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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
fabrikation war das fast ganz automatische, kontinuierliche Walz-
verfahren von Ichabod Washburn zur Einführung gelangt. Man
benutzte bereits mehrfach elektrischen Antrieb für die Rollengänge
und Walzentische.

Die Weissblechindustrie der Vereinigten Staaten entwickelte sich
trotz des hohen Schutzzolls anfangs nur langsam. England gab sich
die grösste Mühe, durch billige Preise den wichtigsten und grössten
Markt für seine Weissbleche zu behaupten, und die Zollpolitik der
Staatenregierung war wegen des grossen Bedarfes eine schwankende.
Die McKinley-Bill hatte den hohen Schutzzoll auf Weissblech von
2,2 Cent für das Pfund an die Bedingung geknüpft, dass der Zoll nur
aufrecht erhalten werden solle, wenn innerhalb fünf Jahre nach Ein-
führung des Tarifs in einem Jahre die einheimische Erzeugung ein
Drittel des Bedarfes erreichte. Da die Aussichten hierfür in den ersten
Jahren ungünstig waren, so setzten es die Verbraucher durch, dass
ein neues Gesetz erlassen wurde, wonach vom 1. Oktober 1892 ab
der Zoll auf Weissbleche wieder von 2,2 Cent auf 1 Cent ermässigt
und vom 1. Oktober 1894 ab ganz fortfallen sollte. Die Folge war,
dass die Morewood Tin Plate Works in New Jersey ihren Betrieb
einstellten. In dem Jahre 1892/93 hatte die eigene Erzeugung der
Union 49960 Tonnen, die Einfuhr aus England 241543 Tonnen
betragen.

Die Jahre 1893 und 1894 waren im allgemeinen für die ameri-
kanische Eisenindustrie ungünstig. Die Roheisenerzeugung ging von
9303512 Tonnen im Jahre 1892 auf 7238494 Tonnen im Jahre 1893
und auf 6763906 Tonnen im Jahre 1894 zurück. Trotzdem machte die
Weissblecherzeugung Fortschritte, sie betrug 189220427 Tonnen, 1893
56050 Tonnen, 1894 75453 Tonnen und stieg 1895 auf 102062 Tonnen.
Wie ausserordentlich sich die Leistungsfähigkeit der Walzwerke durch
die Einführung der maschinellen Bedienung gesteigert hatte, dafür bot
das neue Schienenwalzwerk der Edgar-Thomson-Stahlwerke ein Beispiel
dar. Es walzte im Oktober 1894 36200 Tonnen Schienen, die beste
Tagesleistung betrug 1945 Tonnen Schienen.

Ganz ausserordentlich war die Zunahme der Drahterzeugung, die
von 1888 bis 1894 von 284200 auf 684100 Tonnen gestiegen war. Dem
entsprechend hatte die Einfuhr abgenommen, so z. B. aus Deutschland
von 80000 auf 8566 Tonnen. Dagegen führte die Union Draht aus,
1894 bereits 20000 Tonnen. Die Verwendung des Flusseisens zum
Bau eiserner Häuser nahm sehr zu; in den grossen Städten, besonders
in New York und Chicago, wurden eiserne Riesenhäuser, die bekannten

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
fabrikation war das fast ganz automatische, kontinuierliche Walz-
verfahren von Ichabod Washburn zur Einführung gelangt. Man
benutzte bereits mehrfach elektrischen Antrieb für die Rollengänge
und Walzentische.

Die Weiſsblechindustrie der Vereinigten Staaten entwickelte sich
trotz des hohen Schutzzolls anfangs nur langsam. England gab sich
die gröſste Mühe, durch billige Preise den wichtigsten und gröſsten
Markt für seine Weiſsbleche zu behaupten, und die Zollpolitik der
Staatenregierung war wegen des groſsen Bedarfes eine schwankende.
Die McKinley-Bill hatte den hohen Schutzzoll auf Weiſsblech von
2,2 Cent für das Pfund an die Bedingung geknüpft, daſs der Zoll nur
aufrecht erhalten werden solle, wenn innerhalb fünf Jahre nach Ein-
führung des Tarifs in einem Jahre die einheimische Erzeugung ein
Drittel des Bedarfes erreichte. Da die Aussichten hierfür in den ersten
Jahren ungünstig waren, so setzten es die Verbraucher durch, daſs
ein neues Gesetz erlassen wurde, wonach vom 1. Oktober 1892 ab
der Zoll auf Weiſsbleche wieder von 2,2 Cent auf 1 Cent ermäſsigt
und vom 1. Oktober 1894 ab ganz fortfallen sollte. Die Folge war,
daſs die Morewood Tin Plate Works in New Jersey ihren Betrieb
einstellten. In dem Jahre 1892/93 hatte die eigene Erzeugung der
Union 49960 Tonnen, die Einfuhr aus England 241543 Tonnen
betragen.

