Infolge der Bessemerstahl-Fabrikation hatte man den in England vorkommenden manganhaltigen Braun- und Spateisensteinen grössere Beachtung geschenkt und die Weardale-Gesellschaft, welche 1861 das erste Bessemerstahlwerk in Nordengland auf den Tudhoe-Works mit 4 Konvertern zu 21/2 Tonnen erbaute, hatte 1862 ein aus englischen Erzen mit kaltem Wind erblasenes Spiegeleisen mit 21/2 Prozent Mangangehalt ausgestellt.
1866 veröffentlichten die preussischen Hütteningenieure Ulrich, Wiebmer und Dressler einen bemerkenswerten Bericht über ihre englische Reise, in dem namentlich viel neues aus dem Cleveland- distrikt enthalten war. Das wichtigste davon haben wir in dem allgemeinen Teile mitgeteilt.
Die Zahl der Windformen bei den Hochöfen betrug in Workington und Gartsherrie 6 bis 7, in Govan sogar 9, ebensoviel hatten die grossen Öfen zu Barrow, während der grösste Ofen zu Dowlais 7 zählte. Die Windpressung betrug meist 21/2 bis 3 Pfund auf den Quadratzoll, zu Dowlais und Barrow ausnahmsweise 31/4 Pfund, die sehr hohe Pressung von 41/2 Pfund musste man der zähen Schlacke wegen bei der Hämatiteisenerzeugung zu Workington verwenden. Hier hatte man ebenso wie in Schottland das Abfangen der Gichtgase wieder aufgegeben. Auf den übrigen Hütten hatte sich der Parrysche Trichter als Gichtverschluss und zum Aufgeben gut bewährt. In Cleveland steigerte man die Erhitzung des Windes bis auf 600° C. (1100° F.). Der Kohlenverbrauch der Hochöfen war sehr verschieden. In Schottland verbrauchte man auf 100 Eisen 220 Steinkohlen, in Cleveland 160 Koks, in Workington bei Hämatit 190 Koks, in Wales dagegen bei weissem Puddeleisen 116 Steinkohlen. Schneider in Ulverstone schmolz 1862 mit 100/100 Koks bei grauem und 90/100 bei
Groſsbritannien 1861 bis 1870.
[Tabelle]
Infolge der Bessemerstahl-Fabrikation hatte man den in England vorkommenden manganhaltigen Braun- und Spateisensteinen gröſsere Beachtung geschenkt und die Weardale-Gesellschaft, welche 1861 das erste Bessemerstahlwerk in Nordengland auf den Tudhoe-Works mit 4 Konvertern zu 2½ Tonnen erbaute, hatte 1862 ein aus englischen Erzen mit kaltem Wind erblasenes Spiegeleisen mit 2½ Prozent Mangangehalt ausgestellt.
1866 veröffentlichten die preuſsischen Hütteningenieure Ulrich, Wiebmer und Dreſsler einen bemerkenswerten Bericht über ihre englische Reise, in dem namentlich viel neues aus dem Cleveland- distrikt enthalten war. Das wichtigste davon haben wir in dem allgemeinen Teile mitgeteilt.
Die Zahl der Windformen bei den Hochöfen betrug in Workington und Gartsherrie 6 bis 7, in Govan sogar 9, ebensoviel hatten die groſsen Öfen zu Barrow, während der gröſste Ofen zu Dowlais 7 zählte. Die Windpressung betrug meist 2½ bis 3 Pfund auf den Quadratzoll, zu Dowlais und Barrow ausnahmsweise 3¼ Pfund, die sehr hohe Pressung von 4½ Pfund muſste man der zähen Schlacke wegen bei der Hämatiteisenerzeugung zu Workington verwenden. Hier hatte man ebenso wie in Schottland das Abfangen der Gichtgase wieder aufgegeben. Auf den übrigen Hütten hatte sich der Parrysche Trichter als Gichtverschluſs und zum Aufgeben gut bewährt. In Cleveland steigerte man die Erhitzung des Windes bis auf 600° C. (1100° F.). Der Kohlenverbrauch der Hochöfen war sehr verschieden. In Schottland verbrauchte man auf 100 Eisen 220 Steinkohlen, in Cleveland 160 Koks, in Workington bei Hämatit 190 Koks, in Wales dagegen bei weiſsem Puddeleisen 116 Steinkohlen. Schneider in Ulverstone schmolz 1862 mit 100/100 Koks bei grauem und 90/100 bei
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Groſsbritannien 1861 bis 1870.
Infolge der Bessemerstahl-Fabrikation hatte man den in England
vorkommenden manganhaltigen Braun- und Spateisensteinen gröſsere
Beachtung geschenkt und die Weardale-Gesellschaft, welche 1861 das
erste Bessemerstahlwerk in Nordengland auf den Tudhoe-Works mit
4 Konvertern zu 2½ Tonnen erbaute, hatte 1862 ein aus englischen
Erzen mit kaltem Wind erblasenes Spiegeleisen mit 2½ Prozent
Mangangehalt ausgestellt.
1866 veröffentlichten die preuſsischen Hütteningenieure Ulrich,
Wiebmer und Dreſsler einen bemerkenswerten Bericht über ihre
englische Reise, in dem namentlich viel neues aus dem Cleveland-
distrikt enthalten war. Das wichtigste davon haben wir in dem
allgemeinen Teile mitgeteilt.
Die Zahl der Windformen bei den Hochöfen betrug in Workington
und Gartsherrie 6 bis 7, in Govan sogar 9, ebensoviel hatten die
groſsen Öfen zu Barrow, während der gröſste Ofen zu Dowlais 7 zählte.
Die Windpressung betrug meist 2½ bis 3 Pfund auf den Quadratzoll,
zu Dowlais und Barrow ausnahmsweise 3¼ Pfund, die sehr hohe
Pressung von 4½ Pfund muſste man der zähen Schlacke wegen bei
der Hämatiteisenerzeugung zu Workington verwenden. Hier hatte
man ebenso wie in Schottland das Abfangen der Gichtgase wieder
aufgegeben. Auf den übrigen Hütten hatte sich der Parrysche
Trichter als Gichtverschluſs und zum Aufgeben gut bewährt. In
Cleveland steigerte man die Erhitzung des Windes bis auf 600° C.
(1100° F.). Der Kohlenverbrauch der Hochöfen war sehr verschieden.
In Schottland verbrauchte man auf 100 Eisen 220 Steinkohlen, in
Cleveland 160 Koks, in Workington bei Hämatit 190 Koks, in Wales
dagegen bei weiſsem Puddeleisen 116 Steinkohlen. Schneider in
Ulverstone schmolz 1862 mit 100/100 Koks bei grauem und 90/100 bei
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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