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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Spanien.
langte die Flussstahlbereitung ungeachtet des vorzüglichen Roheisens
erst Ende der achtziger Jahre einen grösseren Umfang. 1885 wurden
361 Tonnen, 1889 49124 Tonnen, 1896 aber schon 104571 Tonnen
erzeugt und zwar sowohl im Konverter wie im Martinofen. 1896
waren folgende Flussstahlwerke in Betrieb:

1. Die Gesellschaft Altos Hornos in Bilbao mit zwei Bessemer-
konvertern für je 9 bis 10 Tonnen Einsatz, einem Siemens-Martinofen
für 11 Tonnen und 14 Puddelöfen; diese Gesellschaft, die schon 1891
78300 Tonnen Flussstahlblöcke erzeugte, hatte ihre eigene Kokerei
und ein Panzerplattenwalzwerk.
2. Die Biscaya-Companie, ebenfalls am Flusse Nervion bei Bilbao,
mit drei Robertkonvertern zu 5 Tonnen und vier Siemens-Martinöfen,
zwei sauren und zwei basischen, zu je 12 Tonnen Einsatz, sowie vier
Puddelöfen, zusammen mit einer Jahreserzeugung von 25000 Tonnen
Flusseisen und 6000 Tonnen Schweisseisen.
3. Duro & Co. in Asturien mit drei Siemens-Martinöfen, 20 Puddel-
öfen und einer Jahresproduktion von 7000 Tonnen Flusseisen und
22000 Tonnen Schweisseisen.
4. Mieres mit einem Siemens-Martinofen von 7000 Tonnen Fluss-
eisen Jahresleistung.

Im Martinofen arbeitete man meist mit Erzzusatz; so bestand auf
dem asturischen Werke La Felguera der Einsatz aus 30 Prozent Roh-
eisen und 70 Prozent Alteisen bei einem Erzzusatz von 0,25 Tonnen
auf 8 Tonnen fertige Blöcke. Hierbei wurden in 61/2 Arbeitstagen
16 bis 18 Chargen gemacht, während bei einem Erzzusatz von 0,5 bis
0,6 Tonnen auf das gleiche Quantum die Chargenzahl auf 14 zurück-
ging. Die Herstellungskosten einer Tonne Flussstahlingots betrugen
bei Bilbao 45,45 österreichische Gulden, in Asturien beim Martinver-
fahren 50,76 Gulden.

Die Eisenerzausfuhr nahm nicht nur in Nordspanien, sondern auch
in den Südprovinzen zu, so exportierte im Jahre 1892 Murcia 388000
Tonnen, Almeria 174350 Tonnen und Malaga 70700 Tonnen. Die Gruben
im südlichen Spanien lagen in der Sierra Alhamilla, Sierra de Bedar,
Sierra de Enmadro und Morata. Eine lange Seilbahn, von dem Deutschen
J. Pohlig erbaut, führte von den Gruben nach dem Hafen von Garucha.

Da im Bilbaodistrikt die besten Erze Campanil und Vena dulce
immer seltener wurden, so ersetzte man sie zum Teil durch geröstete
Spateisensteine. 1896 wurden in Biscaya 17 Röstöfen betrieben, die
150000 Tonnen geröstete Erze lieferten. 1897 betrug die Förderung
der Gesellschaft La Orconera 957710 Tonnen. Es gab im Bilbao-

Spanien.
langte die Fluſsstahlbereitung ungeachtet des vorzüglichen Roheisens
erst Ende der achtziger Jahre einen gröſseren Umfang. 1885 wurden
361 Tonnen, 1889 49124 Tonnen, 1896 aber schon 104571 Tonnen
erzeugt und zwar sowohl im Konverter wie im Martinofen. 1896
waren folgende Fluſsstahlwerke in Betrieb:

1. Die Gesellschaft Altos Hornos in Bilbao mit zwei Bessemer-
konvertern für je 9 bis 10 Tonnen Einsatz, einem Siemens-Martinofen
für 11 Tonnen und 14 Puddelöfen; diese Gesellschaft, die schon 1891
78300 Tonnen Fluſsstahlblöcke erzeugte, hatte ihre eigene Kokerei
und ein Panzerplattenwalzwerk.
2. Die Biscaya-Companie, ebenfalls am Flusse Nervion bei Bilbao,
mit drei Robertkonvertern zu 5 Tonnen und vier Siemens-Martinöfen,
zwei sauren und zwei basischen, zu je 12 Tonnen Einsatz, sowie vier
Puddelöfen, zusammen mit einer Jahreserzeugung von 25000 Tonnen
Fluſseisen und 6000 Tonnen Schweiſseisen.
3. Duro & Co. in Asturien mit drei Siemens-Martinöfen, 20 Puddel-
öfen und einer Jahresproduktion von 7000 Tonnen Fluſseisen und
22000 Tonnen Schweiſseisen.
4. Mieres mit einem Siemens-Martinofen von 7000 Tonnen Fluſs-
eisen Jahresleistung.

