Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Deutschland 1861 bis 1870.
1867 war das Eisengeschäft ungünstig beeinflusst durch die politische
Lage, speciell durch die von Frankreich aufgeworfene Luxemburger
Frage.

Die Bessemerstahlfabrikation hatte in wenigen Jahren eine grosse
Bedeutung für Preussen erlangt und nahm dieser Staat hinsichtlich
seiner Produktion 1867 die zweite Stelle ein. Man zählte damals
sechs Bessemerwerke mit 22 Konvertern, wie folgende Tabelle zeigt.

[Tabelle]
demnach 73000 Tonnen im Jahr.

Die wirkliche Produktion im Jahre 1866 hatte aber nicht über
25000 Tonnen betragen.

Auf allen grossen Industrieausstellungen in diesem Jahrzehnt
errang die preussische Eisen- und Stahlindustrie zahlreiche und ehren-
volle Auszeichnungen. Auf der Dubliner Ausstellung von 1866 erhielten
100 preussische Aussteller 60 Medaillen.

Mit dem Verkauf der Saynerhütte im Jahre 1864 hatte Preussen
angefangen, sich seines Hüttenbesitzes zu entäussern. Durch den
Krieg vom Jahre 1866 und die Annexion Hannovers war der
preussische Staat Besitzer der Harzer Eisenhütten geworden. Diese
befanden sich aber in sehr ungünstiger Lage. Die Stabeisenfabrikation
hatte man wegen Kohlenmangel fast aufgeben müssen und der Hoch-
ofenbetrieb hatte aus demselben Grunde eingeschränkt werden müssen.
Man versuchte die Einführung des Puddelbetriebes mit Steinkohlen
und begann die Holzkohlenhochöfen in Kokshochöfen umzubauen,
wie dies zu Rothehütte schon vorher geschehen war. Aber die
Frachtkosten für Steinkohlen und Koks machten den Betrieb un-
rentabel. Deshalb beschloss die preussische Staatsverwaltung, sich
auch dieses Besitzes zu entäussern und 1868 die vormals hannöver-
schen Eisenhütten Lehrbacher, Altenauer, Königshütte, Rothehütte und
Solingerhütte zu verkaufen.


Deutschland 1861 bis 1870.
1867 war das Eisengeschäft ungünstig beeinfluſst durch die politische
Lage, speciell durch die von Frankreich aufgeworfene Luxemburger
Frage.

Die Bessemerstahlfabrikation hatte in wenigen Jahren eine groſse
Bedeutung für Preuſsen erlangt und nahm dieser Staat hinsichtlich
seiner Produktion 1867 die zweite Stelle ein. Man zählte damals
sechs Bessemerwerke mit 22 Konvertern, wie folgende Tabelle zeigt.

[Tabelle]
demnach 73000 Tonnen im Jahr.

Die wirkliche Produktion im Jahre 1866 hatte aber nicht über
25000 Tonnen betragen.

Auf allen groſsen Industrieausstellungen in diesem Jahrzehnt
errang die preuſsische Eisen- und Stahlindustrie zahlreiche und ehren-
volle Auszeichnungen. Auf der Dubliner Ausstellung von 1866 erhielten
100 preuſsische Aussteller 60 Medaillen.

