Eisenbereitung einen grossen Aufschwung genommen, allerdings zumeist durch fremdes Kapital und fremde Intelligenz. Auch die grossartige Erzgewinnung im Bergwerksdistrikt von Bilbao entwickelte sich auf diese Weise. 1863 gingen die ersten Probesendungen von Bilbaoerzen nach England und Frankreich. 1871 wurden von Bilbao bereits 286000 Tonnen Eisenerze von Somorostro und 60000 Tonnen von anderen Orten verschifft. 1872 wurde die Orconera-Eisengesell- schaft zur Ausbeutung der Somorostroerze mit einem Kapital von 21/2 Mill. Frcs. gegründet. Die Gesellschaft bestand aus der Dowlais- und Consett-Eisenwerksgesellschaft in England, der Firma Friedrich Krupp in Essen in Deutschland und dem Hause Ybarra-Hermanos zu Bilbao in Spanien. Durch den Karlistenkrieg, der sich haupt- sächlich in den baskischen Provinzen abspielte, wurde die Entwickelung der Eisenindustrie gehemmt, dennoch nahm auch die Eisenbereitung ziemlich rasch zu. 1870 wurden schon 54078 Tonnen Roheisen und 36163 Tonnen Schmiedeeisen dargestellt. Bei Santander befand sich ein Hochofen, der schon 1832 erbaut war, in Asturien hatten die Felguerawerke einen, und die Miereswerke im Caredalthal zwei Hoch- öfen. Später wurde auf letzterem Werke noch ein dritter Hochofen erbaut. Das Puddel- und Walzwerk, das 28 Puddelöfen besass, er- zeugte 10000 bis 12000 Tonnen Schmiedeeisen.
Es gab in den siebziger Jahren noch viele Catalanschmieden, in welchen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen geschmolzen wurde Hieraus erklärt sich die grosse Zahl der Eisenwerke im Verhältnis zur Produktion. 1878 gab es 68 Eisenwerke, welche etwa 50000 Tonnen Roheisen und 40000 Tonnen Schmiedeeisen erzeugten. Ybarra & Co. stellten 1872 Eisen nach Chenots Verfahren auf der Hütte El Desierto bei Bilbao dar. Justino Delpon hatte Gurlts direkte Eisengewinnung schon 1863 zu Bolueta eingeführt.
Obgleich die Bilbaoerze ganz besonders für den Bessemerbetrieb geeignet waren, war die Stahlerzeugung Spaniens doch nur gering. Die grösste Stahlhütte war zu Taco, wo 1870 16 Mann beschäftigt waren, die 231 Tonnen Stahl erzeugten. Nach Beendigung des Karlistenkrieges 1876 hob sich die Eisenindustrie Spaniens. Die Biscayahütte wurde den neuesten Anforderungen entsprechend von der Gesellschaft John Cockerill in Seraing gebaut. 1877 wurden in Spanien 577 Tonnen Stahl dargestellt. 1872 hatte die Biscaya- gesellschaft drei Robertkonverter von je 21/2 Tonnen Fassungs- vermögen in Betrieb gesetzt. Erst Ende der siebziger Jahre wurde der Bessemerprozess von der Altos Hornosgesellschaft und der Siemens-
Beck, Geschichte des Eisens. 79
Spanien.
Eisenbereitung einen groſsen Aufschwung genommen, allerdings zumeist durch fremdes Kapital und fremde Intelligenz. Auch die groſsartige Erzgewinnung im Bergwerksdistrikt von Bilbao entwickelte sich auf diese Weise. 1863 gingen die ersten Probesendungen von Bilbaoerzen nach England und Frankreich. 1871 wurden von Bilbao bereits 286000 Tonnen Eisenerze von Somorostro und 60000 Tonnen von anderen Orten verschifft. 1872 wurde die Orconera-Eisengesell- schaft zur Ausbeutung der Somorostroerze mit einem Kapital von 2½ Mill. Frcs. gegründet. Die Gesellschaft bestand aus der Dowlais- und Consett-Eisenwerksgesellschaft in England, der Firma Friedrich Krupp in Essen in Deutschland und dem Hause Ybarra-Hermanos zu Bilbao in Spanien. Durch den Karlistenkrieg, der sich haupt- sächlich in den baskischen Provinzen abspielte, wurde die Entwickelung der Eisenindustrie gehemmt, dennoch nahm auch die Eisenbereitung ziemlich rasch zu. 1870 wurden schon 54078 Tonnen Roheisen und 36163 Tonnen Schmiedeeisen dargestellt. Bei Santander befand sich ein Hochofen, der schon 1832 erbaut war, in Asturien hatten die Felguerawerke einen, und die Miereswerke im Caredalthal zwei Hoch- öfen. Später wurde auf letzterem Werke noch ein dritter Hochofen erbaut. Das Puddel- und Walzwerk, das 28 Puddelöfen besaſs, er- zeugte 10000 bis 12000 Tonnen Schmiedeeisen.
