der von Kennedy und Scott erfundene doppelte Gichtgasverschluss zu nennen.
Die Flusseisenerzeugung war 1886 eine sehr grosse, sie betrug 2488 Kilotonnen, wovon nur 8,8 Prozent Martinstahl war, während die Produktion Grossbritanniens 2264 Kilotonnen mit 30 Prozent Martinstahl betrug.
Übrigens nahm die Martinstahlerzeugung damals rasch zu. Der Erzprozess (ore process) wurde zu Midvale betrieben, während sich alle übrigen Werke des eigentlichen Martinierens oder Schrottschmelzens (scrap process) bedienten. Das Verhältnis zwischen Roheisen und Schrott war ein sehr verschiedenes. Zu Cambria schmolz man 32 Tle. Roheisen und 68 Tle. Schrott, zu Midvale 50 Roheisen, 37 Schrott und 13 Erz, zu Springfield 30 Roheisen und 70 Schrott, zu Otis 20 Roh- eisen und 80 Blooms und Schrott, selbst bis zu 90 Prozent Schrott. Im allgemeinen rechnete man drei Stunden für das Einschmelzen und drei Stunden für die Reinigung des Bades. Zu Cambria brauchte man im Pernotofen nur vier Stunden im ganzen bei 17000 kg Einsatz. Der Brennstoffaufwand betrug gewöhnlich 50 bis 80 Prozent Steinkohle, in den Otis Steel Works nur 35 bis 40 Prozent. Der basische Betrieb war nicht in Anwendung, dagegen bediente man sich in vier Werken, darunter Springfield und Cambria, der Kruppschen Entphosphorung, des sogenannten Waschprozesses.
Die Kleinbessemerei gewann an Bedeutung. Zu Pottstown war der basische Betrieb in Walrandöfen eingeführt, und 1886 erzeugte man 100 bis 150 Tonnen den Tag.
Otis Steel Works hatten die berühmteste Blechfabrik. Sie arbeiteten mit vier Siemens-Martinöfen zu 20 Tonnen Einsatz, von denen jeder 14 Operationen in der Woche machte. Zum Auswalzen benutzte man ein neues Welmansches Blechwalzen-Trio, bei dem Unter- und Ober- walze angetrieben waren. Die Zapfen wurden hydraulisch gehoben und gesenkt.
Das Carnegie, Phipps & Co. gehörige Homestead-Stahlwerk wurde durch die Anlage eines grossen Blechwalzwerkes mit vier Martinöfen von 15 bis 40 Tonnen Einsatz erweitert. Alle Werkzeuge wurden hydraulisch betrieben. Die Walzenzugmaschine hatte 1220 mm Kolbendurchmesser und 1350 mm Hub.
Ein neues Triowalzwerk für Formeisen, von John Fritz in Bethlehem erbaut, walzte Träger und Eisenbahnschienen von 120 Fuss Länge. Die Schienen wurden von einer von Robert Sayer und
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
der von Kennedy und Scott erfundene doppelte Gichtgasverschluſs zu nennen.
Die Fluſseisenerzeugung war 1886 eine sehr groſse, sie betrug 2488 Kilotonnen, wovon nur 8,8 Prozent Martinstahl war, während die Produktion Groſsbritanniens 2264 Kilotonnen mit 30 Prozent Martinstahl betrug.
Übrigens nahm die Martinstahlerzeugung damals rasch zu. Der Erzprozeſs (ore process) wurde zu Midvale betrieben, während sich alle übrigen Werke des eigentlichen Martinierens oder Schrottschmelzens (scrap process) bedienten. Das Verhältnis zwischen Roheisen und Schrott war ein sehr verschiedenes. Zu Cambria schmolz man 32 Tle. Roheisen und 68 Tle. Schrott, zu Midvale 50 Roheisen, 37 Schrott und 13 Erz, zu Springfield 30 Roheisen und 70 Schrott, zu Otis 20 Roh- eisen und 80 Blooms und Schrott, selbst bis zu 90 Prozent Schrott. Im allgemeinen rechnete man drei Stunden für das Einschmelzen und drei Stunden für die Reinigung des Bades. Zu Cambria brauchte man im Pernotofen nur vier Stunden im ganzen bei 17000 kg Einsatz. Der Brennstoffaufwand betrug gewöhnlich 50 bis 80 Prozent Steinkohle, in den Otis Steel Works nur 35 bis 40 Prozent. Der basische Betrieb war nicht in Anwendung, dagegen bediente man sich in vier Werken, darunter Springfield und Cambria, der Kruppschen Entphosphorung, des sogenannten Waschprozesses.