Die Jahre 1893 und 1894 waren im allgemeinen für die ameri-
kanische Eisenindustrie ungünstig. Die Roheisenerzeugung ging von
9303512 Tonnen im Jahre 1892 auf 7238494 Tonnen im Jahre 1893
und auf 6763906 Tonnen im Jahre 1894 zurück. Trotzdem machte die
Weiſsblecherzeugung Fortschritte, sie betrug 189220427 Tonnen, 1893
56050 Tonnen, 1894 75453 Tonnen und stieg 1895 auf 102062 Tonnen.
Wie auſserordentlich sich die Leistungsfähigkeit der Walzwerke durch
die Einführung der maschinellen Bedienung gesteigert hatte, dafür bot
das neue Schienenwalzwerk der Edgar-Thomson-Stahlwerke ein Beispiel
dar. Es walzte im Oktober 1894 36200 Tonnen Schienen, die beste
Tagesleistung betrug 1945 Tonnen Schienen.

Ganz auſserordentlich war die Zunahme der Drahterzeugung, die
von 1888 bis 1894 von 284200 auf 684100 Tonnen gestiegen war. Dem
entsprechend hatte die Einfuhr abgenommen, so z. B. aus Deutschland
von 80000 auf 8566 Tonnen. Dagegen führte die Union Draht aus,
1894 bereits 20000 Tonnen. Die Verwendung des Fluſseisens zum
Bau eiserner Häuser nahm sehr zu; in den groſsen Städten, besonders
in New York und Chicago, wurden eiserne Riesenhäuser, die bekannten

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[1304/1320] Vereinigte Staaten von Nordamerika. fabrikation war das fast ganz automatische, kontinuierliche Walz- verfahren von Ichabod Washburn zur Einführung gelangt. Man benutzte bereits mehrfach elektrischen Antrieb für die Rollengänge und Walzentische. Die Weiſsblechindustrie der Vereinigten Staaten entwickelte sich trotz des hohen Schutzzolls anfangs nur langsam. England gab sich die gröſste Mühe, durch billige Preise den wichtigsten und gröſsten Markt für seine Weiſsbleche zu behaupten, und die Zollpolitik der Staatenregierung war wegen des groſsen Bedarfes eine schwankende. Die McKinley-Bill hatte den hohen Schutzzoll auf Weiſsblech von 2,2 Cent für das Pfund an die Bedingung geknüpft, daſs der Zoll nur aufrecht erhalten werden solle, wenn innerhalb fünf Jahre nach Ein- führung des Tarifs in einem Jahre die einheimische Erzeugung ein Drittel des Bedarfes erreichte. Da die Aussichten hierfür in den ersten Jahren ungünstig waren, so setzten es die Verbraucher durch, daſs ein neues Gesetz erlassen wurde, wonach vom 1. Oktober 1892 ab der Zoll auf Weiſsbleche wieder von 2,2 Cent auf 1 Cent ermäſsigt und vom 1. Oktober 1894 ab ganz fortfallen sollte. Die Folge war, daſs die Morewood Tin Plate Works in New Jersey ihren Betrieb einstellten. In dem Jahre 1892/93 hatte die eigene Erzeugung der Union 49960 Tonnen, die Einfuhr aus England 241543 Tonnen betragen. Die Jahre 1893 und 1894 waren im allgemeinen für die ameri- kanische Eisenindustrie ungünstig. Die Roheisenerzeugung ging von 9303512 Tonnen im Jahre 1892 auf 7238494 Tonnen im Jahre 1893 und auf 6763906 Tonnen im Jahre 1894 zurück. Trotzdem machte die Weiſsblecherzeugung Fortschritte, sie betrug 189220427 Tonnen, 1893 56050 Tonnen, 1894 75453 Tonnen und stieg 1895 auf 102062 Tonnen. Wie auſserordentlich sich die Leistungsfähigkeit der Walzwerke durch die Einführung der maschinellen Bedienung gesteigert hatte, dafür bot das neue Schienenwalzwerk der Edgar-Thomson-Stahlwerke ein Beispiel dar. Es walzte im Oktober 1894 36200 Tonnen Schienen, die beste Tagesleistung betrug 1945 Tonnen Schienen. Ganz auſserordentlich war die Zunahme der Drahterzeugung, die von 1888 bis 1894 von 284200 auf 684100 Tonnen gestiegen war. Dem entsprechend hatte die Einfuhr abgenommen, so z. B. aus Deutschland von 80000 auf 8566 Tonnen. Dagegen führte die Union Draht aus, 1894 bereits 20000 Tonnen. Die Verwendung des Fluſseisens zum Bau eiserner Häuser nahm sehr zu; in den groſsen Städten, besonders in New York und Chicago, wurden eiserne Riesenhäuser, die bekannten

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1320>, abgerufen am 23.11.2024.