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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Ersatz der Holzkohlen durch Anthrazitpulver, auf dem Crescent-Stahl-
werke bei Pittsburgh durch Verwendung von Schwefelkiesrückständen
(blue billy) Fortschritte gemacht. Dieses Verfahren wurde auf dem
Sligo-Eisenwerke bei Pittsburgh verbessert. Das Produkt war nur als
Rohmaterial für den Martinprozess verwendbar. Der Martinprozess
machte keine besonderen Fortschritte, weil man die Schienenenden
beim Bessemern in die Birne warf, sowohl um sie zu verwerten, als
um zu heissem Gange entgegenzuarbeiten.

1879 war in Hocking Valley, Ohio, eine Eisenindustrie erblüht
auf Grund günstiger natürlicher Verhältnisse, indem sich Kohlen,
Erze und Kalkstein in nächster Nähe fanden. 13 Hochöfen, von denen
die meisten 1877 erbaut waren, lieferten damals das billigste Roh-
eisen der Vereinigten Staaten.

Die Edgar Thomson-Werke bei Pittsburgh zeichneten sich
unter der Leitung von Kapitän Wm. R. Jones durch hervorragende
Leistungen aus. Ein neuer Hochofen (B) wurde mit geschlossener
Brust und acht Windformen zugestellt. Er erhielt eine Höhe von
24,511 m und eine Weite von 6,096 m im Kohlensack, 4,767 m in der
Gicht und 2,743 m im Gestell. Dieser Ofen erzeugte am 17. Mai
1880 184 Tonnen Roheisen und erzielte eine Wochenproduktion von
1137 Tonnen. Das Bessemerstahlwerk lieferte 2853 Tonnen rohe
Blöcke, 2712 Tonnen vorgewalzte Blöcke und 2116 Tonnen Schienen
in einer Woche. Diese Leistungen erregten grosses Aufsehen, und
seitdem fing, namentlich bei dem Hochofenbetrieb, ein scharfer
Wettbewerb grösserer Produktionen an. Diese wurden durch starkes
Blasen mit kräftigen Gebläsen erreicht. Auf Brennstoffökonomie
wurde dabei keine Rücksicht genommen, auch nicht darauf, dass
durch das starke Blasen die Oefen in kurzer Zeit im Innern
ausbrannten und zerstört wurden. Diese Methode des rücksichtslosen
Darauflosblasens (American rapid driving) hielt in der folgenden Zeit
eine Reihe von Jahren an.

Der im Jahre 1879 in Europa eingeführte Thomasprozess kam in
Amerika zunächst nicht zur Anwendung, weil der Reichtum an reinen
Erzen, aus denen sich ein gutes Bessemerroheisen erblasen liess, dies
überflüssig erscheinen liess. Doch beschäftigte sich Alexander
Holley
seit 1880 bis kurz vor seinem Tode mit Projekten und Prin-
zipien zur Anlage von Thomaswerken. Dagegen kam die Fabrikation
von Herdflussstahl immer mehr in Aufnahme. Die Erzeugung des-
selben stieg von 1879 bis 1880 von 56290 Tonnen auf 112953 Tonnen.
Die Erzeugung des Roheisens erhöhte sich in derselben Zeit von

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Ersatz der Holzkohlen durch Anthrazitpulver, auf dem Crescent-Stahl-
werke bei Pittsburgh durch Verwendung von Schwefelkiesrückständen
(blue billy) Fortschritte gemacht. Dieses Verfahren wurde auf dem
Sligo-Eisenwerke bei Pittsburgh verbessert. Das Produkt war nur als
Rohmaterial für den Martinprozeſs verwendbar. Der Martinprozeſs
machte keine besonderen Fortschritte, weil man die Schienenenden
beim Bessemern in die Birne warf, sowohl um sie zu verwerten, als
um zu heiſsem Gange entgegenzuarbeiten.

1879 war in Hocking Valley, Ohio, eine Eisenindustrie erblüht
auf Grund günstiger natürlicher Verhältnisse, indem sich Kohlen,
Erze und Kalkstein in nächster Nähe fanden. 13 Hochöfen, von denen
die meisten 1877 erbaut waren, lieferten damals das billigste Roh-
eisen der Vereinigten Staaten.

