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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
mussten, Pressen zweckmässiger als Hämmer 1). Aber auch für die Be-
arbeitung dicker Stahlmassen waren sie vorzuziehen, weil der Schlag
des Hammers vorzugsweise nur auf die Oberfläche, der langsame
Druck der Presse dagegen mehr nach innen wirkte.

Bei den auf der Pariser Weltausstellung 1867 vorgeführten
Dampfhämmern war die selbstthätige Steuerung fast überall verlassen,
namentlich hatte sich für die Bearbeitung schwerer Schmiedestücke
die Handsteuerung besser bewährt. Dagegen versah man die Hämmer
ohne selbstthätige Steuerung mit Entlastungsschiebern, weil die
Umsteuerung ohne diese zu viel Kraft erforderte. Cave ersetzte
zuerst den schwer beweglichen Muschelschieber der Nasmythhämmer
durch Doppelventile und führte die Luftprellung über dem Kolben ein.
Den Amboss machte man bei den grossen Hämmern überall unab-
hängig von der Chabotte.

Kombinierte Chabotten aus Mauer- und Eisenwerk wendeten bei
ungünstiger Bodenbeschaffenheit Schwarzkopf zu Neustadt-Ebers-
walde und R. Daelen zu Hörde an. Schwere gusseiserne Chabotten
setzte man aus Teilen zusammen, weil ein einziges Gussstück beim
Erkalten leicht zersprang. Sehr grosse Chabotten wurden an Ort und
Stelle eingeformt und gegossen.

Von neuen Konstruktionen im Jahre 1867 nennen wir einen doppelt-
wirkenden Dampfhammer von Thwaites und Carbutt in Bradford,
einen kleinen Schnellhammer von Shaw und Justice in Philadelphia,
einen pneumatischen Hammer von Lindahl und Runer zu Gefle in
Schweden, einen kleinen für gewöhnliche Schmiedearbeit von T. G.
Dawes in Wolverhampton. Erwähnung verdient ferner der Dampf-
hammer von J. F. Revollier zu St. Etienne. Farcots neuer Hammer
arbeitete mit permanentem Unter- und starkem Oberdampf. Der
neue Doppelhammer von Ramsbottom zu Crewe von 36 Tonnen
Wirksamkeit war mit zwei horizontalen Dampfcylindern versehen, von
denen jeder einen Bär trieb. Das Schmiedestück lag auf einem durch
Hydraulik bewegten Wagen 2).

Von späteren Konstruktionen erwähnen wir aus dem Jahre 1869
Prospers Krafthammer mit Federbewegung, Davies Kraftzuschlag-
hammer, Joys Krafthammer mit langem federndem Holzbalken nach
Art der alten Reitel 3). Die Idee, Fallhämmer mit Schiesspulver zu

1) Siehe Die Pressen und ihre Verwendung bei Verarbeitung des Eisens.
Jahrbuch von Leoben etc. 1866, S. 166.
2) Mechanic's Magazine 18, S. 4.
3) Siehe Engineering 1869, S. 294; Dinglers Journ. 195, S. 415.

Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
muſsten, Pressen zweckmäſsiger als Hämmer 1). Aber auch für die Be-
arbeitung dicker Stahlmassen waren sie vorzuziehen, weil der Schlag
des Hammers vorzugsweise nur auf die Oberfläche, der langsame
Druck der Presse dagegen mehr nach innen wirkte.

Bei den auf der Pariser Weltausstellung 1867 vorgeführten
Dampfhämmern war die selbstthätige Steuerung fast überall verlassen,
namentlich hatte sich für die Bearbeitung schwerer Schmiedestücke
die Handsteuerung besser bewährt. Dagegen versah man die Hämmer
ohne selbstthätige Steuerung mit Entlastungsschiebern, weil die
Umsteuerung ohne diese zu viel Kraft erforderte. Cavé ersetzte
zuerst den schwer beweglichen Muschelschieber der Nasmythhämmer
durch Doppelventile und führte die Luftprellung über dem Kolben ein.
Den Amboſs machte man bei den groſsen Hämmern überall unab-
hängig von der Chabotte.

Kombinierte Chabotten aus Mauer- und Eisenwerk wendeten bei
ungünstiger Bodenbeschaffenheit Schwarzkopf zu Neustadt-Ebers-
walde und R. Daelen zu Hörde an. Schwere guſseiserne Chabotten
setzte man aus Teilen zusammen, weil ein einziges Guſsstück beim
Erkalten leicht zersprang. Sehr groſse Chabotten wurden an Ort und
Stelle eingeformt und gegossen.

