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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Einen grossen Aufschwung hatte die Drahtindustrie erfahren;
in den letzten Jahren vor 1888 waren viele neue Drahtwalzwerke
erbaut worden, so z. B. von der Cleveland Rolling Company (Ohio)
drei mit 40000 Tonnen Leistungsfähigkeit, von Washburn & Moen
Manufacturing Co. in Worcester (Mass.) vier mit 50000 Tonnen, im
ganzen 16 mit 246000 Tonnen Leistungsfähigkeit. Trotzdem wurden
noch 147000 Tonnen Draht eingeführt. Der Stahlblock wurde zu
vierzölligen Knüppeln gewalzt, auf Längen zu 135 Pfund Gewicht zer-
schnitten, die dann direkt zu Walzdraht Nr. 5 ausgewalzt wurden.
Die durchschnittliche Leistung eines Walzwerkes betrug 50 Tonnen
in der Schicht.

Mac Carty erfand einen Puddelofen mit Wassergasbetrieb. Die
direkte Eisengewinnung von Eames wurde in Pittsburgh, die von
Adami auf den Indianopoliswerken bei Pittsburgh ausgeführt.

Am 21. Februar 1888 verstarb der durch seine Verbesserungen
der Dampfmaschine weltbekannte G. H. Corliss zu Providence, und
am 30. September 1889 verschied der um die Eisenindustrie hoch-
verdiente Leiter der Edgar-Thomson-Stahlwerke, W. R. Jones 1), bei
einer Hochofenexplosion als Opfer seines Berufes. Seine Erfindungen
und Verbesserungen bei dem Bessemerstahlprozess waren zahlreich;
am bekanntesten wurde er durch die nicht lange vor seinem Tode
gemachte Erfindung des "Mischers", den er noch 1889 auf den
Edgar-Thomson-Werken eingeführt hatte.

Verschiedene andere wichtige Verbesserungen und Erfindungen
amerikanischer Eisenhüttenleute fallen in dieses Jahr, so Massicks
und Crookes verbesserte Winderhitzer (Amer. Pat. Nr. 398840),
Hughes und Gowthorbs mechanischer Masselausheber, Samuel
T. Wellmans
Beschickungsvorrichtung für Flammöfen mit schweren
Blöcken (Amer. Pat. Nr. 394419, 394421), ferner Henry Roberts
Drahthaspel (D. R. P. Nr. 47630). In diesem Jahre wurden 104 Eisen-
walzwerke mit Naturgas betrieben. Sweeney baute Puddelöfen mit
Wärmspeicher für Naturgas. 21 Eisenwerke bedienten sich des
Petroleums als Brennstoffes.

Besonders bemerkenswert war das Jahr 1889 auch dadurch,
dass die Beziehungen zwischen amerikanischen und europäischen
Eisenhüttenleuten gefördert wurden. Die Pariser Ausstellung und
eine Einladung der englischen Kollegen gaben hierzu die Ver-
anlassung. Zahlreiche amerikanische Ingenieure, vielfach in officieller

1) Geb. am 23. Febr. 1839 als Sohn eines Geistlichen in Luzerne County, Pa.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Einen groſsen Aufschwung hatte die Drahtindustrie erfahren;
in den letzten Jahren vor 1888 waren viele neue Drahtwalzwerke
erbaut worden, so z. B. von der Cleveland Rolling Company (Ohio)
drei mit 40000 Tonnen Leistungsfähigkeit, von Washburn & Moen
Manufacturing Co. in Worcester (Mass.) vier mit 50000 Tonnen, im
ganzen 16 mit 246000 Tonnen Leistungsfähigkeit. Trotzdem wurden
noch 147000 Tonnen Draht eingeführt. Der Stahlblock wurde zu
vierzölligen Knüppeln gewalzt, auf Längen zu 135 Pfund Gewicht zer-
schnitten, die dann direkt zu Walzdraht Nr. 5 ausgewalzt wurden.
Die durchschnittliche Leistung eines Walzwerkes betrug 50 Tonnen
in der Schicht.

Mac Carty erfand einen Puddelofen mit Wassergasbetrieb. Die
direkte Eisengewinnung von Eames wurde in Pittsburgh, die von
Adami auf den Indianopoliswerken bei Pittsburgh ausgeführt.

Am 21. Februar 1888 verstarb der durch seine Verbesserungen
der Dampfmaschine weltbekannte G. H. Corliss zu Providence, und
am 30. September 1889 verschied der um die Eisenindustrie hoch-
verdiente Leiter der Edgar-Thomson-Stahlwerke, W. R. Jones 1), bei
einer Hochofenexplosion als Opfer seines Berufes. Seine Erfindungen
und Verbesserungen bei dem Bessemerstahlprozeſs waren zahlreich;
am bekanntesten wurde er durch die nicht lange vor seinem Tode
gemachte Erfindung des „Mischers“, den er noch 1889 auf den
Edgar-Thomson-Werken eingeführt hatte.