Die Edgar Thomson-Werke bei Pittsburgh zeichneten sich
unter der Leitung von Kapitän Wm. R. Jones durch hervorragende
Leistungen aus. Ein neuer Hochofen (B) wurde mit geschlossener
Brust und acht Windformen zugestellt. Er erhielt eine Höhe von
24,511 m und eine Weite von 6,096 m im Kohlensack, 4,767 m in der
Gicht und 2,743 m im Gestell. Dieser Ofen erzeugte am 17. Mai
1880 184 Tonnen Roheisen und erzielte eine Wochenproduktion von
1137 Tonnen. Das Bessemerstahlwerk lieferte 2853 Tonnen rohe
Blöcke, 2712 Tonnen vorgewalzte Blöcke und 2116 Tonnen Schienen
in einer Woche. Diese Leistungen erregten groſses Aufsehen, und
seitdem fing, namentlich bei dem Hochofenbetrieb, ein scharfer
Wettbewerb gröſserer Produktionen an. Diese wurden durch starkes
Blasen mit kräftigen Gebläsen erreicht. Auf Brennstoffökonomie
wurde dabei keine Rücksicht genommen, auch nicht darauf, daſs
durch das starke Blasen die Oefen in kurzer Zeit im Innern
ausbrannten und zerstört wurden. Diese Methode des rücksichtslosen
Darauflosblasens (American rapid driving) hielt in der folgenden Zeit
eine Reihe von Jahren an.

Der im Jahre 1879 in Europa eingeführte Thomasprozeſs kam in
Amerika zunächst nicht zur Anwendung, weil der Reichtum an reinen
Erzen, aus denen sich ein gutes Bessemerroheisen erblasen lieſs, dies
überflüssig erscheinen lieſs. Doch beschäftigte sich Alexander
Holley
seit 1880 bis kurz vor seinem Tode mit Projekten und Prin-
zipien zur Anlage von Thomaswerken. Dagegen kam die Fabrikation
von Herdfluſsstahl immer mehr in Aufnahme. Die Erzeugung des-
selben stieg von 1879 bis 1880 von 56290 Tonnen auf 112953 Tonnen.
Die Erzeugung des Roheisens erhöhte sich in derselben Zeit von

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[1288/1304] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Ersatz der Holzkohlen durch Anthrazitpulver, auf dem Crescent-Stahl- werke bei Pittsburgh durch Verwendung von Schwefelkiesrückständen (blue billy) Fortschritte gemacht. Dieses Verfahren wurde auf dem Sligo-Eisenwerke bei Pittsburgh verbessert. Das Produkt war nur als Rohmaterial für den Martinprozeſs verwendbar. Der Martinprozeſs machte keine besonderen Fortschritte, weil man die Schienenenden beim Bessemern in die Birne warf, sowohl um sie zu verwerten, als um zu heiſsem Gange entgegenzuarbeiten. 1879 war in Hocking Valley, Ohio, eine Eisenindustrie erblüht auf Grund günstiger natürlicher Verhältnisse, indem sich Kohlen, Erze und Kalkstein in nächster Nähe fanden. 13 Hochöfen, von denen die meisten 1877 erbaut waren, lieferten damals das billigste Roh- eisen der Vereinigten Staaten. Die Edgar Thomson-Werke bei Pittsburgh zeichneten sich unter der Leitung von Kapitän Wm. R. Jones durch hervorragende Leistungen aus. Ein neuer Hochofen (B) wurde mit geschlossener Brust und acht Windformen zugestellt. Er erhielt eine Höhe von 24,511 m und eine Weite von 6,096 m im Kohlensack, 4,767 m in der Gicht und 2,743 m im Gestell. Dieser Ofen erzeugte am 17. Mai 1880 184 Tonnen Roheisen und erzielte eine Wochenproduktion von 1137 Tonnen. Das Bessemerstahlwerk lieferte 2853 Tonnen rohe Blöcke, 2712 Tonnen vorgewalzte Blöcke und 2116 Tonnen Schienen in einer Woche. Diese Leistungen erregten groſses Aufsehen, und seitdem fing, namentlich bei dem Hochofenbetrieb, ein scharfer Wettbewerb gröſserer Produktionen an. Diese wurden durch starkes Blasen mit kräftigen Gebläsen erreicht. Auf Brennstoffökonomie wurde dabei keine Rücksicht genommen, auch nicht darauf, daſs durch das starke Blasen die Oefen in kurzer Zeit im Innern ausbrannten und zerstört wurden. Diese Methode des rücksichtslosen Darauflosblasens (American rapid driving) hielt in der folgenden Zeit eine Reihe von Jahren an. Der im Jahre 1879 in Europa eingeführte Thomasprozeſs kam in Amerika zunächst nicht zur Anwendung, weil der Reichtum an reinen Erzen, aus denen sich ein gutes Bessemerroheisen erblasen lieſs, dies überflüssig erscheinen lieſs. Doch beschäftigte sich Alexander Holley seit 1880 bis kurz vor seinem Tode mit Projekten und Prin- zipien zur Anlage von Thomaswerken. Dagegen kam die Fabrikation von Herdfluſsstahl immer mehr in Aufnahme. Die Erzeugung des- selben stieg von 1879 bis 1880 von 56290 Tonnen auf 112953 Tonnen. Die Erzeugung des Roheisens erhöhte sich in derselben Zeit von

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1304>, abgerufen am 23.11.2024.