während 1886 448 Kilotonnen Eisen- und 878 Tonnen Stahlschienen, von letzteren also über 66 Prozent dargestellt wurden. Mit dem Jahre 1886 erreichte die Fabrikation von Schweisseisenschienen über- haupt ihr Ende und wurden seitdem nur Flusseisenschienen erzeugt, im Jahre 1886 rund 1600 Kilotonnen, während die fremde Einfuhr auf 40 Kilotonnen gesunken war.
Die Länge der Eisenbahnlinien der Vereinigten Staaten war von 1871 bis 1886 von 106583 km auf 222010 km gestiegen. Mit dem Jahre 1889 hörte die Einfuhr fremder (englischer) Eisenbahnschienen auf und deckte das Land seinen Bedarf, der 1898 2013 Kilotonnen erreichte, selbst. Die Bessemerstahlfabrikation ist aber von 1870 bis 1899 von 42 Kilotonnen auf 7708 Kilotonnen gewachsen. 1901 betrug die Erzeugung von Blöcken 8853 Kilotonnen.
Wohl haben die Vereinigten Staaten einen erstaunlichen Reichtum an den Rohstoffen, die für die Eisenerzeugung erforderlich sind, dennoch befindet sich nur Alabama in der glücklichen Lage wie Schott- land, wo man Erze und Steinkohlen so nahe beisammen findet, dass man sie aus denselben Schächten fördern kann. Die wichtigsten Eisenerzablagerungen liegen von den Steinkohlenlagern weit getrennt und müssen dieselben teils mit Schiffen zu Wasser, teils mit Eisen- bahnen zu Lande dem einen oder dem anderen Gebiete zugeführt werden. So liegen die reichen und vorzüglichen Erze am Oberen See in den Staaten Minnesota, Wiskonsin und Michigan weit ab von dem Steinkohlengebiete und müssen dorthin gebracht werden, während andererseits die steinkohlenreichen Staaten Pennsylvanien, Ohio und Illinois verhältnismässig arm an Eisenerzen und auf die Zufuhr von den reichen Lagerstätten angewiesen sind. Die Frachten sind deshalb in Amerika ein besonders wichtiger Faktor für die Eisenindustrie und sind besonders billige Eisenbahnfrachten und gute Ladevorrichtungen die Existenzbedingung vieler Eisenwerke. Was in Bezug auf billigen Massentransport die nordamerikanischen Eisenbahnen leisten, ist be- wunderungswürdig und unerreicht. Nur dadurch können die ameri- kanischen Eisenwerke so billig produzieren. Dennoch sind es nur Qualitätserze, die die weiten Transporte ertragen können, und dürfen die Werke, die sie beziehen, auch nur Qualitätseisen daraus darstellen. Dies geschieht, indem man das vorzügliche Roheisen an Ort und Stelle in Flussstahl und zwar meist in Bessemerstahl überführt und daraus fertige Waren in vorzüglich eingerichteten Walzwerken herstellt. Anders verhält es sich in den Ländern, wo sich Erze und Steinkohlen zusammen- finden, wie dies namentlich in Alabama und Tennessee der Fall ist.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
während 1886 448 Kilotonnen Eisen- und 878 Tonnen Stahlschienen, von letzteren also über 66 Prozent dargestellt wurden. Mit dem Jahre 1886 erreichte die Fabrikation von Schweiſseisenschienen über- haupt ihr Ende und wurden seitdem nur Fluſseisenschienen erzeugt, im Jahre 1886 rund 1600 Kilotonnen, während die fremde Einfuhr auf 40 Kilotonnen gesunken war.
Die Länge der Eisenbahnlinien der Vereinigten Staaten war von 1871 bis 1886 von 106583 km auf 222010 km gestiegen. Mit dem Jahre 1889 hörte die Einfuhr fremder (englischer) Eisenbahnschienen auf und deckte das Land seinen Bedarf, der 1898 2013 Kilotonnen erreichte, selbst. Die Bessemerstahlfabrikation ist aber von 1870 bis 1899 von 42 Kilotonnen auf 7708 Kilotonnen gewachsen. 1901 betrug die Erzeugung von Blöcken 8853 Kilotonnen.