Die Kleinbessemerei gewann an Bedeutung. Zu Pottstown war der basische Betrieb in Walrandöfen eingeführt, und 1886 erzeugte man 100 bis 150 Tonnen den Tag.
Otis Steel Works hatten die berühmteste Blechfabrik. Sie arbeiteten mit vier Siemens-Martinöfen zu 20 Tonnen Einsatz, von denen jeder 14 Operationen in der Woche machte. Zum Auswalzen benutzte man ein neues Welmansches Blechwalzen-Trio, bei dem Unter- und Ober- walze angetrieben waren. Die Zapfen wurden hydraulisch gehoben und gesenkt.
Das Carnegie, Phipps & Co. gehörige Homestead-Stahlwerk wurde durch die Anlage eines groſsen Blechwalzwerkes mit vier Martinöfen von 15 bis 40 Tonnen Einsatz erweitert. Alle Werkzeuge wurden hydraulisch betrieben. Die Walzenzugmaschine hatte 1220 mm Kolbendurchmesser und 1350 mm Hub.
Ein neues Triowalzwerk für Formeisen, von John Fritz in Bethlehem erbaut, walzte Träger und Eisenbahnschienen von 120 Fuſs Länge. Die Schienen wurden von einer von Robert Sayer und
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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
der von Kennedy und Scott erfundene doppelte Gichtgasverschluſs
zu nennen.
Die Fluſseisenerzeugung war 1886 eine sehr groſse, sie betrug
2488 Kilotonnen, wovon nur 8,8 Prozent Martinstahl war, während
die Produktion Groſsbritanniens 2264 Kilotonnen mit 30 Prozent
Martinstahl betrug.
Übrigens nahm die Martinstahlerzeugung damals rasch zu. Der
Erzprozeſs (ore process) wurde zu Midvale betrieben, während sich alle
übrigen Werke des eigentlichen Martinierens oder Schrottschmelzens
(scrap process) bedienten. Das Verhältnis zwischen Roheisen und
Schrott war ein sehr verschiedenes. Zu Cambria schmolz man 32 Tle.
Roheisen und 68 Tle. Schrott, zu Midvale 50 Roheisen, 37 Schrott und
13 Erz, zu Springfield 30 Roheisen und 70 Schrott, zu Otis 20 Roh-
eisen und 80 Blooms und Schrott, selbst bis zu 90 Prozent Schrott.
Im allgemeinen rechnete man drei Stunden für das Einschmelzen und
drei Stunden für die Reinigung des Bades. Zu Cambria brauchte man
im Pernotofen nur vier Stunden im ganzen bei 17000 kg Einsatz. Der
Brennstoffaufwand betrug gewöhnlich 50 bis 80 Prozent Steinkohle,
in den Otis Steel Works nur 35 bis 40 Prozent. Der basische Betrieb
war nicht in Anwendung, dagegen bediente man sich in vier Werken,
darunter Springfield und Cambria, der Kruppschen Entphosphorung,
des sogenannten Waschprozesses.
Die Kleinbessemerei gewann an Bedeutung. Zu Pottstown war
der basische Betrieb in Walrandöfen eingeführt, und 1886 erzeugte
man 100 bis 150 Tonnen den Tag.
Otis Steel Works hatten die berühmteste Blechfabrik. Sie arbeiteten
mit vier Siemens-Martinöfen zu 20 Tonnen Einsatz, von denen jeder
14 Operationen in der Woche machte. Zum Auswalzen benutzte man
ein neues Welmansches Blechwalzen-Trio, bei dem Unter- und Ober-
walze angetrieben waren. Die Zapfen wurden hydraulisch gehoben
und gesenkt.
Das Carnegie, Phipps & Co. gehörige Homestead-Stahlwerk
wurde durch die Anlage eines groſsen Blechwalzwerkes mit vier
Martinöfen von 15 bis 40 Tonnen Einsatz erweitert. Alle Werkzeuge
wurden hydraulisch betrieben. Die Walzenzugmaschine hatte 1220 mm
Kolbendurchmesser und 1350 mm Hub.
Ein neues Triowalzwerk für Formeisen, von John Fritz in
Bethlehem erbaut, walzte Träger und Eisenbahnschienen von 120 Fuſs
Länge. Die Schienen wurden von einer von Robert Sayer und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1312>, abgerufen am 23.11.2024.
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