Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.

Auf diese rasche Steigerung der Stahlerzeugung hatte die Ein-
führung und das Wachstum der Flussstahlfabrikation den grössten
Einfluss. Die Zunahme der Flussmetallerzeugung der wichtigsten
Industriestaaten seit dem Jahre 1865 stellt sich wie folgt 1):

Flussmetallerzeugung von 1865 bis 1870 in Tonnen.

[Tabelle]
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.

Mit den Fortschritten der metallurgischen Operationen gingen die
der mechanischen Bearbeitung Hand in Hand. Die Massenstahl-
erzeugung verlangte auch für die Bearbeitung stärkere Maschinen und
neue Einrichtungen. Auf der grossen Weltausstellung von 1862 und
noch mehr auf der von 1867 fiel dies sehr in die Augen. Man ver-
arbeitete in den sechziger Jahren bereits Stahl in ebenso grossen
Blöcken als Schmiedeeisen. Da aber der Stahl viel härter und fester
war wie das Eisen und nicht bei so grosser Hitze wie dieses ver-
arbeitet werden durfte, so waren viel schwerere Hämmer und stärkere
Walzwerke erforderlich als vordem. Dies erkannte keiner früher und
klarer als Alfred Krupp, dessen Stahlwerk auch hierin alle andern
Fabriken überflügelte und denselben zum Vorbild wurde. Am 16. Septem-
ber 1861 setzte Krupp seinen 1000 Centner-Hammer in Betrieb; ein
bedeutungsvolles Ereignis in der Geschichte der Eisenbearbeitung; denn
die schwersten Dampfhämmer vordem waren Kinder gegen diesen
Koloss. Die meisten Fachgenossen hatten den Kopf geschüttelt zu
solchem Ungeheuer und man prophezeite alles mögliche Unheil von
dem Betrieb desselben. Um so grösser war Krupps Triumph, als der

1) Nach E. Schrödter, Düsseldorf, s. Stahl u. Eisen 1897, S. 338. Der bei
weitem grösste Teil des Flussmetalls war Bessemerstahl.
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.

Auf diese rasche Steigerung der Stahlerzeugung hatte die Ein-
führung und das Wachstum der Fluſsstahlfabrikation den gröſsten
Einfluſs. Die Zunahme der Fluſsmetallerzeugung der wichtigsten
Industriestaaten seit dem Jahre 1865 stellt sich wie folgt 1):

Fluſsmetallerzeugung von 1865 bis 1870 in Tonnen.

[Tabelle]
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.

Mit den Fortschritten der metallurgischen Operationen gingen die
der mechanischen Bearbeitung Hand in Hand. Die Massenstahl-
erzeugung verlangte auch für die Bearbeitung stärkere Maschinen und
neue Einrichtungen. Auf der groſsen Weltausstellung von 1862 und
noch mehr auf der von 1867 fiel dies sehr in die Augen. Man ver-
arbeitete in den sechziger Jahren bereits Stahl in ebenso groſsen
Blöcken als Schmiedeeisen. Da aber der Stahl viel härter und fester
war wie das Eisen und nicht bei so groſser Hitze wie dieses ver-
arbeitet werden durfte, so waren viel schwerere Hämmer und stärkere
Walzwerke erforderlich als vordem. Dies erkannte keiner früher und
klarer als Alfred Krupp, dessen Stahlwerk auch hierin alle andern
Fabriken überflügelte und denselben zum Vorbild wurde. Am 16. Septem-
ber 1861 setzte Krupp seinen 1000 Centner-Hammer in Betrieb; ein
bedeutungsvolles Ereignis in der Geschichte der Eisenbearbeitung; denn
die schwersten Dampfhämmer vordem waren Kinder gegen diesen
Koloſs. Die meisten Fachgenossen hatten den Kopf geschüttelt zu
solchem Ungeheuer und man prophezeite alles mögliche Unheil von
dem Betrieb desselben. Um so gröſser war Krupps Triumph, als der