Es gab in den siebziger Jahren noch viele Catalanschmieden, in welchen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen geschmolzen wurde Hieraus erklärt sich die groſse Zahl der Eisenwerke im Verhältnis zur Produktion. 1878 gab es 68 Eisenwerke, welche etwa 50000 Tonnen Roheisen und 40000 Tonnen Schmiedeeisen erzeugten. Ybarra & Co. stellten 1872 Eisen nach Chenots Verfahren auf der Hütte El Desierto bei Bilbao dar. Justino Delpon hatte Gurlts direkte Eisengewinnung schon 1863 zu Bolueta eingeführt.
Obgleich die Bilbaoerze ganz besonders für den Bessemerbetrieb geeignet waren, war die Stahlerzeugung Spaniens doch nur gering. Die gröſste Stahlhütte war zu Taco, wo 1870 16 Mann beschäftigt waren, die 231 Tonnen Stahl erzeugten. Nach Beendigung des Karlistenkrieges 1876 hob sich die Eisenindustrie Spaniens. Die Biscayahütte wurde den neuesten Anforderungen entsprechend von der Gesellschaft John Cockerill in Seraing gebaut. 1877 wurden in Spanien 577 Tonnen Stahl dargestellt. 1872 hatte die Biscaya- gesellschaft drei Robertkonverter von je 2½ Tonnen Fassungs- vermögen in Betrieb gesetzt. Erst Ende der siebziger Jahre wurde der Bessemerprozeſs von der Altos Hornosgesellschaft und der Siemens-
Beck, Geschichte des Eisens. 79
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Spanien.
Eisenbereitung einen groſsen Aufschwung genommen, allerdings
zumeist durch fremdes Kapital und fremde Intelligenz. Auch die
groſsartige Erzgewinnung im Bergwerksdistrikt von Bilbao entwickelte
sich auf diese Weise. 1863 gingen die ersten Probesendungen von
Bilbaoerzen nach England und Frankreich. 1871 wurden von Bilbao
bereits 286000 Tonnen Eisenerze von Somorostro und 60000 Tonnen
von anderen Orten verschifft. 1872 wurde die Orconera-Eisengesell-
schaft zur Ausbeutung der Somorostroerze mit einem Kapital von
2½ Mill. Frcs. gegründet. Die Gesellschaft bestand aus der Dowlais-
und Consett-Eisenwerksgesellschaft in England, der Firma Friedrich
Krupp in Essen in Deutschland und dem Hause Ybarra-Hermanos
zu Bilbao in Spanien. Durch den Karlistenkrieg, der sich haupt-
sächlich in den baskischen Provinzen abspielte, wurde die Entwickelung
der Eisenindustrie gehemmt, dennoch nahm auch die Eisenbereitung
ziemlich rasch zu. 1870 wurden schon 54078 Tonnen Roheisen und
36163 Tonnen Schmiedeeisen dargestellt. Bei Santander befand sich
ein Hochofen, der schon 1832 erbaut war, in Asturien hatten die
Felguerawerke einen, und die Miereswerke im Caredalthal zwei Hoch-
öfen. Später wurde auf letzterem Werke noch ein dritter Hochofen
erbaut. Das Puddel- und Walzwerk, das 28 Puddelöfen besaſs, er-
zeugte 10000 bis 12000 Tonnen Schmiedeeisen.
Es gab in den siebziger Jahren noch viele Catalanschmieden, in
welchen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen geschmolzen wurde
Hieraus erklärt sich die groſse Zahl der Eisenwerke im Verhältnis zur
Produktion. 1878 gab es 68 Eisenwerke, welche etwa 50000 Tonnen
Roheisen und 40000 Tonnen Schmiedeeisen erzeugten. Ybarra & Co.
stellten 1872 Eisen nach Chenots Verfahren auf der Hütte El Desierto
bei Bilbao dar. Justino Delpon hatte Gurlts direkte Eisengewinnung
schon 1863 zu Bolueta eingeführt.
Obgleich die Bilbaoerze ganz besonders für den Bessemerbetrieb
geeignet waren, war die Stahlerzeugung Spaniens doch nur gering.
Die gröſste Stahlhütte war zu Taco, wo 1870 16 Mann beschäftigt
waren, die 231 Tonnen Stahl erzeugten. Nach Beendigung des
Karlistenkrieges 1876 hob sich die Eisenindustrie Spaniens. Die
Biscayahütte wurde den neuesten Anforderungen entsprechend von
der Gesellschaft John Cockerill in Seraing gebaut. 1877 wurden
in Spanien 577 Tonnen Stahl dargestellt. 1872 hatte die Biscaya-
gesellschaft drei Robertkonverter von je 2½ Tonnen Fassungs-
vermögen in Betrieb gesetzt. Erst Ende der siebziger Jahre wurde
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1265>, abgerufen am 23.11.2024.
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