Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Gasschweissöfen zu Monkfors in Wermland 1). Der Erfinder hatte dafür von der schwedischen Gewerbekammer eine Belohnung von 20000 Rthlr. erhalten.
Chatelain hatte Doppelschweissöfen eingeführt, die auch die doppelte Produktion ergeben sollten 2).
Pütsch hat (1867) einen Holzgasschweissofen ohne künstlichen Wind konstruiert, der angeblich noch bessere Resultate gab als der Lundinsche.
Auch bei den Schweissöfen wendete man Ende der sechziger Jahre Siemens' Regeneratorfeuerung bereits auf einzelnen Werken an. Mit einem solchen wurden bei de Wendel pro Tag 25000 kg fertige Schienen gemacht. Die Anlage war zwar teuer, aber der Abbrand betrug nur ein Drittel des früheren und die Kohlenersparnis war beträchtlich.
Mushet schlug auch zur Auskleidung der Schweissofenherde Titaneisenerz vor.
Die Stahl- und Flusseisenbereitung 1861 bis 1870.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Der Stahlbereitung war zu Beginn der sechziger Jahre die hoffnungsvolle Erwartung aller Metallurgen zugewendet. Bessemers glänzende Erfindung stellte die Herstellung eines billigen Stahls, der für die meisten Zwecke mit Vorteil das Schmiedeeisen ersetzen konnte, in sichere Aussicht. Freilich befand sich das neue Verfahren noch in seiner Kindheit und die Mehrzahl der praktischen Hüttenleute ver- hielten sich noch zweifelnd gegen die merkwürdige Neuerung. Aber die Erfolge Bessemers in England und Göranssons in Schweden, die Kundgebungen darüber, das überzeugte Eintreten erfahrener Eisen- hüttenleute wie Grills in Schweden und besonders Peter Tunners in Österreich, die günstigen Nachrichten auch von anderen Orten bekehrten eine immer grössere Zahl von Technikern zu dem Glauben an den neuen Prozess. Die angesehensten Metallurgen traten öffent- lich für Bessemers Verfahren auf. In England war dies besonders W. Fairbairn, der in seinem Werk über das Eisen, welches 1861
1) Vergl. Jahrbuch von Leoben, Nr. XVI. 273.
2) Siehe Dinglers Journ. 181, S. 460.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Gasschweiſsöfen zu Monkfors in Wermland 1). Der Erfinder hatte dafür von der schwedischen Gewerbekammer eine Belohnung von 20000 Rthlr. erhalten.
Chatelain hatte Doppelschweiſsöfen eingeführt, die auch die doppelte Produktion ergeben sollten 2).
Pütsch hat (1867) einen Holzgasschweiſsofen ohne künstlichen Wind konstruiert, der angeblich noch bessere Resultate gab als der Lundinsche.
Auch bei den Schweiſsöfen wendete man Ende der sechziger Jahre Siemens’ Regeneratorfeuerung bereits auf einzelnen Werken an. Mit einem solchen wurden bei de Wendel pro Tag 25000 kg fertige Schienen gemacht. Die Anlage war zwar teuer, aber der Abbrand betrug nur ein Drittel des früheren und die Kohlenersparnis war beträchtlich.
Mushet schlug auch zur Auskleidung der Schweiſsofenherde Titaneisenerz vor.
Die Stahl- und Fluſseisenbereitung 1861 bis 1870.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Der Stahlbereitung war zu Beginn der sechziger Jahre die hoffnungsvolle Erwartung aller Metallurgen zugewendet. Bessemers glänzende Erfindung stellte die Herstellung eines billigen Stahls, der für die meisten Zwecke mit Vorteil das Schmiedeeisen ersetzen konnte, in sichere Aussicht. Freilich befand sich das neue Verfahren noch in seiner Kindheit und die Mehrzahl der praktischen Hüttenleute ver- hielten sich noch zweifelnd gegen die merkwürdige Neuerung. Aber die Erfolge Bessemers in England und Göranssons in Schweden, die Kundgebungen darüber, das überzeugte Eintreten erfahrener Eisen- hüttenleute wie Grills in Schweden und besonders Peter Tunners in Österreich, die günstigen Nachrichten auch von anderen Orten bekehrten eine immer gröſsere Zahl von Technikern zu dem Glauben an den neuen Prozeſs. Die angesehensten Metallurgen traten öffent- lich für Bessemers Verfahren auf. In England war dies besonders W. Fairbairn, der in seinem Werk über das Eisen, welches 1861
1) Vergl. Jahrbuch von Leoben, Nr. XVI. 273.
2) Siehe Dinglers Journ. 181, S. 460.
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Gasschweiſsöfen zu Monkfors in Wermland 1). Der Erfinder hatte
dafür von der schwedischen Gewerbekammer eine Belohnung von
20000 Rthlr. erhalten.
Chatelain hatte Doppelschweiſsöfen eingeführt, die auch die
doppelte Produktion ergeben sollten 2).
Pütsch hat (1867) einen Holzgasschweiſsofen ohne künstlichen
Wind konstruiert, der angeblich noch bessere Resultate gab als der
Lundinsche.
Auch bei den Schweiſsöfen wendete man Ende der sechziger Jahre
Siemens’ Regeneratorfeuerung bereits auf einzelnen Werken an. Mit
einem solchen wurden bei de Wendel pro Tag 25000 kg fertige
Schienen gemacht. Die Anlage war zwar teuer, aber der Abbrand
betrug nur ein Drittel des früheren und die Kohlenersparnis war
beträchtlich.
Mushet schlug auch zur Auskleidung der Schweiſsofenherde
Titaneisenerz vor.
Die Stahl- und Fluſseisenbereitung 1861 bis 1870.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Der Stahlbereitung war zu Beginn der sechziger Jahre die
hoffnungsvolle Erwartung aller Metallurgen zugewendet. Bessemers
glänzende Erfindung stellte die Herstellung eines billigen Stahls, der
für die meisten Zwecke mit Vorteil das Schmiedeeisen ersetzen konnte,
in sichere Aussicht. Freilich befand sich das neue Verfahren noch
in seiner Kindheit und die Mehrzahl der praktischen Hüttenleute ver-
hielten sich noch zweifelnd gegen die merkwürdige Neuerung. Aber
die Erfolge Bessemers in England und Göranssons in Schweden,
die Kundgebungen darüber, das überzeugte Eintreten erfahrener Eisen-
hüttenleute wie Grills in Schweden und besonders Peter Tunners
in Österreich, die günstigen Nachrichten auch von anderen Orten
bekehrten eine immer gröſsere Zahl von Technikern zu dem Glauben
an den neuen Prozeſs. Die angesehensten Metallurgen traten öffent-
lich für Bessemers Verfahren auf. In England war dies besonders
W. Fairbairn, der in seinem Werk über das Eisen, welches 1861
1) Vergl. Jahrbuch von Leoben, Nr. XVI. 273.
2) Siehe Dinglers Journ. 181, S. 460.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/138>, abgerufen am 28.11.2024.
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