Von neuen Konstruktionen im Jahre 1867 nennen wir einen doppelt-
wirkenden Dampfhammer von Thwaites und Carbutt in Bradford,
einen kleinen Schnellhammer von Shaw und Justice in Philadelphia,
einen pneumatischen Hammer von Lindahl und Runer zu Gefle in
Schweden, einen kleinen für gewöhnliche Schmiedearbeit von T. G.
Dawes in Wolverhampton. Erwähnung verdient ferner der Dampf-
hammer von J. F. Revollier zu St. Etienne. Farcots neuer Hammer
arbeitete mit permanentem Unter- und starkem Oberdampf. Der
neue Doppelhammer von Ramsbottom zu Crewe von 36 Tonnen
Wirksamkeit war mit zwei horizontalen Dampfcylindern versehen, von
denen jeder einen Bär trieb. Das Schmiedestück lag auf einem durch
Hydraulik bewegten Wagen 2).

Von späteren Konstruktionen erwähnen wir aus dem Jahre 1869
Prospers Krafthammer mit Federbewegung, Davies Kraftzuschlag-
hammer, Joys Krafthammer mit langem federndem Holzbalken nach
Art der alten Reitel 3). Die Idee, Fallhämmer mit Schieſspulver zu

1) Siehe Die Pressen und ihre Verwendung bei Verarbeitung des Eisens.
Jahrbuch von Leoben etc. 1866, S. 166.
2) Mechanic’s Magazine 18, S. 4.
3) Siehe Engineering 1869, S. 294; Dinglers Journ. 195, S. 415.
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[197/0213] Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. muſsten, Pressen zweckmäſsiger als Hämmer 1). Aber auch für die Be- arbeitung dicker Stahlmassen waren sie vorzuziehen, weil der Schlag des Hammers vorzugsweise nur auf die Oberfläche, der langsame Druck der Presse dagegen mehr nach innen wirkte. Bei den auf der Pariser Weltausstellung 1867 vorgeführten Dampfhämmern war die selbstthätige Steuerung fast überall verlassen, namentlich hatte sich für die Bearbeitung schwerer Schmiedestücke die Handsteuerung besser bewährt. Dagegen versah man die Hämmer ohne selbstthätige Steuerung mit Entlastungsschiebern, weil die Umsteuerung ohne diese zu viel Kraft erforderte. Cavé ersetzte zuerst den schwer beweglichen Muschelschieber der Nasmythhämmer durch Doppelventile und führte die Luftprellung über dem Kolben ein. Den Amboſs machte man bei den groſsen Hämmern überall unab- hängig von der Chabotte. Kombinierte Chabotten aus Mauer- und Eisenwerk wendeten bei ungünstiger Bodenbeschaffenheit Schwarzkopf zu Neustadt-Ebers- walde und R. Daelen zu Hörde an. Schwere guſseiserne Chabotten setzte man aus Teilen zusammen, weil ein einziges Guſsstück beim Erkalten leicht zersprang. Sehr groſse Chabotten wurden an Ort und Stelle eingeformt und gegossen. Von neuen Konstruktionen im Jahre 1867 nennen wir einen doppelt- wirkenden Dampfhammer von Thwaites und Carbutt in Bradford, einen kleinen Schnellhammer von Shaw und Justice in Philadelphia, einen pneumatischen Hammer von Lindahl und Runer zu Gefle in Schweden, einen kleinen für gewöhnliche Schmiedearbeit von T. G. Dawes in Wolverhampton. Erwähnung verdient ferner der Dampf- hammer von J. F. Revollier zu St. Etienne. Farcots neuer Hammer arbeitete mit permanentem Unter- und starkem Oberdampf. Der neue Doppelhammer von Ramsbottom zu Crewe von 36 Tonnen Wirksamkeit war mit zwei horizontalen Dampfcylindern versehen, von denen jeder einen Bär trieb. Das Schmiedestück lag auf einem durch Hydraulik bewegten Wagen 2). Von späteren Konstruktionen erwähnen wir aus dem Jahre 1869 Prospers Krafthammer mit Federbewegung, Davies Kraftzuschlag- hammer, Joys Krafthammer mit langem federndem Holzbalken nach Art der alten Reitel 3). Die Idee, Fallhämmer mit Schieſspulver zu 1) Siehe Die Pressen und ihre Verwendung bei Verarbeitung des Eisens. Jahrbuch von Leoben etc. 1866, S. 166. 2) Mechanic’s Magazine 18, S. 4. 3) Siehe Engineering 1869, S. 294; Dinglers Journ. 195, S. 415.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/213>, abgerufen am 24.11.2024.