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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Einleitung.

Ihre Feuertaufe empfingen die Panzerschiffe da, wo sie zuerst
entstanden waren, in Amerika, in dem grossen Bürgerkriege bei dem
berühmten Kampfe des Monitor gegen den Merrimac an der Mündung
des St. Jamesflusses am 9. März 1862. Ersterer, ein von John
Ericsson
erbautes, stark gepanzertes Turmschiff von unscheinbarer
Gestalt und Grösse, vernichtete durch sein riesiges Geschütz das viel
grössere, aber schwächer gepanzerte Schlachtschiff der Südstaaten, das
mit einem kräftigen Eisensporn zum Angriff ausgerüstet war. Dadurch
war der Werth einer starken Panzerung und die Überlegenheit der
Turmschiffe gegenüber den Batterieschiffen erwiesen. England beeilte
sich deshalb, dieses System einzuführen, und liess noch in demselben
Jahre das grosse gepanzerte Linienschiff "Royal Sovereign" umbauen
und mit vier Panzertürmen versehen.

In der weiteren Entwickelung kam man zu zwei Türmen oder gar
nur zu einem drehbaren, mit Stahlplatten gepanzerten Turm, den man
mit immer mächtigeren Geschützen ausrüstete. In England war es
Oberst Coles, der sich hervorragende Verdienste um die Konstruktion
dieser gepanzerten Drehtürme erwarb. Der Umbau der sämtlichen
Kriegsschiffe in Panzerschiffe eröffnete der Eisenindustrie ein neues,
grossartiges Arbeitsfeld, dessen technische Bedeutung wir später noch
kennen lernen werden.

In dem deutsch-dänischen Kriege, der 1864 ausbrach, kamen die
Kruppschen Gussstahlgeschütze zum erstenmal in Aktion und
bewährten sich glänzend, namentlich bei Düppel. Dies veranlasste
Preussen, auf dem eingeschlagenen Wege fortzufahren. Dagegen
schienen die Erfolge nicht augenfällig genug, oder wurden nicht
genügend gewürdigt, um auch die anderen Staaten, namentlich
Österreich und Frankreich zu bewegen, von ihrem Bronzegeschütz, für
welches eine ausgesprochene Vorliebe bestand, abzugehen. In dem
Kriege zwischen Preussen und Österreich im Jahre 1866 hatte die
preussische Artillerie wenig Gelegenheit, ihre Überlegenheit zu
beweisen. Der heldenmütige Kampf der österreichischen Artillerie bei
Königgrätz mit gezogenen Bronzegeschützen und der Umstand, dass
mehrere der neuen 8 cm Gussstahlröhren mit Keilverschluss ohne vor-
herige Anzeichen und ohne nachweisbare Fehler des Materials zer-
sprangen, schien zu Gunsten der Anhänger der Bronzegeschütze zu
sprechen.

Dagegen bewährte sich das preussische Zündnadelgewehr gegenüber
den österreichischen Vorderladern so glänzend, dass man der Überlegen-
heit der preussischen Infanteriewaffe einen grossen Teil der glänzenden

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Einleitung.

Ihre Feuertaufe empfingen die Panzerschiffe da, wo sie zuerst
entstanden waren, in Amerika, in dem groſsen Bürgerkriege bei dem
berühmten Kampfe des Monitor gegen den Merrimac an der Mündung
des St. Jamesflusses am 9. März 1862. Ersterer, ein von John
Ericsſon
erbautes, stark gepanzertes Turmschiff von unscheinbarer
Gestalt und Gröſse, vernichtete durch sein riesiges Geschütz das viel
gröſsere, aber schwächer gepanzerte Schlachtschiff der Südstaaten, das
mit einem kräftigen Eisensporn zum Angriff ausgerüstet war. Dadurch
war der Werth einer starken Panzerung und die Überlegenheit der
Turmschiffe gegenüber den Batterieschiffen erwiesen. England beeilte
sich deshalb, dieses System einzuführen, und lieſs noch in demselben
Jahre das groſse gepanzerte Linienschiff „Royal Sovereign“ umbauen
und mit vier Panzertürmen versehen.

In der weiteren Entwickelung kam man zu zwei Türmen oder gar
nur zu einem drehbaren, mit Stahlplatten gepanzerten Turm, den man
mit immer mächtigeren Geschützen ausrüstete. In England war es
Oberst Coles, der sich hervorragende Verdienste um die Konstruktion
dieser gepanzerten Drehtürme erwarb. Der Umbau der sämtlichen
Kriegsschiffe in Panzerschiffe eröffnete der Eisenindustrie ein neues,
groſsartiges Arbeitsfeld, dessen technische Bedeutung wir später noch
kennen lernen werden.