Wohl haben die Vereinigten Staaten einen erstaunlichen Reichtum an den Rohstoffen, die für die Eisenerzeugung erforderlich sind, dennoch befindet sich nur Alabama in der glücklichen Lage wie Schott- land, wo man Erze und Steinkohlen so nahe beisammen findet, daſs man sie aus denselben Schächten fördern kann. Die wichtigsten Eisenerzablagerungen liegen von den Steinkohlenlagern weit getrennt und müssen dieselben teils mit Schiffen zu Wasser, teils mit Eisen- bahnen zu Lande dem einen oder dem anderen Gebiete zugeführt werden. So liegen die reichen und vorzüglichen Erze am Oberen See in den Staaten Minnesota, Wiskonsin und Michigan weit ab von dem Steinkohlengebiete und müssen dorthin gebracht werden, während andererseits die steinkohlenreichen Staaten Pennsylvanien, Ohio und Illinois verhältnismäſsig arm an Eisenerzen und auf die Zufuhr von den reichen Lagerstätten angewiesen sind. Die Frachten sind deshalb in Amerika ein besonders wichtiger Faktor für die Eisenindustrie und sind besonders billige Eisenbahnfrachten und gute Ladevorrichtungen die Existenzbedingung vieler Eisenwerke. Was in Bezug auf billigen Massentransport die nordamerikanischen Eisenbahnen leisten, ist be- wunderungswürdig und unerreicht. Nur dadurch können die ameri- kanischen Eisenwerke so billig produzieren. Dennoch sind es nur Qualitätserze, die die weiten Transporte ertragen können, und dürfen die Werke, die sie beziehen, auch nur Qualitätseisen daraus darstellen. Dies geschieht, indem man das vorzügliche Roheisen an Ort und Stelle in Fluſsstahl und zwar meist in Bessemerstahl überführt und daraus fertige Waren in vorzüglich eingerichteten Walzwerken herstellt. Anders verhält es sich in den Ländern, wo sich Erze und Steinkohlen zusammen- finden, wie dies namentlich in Alabama und Tennessee der Fall ist.
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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
während 1886 448 Kilotonnen Eisen- und 878 Tonnen Stahlschienen,
von letzteren also über 66 Prozent dargestellt wurden. Mit dem
Jahre 1886 erreichte die Fabrikation von Schweiſseisenschienen über-
haupt ihr Ende und wurden seitdem nur Fluſseisenschienen erzeugt,
im Jahre 1886 rund 1600 Kilotonnen, während die fremde Einfuhr
auf 40 Kilotonnen gesunken war.
Die Länge der Eisenbahnlinien der Vereinigten Staaten war von
1871 bis 1886 von 106583 km auf 222010 km gestiegen. Mit dem
Jahre 1889 hörte die Einfuhr fremder (englischer) Eisenbahnschienen
auf und deckte das Land seinen Bedarf, der 1898 2013 Kilotonnen
erreichte, selbst. Die Bessemerstahlfabrikation ist aber von 1870 bis
1899 von 42 Kilotonnen auf 7708 Kilotonnen gewachsen. 1901 betrug
die Erzeugung von Blöcken 8853 Kilotonnen.
Wohl haben die Vereinigten Staaten einen erstaunlichen Reichtum
an den Rohstoffen, die für die Eisenerzeugung erforderlich sind,
dennoch befindet sich nur Alabama in der glücklichen Lage wie Schott-
land, wo man Erze und Steinkohlen so nahe beisammen findet, daſs
man sie aus denselben Schächten fördern kann. Die wichtigsten
Eisenerzablagerungen liegen von den Steinkohlenlagern weit getrennt
und müssen dieselben teils mit Schiffen zu Wasser, teils mit Eisen-
bahnen zu Lande dem einen oder dem anderen Gebiete zugeführt
werden. So liegen die reichen und vorzüglichen Erze am Oberen See
in den Staaten Minnesota, Wiskonsin und Michigan weit ab von dem
Steinkohlengebiete und müssen dorthin gebracht werden, während
andererseits die steinkohlenreichen Staaten Pennsylvanien, Ohio und
Illinois verhältnismäſsig arm an Eisenerzen und auf die Zufuhr von
den reichen Lagerstätten angewiesen sind. Die Frachten sind deshalb
in Amerika ein besonders wichtiger Faktor für die Eisenindustrie und
sind besonders billige Eisenbahnfrachten und gute Ladevorrichtungen
die Existenzbedingung vieler Eisenwerke. Was in Bezug auf billigen
Massentransport die nordamerikanischen Eisenbahnen leisten, ist be-
wunderungswürdig und unerreicht. Nur dadurch können die ameri-
kanischen Eisenwerke so billig produzieren. Dennoch sind es nur
Qualitätserze, die die weiten Transporte ertragen können, und dürfen
die Werke, die sie beziehen, auch nur Qualitätseisen daraus darstellen.
Dies geschieht, indem man das vorzügliche Roheisen an Ort und Stelle
in Fluſsstahl und zwar meist in Bessemerstahl überführt und daraus
fertige Waren in vorzüglich eingerichteten Walzwerken herstellt. Anders
verhält es sich in den Ländern, wo sich Erze und Steinkohlen zusammen-
finden, wie dies namentlich in Alabama und Tennessee der Fall ist.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1293>, abgerufen am 23.11.2024.
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