Mit dem Verkauf der Saynerhütte im Jahre 1864 hatte Preuſsen
angefangen, sich seines Hüttenbesitzes zu entäuſsern. Durch den
Krieg vom Jahre 1866 und die Annexion Hannovers war der
preuſsische Staat Besitzer der Harzer Eisenhütten geworden. Diese
befanden sich aber in sehr ungünstiger Lage. Die Stabeisenfabrikation
hatte man wegen Kohlenmangel fast aufgeben müssen und der Hoch-
ofenbetrieb hatte aus demselben Grunde eingeschränkt werden müssen.
Man versuchte die Einführung des Puddelbetriebes mit Steinkohlen
und begann die Holzkohlenhochöfen in Kokshochöfen umzubauen,
wie dies zu Rothehütte schon vorher geschehen war. Aber die
Frachtkosten für Steinkohlen und Koks machten den Betrieb un-
rentabel. Deshalb beschloſs die preuſsische Staatsverwaltung, sich
auch dieses Besitzes zu entäuſsern und 1868 die vormals hannöver-
schen Eisenhütten Lehrbacher, Altenauer, Königshütte, Rothehütte und
Solingerhütte zu verkaufen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0284" n="268"/><fw place="top" type="header">Deutschland 1861 bis 1870.</fw><lb/>
1867 war das Eisengeschäft ungünstig beeinflu&#x017F;st durch die politische<lb/>
Lage, speciell durch die von Frankreich aufgeworfene Luxemburger<lb/>
Frage.</p><lb/>
          <p>Die Bessemerstahlfabrikation hatte in wenigen Jahren eine gro&#x017F;se<lb/>
Bedeutung für Preu&#x017F;sen erlangt und nahm dieser Staat hinsichtlich<lb/>
seiner Produktion 1867 die zweite Stelle ein. Man zählte damals<lb/>
sechs Bessemerwerke mit 22 Konvertern, wie folgende Tabelle zeigt.<lb/><table><row><cell/></row></table> demnach 73000 Tonnen im Jahr.</p><lb/>
          <p>Die wirkliche Produktion im Jahre 1866 hatte aber nicht über<lb/>
25000 Tonnen betragen.</p><lb/>
          <p>Auf allen gro&#x017F;sen Industrieausstellungen in diesem Jahrzehnt<lb/>
errang die preu&#x017F;sische Eisen- und Stahlindustrie zahlreiche und ehren-<lb/>
volle Auszeichnungen. Auf der Dubliner Ausstellung von 1866 erhielten<lb/>
100 preu&#x017F;sische Aussteller 60 Medaillen.</p><lb/>
          <p>Mit dem Verkauf der Saynerhütte im Jahre 1864 hatte Preu&#x017F;sen<lb/>
angefangen, sich seines Hüttenbesitzes zu entäu&#x017F;sern. Durch den<lb/>
Krieg vom Jahre 1866 und die Annexion Hannovers war der<lb/>
preu&#x017F;sische Staat Besitzer der <hi rendition="#g">Harzer Eisenhütten</hi> geworden. Diese<lb/>
befanden sich aber in sehr ungünstiger Lage. Die Stabeisenfabrikation<lb/>
hatte man wegen Kohlenmangel fast aufgeben müssen und der Hoch-<lb/>
ofenbetrieb hatte aus demselben Grunde eingeschränkt werden müssen.<lb/>
Man versuchte die Einführung des Puddelbetriebes mit Steinkohlen<lb/>
und begann die Holzkohlenhochöfen in Kokshochöfen umzubauen,<lb/>
wie dies zu Rothehütte schon vorher geschehen war. Aber die<lb/>
Frachtkosten für Steinkohlen und Koks machten den Betrieb un-<lb/>
rentabel. Deshalb beschlo&#x017F;s die preu&#x017F;sische Staatsverwaltung, sich<lb/>
auch dieses Besitzes zu entäu&#x017F;sern und 1868 die vormals hannöver-<lb/>
schen Eisenhütten Lehrbacher, Altenauer, Königshütte, Rothehütte und<lb/>
Solingerhütte zu verkaufen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0284] Deutschland 1861 bis 1870. 1867 war das Eisengeschäft ungünstig beeinfluſst durch die politische Lage, speciell durch die von Frankreich aufgeworfene Luxemburger Frage. Die Bessemerstahlfabrikation hatte in wenigen Jahren eine groſse Bedeutung für Preuſsen erlangt und nahm dieser Staat hinsichtlich seiner Produktion 1867 die zweite Stelle ein. Man zählte damals sechs Bessemerwerke mit 22 Konvertern, wie folgende Tabelle zeigt. demnach 73000 Tonnen im Jahr. Die wirkliche Produktion im Jahre 1866 hatte aber nicht über 25000 Tonnen betragen. Auf allen groſsen Industrieausstellungen in diesem Jahrzehnt errang die preuſsische Eisen- und Stahlindustrie zahlreiche und ehren- volle Auszeichnungen. Auf der Dubliner Ausstellung von 1866 erhielten 100 preuſsische Aussteller 60 Medaillen. Mit dem Verkauf der Saynerhütte im Jahre 1864 hatte Preuſsen angefangen, sich seines Hüttenbesitzes zu entäuſsern. Durch den Krieg vom Jahre 1866 und die Annexion Hannovers war der preuſsische Staat Besitzer der Harzer Eisenhütten geworden. Diese befanden sich aber in sehr ungünstiger Lage. Die Stabeisenfabrikation hatte man wegen Kohlenmangel fast aufgeben müssen und der Hoch- ofenbetrieb hatte aus demselben Grunde eingeschränkt werden müssen. Man versuchte die Einführung des Puddelbetriebes mit Steinkohlen und begann die Holzkohlenhochöfen in Kokshochöfen umzubauen, wie dies zu Rothehütte schon vorher geschehen war. Aber die Frachtkosten für Steinkohlen und Koks machten den Betrieb un- rentabel. Deshalb beschloſs die preuſsische Staatsverwaltung, sich auch dieses Besitzes zu entäuſsern und 1868 die vormals hannöver- schen Eisenhütten Lehrbacher, Altenauer, Königshütte, Rothehütte und Solingerhütte zu verkaufen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/284
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/284>, abgerufen am 18.12.2024.