnahmen ihr Roheisen, welches nicht
über 1 Prozent Silicium, aber 2 und mehr Prozent Mangan enthielt,
direkt von dem Hochofen.
1867 hatten K. Styffe und L. Rinman den Martinprozeſs
auf der Pariser Ausstellung kennen gelernt. Rinman ging auf
P. E. Martins Einladung hin nach Sireuil. Nach seiner Rückkehr
gewährte das Jernkontor Styffe und Rinman die Mittel, um in
einem kleinen Siemensofen zu Munkfors in Wermeland Versuche an-
zustellen, die günstig ausfielen.
1868 führten C. A. Rettig und L. Rinman auf dem ersterem
gehörigen Eisenwerk Kilafors den Martinprozeſs ein mit Siemens’
Regeneratoren und Lundinschen Gasöfen mit Kondensation. Die
Aufgabe, Qualitätsstahl zu erzeugen, wurde gelöst. Die Öfen waren
aber sehr klein, für 213- bis 227 kg-Chargen, und hatten sehr hohen
Brennstoffverbrauch, 375 bis 560 kg für je 100 kg Stahl. Ein zweites
Werk baute dann Rinman zu Hellefors.
Ruſsland 1861 bis 1870.
Die Eisenindustrie Ruſslands hatte zu Anfang der sechziger Jahre
unter demselben schweren Druck zu leiden, wie die der übrigen auf
Holzkohlenbetrieb angewiesenen Staaten, der noch wesentlich ver-
stärkt wurde durch die Aufhebung der Leibeigenschaft, welche ihr
viele Arbeitskräfte entzog. Die Arbeiter der russischen Eisenhütten,
namentlich der im Ural, waren vordem fast alle Leibeigene. Die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/294>, abgerufen am 30.11.2024.
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