Im Martinofen arbeitete man meist mit Erzzusatz; so bestand auf
dem asturischen Werke La Felguera der Einsatz aus 30 Prozent Roh-
eisen und 70 Prozent Alteisen bei einem Erzzusatz von 0,25 Tonnen
auf 8 Tonnen fertige Blöcke. Hierbei wurden in 6½ Arbeitstagen
16 bis 18 Chargen gemacht, während bei einem Erzzusatz von 0,5 bis
0,6 Tonnen auf das gleiche Quantum die Chargenzahl auf 14 zurück-
ging. Die Herstellungskosten einer Tonne Fluſsstahlingots betrugen
bei Bilbao 45,45 österreichische Gulden, in Asturien beim Martinver-
fahren 50,76 Gulden.

Die Eisenerzausfuhr nahm nicht nur in Nordspanien, sondern auch
in den Südprovinzen zu, so exportierte im Jahre 1892 Murcia 388000
Tonnen, Almeria 174350 Tonnen und Malaga 70700 Tonnen. Die Gruben
im südlichen Spanien lagen in der Sierra Alhamilla, Sierra de Bédar,
Sierra de Enmadro und Morata. Eine lange Seilbahn, von dem Deutschen
J. Pohlig erbaut, führte von den Gruben nach dem Hafen von Garucha.

Da im Bilbaodistrikt die besten Erze Campanil und Vena dulce
immer seltener wurden, so ersetzte man sie zum Teil durch geröstete
Spateisensteine. 1896 wurden in Biscaya 17 Röstöfen betrieben, die
150000 Tonnen geröstete Erze lieferten. 1897 betrug die Förderung
der Gesellschaft La Orconera 957710 Tonnen. Es gab im Bilbao-

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[1252/1268] Spanien. langte die Fluſsstahlbereitung ungeachtet des vorzüglichen Roheisens erst Ende der achtziger Jahre einen gröſseren Umfang. 1885 wurden 361 Tonnen, 1889 49124 Tonnen, 1896 aber schon 104571 Tonnen erzeugt und zwar sowohl im Konverter wie im Martinofen. 1896 waren folgende Fluſsstahlwerke in Betrieb: 1. Die Gesellschaft Altos Hornos in Bilbao mit zwei Bessemer- konvertern für je 9 bis 10 Tonnen Einsatz, einem Siemens-Martinofen für 11 Tonnen und 14 Puddelöfen; diese Gesellschaft, die schon 1891 78300 Tonnen Fluſsstahlblöcke erzeugte, hatte ihre eigene Kokerei und ein Panzerplattenwalzwerk. 2. Die Biscaya-Companie, ebenfalls am Flusse Nervion bei Bilbao, mit drei Robertkonvertern zu 5 Tonnen und vier Siemens-Martinöfen, zwei sauren und zwei basischen, zu je 12 Tonnen Einsatz, sowie vier Puddelöfen, zusammen mit einer Jahreserzeugung von 25000 Tonnen Fluſseisen und 6000 Tonnen Schweiſseisen. 3. Duro & Co. in Asturien mit drei Siemens-Martinöfen, 20 Puddel- öfen und einer Jahresproduktion von 7000 Tonnen Fluſseisen und 22000 Tonnen Schweiſseisen. 4. Mieres mit einem Siemens-Martinofen von 7000 Tonnen Fluſs- eisen Jahresleistung. Im Martinofen arbeitete man meist mit Erzzusatz; so bestand auf dem asturischen Werke La Felguera der Einsatz aus 30 Prozent Roh- eisen und 70 Prozent Alteisen bei einem Erzzusatz von 0,25 Tonnen auf 8 Tonnen fertige Blöcke. Hierbei wurden in 6½ Arbeitstagen 16 bis 18 Chargen gemacht, während bei einem Erzzusatz von 0,5 bis 0,6 Tonnen auf das gleiche Quantum die Chargenzahl auf 14 zurück- ging. Die Herstellungskosten einer Tonne Fluſsstahlingots betrugen bei Bilbao 45,45 österreichische Gulden, in Asturien beim Martinver- fahren 50,76 Gulden. Die Eisenerzausfuhr nahm nicht nur in Nordspanien, sondern auch in den Südprovinzen zu, so exportierte im Jahre 1892 Murcia 388000 Tonnen, Almeria 174350 Tonnen und Malaga 70700 Tonnen. Die Gruben im südlichen Spanien lagen in der Sierra Alhamilla, Sierra de Bédar, Sierra de Enmadro und Morata. Eine lange Seilbahn, von dem Deutschen J. Pohlig erbaut, führte von den Gruben nach dem Hafen von Garucha. Da im Bilbaodistrikt die besten Erze Campanil und Vena dulce immer seltener wurden, so ersetzte man sie zum Teil durch geröstete Spateisensteine. 1896 wurden in Biscaya 17 Röstöfen betrieben, die 150000 Tonnen geröstete Erze lieferten. 1897 betrug die Förderung der Gesellschaft La Orconera 957710 Tonnen. Es gab im Bilbao-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1268>, abgerufen am 23.11.2024.