In dem deutsch-dänischen Kriege, der 1864 ausbrach, kamen die
Kruppschen Guſsstahlgeschütze zum erstenmal in Aktion und
bewährten sich glänzend, namentlich bei Düppel. Dies veranlaſste
Preuſsen, auf dem eingeschlagenen Wege fortzufahren. Dagegen
schienen die Erfolge nicht augenfällig genug, oder wurden nicht
genügend gewürdigt, um auch die anderen Staaten, namentlich
Österreich und Frankreich zu bewegen, von ihrem Bronzegeschütz, für
welches eine ausgesprochene Vorliebe bestand, abzugehen. In dem
Kriege zwischen Preuſsen und Österreich im Jahre 1866 hatte die
preuſsische Artillerie wenig Gelegenheit, ihre Überlegenheit zu
beweisen. Der heldenmütige Kampf der österreichischen Artillerie bei
Königgrätz mit gezogenen Bronzegeschützen und der Umstand, daſs
mehrere der neuen 8 cm Guſsstahlröhren mit Keilverschluſs ohne vor-
herige Anzeichen und ohne nachweisbare Fehler des Materials zer-
sprangen, schien zu Gunsten der Anhänger der Bronzegeschütze zu
sprechen.

Dagegen bewährte sich das preuſsische Zündnadelgewehr gegenüber
den österreichischen Vorderladern so glänzend, daſs man der Überlegen-
heit der preuſsischen Infanteriewaffe einen groſsen Teil der glänzenden

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[3/0017] Einleitung. Ihre Feuertaufe empfingen die Panzerschiffe da, wo sie zuerst entstanden waren, in Amerika, in dem groſsen Bürgerkriege bei dem berühmten Kampfe des Monitor gegen den Merrimac an der Mündung des St. Jamesflusses am 9. März 1862. Ersterer, ein von John Ericsſon erbautes, stark gepanzertes Turmschiff von unscheinbarer Gestalt und Gröſse, vernichtete durch sein riesiges Geschütz das viel gröſsere, aber schwächer gepanzerte Schlachtschiff der Südstaaten, das mit einem kräftigen Eisensporn zum Angriff ausgerüstet war. Dadurch war der Werth einer starken Panzerung und die Überlegenheit der Turmschiffe gegenüber den Batterieschiffen erwiesen. England beeilte sich deshalb, dieses System einzuführen, und lieſs noch in demselben Jahre das groſse gepanzerte Linienschiff „Royal Sovereign“ umbauen und mit vier Panzertürmen versehen. In der weiteren Entwickelung kam man zu zwei Türmen oder gar nur zu einem drehbaren, mit Stahlplatten gepanzerten Turm, den man mit immer mächtigeren Geschützen ausrüstete. In England war es Oberst Coles, der sich hervorragende Verdienste um die Konstruktion dieser gepanzerten Drehtürme erwarb. Der Umbau der sämtlichen Kriegsschiffe in Panzerschiffe eröffnete der Eisenindustrie ein neues, groſsartiges Arbeitsfeld, dessen technische Bedeutung wir später noch kennen lernen werden. In dem deutsch-dänischen Kriege, der 1864 ausbrach, kamen die Kruppschen Guſsstahlgeschütze zum erstenmal in Aktion und bewährten sich glänzend, namentlich bei Düppel. Dies veranlaſste Preuſsen, auf dem eingeschlagenen Wege fortzufahren. Dagegen schienen die Erfolge nicht augenfällig genug, oder wurden nicht genügend gewürdigt, um auch die anderen Staaten, namentlich Österreich und Frankreich zu bewegen, von ihrem Bronzegeschütz, für welches eine ausgesprochene Vorliebe bestand, abzugehen. In dem Kriege zwischen Preuſsen und Österreich im Jahre 1866 hatte die preuſsische Artillerie wenig Gelegenheit, ihre Überlegenheit zu beweisen. Der heldenmütige Kampf der österreichischen Artillerie bei Königgrätz mit gezogenen Bronzegeschützen und der Umstand, daſs mehrere der neuen 8 cm Guſsstahlröhren mit Keilverschluſs ohne vor- herige Anzeichen und ohne nachweisbare Fehler des Materials zer- sprangen, schien zu Gunsten der Anhänger der Bronzegeschütze zu sprechen. Dagegen bewährte sich das preuſsische Zündnadelgewehr gegenüber den österreichischen Vorderladern so glänzend, daſs man der Überlegen- heit der preuſsischen Infanteriewaffe einen groſsen Teil der glänzenden 1*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/17>, abgerufen am 21.11.2024.