Verschiedene andere wichtige Verbesserungen und Erfindungen
amerikanischer Eisenhüttenleute fallen in dieses Jahr, so Massicks
und Crookes verbesserte Winderhitzer (Amer. Pat. Nr. 398840),
Hughes und Gowthorbs mechanischer Masselausheber, Samuel
T. Wellmans
Beschickungsvorrichtung für Flammöfen mit schweren
Blöcken (Amer. Pat. Nr. 394419, 394421), ferner Henry Roberts
Drahthaspel (D. R. P. Nr. 47630). In diesem Jahre wurden 104 Eisen-
walzwerke mit Naturgas betrieben. Sweeney baute Puddelöfen mit
Wärmspeicher für Naturgas. 21 Eisenwerke bedienten sich des
Petroleums als Brennstoffes.

Besonders bemerkenswert war das Jahr 1889 auch dadurch,
daſs die Beziehungen zwischen amerikanischen und europäischen
Eisenhüttenleuten gefördert wurden. Die Pariser Ausstellung und
eine Einladung der englischen Kollegen gaben hierzu die Ver-
anlassung. Zahlreiche amerikanische Ingenieure, vielfach in officieller

1) Geb. am 23. Febr. 1839 als Sohn eines Geistlichen in Luzerne County, Pa.
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[1298/1314] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Einen groſsen Aufschwung hatte die Drahtindustrie erfahren; in den letzten Jahren vor 1888 waren viele neue Drahtwalzwerke erbaut worden, so z. B. von der Cleveland Rolling Company (Ohio) drei mit 40000 Tonnen Leistungsfähigkeit, von Washburn & Moen Manufacturing Co. in Worcester (Mass.) vier mit 50000 Tonnen, im ganzen 16 mit 246000 Tonnen Leistungsfähigkeit. Trotzdem wurden noch 147000 Tonnen Draht eingeführt. Der Stahlblock wurde zu vierzölligen Knüppeln gewalzt, auf Längen zu 135 Pfund Gewicht zer- schnitten, die dann direkt zu Walzdraht Nr. 5 ausgewalzt wurden. Die durchschnittliche Leistung eines Walzwerkes betrug 50 Tonnen in der Schicht. Mac Carty erfand einen Puddelofen mit Wassergasbetrieb. Die direkte Eisengewinnung von Eames wurde in Pittsburgh, die von Adami auf den Indianopoliswerken bei Pittsburgh ausgeführt. Am 21. Februar 1888 verstarb der durch seine Verbesserungen der Dampfmaschine weltbekannte G. H. Corliss zu Providence, und am 30. September 1889 verschied der um die Eisenindustrie hoch- verdiente Leiter der Edgar-Thomson-Stahlwerke, W. R. Jones 1), bei einer Hochofenexplosion als Opfer seines Berufes. Seine Erfindungen und Verbesserungen bei dem Bessemerstahlprozeſs waren zahlreich; am bekanntesten wurde er durch die nicht lange vor seinem Tode gemachte Erfindung des „Mischers“, den er noch 1889 auf den Edgar-Thomson-Werken eingeführt hatte. Verschiedene andere wichtige Verbesserungen und Erfindungen amerikanischer Eisenhüttenleute fallen in dieses Jahr, so Massicks und Crookes verbesserte Winderhitzer (Amer. Pat. Nr. 398840), Hughes und Gowthorbs mechanischer Masselausheber, Samuel T. Wellmans Beschickungsvorrichtung für Flammöfen mit schweren Blöcken (Amer. Pat. Nr. 394419, 394421), ferner Henry Roberts Drahthaspel (D. R. P. Nr. 47630). In diesem Jahre wurden 104 Eisen- walzwerke mit Naturgas betrieben. Sweeney baute Puddelöfen mit Wärmspeicher für Naturgas. 21 Eisenwerke bedienten sich des Petroleums als Brennstoffes. Besonders bemerkenswert war das Jahr 1889 auch dadurch, daſs die Beziehungen zwischen amerikanischen und europäischen Eisenhüttenleuten gefördert wurden. Die Pariser Ausstellung und eine Einladung der englischen Kollegen gaben hierzu die Ver- anlassung. Zahlreiche amerikanische Ingenieure, vielfach in officieller 1) Geb. am 23. Febr. 1839 als Sohn eines Geistlichen in Luzerne County, Pa.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1314>, abgerufen am 23.11.2024.