1) Nach E. Schrödter, Düsseldorf, s. Stahl u. Eisen 1897, S. 338. Der bei
weitem gröſste Teil des Fluſsmetalls war Bessemerstahl.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0210" n="194"/>
            <fw place="top" type="header">Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.</fw><lb/>
            <p>Auf diese rasche Steigerung der Stahlerzeugung hatte die Ein-<lb/>
führung und das Wachstum der Flu&#x017F;sstahlfabrikation den grö&#x017F;sten<lb/>
Einflu&#x017F;s. Die Zunahme der Flu&#x017F;smetallerzeugung der wichtigsten<lb/>
Industriestaaten seit dem Jahre 1865 stellt sich wie folgt <note place="foot" n="1)">Nach E. <hi rendition="#g">Schrödter,</hi> Düsseldorf, s. Stahl u. Eisen 1897, S. 338. Der bei<lb/>
weitem grö&#x017F;ste Teil des Flu&#x017F;smetalls war Bessemerstahl.</note>:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Flu&#x017F;smetallerzeugung von 1865 bis 1870 in Tonnen</hi>.</hi> </p><lb/>
            <table>
              <row>
                <cell/>
              </row>
            </table>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.</hi> </head><lb/>
            <p>Mit den Fortschritten der metallurgischen Operationen gingen die<lb/>
der <hi rendition="#g">mechanischen Bearbeitung</hi> Hand in Hand. Die Massenstahl-<lb/>
erzeugung verlangte auch für die Bearbeitung stärkere Maschinen und<lb/>
neue Einrichtungen. Auf der gro&#x017F;sen Weltausstellung von 1862 und<lb/>
noch mehr auf der von 1867 fiel dies sehr in die Augen. Man ver-<lb/>
arbeitete in den sechziger Jahren bereits Stahl in ebenso gro&#x017F;sen<lb/>
Blöcken als Schmiedeeisen. Da aber der Stahl viel härter und fester<lb/>
war wie das Eisen und nicht bei so gro&#x017F;ser Hitze wie dieses ver-<lb/>
arbeitet werden durfte, so waren viel schwerere Hämmer und stärkere<lb/>
Walzwerke erforderlich als vordem. Dies erkannte keiner früher und<lb/>
klarer als <hi rendition="#g">Alfred Krupp,</hi> dessen Stahlwerk auch hierin alle andern<lb/>
Fabriken überflügelte und denselben zum Vorbild wurde. Am 16. Septem-<lb/>
ber 1861 setzte <hi rendition="#g">Krupp</hi> seinen 1000 Centner-Hammer in Betrieb; ein<lb/>
bedeutungsvolles Ereignis in der Geschichte der Eisenbearbeitung; denn<lb/>
die schwersten Dampfhämmer vordem waren Kinder gegen diesen<lb/>
Kolo&#x017F;s. Die meisten Fachgenossen hatten den Kopf geschüttelt zu<lb/>
solchem Ungeheuer und man prophezeite alles mögliche Unheil von<lb/>
dem Betrieb desselben. Um so grö&#x017F;ser war <hi rendition="#g">Krupps</hi> Triumph, als der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0210] Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. Auf diese rasche Steigerung der Stahlerzeugung hatte die Ein- führung und das Wachstum der Fluſsstahlfabrikation den gröſsten Einfluſs. Die Zunahme der Fluſsmetallerzeugung der wichtigsten Industriestaaten seit dem Jahre 1865 stellt sich wie folgt 1): Fluſsmetallerzeugung von 1865 bis 1870 in Tonnen. Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. Mit den Fortschritten der metallurgischen Operationen gingen die der mechanischen Bearbeitung Hand in Hand. Die Massenstahl- erzeugung verlangte auch für die Bearbeitung stärkere Maschinen und neue Einrichtungen. Auf der groſsen Weltausstellung von 1862 und noch mehr auf der von 1867 fiel dies sehr in die Augen. Man ver- arbeitete in den sechziger Jahren bereits Stahl in ebenso groſsen Blöcken als Schmiedeeisen. Da aber der Stahl viel härter und fester war wie das Eisen und nicht bei so groſser Hitze wie dieses ver- arbeitet werden durfte, so waren viel schwerere Hämmer und stärkere Walzwerke erforderlich als vordem. Dies erkannte keiner früher und klarer als Alfred Krupp, dessen Stahlwerk auch hierin alle andern Fabriken überflügelte und denselben zum Vorbild wurde. Am 16. Septem- ber 1861 setzte Krupp seinen 1000 Centner-Hammer in Betrieb; ein bedeutungsvolles Ereignis in der Geschichte der Eisenbearbeitung; denn die schwersten Dampfhämmer vordem waren Kinder gegen diesen Koloſs. Die meisten Fachgenossen hatten den Kopf geschüttelt zu solchem Ungeheuer und man prophezeite alles mögliche Unheil von dem Betrieb desselben. Um so gröſser war Krupps Triumph, als der 1) Nach E. Schrödter, Düsseldorf, s. Stahl u. Eisen 1897, S. 338. Der bei weitem gröſste Teil des Fluſsmetalls war Bessemerstahl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/210
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/210>, abgerufen am 22.11.2024.